Stuhl / Bader | Primary Nursing in der Langzeitpflege | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 268 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm

Stuhl / Bader Primary Nursing in der Langzeitpflege

Ihr Leitfaden für ein zukunftssicherndes Pflegesystem. Mit praktischen Arbeitshilfen

E-Book, Deutsch, 268 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm

ISBN: 978-3-8426-9231-2
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In Zeiten des tiefgreifenden Wandels in der stationären
Langzeitpflege bietet Primary Nursing eine klare
Antwort:

Es schafft Struktur, sorgt für klare Verantwortlichkeiten
und stärkt die Rolle der Pflegefachkraft.
In diesem praxisorientierten Fachbuch erfahren
Pflege- und Führungskräfte, wie Primary Nursing die
Kommunikation zwischen Bewohnern, Angehörigen
und Pflegeteams verbessert und wie es dabei hilft,
Zuständigkeiten transparent zu machen.
Führungskräfte profitieren von klaren Ansprechpersonen,
um Aufgaben effizient zu delegieren, und
können durch gezielte Pflegevisiten die Kompetenzen
ihrer Mitarbeitenden präzise einschätzen und weiterentwickeln.
Stuhl / Bader Primary Nursing in der Langzeitpflege jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


3 Pflegesysteme
Bevor Sie in die Umsetzungsplanung gehen, sollten Sie in Ihrer Einrichtung detailliert prüfen, in welchem Pflegesystem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den einzelnen Wohnbereichen oder der gesamten Einrichtung arbeiten. Um dann genau dort in der Entwicklung anzusetzen. Für die Organisationsformen der Pflege werden verschiedene Begriffe verwendet. Dazu zählen »Pflegesystem«, »Pflegeorganisationssystem« und »Pflegeorganisationsformen«. Die Organisation der pflegerischen Arbeit bezieht sich auf die Inhalte und den Umfang, die Fähigkeiten, Qualifikationen und Verantwortlichkeiten der Mitarbeitenden.24 Das Pflegeorganisationsmodell fasst konzeptionell die inhaltliche und arbeitsorganisatorische Ausrichtung der Pflege zusammen. Mary Manthey betont, dass Primary Nursing als Pflegesystem im Kern der beziehungsbasierten Pflege25 als Pflegeorganisationsmodell steht. Ein Pflegesystem ist kein Modell einer Pflegeorganisation, sondern ein Teil eines umfassenden Pflegeorganisationsmodells. 26 In der Praxis finden sich folgende Pflegesysteme: • Funktionspflege • Gruppenpflege/Bereichspflege • Bezugspflege • Primary Nursing/Primäre Pflege Häufig findet sich zwischen den einzelnen Pflegesystemen keine klare Trennung. Z. B. kann Primary Nursing auch in Bereiche, wie z. B. nach Hausgemeinschaften, organisiert werden. Die empfohlene Organisationsform der Pflege orientiert sich daher maßgeblich an den Konzepten und Werten beziehungsorientierter Pflege und einer professionellen Pflegepraxis.27 Wichtig  Angewandte Pflegesysteme sind eines der wirkungsvollsten Instrumente, die einer verantwortlichen Führungskraft zur Verfügung stehen. Mit einem gelebten Pflegesystem wird ein stabiles Umfeld geschaffen, mit den Nebeneffekten größerer Vorhersehbarkeit und weniger Unsicherheiten für alle Beteiligten.* * Vgl. Koloroutis, 2011, S. 135 3.1 Funktionspflege
Bei der Funktionspflege wird die Arbeit nach Funktionen aufgeteilt. Dies bedeutet, dass jede Pflegekraft je nach ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten für eine einzelne Tätigkeit oder eine Gruppe von Tätigkeiten verantwortlich ist. Die pflegebedürftigen Personen werden nicht als Ganzes betrachtet. Führungskräfte tragen die Gesamtverantwortung für die Qualität der Pflege der pflegebedürftigen Personen und die damit verbundene Entscheidungsbefugnis und Autonomie. Die einzelne Pflegekraft trägt die Durchführungsverantwortung für die ihr übertragenen Aufgaben. Kontinuität in der Pflege besteht nur in dem Sinne, dass eine Pflegekraft mehrere unterschiedliche Tätigkeiten für dieselbe pflegebedürftige Person übernimmt. Ansonsten stellt die Funktionspflege ein hohes Maß an Fragmentierung und Diskontinuität dar. Die Pflegeprozessplanung erfolgt durch die Wohnbereichsleitung bzw. die Schichtleitung. Die direkte Pflege wird an Pflegekräfte mit den entsprechenden Fähigkeiten delegiert. Die Wohnbereichsleitung führt Tätigkeiten aus, die Spezialwissen erfordern und traditionell einen hohen Stellenwert haben, wie beispielsweise behandlungspflegerische Maßnahmen. Den pflegebedürftigen Personen steht eine Vielzahl von Pflegekräften zur Verfügung, denen jeweils ein spezifischer Pflegeaspekt anvertraut ist. Durch diese Arbeitsorganisation agieren Pflegekräfte ohne genauere Informationen über die einzelne pflegebedürftige Person und ohne Kenntnis ihrer Gesamtbedürfnisse. Wünsche oder Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person können als Unterbrechung wichtiger Arbeitsschritte angesehen werden. Die Kommunikation von Pflegekraft zu Pflegekraft, von Schicht zu Schicht und von Pflegekraft zu multidisziplinärem Team erfolgt innerhalb dieser Statushierarchie. Dies ist ein langer Prozess, und Informationen unterliegen auf ihrem Weg durch die Hierarchie unterschiedlichen Interpretationen. 28 Zudem reicht die Wissensvermittlung zwischen den verschiedenen Pflegekräften nicht aus, um ein persönliches Verständnis auszugleichen, was möglicherweise dazu führt, dass Probleme (wie z. B. eine schlechte Wundheilung oder ein bedeutsamer Gewichtsverlust) oder Einschränkungen in der Selbständigkeit nicht zufriedenstellend begründet werden können. Ohne umfassendes Verständnis kann es daher schwierig sein, geeignete, auf die jeweilige Situation zugeschnittene Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.29 Das Fehlen einer umfassenden Sicht ist eine direkte Folge der Funktionspflege, während die sich wiederholende Art der Aufgaben die Möglichkeiten zur eigenständigen Arbeit einschränkt. In der traditionellen Funktionspflege arbeiten Pflegekräfte weisungsgebunden, da sie keine eigenen Entscheidungen treffen dürfen, kommen sie in eine Unterforderung. Zudem äußern sich Pflegekräfte unzufrieden mit der unausgewogenen Arbeitsteilung bei der Funktionspflege, da sie oft zu unbefriedigenden Pflegeerfahrungen und dem Gefühl führt, der pflegebedürftigen Person nicht wirklich zu helfen. Sie beschreiben, wie organisatorische Einschränkungen sie daran hindern, die Bedürfnisse und Wünsche der pflegebedürftigen Personen zu erfüllen, was zu beruflicher Unzufriedenheit führt. Unter diesen Umständen ist der Aufbau einer sinnvollen Beziehung zu den pflegebedürftigen Personen ein unerreichbares Ziel.30 Die Gefahr bei der Funktionspflege ist, dass eine Distanz zwischen pflegebedürftiger Person, Pflegekräften und Pflegeplanenden entsteht. Die pflegebedürftige Person bleibt passiv und kann sich nicht an ihrer Pflege beteiligen oder diese kontrollieren.31 Tab. 3: Vor- und Nachteile Funktionspflege* Vorteile Nachteile • Erhöhte Effizienz im Pflegealltag • Wohnbereichs- oder Schichtleitung überblickt den gesamten organisatorischen Ablauf • Den Pflegekräften fehlt ein umfassendes Verständnis der Bedürfnisse der pflegebedürftigen Personen • Die Arbeit der Pflegekräfte beschränkt sich auf die Anordnungsausführung • Zusammenhänge in der pflegerischen Versorgung können nicht erfasst werden • Die pflegebedürftige Person steht nicht im Mittelpunkt des Pflegeprozesses • Die Verantwortung liegt in der Durchführung der übertragenen Aufgaben • Risiko von Kommunikationsmängeln, die zu Doppelarbeit, Arbeitsausfällen oder Dokumentationsfehlern führen • Zerlegen der pflegerischen Aufgaben in die einfachsten Bestandteile (z. B. Temperatur messen, Blutdruck messen, …) • Monotone Arbeit (»Fließbandpflege«) • Hoher Koordinationsaufwand • Klare Hierarchiestrukturen * Vgl. Bartholomeyczik, 2022 und vgl. Schlettig et al., 1995 3.2 Gruppenpflege/Bereichspflege
Bei der Gruppenpflege wird eine Gruppe von pflegebedürftigen Personen einer Gruppe von Pflegekräften zugeordnet, die in der Regel anhand von Zimmerfluchten, Raumgruppen wie z. B. Hausgemeinschaften ausgewählt werden. Für die einzelnen pflegebedürftigen Personen ist die Schlüsselperson die Gruppenleitung. Sie ist eine Pflegefachkraft und übernimmt die ihr von der Wohnbereichsleitung übertragenen Aufgaben und Verantwortungen. Die Pflegefachkraft trägt die Verantwortung für alle Maßnahmen, die während ihrer Dienstzeit gegenüber den pflegebedürftigen Personen ergriffen werden. Am Ende der Schicht wird die Verantwortung an die Folgedienste übergeben, es handelt sich also um die Zeit, in der die verantwortliche Pflegekraft anwesend ist. Pflegefachkräfte tragen die pflegerische Verantwortung während ihrer Schicht, die Gesamtverantwortung verbleibt bei der verantwortlichen Pflegefachkraft. Jeder im Team ist bestrebt, die pflegebedürftigen Personen zu verstehen und zur Pflegeprozessplanung beizutragen, damit alle pflegebedürftigen Personen von den gebündelten Pflegekompetenzen der Teammitglieder profitieren.32 Die Kontinuität wird dadurch gewährleistet, dass bestimmte Pflegekräfte einer Gruppe von pflegebedürftigen Personen zugewiesen werden. Die pflegerische Verantwortung für die Qualität der Pflege wird dadurch verteilt. Ein Teil der Verantwortung für die Qualität der Pflege liegt bei der verantwortlichen Pflegefachkraft, die bei Gruppenwechseln für die Kontinuität sorgt. Bei der Dienstplanung wird die Kontinuität der Pflege nicht berücksichtigt. Zudem besteht bei...


Siegfried Bader ist Krankenpfleger, Diplom Pflegemanager (FH), Systemischer Berater und Supervisor (SG); Referent
an der Evangelischen PflegeAkademie der Hilfe im Alter
GmbH München; freiberuflicher Trainer und Berater
für Organisations-und Personalentwicklung in der
Langzeitpflege.

Tanja Stuhl
ist Krankenschwester und Diplompflegewirtin (FH) /
Pflegedienstleitung und Einrichtungsleitung in der
stationären Langzeitpflege / Aktuell: Stellv. Leitung
der Abteilung Altenhilfe der AWO Nordhessen und
systemische Beraterin / Mitglied im Deutschen Netzwerk
Primary Nursing vom DBfK seit 2007.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.