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E-Book

E-Book, Deutsch, 594 Seiten

Stamm Handbuch Talententwicklung

Theorien, Methoden und Praxis in Psychologie und Pädagogik

E-Book, Deutsch, 594 Seiten

ISBN: 978-3-456-75399-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Interesse an Themen wie Begabung, Expertise, Talent oder Exzellenz ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Zwei Fragen erhalten besondere Aufmerksamkeit: Wie entwickelt sich das Talent über die Lebensspanne? Und: Welche Rolle spielt die Umgebung, die Gesellschaft und die Kultur bei der Förderung und Entwicklung von Talent? Diese Fragen rücken auch deshalb in den Fokus, weil unsere Gesellschaft in Zeiten der Globalisierung und des Mangels an hochqualifizierten Fachkräften immer dringender vor der Herausforderung steht, Talent und Begabung sowohl schon bei Kindern in Schule und Früherziehung als auch über die gesamte Lebensspanne hinweg in betrieblichem Talentmanagement gezielt zu fördern. Das Handbuch Talententwicklung untersucht die genannten Fragestellungen konsequent interdisziplinär - und versammelt die Sichtweisen von herausragenden Vertretern der Pädagogik, Psychologie, Sonderpädagogik, Neurowissenschaft und Bildungswissenschaft. Beigetragen haben u.a. Lutz Jäncke, Detlef H. Rost, Marcus Hasselhorn, Rolf Arnold und Christian Fischer. Das umfassende Bild zeigt sich auch in der Struktur des Handbuchs: · Allgemeiner Überblick und Bezugsdisziplinen · Zur Entwicklungspsychologie des Talents · Internationale Bezüge · Spezifische Themenbereich · Diagnostik und Wirksamkeit · Förderung und Beratung
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Zielgruppe


Psychologen, Pädagogen, Personalfachkräfte, Bildungswissenschaftler.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort
Margrit Stamm (Hrsg.) Das Interesse an Themen wie Begabung, Expertise, Talent oder Exzellenz ist in den letzten Jahren markant angestiegen. Waren es lange Jahre die Hochbegabten selbst und die Diagnostik ihrer individuellen Begabungen und Talente gewesen, so sind es heute eher entwicklungspsychologisch und bildungssoziologisch miteinander verknüpfte Fragen. Zum einen interessiert, wie sich Talente über die Lebensspanne entwickeln. Zwei Forschungsbereiche markieren diesen Trend: einerseits die Frühpädagogik, welche in den letzten zehn Jahren auch im deutschen Sprachraum eine große Aktualität erlangt und maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ein neuer Blick auf «das kompetente Kind» entstanden ist. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass heute nicht mehr die Suche nach Defiziten, sondern die Orientierung an Ressourcen im Mittelpunkt steht. Zum anderen sind es die Altersforschung und die kognitive Entwicklungspsychologie, welche im Lebensspannenkonzept ein neues Verständnis von Entwicklung zum Ausdruck bringen. Dieses Konzept geht davon aus, dass sich ontogenetische Prozesse von der Geburt bis zum Tod, d.h. über den gesamten Lebenslauf, erstrecken und auch im Alter noch kontinuierliche (kumulative) und diskontinuierliche (innovative) Prozesse auftreten können. Zum anderen ist von großem Interesse, welche Rolle eine Gesellschaft, eine Kultur sowie die nähere Umgebung im Hinblick auf die Manifestation und Förderung von Talenten spielen. So haben bildungssoziologische Untersuchungen zu den Wirkungen von Bildungsreformen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahren deutlich gemacht, dass ökonomische, soziale und kulturelle Bedingungen wesentlich zur Reproduktion der sozialen Ungleichheit beitragen. Kinder aus bildungsnahen Milieus verfügen beispielsweise beim Kindergarten- und Schuleintritt über deutlich mehr Kompetenzen als solche aus bildungsfernen Familien. Dieser verstärkte Blick auf den Vorschulbereich hat zu Forderungen geführt, benachteiligte Kinder seien so zu fördern, dass sie ihr individuelles Entwicklungspotenzial entfalten und auf diese Weise die negativen Einflüsse ihrer sozialen Herkunft minimiert werden können. Mit Blick auf die obligatorische Schule sind Kinder und Jugendliche aus bildungsnahen Milieus – ungeachtet ihrer Begabungen oder Expertisen – nach wie vor in anforderungshohen Bildungsgängen und in Begabtenförderprogrammen übervertreten. Der Hauptgrund scheint darin zu liegen, dass die Wahl des Schultyps nicht mehr nach Schulerfolg und Begabung erfolgt, sondern weit stärker von der sozialen Stellung der Familie und den Wünschen der Eltern und Lehrkräfte abhängig ist. Aus dieser Perspektive betrachtet wird oft davon ausgegangen, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und/oder aus einfachen Sozialschichten die größte Gruppe der Underachiever bilden. Die These von den auszuschöpfenden Begabungsreserven der 1960er Jahre im Anschluss an Dahrendorf, Peisert und Picht bekommt somit heute eine neue Kontur. Das gilt ganz besonders auch im Hinblick auf fortschreitende Globalisierungstendenzen und internationalen Wettbewerb, welche dazu beitragen, dass neue Themen fokussiert werden, beispielsweise die Talententwicklung besonderer Gruppen – etwa der Migranten – oder der Fachkräftemangel im Zusammenhang mit den Auswirkungen des demografischen Wandels. Gerade die gestiegenen Anforderungen an Berufsprofile führen zu einem wachsenden Bedarf an talentierten Personen, welche in der Lage sind, Expertise zu erwerben und in ihren Fachgebieten Herausragendes zu leisten. Das öffentliche Interesse hat sich in den letzten Jahren denn auch verstärkt Fragen des Talentmanagements in Betrieben und Ausbildungsinstitutionen zugewendet. Diese vielfältigen Entwicklungen bedingen jedoch, dass die Thematik viel ausgeprägter ist, als dies bis anhin der Fall war, und in einer interdisziplinären Perspektive behandelt werden muss. In Ansätzen manifestiert sich diese Interdisziplinarität auch in dem Umstand, dass der Begriff (Hoch-)Begabung zunehmend seltener gebraucht und an seiner Stelle je nach Disziplin eher von Elite, Talent, Expertise oder Exzellenz gesprochen wird. Dass insbesondere die beiden letztgenannten Begriffe häufig verwendet werden, dürfte auch in den wichtigen Erkenntnissen der Expertiseforschung zur Entwicklung des professionellen Könnens begründet sein. Der Begabungsbegriff ist jedoch nicht unbedeutend geworden. Gerade die Relation von Begabung und Expertise ist für das Verständnis der Bedingungen, wie herausragende Leistungen entstehen, zentral, weshalb allgemein den drei Begriffen Begabung, Wissen und Lernen besondere Bedeutung zugesprochen wird. In diesem Handbuch wird der Begriff Talent als federführende Klammer verwendet und zwar deshalb, weil ihm aus einer Lebensspannenperspektive Begabung (als individuelles Fähigkeitspotenzial unter Berücksichtigung der sozialen und kulturellen Lebensumwelt) und Expertise (als Kompetenz auf hohem Niveau) subsummiert werden können. Denn entwicklungspsychologisch kann jede Begabung nur dann zur Entfaltung gelangen, wenn sie trainiert und geübt wird, sich als spezifisches Talent manifestiert und zum professionellen Können heranreift. Das vorliegende Handbuch legt keine Theorie der Talententwicklung vor, aber es zeigt die unterschiedlichen Themenbereiche zur Thematik auf, präsentiert die empirischen, theoretischen und methodologischen Befunde und diskutiert pädagogische und sozialpädagogische Handlungsfelder. Auf diese Weise lassen sich die bislang eher unverbunden nebeneinander stehenden Bereiche der Begabungs-, Talent- und Expertiseforschung erstmals für den deutschsprachigen Raum miteinander verknüpfen und deren inzwischen ausdifferenzierte Forschungserträge bilanzierend zusammenfassen. Durch die Auswahl der Themen und der beteiligten Autorinnen und Autoren1 wird versucht, die wichtigen Erkenntnisse der an diesem Gebiet beteiligten Disziplinen zu berücksichtigen und auf diese Weise der Forderung nach einer interdisziplinären Perspektive nachzukommen. Das Handbuch gliedert sich in sechs große Themenbereiche und versucht – ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit – all jene Themen zu fokussieren, die zentral von Begabung, Talent und Expertise berührt sind oder sie betreffen. Insgesamt werden sechs unterschiedliche Zugänge diskutiert. Der erste Bereich gibt einen allgemeinen Überblick über die wissenschaftliche Diskussion aus verschiedenen Disziplinen. Heinz-Werner Wollersheim diskutiert die Thematik aus dem Blickwinkel der Pädagogik. Dabei zeigt er zunächst auf, wie sich in der pädagogischen Frage nach Begabung und Talent die Perspektive langsam hin zu den Bedingungen und Möglichkeiten der pädagogisch induzierten Entfaltung individueller Begabungspotenziale, förderlicher subjektiver Haltungen, Einstellungen und Überzeugungen sowie begünstigender oder hemmender Umgebungsfaktoren entwickelt hat. Weniger Beachtung findet die Frage nach der Funktion des Begabungsbegriffs in historischen und aktuellen gesellschaftlichen Argumentationszusammenhängen, die deshalb im Mittelpunkt des Beitrags steht. Gerhard Lehwald fragt in seinem Beitrag, inwiefern Talent und Begabung ein Thema der Psychologie sind. Dabei untersucht er, wie Teildisziplinen der Psychologie (etwa Lernpsychologie, Entwicklungspsychologie, Psychologische Diagnostik) die Forschungen zu Talent und Begabung gefördert haben, aber auch, ob diese ausgewählte Grunddisziplinen der Psychologie befruchtet und gefördert haben. Rolf Arnold, Eva Kleß und Thomas Prescher untersuchen die Bedeutung von Talent und Begabung in Personal- und Sozialpsychologie. Im Mittelpunkt ihres Beitrages steht ein Diskurs über den Talentbegriff aus Sicht der Personalpsychologie. Damit fokussieren sie den Unterschied einer Hochbegabtenforschung gegenüber einer personalpsychologischen Konstruktion des Talents in einer gesellschaftlichen Marktlogik der Person als Arbeitskraft. Mit der Einbettung des Talentverständnisses in einen gesellschaftlichen Verwertungszusammenhang wird auf die Optimierung des Individuums aus sozialpsychologischer Sicht verwiesen und herausgearbeitet, dass zahlreiche psycho-soziale Treiber in Form psychologischer Selbstkonzepte die Talententfaltung moderieren. Ursula Hoyningen-Süess diskutiert in ihrem Beitrag die sonderpädagogische Forschung zu Begabung und Talent. Zunächst erläutert sie die Frage, welcher Auftrag der Sonderpädagogik heute im Kanon der verschiedenen disziplinären Zugänge zugeschrieben wird, anhand eines historischen Rückgriffs. Sodann skizziert sie verschiedene Auffassungen von Hochbegabung und Talent im Laufe der Zeit und stellt dabei eine sonderpädagogische Sichtweise zur Diskussion, welche die Grundlage der sonderpädagogischen Forschung zum Thema hat und die Ausgangslage für Interventionsvorschläge im schulischen und außerschulischen Alltag darstellt. Abschließend erläutert sie die Bedeutung von Begabung und Talent aus sonderpädagogischer Sicht. Johannes Giesinger nähert sich der Thematik aus dem Blickwinkel der Philosophie, indem er die pädagogisch-psychologische Debatte zum Problem der Begabung und die philosophische Gerechtigkeitsdiskussion aufeinander bezieht und dabei die Kritik an den von der Gerechtigkeitstheorie oft als selbstverständlich angenommenen Begabungsunterschieden beleuchtet. Dabei fragt er auch, welche Relevanz die Gerechtigkeitstheorie für die pädagogisch-psychologischen und bildungspolitischen Kontroversen um Talent und Begabung haben kann. Dieter Frey, Peter Fischer, Bernhard Streicher und Carolin Bock wiederum untersuchen die Thematik aus bildungsökonomischer...


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