Stutzky | Des Königs Gunst und Gnade | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 498 Seiten

Stutzky Des Königs Gunst und Gnade

Mord am Königshof
2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7557-6884-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mord am Königshof

E-Book, Deutsch, 498 Seiten

ISBN: 978-3-7557-6884-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Man feiert das Weihnachtsfest 1074 und die Großen des Reiches kommen zum Hoftag in Straßburg zusammen. Ihre Stimmung ist gereizt, denn Anfeindungen und gegenseitiges Misstrauen prägen das politische Klima am Hof und kündigen den nahenden Investiturstreit an. Die angespannte Lage wird durch den gewaltsamen Tod einer königlichen Dienerin zusätzlich angeheizt. Gerüchte und gegenseitige Beschuldigungen machen die Runde. Die unfreie Kinderfrau Ida im Dienste des Schwabenherzogs Rudolf, die wegen ihres gelähmten Beins als Hinkebein verspottet wird, und der königliche Dienstmann Ritter Rainald beginnen die Umstände der Bluttat zu untersuchen, zuerst gegeneinander, schließlich jedoch gemeinsam.

Ulrike Stutzky wurde 1966 in Berlin geboren. Sie studierte Geschichte und Literaturwissenschaft an der TU-Berlin und promovierte im Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte. 2013 veröffentlichte sie ihren ersten Mittelalterroman "Das Rad der Fortuna". Sie schrieb seither Artikel und Kolumnen für Berliner Stadtteilzeitungen und Kurzgeschichten für verschiedene Anthologien. Daneben arbeitet sie als Grundschullehrerin. Ulrike Stutzky lebt mit Sohn, Mann und Kater in Berlin.

Stutzky Des Königs Gunst und Gnade jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Am 25. des Monats Dezember, im Jahre 1074 nach Fleischwerdung des Herrn, die an jenem Tage gefeiert wurde.
Auch für Ida war die Nacht kurz gewesen. Lange hatte sie keinen Schlaf finden können. Erschöpft von der Reise hatte der Gedanke an die kommenden Tage sie wach gehalten. Die versammelten Fürsten würden Herzog Rudolf wichtige Entscheidungen abverlangen. Es ging darum, sich für eine Seite zu entscheiden. Der König war ein misstrauischer Mann, der dem Herzog von Schwaben nicht wohl gesonnen war. Ida betete innständig darum, dass sich Rudolf gegen den königlichen Argwohn behaupten könne. Alle Hoffnungen setzte sie dabei, wie so oft, auf die alte Kaiserin Agnes, die Mutter König Heinrichs. Erst nach Stunden hatte Ida denn doch endlich Ruhe gefunden und ein bleierner Schlaf legte sich über die erschöpfte Frau. Wieder einmal zogen die alten Bilder durch ihren Kopf. Die warnenden Stimmen drangen anfangs ganz schwach zu ihr, um dann immer schriller und lauter zu werden. Endlich hoben sie zu einem wilden Geschrei an. Der rote Greif setzte sich wie beinahe jede Nacht auf ihre Schulter, sah sie mit seinen schwarzen Augen an, zerkratzte ihr Gesicht und riss mit seinem scharfen Schnabel faustgroße Fleischstücke aus Armen und Beinen. Sein Löwenkörper drückte sie zu Boden, so dass sie sich nicht rühren, geschweige fliehen konnte. Sie hörte, wie Felsen auf sie niederfielen, wie ihre Knochen brachen. Um sie herum loderten die gelbroten Flammen. Fremde Augen, undeutliche Gesichter starrten sie im Feuerschein an. Ida schreckte auf und sah sich um, Berthold lag neben ihr. Der Wind hatte erbarmungslos an den Holzläden der Fenster gerüttelt. Als kleines Mädchen hatte der Alp sie manche Nacht heimgesucht. Weinend war sie dann zu Irmgud gelaufen, die die bösen Bilder vom roten Greif und den wilden Flammen mit ihren Liedern vertrieben und ihr Trost gegeben hatte. Die gute Frau hatte ihr auch von der Kunigunde erzählt, deren Grab nicht fern der Burg Stein verehrt wurde und die schon viele Wunder getan hatte an Lahmen und Blinden. Gemeinsam waren sie oft dorthin gepilgert und hatten gebetet. Seit Ida sich erinnern konnte, war die Gräfin Irmgud ihr wie eine Mutter gewesen. Nur ihr hatte Ida von dem schrecklichen roten Ungeheuer erzählen können und nur mit ihr hatte sie beten können. Nun jedoch war sie schon seit vielen Jahren ohne die mütterliche Freundin, auf sich allein gestellt. Wie sie die Frau geliebt hatte, dachte Ida. Hätte sie ihre eigene Mutter mehr lieben können als Irmgud? Hätte sie ihren eigenen Vater mehr achten können als den Grafen Kuno? Er hatte sie aus dem brennenden Haus ihrer Eltern gerettet, damals, als die Räuberhorden gekommen waren in ihr Dorf, als sie noch ein ganz kleines Kind gewesen war. Er hatte sie gerettet, als sie mit zerbrochenen Gliedern in den Trümmern der Hütte gelegen hatte, hatte sie unter den Dielen hervor gebuddelt und sie mit zu sich genommen. Später war sie zusammen mit seinen Töchtern erzogen worden, mit ihnen hatte sie das behagliche Leben auf der Burg Stein an den Ufern des Rheins geführt. Waren die Mädchen nicht wie Schwestern zueinander gewesen? Und Rudolf, der ihr immer wie ein älterer Bruder gewesen war, hatte er die Stelle eines anderen eingenommen? Gab es irgendwo noch eine Seele, die zu ihr gehörte? Die von ihrem Blute, von ihrem Stamm war oder hatte sie nur noch Rudolf? War der Herzog ihr einziger Halt? Eiskalte Luft zog durch die enge Stube und der kleine Ofen zwischen den beiden Bettkojen in der Schlafkammer kam dagegen nicht an. Berthold lag ganz nahe an Idas Körper und klapperte trotz der Felle und Decken noch immer vor Kälte mit den Zähnen. Idas Hand suchte nach dem Stock, der vor ihrem Bett lag. Sie schaute hinüber zu Adelheid, die in der anderen Koje schlief. Allein, wie Ida nun erkannte. Rudolf war bereits aufgestanden. Die kleine Frau schleppte sich durch den Raum und suchte zwei weitere Decken zusammen. Die legte sie umständlich über den schlafenden Jungen aus. Wenig später konnten jene Straßburger, die schon bei Sonnenaufgang in den engen Gassen der Stadt unterwegs waren, ein nicht mehr ganz junges Weib beobachten, das sich die Treppe am Hause des Domkapitular Hermann hinab quälte, krumm gewachsen und aufgestützt auf einen Stock. Der Wind war noch immer stark. Er riss an Idas Haaren, die sich nicht länger in die Flechten, die zuvor hastig am Hinterkopf zusammengesteckt hatte, zwingen ließen. Strähnen ihres dicken, dunkelblonden Haares hingen wirr umher. Sie raffte über der Brust mit einer Hand den Mantel zusammen, den sie sich um die Schultern gelegt hatte. Rasch fand ihr Stock auf der Treppe sicheren Halt, sodass sie es wagte, den Blick zu heben und über den Platz hinüber zum Münster gleiten zu lassen. Das gewaltige Gotteshaus widerstand trotzig dem Unwetter und ragte wie ein mächtiger Fels in den Himmel. Davor flatterten im Sturm die vielen bunten Zelte. Sie dienten den Kriegern, Knechten und Bediensteten, die im Gefolge hochgeborener Fürsten nach Straßburg angereist waren, in diesen Tagen als Herberge. Sogar einige Bischöfe, Grafen und auch Herzögen hatten in Zelten Quartier nehmen müssen, da sie keine Verwandten in der Bischofsstadt hatten, bei denen sie Unterschlupf hätten finden können. Am Fuße der Treppe angekommen, hielt Ida kurz inne und richtete den Blick in die Höhe. Wie gewaltig das Münster vor ihr aufragte, sie hatte noch nie solch ein riesiges Bauwerk gesehen. Zur Ehre Gottes hatten sie hier in Straßburg ein wahrhaftiges Wunder geschaffen. Die Gebete, die in diesem Gotteshaus gesprochen werden, kam es Ida in den Sinn, sind ohne Zweifel wirksamer als andernorts, denn das Dach ragte direkt in den Himmel. Diese Gewissheit spornte sie an, so flink es ihr möglich war, dem Sturm zu trotzen, hinüber zum Münster zu humpeln und gemeinsam mit den wenigen Gläubigen dieser frühen Stunde die Laudes zu feiern. Die Sonne war mittlerweile vollständig über den Horizont gekrochen, Geschäftigkeit und Lärm schlugen Ida entgegen, als sie aus dem dunklen Kirchenschiff hinaus auf den Kirchplatz trat. Noch immer fegte der Sturm über den Platz. Der Anblick der unzähligen bunten Zelte erinnerte an eine Sommerwiese voller Kornblumen und Fingerkraut, Mohn, Rotklee und Veilchen, und daran, wie sie im Wind hin und her wogten. Wie schmerzlich Ida doch die Farben und Düfte der Erntezeit vermisste. Der strenge, graue Winter war ihr zu lang. Mit der linken Hand faßte die zierliche Frau den Mantel enger vor ihrer Brust zusammen, während ihre Rechte den Stock umklammert hielt. Gestärkt durch das Morgengebet kämpfte sie sich durch die Menschenmenge und durch den Sturm bis zum Hause des Domherrn, und schritt durch das Portal in die Eingangshalle. Die Nachbarn des Hermann wussten, dass im Erdgeschoss des Hauses auch die Küche war, wo der Hausherr die meiste Zeit des Tages verbrachte. Seine Fresswut machte ihm die Gegenwart des Küchengesindes an diesem Ort erträglich. Auch heute morgen saß er bereits auf der Bank vor der großen Feuerstelle und hielt eine Schale dampfender Dinkelgrütze in den Händen. Neben dem Domherrn hockte Rudolf. Eine Decke aus grober Wolle um die Schultern sollte ihm Schutz gegen die morgendliche Kälte sein. „Nehmt Euch doch auch eine Schüssel dieser wunderbaren Grütze, Vetter Rudolf. Die Köchin hat getrocknete Früchte beigegeben. Und Milch. Ihr braucht heute viel Kraft und Geschicklichkeit, wenn Ihr dem König unter die Augen tretet. Mit einem hohlen Bauch werdet Ihr nicht bestehen vor Heinrich. Bedenkt auch unser Gespräch von gestern Nacht. Ihr seid bekannt als Parteigänger des Papstes.“ „Grütze wird meine Lage kaum verbessern. Mir ist bewußt, wie argwöhnisch Heinrich mir gegenüber ist, Hermann. Nicht wenige behaupten sogar, der König trachte nach meinem Leben. Noch kein Jahr ist vergangen, seit dieser Regenger aus dem Gefolge Heinrichs behauptet hat, der König habe ihm den Mord an mir befohlen. Auch wenn die Königlichen das abgestritten haben und Regenger einen Lügner schimpften, ich traue Heinrich keinen Fuß weit. Die ewigen Gerüchte im Reich sind mir so zuwider. Ich hasse es, niemanden trauen zu können, in jedem einen Feind, einen Attentäter im Dienste des Königs vermuten zu müssen. Der offene Kampf, den ziehe ich diesem verlogenen und hinterhältigem Versteckspiel vor“, antwortete Rudolf und erblickte Ida, wie sie durch die Tür in die Küche humpelte. Ihr rechter Fuß schleifte wie immer kraftlos über den Boden. Das schabende Geräusch, das er dabei verursachte, liess das Gesinde aufhorchen. Die Köche und Mägde des Bischofs unterbrachen ihre Arbeit und beobachteten jeden einzelnen schwerfälligen Schritt Idas. Rudolfs Kriegsmann Bodo aber sprang auf und reichte ihr eine Schüssel Grütze. „Was meint Ihr, teure Ida, wie wird der König sich stellen? Es werden sich viele Große in der Stadt versammeln und die Geburt des Herrn feiern. Der König hat die wichtigsten Fürsten gerufen. Wird Heinrich endlich auf ihren Rat...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.