Beweglich und mobil mit den besten Übungen aus der Ergotherapie
E-Book, Deutsch, 152 Seiten
ISBN: 978-3-432-11339-5
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die ersten Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung sind meist verlangsamte Bewegungen und steifer werdende Muskeln. Viele Betroffene haben Sorge, ihren gewohnten Alltag oder ihre Hobbys aufgeben zu müssen. Sie fürchten auch, irgendwann auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein oder gar zum Pflegefall zu werden.
Die Ergotherapeutin Julia Sternheimer-Völcker hat sich auf die Betreuung von Parkinson-Patienten spezialisiert und weiß, wo deren Schwierigkeiten im Alltag liegen. Ihre speziell entwickelten Tipps und Tricks für den Alltag helfen, schwierig gewordene Bewegungen richtig auszuführen und selbstständig zu bleiben.
Das Programm ermöglicht es Patienten:
• Komplizierte Bewegungsabläufe (z. B. Schuhe binden) selbstständig auszuführen
• Kniffe anzuwenden, die Alltagssituationen erleichtern, wie die Spülmaschine auszuräumen oder mit der Computermaus zu arbeiten
• So lange wie möglich ein unabhängiges Leben zu führen
Von Parkinson-Patienten erprobte Übungen, die das Leben leichter machen.
Zielgruppe
Gesundheitsinteressierte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Physiotherapie, Physikalische Therapie Ergotherapie, Kreativtherapie (z. B. Kunst, Musik, Theater)
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologie / Allgemeines & Theorie Psychologie: Sachbuch, Ratgeber
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizin, Gesundheitswesen Medizin, Gesundheit: Sachbuch, Ratgeber
Weitere Infos & Material
Der Griff in die Trickkiste
Hier findest du Lösungsvorschläge, die sich einfach im täglichen Leben anwenden lassen, um schwierig gewordene Alltagssituationen selbstständig zu meistern. In jedem Parkinson-Patienten schlummern viele Talente und ein reger Geist. Diese gilt es zu wecken, zu stärken und zu fördern. Dinge, die schwerfallen oder als ein unüberwindbares Hindernis empfunden werden, können mithilfe ganz einfacher Tricks und Kniffe überwunden werden. Die hier vorgestellten Tricks habe ich gemeinsam mit meinen Patienten auf Basis ihrer Problemschilderungen erarbeitet und sie wurden im Anschluss in der Praxis erprobt. Probiere sie einfach aus und nimm dir aus dem »Menü« das, was für dich gut funktioniert. Vielleicht regen sie dich auch an, für individuelle Probleme eigene Tricks zu ersinnen? Wichtig: Die Tricks müssen genauso trainiert werden wie auch die täglichen Übungen. Je mehr du sie übst und in deinem täglichen Leben anwendest, umso besser können sie dir helfen Motorische Unruhe im Arm und in der Hand (Tremor)
Manchmal wird es im Laufe des Tages unerträglich, feinmotorische oder kleine Arbeiten zu erledigen. Das Arbeiten am Computer wird dadurch immer schwieriger. Oder du willst deine volle Kaffeetasse zum Tisch tragen und du weißt jetzt schon, das klappt nicht. Deine Hand zittert und die Flüssigkeit schwappt über. Du sagst dir selber vor: »Ruhig halten, nicht zittern«, aber natürlich bringt das gar nichts, eher wird es noch schlimmer. Wenn du beim Arbeiten oder Essen Unruhe in den Armen oder Händen empfindest, gibt es einige einfache Tricks: Der Trick mit dem Wasserglas
Stell dir vor, du sitzt beim Essen und du brauchst eine ruhige Hand. Nimm in die eine Hand die Gabel und umfasse mit der anderen ein Wasserglas oder einen Kaffeebecher. Umfasse das Glas oder den Kaffeebecher mit der ganzen Hand. Damit schaffst du dir einen Ruhepol. Dein Unterarm ruht dabei auf dem Tisch. Du wirst feststellen, dass du nun mit Ruhe die Gabel zum Mund führen kannst. Ob beim Kochen, beim Schreiben mit dem Kuli oder bei anderen Tätigkeiten, die eine ruhige Hand brauchen – der Trick mit dem Wasserglas funktioniert! Der Trick mit dem Gedankenspiel
Du wirst nicht glauben, welche Macht deine Gedanken haben. Die Lösung liegt im Umdenken. Du musst wegkommen von den negativen Gedanken, in denen du dir ausmalst, was schiefgehen wird. Das braucht ebenso wie Entspannungstechniken viel Übung. Vielleicht musst du auch verschiedene Techniken kombinieren, um zum Erfolg zu gelangen. Ich möchte dir drei Möglichkeiten aufzeigen: Tagtraum: Stelle dir vor, wie du z.B. mit der Tasse sicher und leichtfüßig zum gewünschten Ort gehst. Denke nicht darüber nach, was passieren könnte, stelle dir den Idealfall vor. Kontrolliere deine Atmung und stelle dir in Gedanken vor, was du als Nächstes tun möchtest. Zum Beispiel ein leckeres Stück Kuchen essen. Kontrolliere deine Atmung und mache Gehirnjogging. Zum Beispiel suche Wörter, die mit A aufhören, oder Wörter, die sich reimen, oder ziehe von 99 wieder und wieder 7 ab. Der Trick mit dem Händeschütteln
Wenn unsere Makulatur verkrampft ist, lockern wir sie. Wenn unsere Arme zu schwere Lasten tragen und die Muskeln anfangen zu zittern, dann schütteln wir sie. Genau so funktioniert auch der Trick mit dem Händeschütteln. Schüttele deine Hände einmal kurz durch, wenn sie zu zittern beginnen. Dazu winkele die Unterarme etwas an und »schnicke« die Hände nach unten. Siehe da, die Arme und Hände entspannen sich. Warum dieser Trick so gut hilft? Du setzt einen Gegenpol. Nicht dein Kopf steuert die Bewegung, sondern du. Damit setzt du ein Zeichen und dein Gehirn bekommt erst einmal ein »Stopp« signalisiert. Probiere es aus! Du musst das Ausschütteln deiner Arme immer wieder üben, damit deine Bewegungen nicht steif werden. Der Trick mit dem großen Mousepad
Dieser Lösungsansatz ist speziell für das Arbeiten am PC gedacht: Dabei muss die »Maus-Hand« oft viele kleine Bewegungen machen. Das viele Klein-Klein macht auf die Dauer nervös und führt zu Verkrampfungen der Muskulatur. Außerdem verstärkt es die motorische Unruhe. Wenn du beim Arbeiten mit der Computermaus immer wieder kleine Bewegungen machen musst, kannst du dir ganz einfach abhelfen: Verwende ein Mousepad mit einer größeren Arbeitsfläche oder verzichte gleich ganz darauf und nutze die Tischplatte, wenn das geht. Damit vergrößert sich automatisch die Fläche, auf der du dich bewegen kannst. Abhilfe kann auch ein größerer Bildschirm bringen. Der Trick mit dem großen Bildschirm
Auch die Größe des Bildschirms ist entscheidend: Ist der Bildschirm und das darauf Abgebildete größer, werden auch die Bewegungen mit der Maus größer. Lass dich im Fachhandel beraten. Diese Anschaffung kann unter Umständen durch das ? Integrationsamt gefördert werden. Der Trick beim Zuknöpfen
Das Zuknöpfen kann mit zitternden Händen eine wirklich anstrengende Angelegenheit werden. Das Hauptproblem dabei ist, dass du zwei nicht stabile Materialien zu einer stabilen Einheit verbinden musst. Soll heißen, der Knopf ist an einem Stoff fixiert und soll durch einen weichen Stoff gebracht werden. Du hast nichts, woran du dich festhalten kannst. Nimmt den Stoff unterhalb des Knopfes und drücke ihn fest zusammen, so dass der Knopf richtig absteht. Du musst dazu den Stoff der Knopfleiste mit Daumen und Zeigefinger unterhalb des Knopfes fest zusammenkneifen. Der Knopf ist nun ganz frei und besser zu greifen. Stecke die Zeigefingerspitze der anderen Hand von außen durch das Knopfloch und hake den Fingernagel unter den äußeren Knopfrand. Nun kannst du den Kopf einfädeln. Schiebe den Knopf zwischen Zeige- und Mittelfinger bis zur Hälfte in das Knopfloch. Ziehe dann den Stoff über den Knopf. Es ist fast geschafft. Nun brauchst du Kraft. Greife jetzt mit Daumen und Mittelfinger an den Rand des Knopfes. Fahre mit dem Daumennagel am Rand entlang, bis der Stoff ganz über dem Knopf ist. Dabei kann die Hand an der Knopfleiste gut mithelfen und auch einen leichten Zug ausführen. Wenn du Probleme mit unruhigen Händen hast, schau dir die betreffenden Tricks an, ebenso die Tricks gegen ein kleines Bewegungsausmaß. Motorische Unruhe in den Beinen
Viele Parkinson-Patienten leiden nach längerem Sitzen unter Unruhe in den Beinen. Dies kann mit großen Konzentrationsschwierigkeiten einhergehen. Das Bedürfnis, die Beine zu bewegen, wird dringlich. Die Beine beginnen zu zappeln. Die Konzentration nimmt ab. Wenn du beim Arbeiten oder im privaten Umfeld nach längerem Sitzen Unruhe empfindest, kannst du dir sehr gut helfen: Der Trick mit dem Treppensteigen
Ideal ist es, eine kleine Pause zu machen und diese für etwas Bewegung zu nutzen. Gehe zum Beispiel für zehn Minuten die Treppen im Büro hinauf und hinunter. Einer meiner Patienten legt, bevor er zum Schluss die Treppe wieder nach oben steigt, noch eine Zwischenübung ein: Er wippt mit den Füßen auf der untersten Stufe einige Male auf und ab und streckt sich beim Wippen nach oben, so gut er kann. Dies ist gut investierte Zeit, die im Anschluss produktivere Arbeit ermöglicht. Der Trick mit dem Fußwechsel-Spiel
Wenn du beim Arbeiten oder im privaten Umfeld nach längerem Sitzen eine Unruhe empfindest und keine Möglichkeit hast, ein paar Schritte auf der Treppe zu machen, dann schaff dir mit diesem Wechselspiel Abhilfe. Den einen Fuß stellst du auf die Ferse und den anderen auf die Spitze. Nun wechsele diese Positionen. Dabei wird vorübergehend die Konzentration auf die Bewegung verlagert, die Unruhe lässt nach. Einfach mal probieren, es ist verblüffend, wie gut es klappt. Der Trick mit dem Luftkissen
Wenn du beim Arbeiten oder im privaten Umfeld die Sitzposition öfter verändern möchtest, um dem Drang nach Bewegung nachzukommen, besorge dir ein Balancekissen zum Sitzen. Diese luftgefüllten Kissen sind auch gut geeignet, das Gleichgewicht zu trainieren, zudem fördern sie eine aufrechte Sitzposition und die Rückenmuskulatur wird trainiert. Auf einem solchen Kissen kannst du ständig in Bewegung bleiben und das Gewicht verlagern. Der Trick mit dem Schuheausziehen
Gegen die Unruhe in den Beinen kann auch schlicht und einfach Schuheausziehen helfen. Barfuß oder in Strümpfen laufen tut gut. Hierfür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Die Füße sind weniger eingeengt. Durch den direkten Kontakt mit dem Boden gewinnst du ein Gefühl der Bodenhaftung. Ein flacher Druck auf die Fußsohle vermittelt dir Ruhe. Haltungsprobleme, geringe Kraft
Ein Symptom von Parkinson kann eine nach vorne gekrümmte Rumpfhaltung und verminderte Kraft sein. Die Muskulatur...