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E-Book, Deutsch, 93 Seiten

Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie

Svaldi / Tuschen-Caffier Ratgeber Bulimie

Informationen für Betroffene und Angehörige

E-Book, Deutsch, 93 Seiten

Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8409-1907-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Zeitweise beim Essen etwas „aufzupassen“ und hin und wieder zu viel zu essen sind Verhaltensweisen, die bei sehr vielen Menschen vorkommen. Ebenso sind viele Menschen, insbesondere Frauen, aber zunehmend auch Männer, mit ihrem Körper unzufrieden. Bei den meisten Menschen sind diese Verhaltensweisen und Empfindungen temporär und daher harmlos. Für Menschen mit einer Bulimia nervosa sind das Hungern und der Verlust jeglicher Beherrschung beim Essen jedoch ständige Begleiter mit dem Ziel, an Gewicht zu verlieren, um sich selbst und den eigenen Körper besser annehmen zu können. Die Folgen sind schwerwiegende körperliche und psychische Begleiterscheinungen, die – wenn nicht oder unangemessen behandelt – einen erheblichen Verlust der Lebensqualität, Belastungen in der Familie und sogar eine verkürzte Lebenserwartung mit sich bringen. Dabei stehen erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Der Ratgeber klärt Betroffene und Angehörige über das Krankheitsbild, den Verlauf, die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Bulimia nervosa auf. Er geht auf erste Selbsthilfemöglichkeiten ein und hilft den Betroffenen und deren Angehörigen, die Bulimie besser zu verstehen. Zudem informiert der Ratgeber darüber, wo Betroffene und Angehörige Hilfe bekommen. Er kann auch begleitend zu einer laufenden Behandlung gelesen werden und unterstützt dabei die Therapie.
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Zielgruppe


Personen, die an einer Bulimia nervosa leiden, Angehörige, Ärztliche und Psychologische Psychotherapeut_innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut_innen, Fachärzt_innen für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psycholog_innen, Psychologische Berater_innen, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Weitere Infos & Material


1;Inhalt und Vorwort;7
1.1;Vorwort;9
2;1Bulimia nervosa – Was ist das?;10
2.1;1.1Die drei Kernsymptome der Bulimia nervosa;10
2.2;1.2Wie erkennt man eine Bulimia nervosa?;15
2.3;1.3Die Diagnosekriterien;17
2.4;1.4Der Verlauf der Bulimia nervosa;21
2.5;1.5Körperliche Folgen;21
2.6;1.6Psychische Begleiterscheinungen;24
2.7;1.7Wie verbreitet ist die Bulimia nervosa?;25
3;2Wie entsteht eine Bulimia nervosa und warum geht sie nicht von alleine weg?;27
3.1;2.1Risikofaktoren;27
3.2;2.2Was löst Ess-Brechanfälle aus und warum treten sie immer wieder auf?;36
3.3;2.3Warum? – Erforschung von Ursachen, Auslösern und Aufrechterhaltung der Bulimia nervosa;45
4;3Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?;47
4.1;3.1Psychotherapien;48
4.2;3.2Medikamentöse Behandlung;55
5;4Schritte erfolgreicher Selbsthilfe;57
5.1;4.1Führen Sie ein Ernährungstagebuch;59
5.2;4.2Essen Sie regelmäßig;63
5.3;4.3Erweitern Sie Ihr Nahrungsmittelspektrum;67
5.4;4.4Wiegen Sie sich, aber nur wöchentlich!;70
5.5;4.5Beenden Sie Purging-Verhalten und exzessive Bewegung;72
5.6;4.6Finden Sie Alternativen zum Umgang mit stressbedingten Ess-Brechanfällen;75
5.7;4.7Entwickeln Sie eine wohlwollende und akzeptierende Haltung gegenüber dem eigenen Körper;80
5.8;4.8Was Angehörige tun können;82
5.9;4.9Wo bekommt man Hilfe?;83
6;Anhang;86
6.1;Zitierte Literatur;86
6.2;Weiterführende Literatur;87
6.3;Arbeitsblätter;89


|25|2  Wie entsteht eine Bulimia nervosa und warum geht sie nicht von alleine weg?

Bisher haben Sie in diesem Ratgeber viel über die Kernsymptome der Bulimie, deren körperliche und psychische Folgeerscheinungen erfahren und Möglichkeiten zur Selbstbeurteilung einer Bulimie kennengelernt. Immer wieder fragen sich Betroffene und deren Angehörige zurecht, warum man an einer Bulimie erkrankt. Eine einfache und voll umfängliche Antwort auf diese Frage gibt es allerdings nicht, da die Entstehung der Bulimie im Zusammenhang mit vielfältigen Risiko-, aber auch Schutzfaktoren zu sehen ist, die von Person zu Person sehr unterschiedlich sind und zu individuellen Problemkonstellation führen können. Es ist daher nicht zielführend, von einer Hauptursache der Bulimie zu sprechen.
In den Medien wird häufig das gesellschaftliche Schlankheitsideal als Hauptursache für die Entstehung einer Bulimie aufgeführt. Solche Aussagen sind jedoch zu oberflächlich, zu verallgemeinernd und falsch. Gerade am Beispiel des Schlankheitsideals wird deutlich, dass dieses niemals als alleiniger Faktor für die Entstehung einer Bulimie verantwortlich sein kann, da nahezu 100?% der Frauen diesem Ideal ausgesetzt sind, aber nur die allerwenigsten eine Bulimie entwickeln. Richtig ist die Aussage, dass das Schlankheitsideal ein notwendiger, aber eben kein hinreichender Faktor für die Entstehung einer Bulimie ist.
Im Folgenden wird auf einige Risikofaktoren und Bedingungen eingegangen, die mit Blick auf die Entstehung einer Bulimie wichtig sind. Während einige dieser Bedingungen nicht veränderbar sind (z.?B. die genetische Ausstattung, die eine Person mitbringt, ihr Geschlecht), stellen etliche veränderbare Bedingungen die Grundlage für die (erfolgreiche) Behandlung dar.
2.1  Risikofaktoren

Risikofaktoren beziehen sich auf Erfahrungen und Bedingungen, die die Wahrscheinlichkeit für die spätere Entwicklung einer Bulimie erhöhen. Risi|26|kofaktoren müssen demnach vor Beginn der Bulimie vorhanden gewesen sein. Im Hinblick auf die im Folgenden vorgestellten Risikofaktoren gilt es dabei zu bedenken, dass das Vorhandensein eines einzelnen Risikofaktors nicht bedeutet, dass eine Person zwangsläufig eine Bulimie entwickelt. So zum Beispiel haben Männer ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf nach einer Ansteckung mit Covid-19. Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Mann, der sich mit Covid-19 infiziert, einen schweren Verlauf haben wird. In der Tat ist es so, dass für die allermeisten Männer eine Covid-19-Infektion asymptomatisch bzw. mit nur milden Symptomen verläuft. Erst in Kombination mit anderen Risikofaktoren, wie z.?B. die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Blutgruppe, ein hohes Alter und bestimmte Vorerkrankungen, erhöht sich die Vorhersagekraft hinsichtlich des Krankheitsverlaufs eines männlichen Patienten mit Covid-19.
Auf der anderen Seite gilt es zu bedenken, dass Risikofaktoren durch bestimmte andere, günstige Bedingungen, sogenannte Schutzfaktoren, abgemildert bzw. kompensiert werden können. So entwickeln viele Soldaten nach Kampfeinsätzen in Kriegsgebieten eine Posttraumatische Belastungsstörung. Das Risiko für die Entwicklung einer solchen Posttraumatischen Belastungsstörung nach einem Kampfeinsatz ist jedoch geringer für Soldaten, die ihr soziales Umfeld unterstützend wahrnehmen und positive Problemlösestrategien besitzen.
Da Risikofaktoren etwas über die Wahrscheinlichkeit aussagen, mit der man eine Erkrankung erwerben wird, beinhaltet eine sorgfältige und präzise Ermittlung der Faktoren die Erfassung bestimmter Persönlichkeitseigenschaften, Erfahrungen und biologischer Dispositionen noch vor Beginn der Erkrankung. Nur so kann letztlich sichergestellt sein, dass eine bestimmte Persönlichkeitseigenschaft oder Erfahrung u.?a. nicht die Folge der Erkrankung darstellt. So zum Beispiel kann es sein, dass familiäre Spannungen die Wahrscheinlichkeit eines Ess-Brechanfalls erhöhen. Auf der anderen Seite könnte es genauso wahrscheinlich sein, dass Spannungen innerhalb der Familie die Folge von Ess-Brechanfällen sind. Um zu testen, ob familiäre Spannungen tatsächlich die Wahrscheinlichkeit von Ess-Brechanfällen erhöhen (und damit einen Risikofaktor für die Entstehung einer Bulimie darstellen) müssten familiäre Konflikte zunächst in einem sehr frühen Alter bei noch gesunden (nicht an Bulimie erkrankten) Kindern erfasst werden. Sind diese Kinder dann im mittleren Erwachse|27|nenalter, sprich, in einem Alter, in dem eine erstmalige Erkrankung an Bulimie unwahrscheinlich wird, müsste geprüft werden, welches dieser Kinder eine Bulimie entwickelt hat und welches nicht. Haben dann nur jene Kinder eine Bulimie entwickelt, deren familiäres Zusammenleben von starken Konflikten geprägt war, wären familiäre Konflikte ein „gesicherter“ Risikofaktor.
Aufgrund der geringen Prävalenz der Bulimie ist die Durchführung solcher prospektiver (in die Zukunft angelegte) Langzeitstudien jedoch sehr aufwändig und teuer. Bezogen auf das obige Beispiel müssten nämlich sehr viele Kinder hinsichtlich ihrer familiären Situation getestet werden, um sicherzustellen, dass später im frühen Erwachsenenalter ausreichend viele dieser Kinder an Bulimie erkrankt sein werden. Dies ist insofern wichtig, als dass sich ein Zusammenhang zwischen familiärem Zusammenleben und Bulimie nur dann ergeben kann, wenn es ausreichend viele Personen mit Bulimie in der Studie gäbe.
Aufgrund der hohen Kosten und des hohen Aufwands prospektiver Langzeitstudien stammt die Ermittlung von Risikofaktoren im Bereich der Bulimie-Forschung nach wie vor vorwiegend aus sogenannten retrospektiven Querschnittstudien. Das bedeutet, dass in vielen Studien bereits an Bulimie erkrankte Personen hinsichtlich bestimmter Bedingungen (z.?B. familiäre Konflikte) nachträglich befragt wurden. Diese Bedingungen werden dann auch in einer Gruppe von Personen erfasst, die der Bulimie-Gruppe in vielerlei Hinsicht ähnlich ist (z.?B. Alter, Geschlecht, Einkommen, u.?v.?m.), aber nicht an Bulimie erkrankt ist. Durch diesen Vergleich wird dann ersichtlich, ob eine bestimmte Bedingung in der Bulimie-Gruppe häufiger vorkommt als in der Gruppe der Nichterkrankten (Kontrollgruppe). Aus diesem Vergleich wird dann geschlossen, dass ein solcher Faktor möglicherweise die Wahrscheinlichkeit für eine Bulimie erhöht. Damit ist jedoch nicht gesichert, ob die erfassten Bedingungen tatsächlich Ursache der Erkrankung oder eben eine Folge der Erkrankung sind. Ebenso ist dadurch nicht gesichert, ob die Auffälligkeiten tatsächlich auf die Bulimie, oder aber auf die anderen psychischen Leiden (z.?B. Ängste, Depression), die mit einer Bulimie oft einhergehen, zurückzuführen sind. Letztlich ist es daher im Rahmen der Behandlung wichtig zu eruieren, ob eine bestimmte Vorerfahrung oder Bedingung im Einzelfall von Bedeutung ist oder nicht. Im Kasten werden die wichtigsten Risikofaktoren, die mit der Entstehung einer Bulimie assoziiert sind, aufgeführt.


|28|Risikofaktoren der Bulimie


Weibliches Geschlecht


Jüngeres Lebensalter


Erblichkeit


Genetisch bedingte Veränderungen in der Appetit-, Stimmungs- und Gewichtsregulation


Adipositas im Kindesalter


Elterlicher Kommunikationsstil


Elterliches Essverhalten


Sexueller, körperlicher und emotionaler Missbrauch


Soziokultureller Schlankheitsdruck


Diäthalten und Fasten


Sorgen um Figur und Gewicht, Körperunzufriedenheit


Perfektionismus


Impulsivität


Stressoren und kritische Lebensereignisse


...


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