E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8732-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Als zweites von acht Kindern wurde Patricia Thayer in Muncie, Indiana geboren. Sie besuchte die Ball State University und wenig später ging sie in den Westen. Orange County in Kalifornien wurde für viele Jahre ihre Heimat. Sie genoss dort nicht nur das warme Klima, sondern auch die Gesellschaft und Unterstützung anderer Autoren. Sie fühlt sich dort wie in einer Familie aufgehoben. Wenn sie gerade nicht an einer neuen Geschichte arbeitet, reist sie gerne durch die USA und Europa. Sie ist seit mehr als 36 Jahren verheiratet. Sie haben zwei erwachsene Söhne und drei Enkelkinder. Sie ist ehrenamtliche Helferin im 'Großeltern Autismus Netz'. Patricia Thayer hat über zwanzig Jahre über 30 Bücher geschrieben. Sie ist für den 'National Reader's Choice Award' und den RITA® Award nominiert worden. Gewonnen hat sie den Romantic Times Reviewer's Choice award. Sie war Gastrednerin an einer Grundschule und unterrichtet angehende Autoren an einer High School.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL Es fiel Rick Covelli nicht leicht, nach Haven Springs, Indiana, zurückzukehren. Vor sechs Jahre war er von zu Hause fortgegangen und nur einmal kurz zurückgekehrt. Zur Beerdigung seines Vaters vor zwei Jahren. Er hoffte, dass seine Familie den verlorenen Sohn wieder in ihrem Schoß aufnehmen würde. Rick betrat „Maria’s Ristorante“, atmete den vertrauten Duft ein und erinnerte sich an eine glücklich Kindheit. Seine Aufregung wuchs, als er sich an den Gästen vorbeidrängte, die auf einen Tisch warteten. Das Lokal schien gut zu laufen. Eine Kellnerin näherte sich ihm. „Wie viele Personen, Sir?“ Rick betrachtete die junge Frau. Die dichten, honigblonden Haare fielen ihr in weichen Locken über die Schultern. Auf der Nase hatte sie lustige Sommersprossen. Als sein Blick auf ihre großen, blauen Augen fiel, erkannte er sie. Jill Morgan. Er hatte sie nie vergessen. „Ich brauche keinen Tisch. Ich suche Maria.“ Jill schaute ihn überrascht an. Auch sie erinnerte sich an ihn. „Ich … hole sie.“ Sie eilte davon. Schmerzliche Erinnerungen an jenen Tag vor zwei Jahren wurden wach – den Tag, an dem sein Vater beerdigt worden war, und Freunde der Familie ins Haus gekommen waren, um ihr Beileid zu bekunden. Rick hatte schließlich die Kondolationen nicht länger ertragen, egal, wie gut sie auch gemeint waren, und war nach draußen gegangen, um etwas frische Luft zu schnappen. Dort war er einem blauäugigen Engel begegnet – Jill Morgan. Rick wurde aus seinen Gedanken gerissen, als jemand seinen Namen rief. Von der anderen Seite des Raumes kam seine Mutter auf ihn zugelaufen. Die kleine grauhaarige Frau begrüßte ihn mit einem alles verzeihenden Lächeln und einer herzlichen Umarmung. „Oh Rick, du bist nach Hause gekommen!“ Zögernd sah er sie an. „Freust du dich wirklich, mich zu sehen?“ Tränen strömten Maria Covelli über die Wangen, als sie sein Gesicht umfasste und ihn küsste. „Du bist mein Sohn. Natürlich freue ich mich.“ Rick hatte vor Rührung einen Kloß im Hals. Gleichgültig, was passierte, er konnte immer auf seine Mutter zählen. Nachdem auch nonna Vittoria und seine Schwester Angelina ihn willkommen geheißen hatten, setzten sie sich an den Tisch, der für die Familie und die Angestellten reserviert war. „Oh Junge, du musst halb verhungert sein!“, rief Maria entsetzt. „Du bestehst ja nur noch aus Haut und Knochen!“ Bevor er protestieren konnte, war sie schon in der Küche verschwunden. Nonna folgte ihr auf den Fersen. Rick lächelte seine Schwester an. „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.“ Durch das Fenster hatte Jill das Motorrad auf der Main Street gesehen, als sie gerade einen Gast bediente. Doch nie im Leben hätte sie vermutet, dass der Fahrer Rick Covelli sein könnte. Der Sohn, der seine Familie verlassen und damit das Herz der Mutter gebrochen hatte. Und dann war er ins Lokal geschlendert, groß, schlank, ganz in Schwarz gekleidet, lächelnd. Ein Traummann. Sein Haarschnitt war kurz genug, um zivilisiert genannt werden zu können, und trotzdem so lang, dass er ihm ein wildes Aussehen verlieh. Das Gefährlichste waren jedoch seine schwarzen Augen. Ein Blick in diese Augen, und eine Frau träumte von Dingen, von denen sie besser nicht träumte. Jill holte tief Luft, als sie seine breiten Schultern und die muskulöse Brust betrachtete. Zu der schwarzen Lederjacke trug er ein schwarzes, eng anliegendes T-Shirt und schwarze Jeans. Sie riss sich von seinem Anblick los und steuerte auf die Küche zu. Rick Covelli war anders als alle Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. Und sie hatte nicht damit gerechnet, ihn jemals wieder zu sehen. „Jill“, rief Maria aus der Küche. Ihre Augen strahlten vor Glück. Jill eilte zu ihr. „Ja, Maria?“ „Würdest du Rick bitte das Essen bringen und ihm sagen, dass ich sofort wieder bei ihm bin?“ „Natürlich.“ Jill lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war. Innerlich bebend nahm sie den Teller und verließ die Küche. Rick trank einen Schluck von seinem Chianti. Langsam wich die Spannung von ihm, die er verspürte, seit er die Grenze nach Indiana überquert und das Ortsschild von Haven Springs passiert hatte. Es gab viele Dinge in seinem Leben, die er bedauerte. Vor allem war er unglücklich darüber, dass er es nicht geschafft hatte, eine freundschaftliche Beziehung zu seinem Vater aufzubauen. Rafaele Covelli sen. war gestorben, bevor Rick sich mit ihm versöhnen konnte. „Entschuldige, bitte.“ Eine leise weibliche Stimme erregte Ricks Aufmerksamkeit. Jill Morgan. Ihre frische, natürliche Schönheit faszinierte ihn und zog ihn magisch an. Normalerweise bevorzugte er den reiferen, weltgewandten Typ von Frau. „Deine Mutter hat mich gebeten, dir das Essen zu bringen“, sagte sie. Sie reichte ihm einen Teller mit Marias berühmten fettuccine alla marinara. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. „Danke.“ Rick nahm ihr den Teller ab, und dabei berührten sich ihre Hände. Hastig zog sie ihre zurück. „Ich habe das Brot vergessen“, erklärte sie und verschwand, bevor er sie daran hindern konnte. Rick dachte an den Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten. Es war nach der Beerdigung seines Vaters gewesen. Er war mit einer Flasche Wein hinaus in den Garten gegangen. Schluchzend hatte er sich auf die verwitterte Bank fallen lassen, die er mit seinem Vater geschreinert hatte, als er gerade acht Jahre alt gewesen war. Es war einfach nicht fair. Sein Vater war noch so jung gewesen. Warum war er gestorben? Und dann auch noch durch einen dummen Unfall. Rick wurde vom Schuldbewusstsein überwältigt. Wenn er hier gewesen wäre – wenn er der Sohn gewesen wäre, den sein Vater sich gewünscht hatte – dann hätte er Seite an Seite mit Rafaele gearbeitet. Vielleicht hatte er verhindern können, dass sein Vater unter den Trümmern des einstürzenden Hauses begraben wurde. Jetzt konnte er seinem Vater nicht mehr sagen, dass … dass es ihm leidtat. Ein Geräusch ließ Rick aufblicken. Nicht weit von ihm entfernt, vor einem Rosenbeet, stand eine Frau. Im Mondlicht konnte er erkennen, dass lockiges, blondes Haar ihr hübsches Gesicht umrahmte. Ihre Züge spiegelten gleichermaßen Sorge und Verlegenheit wider. „Tut mir leid. Ich wollte Sie nicht stören. Ich habe etwas frische Luft geschnappt.“ Sie wandte sich ab, um zu gehen. Plötzlich wollte Rick nicht mehr allein sein. „Du siehst aus wie ein Engel.“ „Ich bin kein Engel, Mr Covelli.“ Ihre Stimme klang traurig. „Gut. Ich auch nicht“, scherzte er. Dann wurde er ernst. „Sag ruhig Rick zu mir. Wie heißt du?“ „Jill. Jill Morgan.“ „Jill, ich bin im Moment nicht sehr gesellig, aber … aber vielleicht könntest du ein wenig bei mir bleiben.“ Sie rieb sich über die Arme. „Ich gehe besser hinein.“ Er stand auf und zog sein Jackett aus. „Hier. Zieh das an, dann wird dir wärmer.“ Er legte ihr seine Jacke über die schmalen Schultern. „Bitte, setz dich einfach zu mir.“ Zwei Stunden lang saßen sie auf der Bank. Er sprach über seinen Vater. Sie hörte geduldig zu und unterbrach ihn nicht ein einziges Mal, um ihm irgendwelche Vorwürfe zu machen. Vielleicht hatte er sie deshalb nie vergessen. „Wenn das nicht der verlorene Sohn ist!“ Rick kehrte mit den Gedanken in die Gegenwart zurück und blickte auf. Sein älterer Bruder Rafe näherte sich. Die beiden Männer umarmten sich. „Ich stelle fest, dass du dich äußerlich nicht verändert hast.“ „Und du scheinst mich immer noch um mein Aussehen zu beneiden.“ Rafe lachte. Der kräftige, ein Meter achtzig große Mann setzte sich zu Rick an den Tisch. Rafe war der Älteste der drei Covelli-Geschwister und schlug im Gegensatz zu den anderen beiden am ehesten nach dem Vater. Rafe hatte nach dem Tod seines Vaters die Schreinerei übernommen. Er hatte hart gearbeitet, aber seine Bemühungen reichten gerade aus, das Familienunternehmen über Wasser zu halten. Das Nesthäkchen der Familie war ihre schöne und verwöhnte Schwester Angelina. Sie hatte soeben das College beendet und arbeitete im Büro von „Covelli and Sons“. Ihr Cousin, Tony Covelli, war der Finanzberater der Firma. Er führte die Bücher und teilte das Budget mit strenger Hand ein. Jetzt war Rick nach langer Abwesenheit zurückgekehrt. War es zu spät, um seinen Platz in der Familie zu behaupten? Jill erschien und stellte einen Korb mit Brot auf den Tisch. Sie lächelte und entfernte sich schleunigst. Rick genoss ihren Anblick. „Du verschwendest nur deine Zeit“, meinte Rafe. „Wovon sprichst du?“ „Jill. Du hast keine Chance bei ihr.“ Rick betrachtete Jill. Sie war groß, schlank und hatte unglaublich lange Beine. Und sie hatte etwas an sich, das einen Mann von heißen Nächten auf kühlen Satinlaken träumen ließ. Rick griff nach seinem Glas und trank einen großen Schluck. Er hoffte, damit die erregenden Gedanken hinunterspülen zu können. „Jill Morgan hat dich also schon abblitzen lassen, Bruderherz?“, neckte Rick. Rafe schnaubte verächtlich. „Zum Ärger unserer Mutter hat sie bisher jeden Mann abblitzen lassen, seit sie vor zwei Jahren in die Stadt gekommen ist“, erzählte Rafe. „Hast du sie beim Begräbnis unseres Vaters kennengelernt?“ Rick dachte nur ungern an die Zeit zurück. Der Schock über den Tod des Vaters, die Verzweiflung seiner Mutter, die Zeit, die er versäumt hatte, weil...