E-Book, Deutsch, 346 Seiten
Stolz Depressed
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7557-8858-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 346 Seiten
ISBN: 978-3-7557-8858-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In dem kleinen Örtchen Derbersdorf geht es bisher ruhig und gelassen zu. Doch nach dem Suizid der alleinlebenden Vanessa häufen sich die seltsamen Ereignisse. Vor allem das Leben der meist lebensfrohen Anna, Vanessas Nachbarin, ist seitdem völlig auf den Kopf gestellt. Immer mehr droht Anna in den Sog der Depression hineingezogen zu werden. Ihr Verstand beginnt ihr Streiche zu spielen und sie auf sadistische Weise zu quälen. Bildet sie sich alles nur ein oder treibt jemand ein übles Spiel mit ihr?
Franziska Stolz ist Erzieherin und lebt im Kreis Siegen-Wittgenstein, wo sie auch 1998 geboren wurde. Seit ihrer Kindheit schreibt sie Geschichten, die sich immer weiter entwickelten, bis sie 2016 ihre ersten Bücher mit bereits 17 Jahren veröffentlichte. Ihr Kinderbuch erfreut sich bei Eltern großer Beliebtheit, weshalb im Jahre 2020 der zweite Teil des Kreativ-Buchs folgte. Da sie selbst gerne Thriller- und Horrorromane liest, versucht sie sich nun einmal selbst daran.
Autoren/Hrsg.
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Samstag, 23.März 2019, 2:56 Uhr Anna öffnete die Augen. Sie wurde von den blauen Lichtern geweckt, die ihr Zimmer immer wieder erhellten. Sie legte die Decke bei Seite, stand auf und ging zum Fenster. Ihre Füße berührten den eiskalten Laminatboden, bis sie den kuscheligen, warmen Teppich erreichte, den sie letzten Winter mit ihrem Freund, mittlerweile Ex-Freund, kaufte. Schrecklicher Kerl. Sie zog die Gardine weg, um besser sehen zu können, was sich dort draußen auf der anderen Straßenseite abspielte. Die Laterne gegenüber flackerte noch immer. Seit zwei Monaten wartet sie nun darauf, dass sie endlich repariert wird. Noch immer im Halbschlaf, beobachtete sie den Krankenwagen, der in der Einfahrt des Wohnhauses der Nachbarn stand. Doch das Blaulicht kam nicht vom Krankenwagen, sondern von dem Polizeiauto, das an der Straße stand. Zwei Polizisten standen daneben und unterhielten sich. Der eine, ziemlich groß und mit Brille, zeigte seinem Kollegen seine Aufzeichnungen. Vermutlich aus irgendeiner Befragung. Obwohl Anna geistig noch nicht ganz da war, was natürlich an ihrer Müdigkeit lag, erkannte sie den anderen Polizisten wieder. Vor ein paar Wochen hatte sie mit ihrem alten Ford einen kleinen Unfall, als sie nachts, im dichten Nebel, eines der Rehe anfuhr, das grade die Straße überquerte. In und um Derbersdorf herum, so hieß dieses kleine, idyllische Örtchen, in dem sie lebte, war es nicht unüblich nachts ein paar Rehen, Wildschweinen oder gar einer entlaufenden Kuh zu begegnen. Oft traf man diese auch tagsüber. So ist das nun mal auf dem Land. Eigentlich wusste Anna, dass hier immer viele Rehe oder generell viel Wild unterwegs ist, weshalb sie meist vorsichtig fährt, aber diesmal war das Glück nicht mit ihr gewesen und leider erwischte sie das letzte Reh der achtköpfigen Gruppe, die Ortsausgang hinter der Bushaltestelle des Dorfes wieder im Gebtisch verschwanden. Das Reh lief ihr gegen das, erst vor kurzem gekaufte, Auto und es ertönte ein dumpfer Knall, der Anna durchfuhr. Sie stieg damals schockiert aus ihrem Wagen, betrachtete das am Boden liegende Reh, welches am ganzen Körper zitterte und sie förmlich anstarrte. Ähnlich wie auch sie zitternd vor dem Reh stand und es ansah. Sie hatte gehofft, das Reh wenigstens direkt getötet zu haben, um ihm jegliche Qualen zu ersparen, weil es ohnehin nur selten passierte, dass ein Reh einen solchen Unfall überhaupt überlebte. Hinter dem Fahrersitz holte sie das Warndreieck heraus, das sie bisher noch nie benötigte. Sie öffnete die Verpackung, zumindest versuchte sie es mit zittrigen und vor allem kalten Händen. Das Warndreieck war zusammengeklappt und sie musste erst herausfinden, wie man es richtig aufstellte. Hier biegen, da ziehen und da einrasten. Nach einer, für sie, gefühlten Ewigkeit, hatte sie es geschafft und stellte das Warndreieck weiter vorne an die Straße. Sie ging zurück zum Auto. Mit zitternden Händen suchte sie ihr Smartphone in ihrer, wie immer unaufgeräumten Karre, zwischen etlichen McDonalds Verpackungen und haufenweise Pfandflaschen. Eigentlich wollte sie ihr Auto mal wieder reinigen und den ganzen Müll entsorgen, aber sie fand bisher keine Zeit. Schnell tippte sie die Notruf Nummer in das zerkratzte Display ihres Smartphones ein und wartete auf die Stimme am anderen Ende. Hektisch erklärte sie die Situation, ließ sich die weitere Vorgehensweise erklären und legte, ein wenig beruhigt, aber immer noch gestresst und aufgewühlt, auf. Sie kontaktierte den derzeitigen Jagdpächter, der sich später um das Reh kümmern sollte. Normalerweise würde das die Polizei erledigen, aber da Anna den Jagdpächter persönlich Kannte, tat sie das selbst. Kurze Zeit später trafen Polizei und Jagdpächter ein und betrachteten das Auto, sowie das Reh, das noch immer zitternd vor dem Auto lag. Dabei sprach Anna auch mit besagtem Polizisten, der in dieser klaren Nacht gegenüber ihrem Hause bei ihrer Nachbarin stand. Es fiel ihr damals noch nicht auf, aber der Polizist sah gar nicht so schlecht aus. Er war groß, relativ gut gebaut, was seine Muskeln anging, hatte dunkle, kurze Haare und ein unfassbar schönes Lächeln, welches sie noch immer in Erinnerung hatte, wie sie grade feststellte. Bei der Befragung nach ihrem Wildunfall, welchen das Reh übrigens nicht überlebte, was Anna bis heute leidtut, lächelte der Polizist sie immer wieder an. »Verdammt, wie hieß der denn nochmal?«, fragte sich Anna und dachte nach. Sie verdrängte die Situation, die sich draußen vor ihrem Haus abspielte, komplett und dachte nur noch über den Namen des süßen Polizisten nach. »Es liegt mir auf der Zunge!«, sagte sie zu sich selbst. Sie dachte weiter nach. Und weiter und weiter... Ein kalter Luftzug, der sie erschrecken ließ, riss sie aus ihren Gedanken und sie beobachtete wieder das Nachbarhaus. Wo kam nur dieser Luftzug her? Das Fenster war geschlossen und die Tür war auch nicht offen. Sie konzentrierte sich wieder auf die Situation draußen. Von dem Polizisten völlig abgelenkt, bemerkte sie erst jetzt den Leichenwagen, der unter der immer noch flackernden Laterne stand. Der Wagen war offen und zwei Männer, die gerade aus dem Haus kamen, hoben einen Sarg in das Auto. Anna war schockiert. War etwa jemand verstorben? Natürlich. Warum sonst der Leichenwagen? Aber wer soll bitte gestorben sein? Indem Haus lebten eine Familie und dieses Mädchen, dass Anna nicht allzu gut kannte, da sie noch nicht lange hier wohnte. »Wie alt war sie nochmal?«, fragte sie sich. Sie erinnerte sich, gehört zu haben, dass das Mädchen etwa Anfang 20 sei. Anna zog sich ihre Jacke über, zog rasch ihre Schuhe an und ging nach draußen, auf die andere Straßenseite zu den Polizisten. »Was ist passiert? Wer ist gestorben? Was ist hier los?«, fragte sie hektisch. Einer der Polizisten, nicht der süße, kam auf sie zu, zückte seinen Notizblock aus seiner Hemdtasche und klackte mit dem Kugelschreiber. »Guten Abend, Schneider mein Name. Sind sie die Nachbarin von Vanessa Peters?«, fragte er und deutete mit seinem Kugelschreiber auf Annas Haus. Anna guckte verdutzt. »J-j-ja«, stotterte sie unsicher vor sich hin, weil sie sich nicht ganz sicher war. »Ja, ich wohne hier gegenüber.« Sie zeigte hinter sich auf ihr Haus, welches auch mal wieder einen neuen Anstrich vertragen könnte. »Okay. Wie lautet ihr Name noch gleich?« »Anna Krüger«, antwortete sie hektisch. »Also folgendes: Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber ihre Nachbarin, hat sich, so wie es aussieht, heut Nacht das Leben genommen.« Anna war schockiert. »Das ist ja furchtbar!« »Ja das ist es. Sagen Sie, kannten sie Frau Peters gut und könnten mir vielleicht ein paar Fragen beantworten?«, fragte er vorsichtig. Sie dachte nach. »Es tut mir leid, aber ich kenne, Entschuldigung, kannte Vanessa leider nicht allzu gut. Ich habe sie manchmal den Müll rausbringen sehen, aber viel mehr auch nicht. Sie müssen wissen, sie wohnte noch nicht lange hier. Ein halbes Jahr, wenn es hochkommt«, erklärte sie, noch immer ein wenig schockiert und mit zitternden Knien. »In Ordnung. Trotzdem danke für die Informationen. Ich wünsche Ihnen dennoch eine gute Nacht«, verabschiedete sich der Polizist und ging zurück zu seinem Kollegen, um ihm das Ergebnis seiner neusten Befragung mitzuteilen. »Gute Nacht«, flüsterte Anna, noch immer sichtlich geschockt. Sie stand wie angewurzelt da, beobachtete die zwei Männer beim Leichenwagen, die die Türen des Wagens schlossen. Für sie fühlte es sich an wie Stunden, die sie einfach dastand und nachdachte. Suizid? Hier? Warum hatte sie das getan? Was waren ihre Gründe? Ging es ihr wirklich so schlecht? Natürlich, sonst hätte sie das vermutlich nicht gaten... Anna wurde von einem vorbeifahrenden Auto aus ihren Gedanken gerissen. Sie erschrak kurz, ordnete ihre Gedanken, schaute noch einmal auf das Nachbarhaus und das brennende Licht in einem der Zimmer, welches wohl Vanessa gehörte. Dann drehte sie sich um und ging zurück in ihr Haus. In ihrem Zimmer angekommen, zog sie die Gardine zu, um das Licht nicht mehr sehen zu müssen. Sie hing ihre Jacke an die Haken an der Tür, zog ihre Schuhe aus und stieg wieder in ihr Bett. Langsam legte sie sich hin, schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Fragen schossen ihr durch den Kopf. Warum sie? Warum? Wie hat sie es gemacht? Das war eine Frage, die man sich lieber nicht stellen sollte. Anna war ohnehin nicht der Mensch, der Blut sehen konnte. Dennoch ließen ihre Gedanken die Frage nicht los. Wie hat sie sich umgebracht? Hatte sie eine Waffe, mit der sie sich in den Kopf hätte schießen können? Nein, das hätte Anna bestimmt gehört. So einen Schuss hört man hier ja nicht alle Tage, es sei denn, man wohnt außerhalb des Dorfes in der Nähe des Waldes, in dem ab und zu mal ein Schuss ertönt, welcher für ein Reh oder Wildschwein bestimmt ist. Ansonsten ist es in Derbersdorf eher ruhig, es sei denn, einer der nachtaktiven Landwirte treibt mal wieder sein Unwesen. Wie könnte sie sich...