Thomas | Die Backup-Männer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

Reihe: Ross-Thomas-Edition

Thomas Die Backup-Männer

Ein McCorkle-und-Padillo-Fall
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-89581-294-1
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein McCorkle-und-Padillo-Fall

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

Reihe: Ross-Thomas-Edition

ISBN: 978-3-89581-294-1
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nachdem Padillo, McCorkles Geschäftspartner der gemeinsamen Bar, von seiner Geheimdienst-Vergangenheit eingeholt wird und kurz darauf ein ehemaliger Kollege Padillos in McCorkles Wohnung tot aufgefunden wird, bleibt dem Duo keine Wahl: Es gilt, den zukünftigen König des ölreichen arabischen Staates Llaquah zu beschützen. Auf dem Weg zum entscheidenden Treffen mit den Öl- Gesellschaften entwickelt sich dabei ein erbitter- ter Kampf um Leben und Tod.

Ross Thomas (1926-1995) war ein amerikanischer Autor und Journalist. In den 50er Jahren richtete er das AFN-Büro in Bonn ein und arbeitete als Journalist, Gewerkschaftssprecher und PR- und Wahlkampfberater für Politiker in den USA. Seine Erfahrungen verarbeitete er in seinen Politthrillern, in denen er vor allem die Hintergründe des (amerikanischen) Politikbetriebs bloßstellt. Ihm wurde zweimal der Edgar Allan Poe Award und mehrmals der Deutsche Krimi Preis verliehen.

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2 Vor einigen Jahren hatten Padillo und ich eine Kneipe mit Namen Mac’s Place in Bonn am Rhein besessen. Genau genommen war das in Bad Godesberg gewesen, und es hatte einigen Ärger gegeben, bei dem das Lokal in die Luft gesprengt worden war, und dann war Padillo über ein Jahr lang verschwunden gewesen. Ich hatte geheiratet und in Washington ein paar Blocks nördlich der K Street und etwas westlich von der Connecticut Avenue eine andere Kneipe eröffnet. Auch sie hieß Mac’s Place, und noch hatte niemand sie in die Luft gesprengt; obwohl es, als Padillo wieder auftauchte, einige Schwierigkeiten mit einem schwarzen Washingtoner Gangster, einem Agenten des Rauschgiftdezernats und dem sterbenden weißen Ministerpräsidenten eines südafrikanischen Landes gegeben hatte, der von Padillo verlangte, er solle ihn durch ein Attentat töten; doch war es nichts, was nicht geregelt werden konnte, ohne daß mehr als drei oder vier Personen dabei ums Leben kamen. Ich träume kaum noch davon. Manche sagen, Mac’s Place sei inzwischen etwas abgenutzt, aber ich sehe darin lieber ein Anzeichen von Reife. Die Beleuchtung ist angenehm gedämpft, und deshalb kann das Lokal gut als Zuflucht für Leute dienen, die gern mal mit der Frau eines anderen zu Mittag essen oder einen Drink nehmen. Der Service ist schnell, leise und unaufdringlich, die Getränke angemessen gekühlt und vielleicht mehr als großzügig, und wer sich für den jüngsten Klatsch interessiert, kann sich an die Bar setzen und zuhören, wie Karl, der Chefbarkeeper, jeden beliebigen Charakter oder Ruf völlig unvoreingenommen seziert. Die Speisekarte ist zugegeben beschränkt und zugegeben teuer, aber wenn man Geschmack an Hähnchen oder Steaks hat, findet man hier die besten Hähnchen und Steaks der Stadt. Padillo und ich hatten daran gedacht, ein weiteres Lokal in einer von vier Städten zu eröffnen, und deshalb befand er sich in Chicago, als Walter Gothar kam und ihn sprechen wollte. Die Städte, die wir uns ausgesucht hatten, waren neben Chicago New York, Los Angeles und San Francisco. Ich hatte gerade eine Woche damit verbracht, mich in New York umzusehen, um festzustellen, daß die Stadt wirklich nicht noch eine weitere Kneipe brauchte. Sobald Padillo von Chicago zurück war, beabsichtigte ich, mir San Francisco anzusehen, weil ich dort geboren war, und Padillo würde Los Angeles überprüfen, weil er vor langer Zeit mal dort gelebt hatte. Der einzige Grund, weshalb wir an eine Erweiterung dachten, war der Rat unserer Steuerberater gewesen, wir sollten mit unseren Gewinnen etwas unternehmen, sonst würden wir bald ein neues Raketenabwehrsystem oder Napalm oder etwas vergleichbar Nützliches mitfinanzieren. Eine weitere Kneipe erschien sinnvoller als das, und obgleich keiner von uns ein leidenschaftlicher Expansionist war, fanden wir es doch ganz nett, im Lande herumzureisen und uns anzusehen, was sich eines Tages zur Konkurrenz auswachsen könnte. Als Padillo am nächsten Morgen kam, wirkte er entspannt, sogar sorglos, deshalb war ich der Überzeugung, daß auch Chicago keinen Bedarf an einer weiteren Kneipe hatte. Nachdem wir uns begrüßt hatten, holte er sich eine Tasse Kaffee und kam damit zur Bar. »Wie war es?« sagte ich. Er schüttelte den Kopf. »Es mangelt dort am richtigen Ambiente.« Es war der gleiche Satz, mit dem ich New York abgetan hatte. Uns beiden gefiel der Ausdruck, weil einer der Washingtoner Journalisten über Mac’s Place einmal geschrieben hatte, das Restaurant habe »ein ungewöhnliches Ambiente, das erforscht zu werden verdiene«, und es waren Tage vergangen, bevor Karl zugab, daß er nach dem Lexikon gegriffen habe, um sich zu vergewissern, daß die Gesundheitsbehörde daraufhin nicht unser Lokal schließen konnte. »Wann willst du dich in Los Angeles umsehen?« sagte ich. »Nächsten Monat, denke ich. Hast du immer noch vor, nächste Woche nach San Francisco zu fliegen?« Ich nickte. »Nächste oder übernächste Woche.« »Was hörst du von Fredl?« »Das übliche ›Ich wollte, du wärst hier‹.« »Vielleicht hättest du sie begleiten sollen.« »Ich habe mir nie viel aus Frankfurt gemacht«, sagte ich. Meine Frau war Washingtoner Korrespondentin einer Frankfurter Zeitung, jener, die in ihren Leitartikeln immer noch sorgenvolle Überlegungen anstellte, ob England in die EWG aufgenommen werden solle; sie war zur jährlichen Redaktionskonferenz nach Deutschland geflogen. Die meisten Auslandskorrespondenten in Washington nannten sie entweder Fredl oder Freddie, in Frankfurt jedoch war sie Frau Dr. McCorkle, was bestimmt mit einem schönen gutturalen Gurgeln ausgesprochen wurde. Neben einem scharfen Verstand besaß meine Frau Aussehen, Stil und Witz, und wir stritten uns selten öfter als zwei- oder dreimal im Jahr, und mich überraschte es nicht, daß ich sie sehr vermißte. »Hat irgendwer für mich angerufen?« fragte Padillo. Ich griff nach einigen Zetteln und reichte sie ihm. Es waren telefonische Nachrichten, die entweder ich oder Herr Horst, unser Zuchtmeister von einem Oberkellner, der zwei Prozent unserer Nettoeinnahmen erhielt und der Ansicht war, daß Padillo schon längst hätte heiraten sollen, entgegengenommen hatten. Die Anrufe kamen meistens von jungen, atemlosen Frauenstimmen, die wissen wollten, wann Mr. Padillo wohl wieder in der Stadt sei und ob es mir schrecklich viel ausmachen würde, ihn zu bitten, Margaret oder Ruth oder Helen anzurufen, sobald er zurück sei. »Die eine, die sich Sadie nannte, hörte sich nett an«, sagte ich. »Irgendwie altmodisch.« Padillo blätterte durch die Zettel und nickte abwesend. »Sie spielt Waldhorn bei den Symphonikern«, sagte er. »Sonst noch etwas?« »Ich habe eine Nachricht von Walter Gothar für dich.« Padillos glattes olivfarbenes Gesicht nahm einen Ausdruck an, den ich manchmal als seine spanische Miene bezeichne. Seine dunkelbraunen Augen wurden schmal, und sein Mund spannte sich zu einer dünnen Linie. Ich fand, er sah dann irgendwie wie ein Matador aus, dem man einen gefährlichen Stier untergejubelt hat. »Telefonisch?« »Nein, er hat sie persönlich überbracht.« »Helles Haar, beinahe weiß? Sieht aus, als ob er nächste Woche als Rekrut eingezogen werden würde?« »Das ist er.« »Was wollte er?« »Ich soll dir sagen, daß er die Farm nicht kaufen will.« Padillo stellte seine Kaffeetasse ab, ging hinter die Bar, suchte die bauchige Haig-Flasche und schenkte sich einen ordentlichen Drink ein. Er sah mich an, und ich schüttelte den Kopf. Padillo schlürfte seinen Scotch und ließ die Augen durch den leeren Raum wandern, als ob er sich fragte, wieviel das alles bei einer Zwangsversteigerung einbringen würde. »Hat Gothar gesagt, daß er sie nicht kaufen will oder daß wir sie nicht kaufen wollen?« Ich versuchte, mich zu erinnern. »Er hat ›wir‹ gesagt.« Es gibt Menschen, die niemals die Stirn zu runzeln scheinen, und Padillo war einer von ihnen. Doch diesmal tat er es, und es verlieh seinem Gesicht einen merkwürdig abweisenden Ausdruck. »Hat er noch was gesagt?« »Daß er heute um diese Zeit vorbeikommt, um dich zu sehen. Ist er ein alter Freund von dir?« Padillo schüttelte den Kopf. »Sein Bruder war einer, sein älterer Bruder. Wir haben ein paarmal zusammen gearbeitet und waren uns gegenseitig Gefälligkeiten schuldig. Ich glaube, ich schuldete ihm noch eine, als er im vergangenen Jahr in Beirut getötet wurde. Man sagte, es sei in Beirut gewesen.« »Mir kam die Nachricht etwas offenkundig vor.« Padillo seufzte. Das tat er etwa ebensooft wie die Stirn runzeln – ein- oder zweimal im Jahr. »Wenn man versucht, am Leben zu bleiben, kann man sich allzuviel Subtilität nicht leisten. Aber er hat ›wir‹ gesagt, nicht wahr?« »Er hat ›wir‹ gesagt.« »Sie arbeiten als Team.« »Was tun sie beruflich?« Padillo zündete sich eine Zigarette an, bevor er antwortete. »Mehr oder weniger das gleiche, was ich mal getan habe. Es liegt ihnen im Blut. Die Gothars treiben das seit den Tagen Napoleons. Karl Schulmeister hat sie Anfang des achtzehnten Jahrhunderts in das Geschäft eingeführt. Sie sind Schweizer und haben immer für den Meistbietenden gearbeitet. ›Nur Verstand und kein Herz‹«, sagte er, als sei es ein Zitat. »Wer hat das über sie gesagt?« »General Savary hat es über Schulmeister gesagt, als er ihn Napoleon vorstellte. Es paßt aber auch auf die Gothars – auf das, was von ihnen übrig ist. Deshalb erscheine ich vielleicht etwas überrascht. Sie gehören nicht zu der Sorte, die vorbeikommt und um Hilfe bittet.« »Wer ist die andere Hälfte des Teams?« »Gothars Zwilling.« Ich zeigte auf den Haig. »Ich glaube, ich leiste dir doch Gesellschaft. Ein gleichaussehendes Paar von Gothars kommt mir ein bißchen üppig vor.« »Sie sehen nicht direkt gleich aus«, sagte Padillo und schenkte mir einen Drink...


Ross Thomas (1926-1995) war ein amerikanischer Autor und Journalist. In den 50er Jahren richtete er das AFN-Büro in Bonn ein und arbeitete als Journalist, Gewerkschaftssprecher und PR- und Wahlkampfberater für Politiker in den USA. Seine Erfahrungen verarbeitete er in seinen Politthrillern, in denen er vor allem die Hintergründe des (amerikanischen) Politikbetriebs bloßstellt. Ihm wurde zweimal der Edgar Allan Poe Award und mehrmals der Deutsche Krimi Preis verliehen.



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