E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8780-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Cathy Gillen Thacker ist eine Vollzeit-Ehefrau, - Mutter und - Autorin, die mit dem Schreiben für ihr eigenes Amusement angefangen hat, als sie Mutterschaftszeit hatte. Zwanzig Jahre und mehr als 50 veröffentlichte Romane später ist sie bekannt für ihre humorvollen romantischen Themen und warme Familiengeschichten. Wenn sie schreibt, ist ihr größter Wunsch zu unterhalten und mit ihren Worten aufzubauen. 'Menschen den Mut und die Kraft zu geben, zu träumen.' Ihre Bücher erscheinen zahlreich auf Bestseller - Listen und sind in 17 Sprachen übersetzt und in 35 Ländern in der ganzen Welt veröffentlicht.
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2. KAPITEL Edmund trug den Kinderstuhl, den Laufstall, zwei Koffer, zwei Pakete Windeln und einen Karton mit Babynahrung ins Haus. „Jetzt sind nur noch ein Ranzen und ein Karton mit Spielzeug und Märchenbüchern im Auto. Brauchst du das auch?“ Emily nickte. „Eigentlich ja.“ Er holte die Sachen herein und trug sie zur Rückseite des Cottage, wo die Schlafzimmer lagen. Mit dem Kopf deutete er zu einem kleinen, in Blau gehaltenen Raum mit einem breiten Himmelbett, das sich seit Generationen im Besitz der Familie befand. „Das ist meines. Und nebenan ist Chloes.“ Er ging weiter in ein sonniges, gelb gestrichenes Zimmer mit einem Einzelbett und einer Kommode an einer Seite und einem Kinderbett und Wickeltisch an der anderen. „Dieses Zimmer musst du dir mit Bobby teilen. Zumindest vorläufig.“ „Kein Problem.“ Edmund stellte den Karton mit dem Spielzeug in eine Ecke. „Der Verschluss an diesem Ranzen ist locker.“ Er untersuchte die Schnalle und versuchte, die winzige Schraube zu befestigen, die sich aus der Halterung in dem weichen Leder gelockert hatte. „Schon gut. Gib ihn mir“, drängte Emily und griff nach dem Ranzen. Aus Angst, die winzigen Teile könnten verloren gehen, hielt Edmund den Ranzen fest, während sie daran zerrte. Das Schnappschloss gab nach. Papiere, ein Laptop und vier dicke Bündel Geldscheine ergossen sich auf das Bett. Emily errötete unwillkürlich. „Ich kann es dir erklären.“ Er blätterte durch die neuen, knisternden Scheine und warf sie dann zurück auf das Bett. „Hast du eine Bank ausgeraubt?“ „Sehr witzig.“ Sie kramte in ihrer Handtasche und reichte ihm einen Beleg von ihrer Bank in Maryland. „Wie du siehst, habe ich das Geld heute Morgen von meinem Konto abgehoben.“ „Und du hast das Konto aufgelöst“, stellte er fest. Seine Hand berührte ihre, als er ihr den Beleg zurückgab. Ihre Haut prickelte. „Warum?“ Er blickte sie durchdringend an. „Wenn du gar nicht vorhattest, den Job hier anzunehmen?“ „Ich habe beschlossen, nach Süden zu ziehen. An einen tropischen Ort, wo Bobby das ganze Jahr über draußen spielen kann.“ „Das kann ich durchaus verstehen. Vor allem angesichts der augenblicklichen Wetterlage.“ Er musterte Emily nach wie vor sehr eindringlich. „Aber warum hast du Bargeld statt eines Schecks genommen?“ Gute Frage, dachte Emily. „Du musst es mir nicht sagen.“ Sanft nahm er ihre Hand in seine. „Ich glaube, ich weiß die Antwort darauf.“ Er setzte sich auf das Bett und zog sie neben sich. „Du willst nicht aufgespürt werden, und ein Scheck könnte zurückverfolgt werden. Die Frage ist nur, warum du nicht aufgespürt werden willst. Wer könnte nach dir suchen oder dich derart bedrohen, dass du untertauchen musst?“ Als sie nicht antwortete, ließ er ihre Hand los und stand auf. „Na ja, es ist nicht schwer, das herauszufinden“, fuhr er fort und ging zum Telefon auf dem Nachttisch. „Bitte nicht.“ Emily sprang auf und nahm ihn am Arm. „Ich sage es dir. Aber bitte“, flüsterte sie mit Tränen in den Augen, „lass niemanden von meinen Bekannten in Maryland wissen, dass ich hier bin.“ Edmund umfasste ihre Schultern und blickte ihr in die Augen. „Ich verspreche, dass ich es nicht tun werde … unter der Bedingung, dass du aufrichtig zu mir bist.“ Sie holte tief Luft. „Brians Eltern wollen das Sorgerecht für Bobby. Ich vermute es schon lange. Sie haben wiederholt versucht, mich dazu zu bewegen, mit Bobby bei ihnen einzuziehen.“ „Aber das wolltest du nicht.“ Sie entzog sich seinem Griff und strich sich durch das Haar. „Nein. Wir kommen nicht besonders gut miteinander aus. Das war schon so, als Brian noch lebte.“ „Gib dir nicht die Schuld daran.“ Edmund nahm die Geldbündel vom Bett, steckte sie zurück in den Ranzen und schloss ihn. „Er ist auch nicht besonders gut mit ihnen ausgekommen.“ Emily nickte. „Wir haben einfach zu verschiedene Wertvorstellungen.“ Sie trat an das Fenster und beobachtete die beständig rieselnden Schneeflocken. „Aber damit hätte ich leben können.“ „Was ist denn geschehen?“ Sie schluckte. Es fiel ihr schwer, darüber zu reden, sogar mit ihm. „Gestern Abend habe ich von einem gemeinsamen Freund erfahren, dass Whit und Andrea beabsichtigen, mich für erziehungsunfähig erklären zu lassen, weil ich wieder arbeiten will, anstatt bei ihnen einzuziehen. Sie wollten heute eine einstweilige Verfügung erwirken, die ihnen sofort das Sorgerecht für Bobby überträgt, bis der Fall abschließend vor Gericht geklärt werden kann.“ „Du glaubst doch wohl nicht, dass ein Richter ihre Klage gegen dich ernst genommen hätte!“, rief Edmund verblüfft. Ihr Herz pochte, als er sich ihr näherte. Sie holte tief Luft, begegnete seinem Blick und berichtete ihm die Fakten. „Geld und Einfluss dürften nicht mehr zählen als die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind, aber wir wissen beide, dass es in der Realität anders aussieht. Die Bancrofts haben beide ein Vermögen von ihren Familien geerbt. Sie können Bobby sehr vieles bieten, Privatschulen und Reisen nach Europa und so weiter. Ich dagegen lebe zurzeit von Brians Lebensversicherung. Momentan ist es eine Frage von Haben oder nicht Haben. Und ich befürchte, der Richter wird entscheiden, dass er es bei ihnen besser hat als bei mir.“ „Wenn ich mich recht erinnere, hatte Brian eine Art Treuhandvermögen auf seinen Namen. Im Wert von einer Million oder mehr.“ „Ja, das stimmt“, bestätigte Emily stoisch. „Von seinem Großvater. Aber er war noch nicht in den Genuss gekommen, und momentan wird vor dem Nachlassgericht darüber verhandelt.“ „Wer ist der Begünstigte?“ „Bobby – und beziehungsweise oder der Vermögensverwalter von Brians Nachlass, der ich im Moment bin.“ „Demnach müsste der Richter das Vermögen bei seiner Entscheidung berücksichtigen“, entgegnete Edmund sachlich. „Aber wenn er es nicht tut?“, rief Emily verzweifelt. „Was ist, wenn das Nachlassgericht entscheidet, dass die Bancrofts dieses Vermögen für Bobby verwalten sollen? Dann habe ich meinem Sohn in finanzieller Hinsicht sehr wenig zu bieten und sie noch mehr als bisher.“ Edmund runzelte missbilligend die Stirn. „Ich verstehe nicht, warum sie sich so verhalten.“ Sie selbst hatte sich diese Frage unzählige Male gestellt. „Ich glaube, es gibt mehrere Gründe. Der dringendste scheint zu sein, dass sie Brian vermissen und furchtbar um ihn trauern.“ Wie sie es fast ein Jahr lang getan hatte. Doch nun war sie bereit, sich einem neuen Lebensabschnitt zuzuwenden, während die Bancrofts es nicht waren. „Sie betrachten Bobby als ihre letzte Verbindung zu ihm. Sie wollen ihn als einen Bancroft erziehen, ohne jeglichen Einfluss von mir, und sie werden alles dafür tun. Sogar Lügen würden sie über mich verbreiten.“ „Du musst dich dagegen wehren. Schließlich bist du seine Mutter!“ Emily stieß ein zittriges Lachen aus und begann, im Raum umherzugehen. „Die Bancrofts haben mehr Geld und Beziehungen, als ich mir je erträumen könnte. In ganz Maryland gibt es keinen Richter, der sich gegen sie auf meine Seite stellen würde“, murmelte sie niedergeschlagen. Edmund schwieg einen Moment und lauschte den Kindern, die offensichtlich glücklich und zufrieden miteinander spielten. Leise und nachdrücklich konstatierte er: „Das kann ich nicht glauben.“ „Ich habe es auch nicht glauben können, bis ich herausgefunden habe, dass sie mich vor Gericht zerren wollten. Sie behaupten, mein Urteilsvermögen hinsichtlich meines Sohnes wäre mangelhaft. Ich sei unfähig, ihn zur erziehen, und sogar eine Gefahr für ihn.“ Sie rieb sich die Arme gegen die Kälte, die plötzlich in ihr aufstieg. „Sie wissen, dass ich Anfang nächster Woche die Stadt verlassen wollte und dass ihr Einfluss nicht mehr so groß ist, wenn ich in einem anderen Staat wohne. Also haben sie ihre Beziehungen spielen lassen und eine gerichtliche Anhörung arrangiert, bevor ich irgendwo einen Job annehmen konnte.“ „Eine Art Präventivschlag“, sinnierte er. „Ja. Um zu verhindern, dass ich mit Bobby irgendwohin gehe, wo ich eine faire Anhörung erhalten könnte.“ „Also hast du die Stadt verlassen und unterwegs dein Bankkonto aufgelöst.“ Sie nickte. „Ich dachte mir, dass es wesentlich schwerer ist, mich aufzuspüren, wenn ich keine Kreditkarte oder Schecks benutze.“ „Wissen sie, dass du beabsichtigt hattest, hier bei mir einen Job anzunehmen?“ Emily seufzte erleichtert. „Nein. Zum Glück sind wir in unserer Diskussion nie so weit gekommen. Sie sind an die Decke gegangen, sobald ich erwähnt habe, dass ich einen Job annehmen wollte, der es mir ermöglicht, ein bisschen unabhängig zu sein, gutes Geld zu verdienen und zu Hause bei Bobby zu bleiben“ Sie schüttelte den Kopf und berichtete niedergeschlagen: „Es hat ihnen nie gefallen, dass ich Lehrerin bin und aus sehr bescheidenen Verhältnissen stamme. Aber die Vorstellung, dass ich eine Stelle als Kindermädchen annehme, hat sie vollends auf die Palme gebracht. Sie haben es mir absolut verboten.“ „Es wäre ihnen peinlich, wenn du als Hausangestellte arbeitest.“ „Sehr. Was wirklich albern ist, denn sich um Kinder zu kümmern ist die wichtigste Aufgabe der Welt … vor allem, wenn sie bereits so viel Kummer erlebt haben wie Chloe und Bobby“, sagte sie mit sanfter, herzlicher Stimme. „Ich bin der Meinung, dass es wirklich gut für Bobby wäre, mit einem anderen Kind aufzuwachsen, das ebenfalls so jung ein...