Sophokles / Seidensticker | Ödipus auf Kolonos | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 193 Seiten

Sophokles / Seidensticker Ödipus auf Kolonos

E-Book, Deutsch, 193 Seiten

ISBN: 978-3-406-72568-5
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ödipus – seinen Vater hat er erschlagen, mit seiner Mutter vier Kinder gezeugt. Als er erkennt, was er getan hat, blendet er sich selbst. Das ist die Tragödie des einst mächtigen Königs von Theben. Von dort vertrieben, alt geworden und begleitet einzig von seiner Tochter Antigone, ersehnt er nur noch einen friedlichen Tod auf Kolonos nahe Athen. Doch auch dort holen ihn die Schatten der Vergangenheit ein: Theben droht ein blutiger Bruderkrieg, in dem beide Parteien den des Lebens und Leidens überdrüssigen Ödipus auf ihre Seite zwingen wollen. Wie in seiner berühmten Übertragung der 'Orestie' folgt Peter Stein, Intendant und Regisseur von internationalem Rang, auch diesmal seinem Ideal, eine klare und zeitgemäße, genaue und vollständige Wiedergabe des antiken Textes zu leisten, deren oberstes Ziel die Verständlichkeit ist. Der humanistisch gebildete Theatermann legt erneut eine Übersetzung vor, die sich nicht nur auf der Bühne bewährt hat – 2010 erprobte er sie im Rahmen der Salzburger Festspiele mit Klaus Maria Brandauer in der Hauptrolle –, sondern ihre sprachliche Kraft und Schönheit auch bei der Lektüre entfaltet.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;193
4;Über den Übersetzer;193
5;Über den Herausgeber;193
6;Über den Verfasser des Essays;193
7;Impressum;4
8;Widmung;5
9;Inhalt;7
10;Vorbemerkung: Zur Übersetzung und zu einigen wichtigen Elementen der Inszenierung;9
11;Ödipus auf Kolonos;11
12;Nachwort;141
13;Essay: Ödipus auf Kolonos. Drama und Rezeption;181
14;Literatur;190
15;Leading Team und Besetzung: des Ödipus auf Kolonos im Rahmen der Salzburger Festspiele vom 25. Juli bis 30. August 2010;192


ÖDIPUS AUF KOLONOS
Besetzung Oidipous Antigone Ismene Theseus Kreon Polyneikes Ein Bote Chor OIDIPOUS: Antigone,
in welche Gegend führst du deinen alten, blinden Vater, zu welchen Menschen, welcher Stadt? Wer gibt dem Oidipous, dem Vagabunden,
heute das karge Almosen? Wenig erbitte ich, 5 noch weniger erhalte ichund doch ist’s mir genug. Denn dulden lehren mich die Leiden,
mein langes Leben und mein angeborener Stolz
als drittes. Nun, Kind, siehst du etwas,
worauf ich sitzen kann, an öffentlichem oder gottgeweihtem Ort, 10
so halte ein und laß mich ausruhen. Dann können wir erfragen,
wo wir sind; denn wir als Fremde müssen von den Bewohnern lernen und, was sie sagen, tun. ANTIGONE: Vater,
unseliger, armer Oidipous,die Mauern, die die Stadt beschützen, 15 sind, wie ich sehe, fern. Dies hier ist heiliger Grund, so viel ist sicher. Wild wächst Olive, Lorbeer, Wein,
drinnen schwärmen
und singen süß die Nachtigallen. Hier beug das Knie
und setz dich auf den rohen Stein. Lang war der Weg für einen Greis. 20 OIDIPOUS: So laß mich sitzen
und behüte den Blinden. Ödipus auf der Stufe zum Hain ANTIGONE: Die Zeit hat mich das längst gelehrt. OIDIPOUS: Kannst du mir sagen, wo wir sind? ANTIGONE: Ich weiß, dort ist Athen, den Ort hier kenne ich nicht. OIDIPOUS: Die Stadt hat jeder uns genannt, 25 dem wir begegnet sind. ANTIGONE: So soll ich gehen und diese Gegend hier erkunden? OIDIPOUS: Ja, wenn sie bewohnt ist. ANTIGONE: Sie ist bewohnt. Ich glaube, gehen brauche ich nicht. Nah bei uns beiden sehe ich einen Mann. OIDIPOUS: Kommt er hierher und auf uns zu? 30 ANTIGONE: Er ist schon da. Was du ihm sagen willst, sag’s jetzt – er steht vor dir. OIDIPOUS: Fremder, hörend von ihr, die für uns beide sieht, daß du zur rechten Zeit als Wächter herkamst,  35 um uns Unwissenden zu sagen … WÄCHTER: Bevor du weiter fragst, verlaß den Platz! Du bist auf heiligem Grund, der unbetretbar ist. OIDIPOUS: Was für ein Grund? Welcher Gottheit zugehörig? WÄCHTER: Unberührbar, unbewohnbar, die grausen, furchtbaren Göttinnen besitzen ihn, 40 Töchter der Gaia, der Mutter Erde, und des Skotos, des Dunkels der Nacht. OIDIPOUS: Mit welchem hohen Namen ruf ich sie an? WÄCHTER: Die alles sehenden Eumeniden, die Wohlmeinenden, nennt sie das Volk hier. Anderswo nennt man sie anders. OIDIPOUS: So mögen sie wohlmeinend den Schutzflehenden empfangen, denn nie mehr weiche ich von diesem Platz. 45 WÄCHTER:  Was bedeutet das? OIDIPOUS: Meines Schicksals Losungswort. WÄCHTER: So wage ich es nicht, unbefugt dich zu verjagen. Ich zeige es an dem Rat der Stadt und frage, was zu tun ist. OIDIPOUS: Bei allen Göttern, Fremder, halte mich Vagabunden nicht für unwert, mir das,  50 worum ich bitte, zu erklären. WÄCHTER: Sprich. Für unwert halte ich dich nicht. OIDIPOUS: Was ist dies für eine Gegend, die wir betreten haben? WÄCHTER: Was ich weiß, sollst du alles erfahren und vernehmen. Die ganze Gegend hier ist heilig. Ihr Herr ist der hohe Poseidon, 55 mit ihm der feuerbringende Gott, der Titan Prometheus. Den Ort, den du betratst, nennen wir: bronzefüßige Schwelle dieses Landes, Bollwerk Athens. Die umliegenden Fluren rühmen den rossekundigen Kolonos als Gründer und Ahnherrn, 60 und alles Volk gemeinsam trägt seinen Namen. So verhält sich das mit dieser Gegend, Fremder, von uns, die wir hier leben, durch Bräuche hoch verehrt, wenn auch nicht durch Worte und Legenden. OIDIPOUS: Wohnen Menschen hier in diesen Fluren? WÄCHTER: Gewiß, und nennen sich nach jenem Gott. 65 OIDIPOUS: Herrscht jemand über sie oder hat das Volk die Macht? WÄCHTER: Hier herrscht der König von Athen. OIDIPOUS: Und wer ist es, der mit Wort und Kraft die Macht hat? WÄCHTER: Theseus heißt er, Sohn unseres früheren Königs Aigeus. OIDIPOUS: Kann jemand von euch zu ihm gehen? 70 Als Bote? WÄCHTER: Ihm etwas zu sagen oder ihn herzubitten? OIDIPOUS: Daß wenig gewährend er viel gewinnt. WÄCHTER: Von einem Manne, der nichts sieht, wie kann da Nutzen kommen? ...


Peter Stein arbeitete an zahlreichen europäischen Bühnen. Für sein künstlerisches Schaffen wurde er vielfach mit Preisen und Auszeichnungen geehrt – darunter der Erasmus-Preis und der Europäische Theaterpreis.Bernd Seidensticker ist Professor em. für Klassische Philologie an der Freien Universität Berlin. Er ist ein ausgewiesener Spezialist für die Geschichte des antiken Theaters und die Antikerezeption.


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