Steinmann | Kim - Eine teuflische Begegnung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1, 284 Seiten

Reihe: Kim-Reihe

Steinmann Kim - Eine teuflische Begegnung

Übernatürlicher Coming-of-Age-Roman über Freundschaft und psychische Gesundheit
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-5964-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Übernatürlicher Coming-of-Age-Roman über Freundschaft und psychische Gesundheit

E-Book, Deutsch, Band 1, 284 Seiten

Reihe: Kim-Reihe

ISBN: 978-3-8192-5964-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was soll denn noch alles passieren? Ein schwerer Unfall, Krankenhaus, eine zwangserkrankte Mutter und Freundschaften? Null! Als hätte sie es früher nie gegeben. Kein Grund für Damian, einem Vertreter der teuflischen Diaboli, Kim und ihre Familie zu schonen. Er braucht dringend Hilfe, muss aber auch seiner Bestimmung folgen und mächtig für Unruhe sorgen. Wird es Kim allen Widrigkeiten zum Trotz gelingen, diesem Chaos zu entkommen?

Pia Steinmann, geb. 1968 in Marburg a.d. Lahn, aufgewachsen in Remscheid, Medizin studiert in Tübingen und Gießen, 25 Jahre als Neurologin und spez. Schmerztherapeutin in Paderborn gearbeitet, hat sich Ende 2020 einen Traum erfüllt, das Schreiben. "Kim - Eine teuflische Begegnung" ist ihre zweite Veröffentlichung. "Kim - Verteufelt gute Freunde" ist in Arbeit. "Hot Waters" - die Fortsetzung von "Warmes Blut" - liegt ebenfalls in Manuskriptform vor.
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KAPITEL 1

2 JAHRE SPÄTER


DA ist er. Endlich!

Ich liege im Bett. Fast wie immer. Im Krankenhaus gab es ein ganzes Jahr überhaupt nichts anderes, als im Bett zu liegen. Und jetzt? Ein weiteres Jahr später? Ich bin zu Hause, immerhin. Aber ich kann die Stunden am Schreibtisch oder auf der Trainingsmatte nach wie vor an einer Hand abzählen. Fit bin ich noch lange nicht. Heute früh bin ich obendrein richtig krank geworden, bin nicht mehr nur verunfallt. Mit hohem Fieber und Schüttelfrost scheinen alle meine Fortschritte verflogen. Selbst an das wenige Aufsein ist im Moment nicht mehr zu denken.

Ich schließe meine müden Augen und stelle mir vor, wie Papa die Haustüre aufschließt und in die Diele tritt. Ich bin sehr gut darin geworden, mir Dinge vorzustellen, mir das Leben vorzustellen. Er nimmt Mama in den Arm, gibt ihr einen Kuss und fragt gleich, wie es mir gehe. Er erfährt, dass ich die Grippe habe, und kommt dann sofort besorgt zu mir, um nach mir zu sehen.

Ich zähle ganz ruhig bis zehn. Gleich geht die Tür auf und ich beginne zu lächeln, höre mich schon sagen, dass alles nicht so schlimm sei und ich mich morgen bestimmt besser fühlen werde.

Ich zähle noch einmal bis zehn. Und noch einmal.

Sicher ist er noch ins Bad gegangen, also zähle ich jetzt bis hundert. Das gibt ihm genügend Zeit, zu mir zu kommen. Ich lächele erneut.

Ich spüre die bleierne Schwere meiner Knochen. Eigentlich gibt es keinen Tag, an dem ich sie nicht spüre. Über ein Jahr wurden sie immer wieder aufs Neue zusammengeschraubt und ich als Ganzes wieder zusammengeflickt. Aber das Stechen, Ziehen, Reißen, Brennen, all der Schmerz, der lange Zeit mein komplettes Innere ausgefüllt hat, ist mit der Zeit erträglicher geworden. Mittlerweile kann ich nachts sogar durchschlafen. Was für ein Segen! Nur dann kommt das Aufstehen. Irgendwie habe ich noch immer das Gefühl, dass ich meinen Körper jeden Tag aufs Neue erst überreden müsste, sich überhaupt anzuschalten. Gutes Funktionieren und Schmerzfreiheit gehen damit leider nicht automatisch einher. Aber ich lebe und mache stetig Fortschritte. Ich darf mich folglich nicht beklagen.

Das jetzige Fieber dagegen fühlt sich ganz anders an. Es ist, als zöge sich die Haut zusammen und spanne sich um jeden einzelnen Knochen. Diese scheinen sich wehren zu wollen und nach außen Druck aufzubauen, um die Enge aufzusprengen. Ich wälze mich herum, versuche, die Unruhe abzustreifen. Es gelingt mir aber nicht. Papa kommt sicher gleich und bringt mir einen kalten Wadenwickel. Das wird helfen. Ich zähle noch einmal bis hundert.

Weiß er vielleicht noch gar nicht, dass ich krank bin? Vielleicht erzählt er Mama gerade völlig ahnungslos von seinem Tag und ich liege hier und warte. Er wäre doch sonst schon längst bei mir.

Ich öffine die Augen und betrachte die Puppen der Tapete gegenüber. Im Licht meiner kleinen Nachttischlampe sind es nur graue Umrisse, aber ich male sie im Geiste gleich bunt, so gut kenne ich sie.

Ich habe diese Puppengirlande lange nicht gemocht. Vor Ewigkeiten bin ich morgens aufgewacht und habe beschlossen, sie nicht mehr zu mögen. Schon aus Prinzip. Ich war damals elf, da will man keine abgeranzte Kindertapete mehr. Mir wurde auch ein neues Zimmer versprochen, immer wieder zu Weihnachten. Aber daraus ist nie etwas geworden. Zuerst nie Zeit, dann der Unfall. Krass, mittlerweile bin ich fünfzehn, aber … Na ja, seit zwei Jahren haben wir alle andere Prioritäten und irgendwie habe ich mich wieder mit den Püppchen arrangiert. Sie sind halt vertraut und sie lassen sich gut zählen. Fünfzehn Reihen à 25 Püppchen pro Wandseite und alle verschieden ausstaffiert, mal mit Kleidchen, mal mit Plüschhose. Es gibt eine kleine Indianerin, ein Eskimomädchen und sogar eine Zirkusartistin. Ich überlege kurz. Darf man das überhaupt noch sagen? Indianerin? Eskimomädchen? Ich schiebe die Frage für heute beiseite. Für mich sind diese Bezeichnungen normal. Ich kenne sie nicht anders. Ich liege auf dem Rücken und blicke auf Martha, ein Hippie-Blumenmädchen. Sie mochte ich als kleines Kind am liebsten, daher erinnerte ich mich auch noch an ihren Namen. Die anderen musste ich im letzten Jahr erst einmal neu taufen – ein jeweils feierlicher Akt in meinem Geiste – und alle haben mit der Zeit ziemlich spannende Lebensgeschichten entwickelt. Das machte die stummen Unterhaltungen mit ihnen deutlich interessanter und das Warten im Bett etwas kürzer. Wenn ich nämlich wirklich etwas hassen gelernt habe, dann das Warten. Das Warten auf Ärzte, auf Untersuchungen, auf Medikamente, damit die Schmerzen endlich weniger wurden. Das Warten auf ehrliche Zuversicht statt des ständigen Bedauerns und das Warten auf Gesichter, die einen wirklich ansahen und nicht an einem vorbei. Nur Mama war immer da und Papa sooft es ging, aber das war eigentlich auch sehr oft. Trotzdem war das Warten tagfüllend – und das meistens im Bett. Daran änderte sich auch nichts, als ich wieder heimkam. Das Bett blieb, am Anfang zumindest. So löste der Hass auf das Warten den Hass auf die Tapete irgendwie ab und ich hatte etwas Frieden in meinem Zimmer.

Davon ist aber im Moment überhaupt nichts zu spüren. Ich könnte gerade jeder einzelnen dieser Figuren den Hals umdrehen. Mein Magen krampft sich zusammen, meine Beine wollen zerspringen. Warum kommt Papa denn nicht?

Ich zwinge mich, wieder zu zählen. Einmal angefangen, ist es automatisiert. Sind die Reihen zu Ende gezählt, fange ich wieder von vorne an. Einmal Wand, zweimal Wand, dreimal Wand. Ich zähle weiter und lecke mir die Tränen von den Lippen. Ich zähle weiter, bis sie versiegen. Ich atme wieder ruhig, höre den Nachbarn sein Haus verlassen. Er geht immer um zehn Uhr abends zur Nachtschicht. Papa kam um acht. Ich höre auf zu zählen, drehe mich um und entscheide mich, nun schlafen zu wollen. Aber die Beine lassen mich nicht, unruhig wollen sie dem inneren Druck entfliehen. Auch die Bettdecke erscheint plötzlich zu schwer. Ich strampele sie fort, aber das ist zu kalt. Ich fröstele sofort, dabei brennt meine Haut wie Feuer. Ich zwinge mich, mich auszuhalten, da höre ich Schritte. Sofort halte ich den Atem an.

Die Tür geht auf, ich höre meine Eltern flüstern.

„Siehst du, sie schläft tief und fest, sie braucht doch ihre Ruhe. Du hättest sie bloß gestört. Morgen geht es ihr bestimmt wieder besser.“

„Warte kurz, ich deck sie noch kurz zu.“

Ich höre Papas vorsichtige Schritte und versuche bewusst, langsam und gleichmäßig zu atmen. Ich werde mich jetzt nicht zu ihm umdrehen, nicht zulassen, dass er mich umarmt, mir einen Gutenachtkuss gibt. Das gönne ich ihm nicht. Heute nicht. Er hätte es besser wissen müssen. Er hätte kommen müssen. Meine Beine, sie halten die Ruhe kaum aus, aber ich bewege mich nicht. Hoffe, er sieht die Funken nicht, die aus meiner Haut schlagen. Ich atme immer noch ruhig und kann kaum glauben, wie überzeugend ich bin.

„Komm, du weckst sie nur auf.“

„Guck sie dir an, so ruhig können auch nur Kinder schlafen. Als ob sie rein gar nichts Schlimmes erlebt hätte.“

Und sanft deckt er mich wieder zu.

Ich höre ein tiefes Seufzen, kann es nicht deuten. Ist er enttäuscht über den verpassten Moment am Abend oder denkt er zurück, zurück an die Zeit, als alles noch in Ordnung war?

Die Nacht, sie gibt mir keine Antwort, sie ist nur lang und schlaflos.

Chaka, hier bin ich richtig. Einfach Bombe, diese Luft. Es knistert und kribbelt überall. Mhm, erst mal durchatmen und auftanken. Ah, das tut gut. Durch und durch geht’s mir. Selbst mein kleiner Zeh wird wieder wach. Hihi. Es sind aber auch ein paar mächtig negative Energien unterwegs.

Ach Danai, wenn du doch auch hier wärst. Würde dir bestimmt gefallen. Enttäuschung, mhm, lecker. Frust, auch nicht schlecht. Sehnsucht, noch besser. Und … jaaaa, Wut, köstliche Wut, ahhh, einfach perfekt. Ein absoluter Volltreffer. Und das beim ersten und wohl auf lange Zeit einzigen Sprung. Was will ich mehr?

Ach Schwesterherz, wenn du mir nur nicht so fehlen würdest. Würde viel drum geben, richtig mit dir sprechen zu können und nicht nur durch mein Gebrabbel mit mir selbst. Immerhin, ich kann reden, so viel ich will, ohne dass mich jemand hört. Das hilft. Fühl mich dadurch nicht ganz so allein …

Wo du wohl hingesprungen bist? Mutter hat’s mir nicht erzählen wollen. Je weniger wir wüssten, desto besser für uns … toll! Aber du wirst es schon meistern, egal was und wo. Hast immer alles gemeistert. Mit Bravour gemeistert. Und ich …? War ja bislang nicht grad ’ne Leuchte und soll jetzt helfen, die Familie zu retten? Verrückt …

Aber Mutter scheint an mich zu glauben, sonst hätte sie nicht uns beide weggeschickt. Ich darf sie nicht enttäuschen, und dich auch nicht, Danai, nicht bei dieser Sache. Aber angefangen hat’s schon mal nicht schlecht. Kann echt nicht meckern. Erhol mich im wahrsten Sinne des Wortes im Schlaf und morgen früh bin ich topfit. Hihi. Also, kein Grund zur Trübsal. Erst mal Augen zu, und dann sehen wir,...



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