Sophokles / Leis | König Ödipus. Textausgabe mit Kommentar und Materialien | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 113 Seiten

Reihe: Reclam XL ? Text und Kontext

Sophokles / Leis König Ödipus. Textausgabe mit Kommentar und Materialien

[Reclam XL - Text und Kontext] - Sophokles - 16131

E-Book, Deutsch, 113 Seiten

Reihe: Reclam XL ? Text und Kontext

ISBN: 978-3-15-960796-2
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In Sophokles' Tragödie zerbricht König Ödipus an einer schrecklichen Erkenntnis: Unwissentlich hat er seinen Vater getötet, seine Mutter geheiratet und so gerade die Prophezeiung erfüllt, der er eigentlich entrinnen wollte. Klassenlektüre und Textarbeit einfach gemacht: Die Reihe »Reclam XL - Text und Kontext« erfüllt alle Anforderungen an Schullektüre und Bedürfnisse des Deutschunterrichts: * Reclam XL bietet den sorgfältig edierten Werktext - seiten- und zeilengleich mit der entsprechenden Ausgabe aus Reclams Universal-Bibliothek. * Das Format ist größer (12,2 x 20 cm) als die gelben Klassiker der Universal-Bibliothek, mit ausreichend Platz für Notizen am Seitenrand. * Schwierige Wörter werden am Fuß jeder Seite erklärt, ausführlichere Wort- und Sacherläuterungen stehen im Anhang. * Ein Materialienteil mit Text- und Bilddokumenten erleichtert die Einordnung und Deutung des Werkes im Unterricht. * Natürlich passen auch weiterhin alle Lektüreschlüssel, Erläuterungsbände und Interpretationen dazu! E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Sophokles (496/496 v. Chr. in Kolonos - 406 v. Chr. in Athen) gehört neben Aischylos und Euripides zu den bedeutendsten Tragödiendichtern der Antike. Der Sohn eines Fabrikanten schrieb über 120 Stücke - von denen bis heute nur noch sieben vollständig erhalten sind - und ging im Wettstreit der Dramatiker 24 Mal als Sieger hervor. Aristoteles skizziert Sophokles in seiner 'Poetik' als einen Erneuerer des Theaters: Er führte den dritten Schauspieler ein, erweiterte den 12-köpfigen Chor auf 15 und nutzte als Erster gemalte Bühnenkulissen. Sophokles' berühmtes analytisches Drama 'König Ödipus' zeigt den im Dialog vollzogenen Erkenntnisprozess des gleichnamigen thebanischen Königs, der im Wissen über den selbst verübten Vatermord und die Heirat der eigenen Mutter endet. In 'Antigone' stürzt der Konflikt zwischen weltlichem und religiösem Recht die Protagonistin in ein Dilemma, das sie letzten Endes das Leben kostet. Einige heutige Interpreten erkennen in ihrem Widerstand gegen Kreon einen mutigen Akt zivilen Ungehorsams. 2019 'Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung' der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für seine Übertragungen griechischer und lateinischer Klassiker.
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[5]Prologos (1–150). Es ist früher Morgen. Vor dem Palast des Ödipus in Theben. Bejahrte Priester, Jünglinge und Kinder kommen mit bindenumwundenen Öl- und Lorbeerzweigen, legen sie auf die Altäre und setzen sich auf die Stufen. Ödipus tritt aus dem Palast. ÖDIPUS. O Kinder! Kadmos’, des alten, neuer Stamm! Was sitzt ihr flehend mir auf diesen Stufen da, mit des Schutzsuchenden Zweigen reich geschmückt, indes die Stadt von Weihrauch überquillt, 5zugleich von Bittgesängen und von Schmerzgestöhn? Dies hielt ich nicht für recht, von Boten, Kinder, von andern nur zu hören, und so komm ich selbst hierher, von allen der Berühmte, Ödipus, genannt. Doch, Alter, sag, denn du bist dazu berufen, 10für diese da zu sprechen: Was erfüllt euch das Gemüt? Ist’s Furcht oder ein Begehren? Wollt ich doch helfen – in allem! Denn ich wäre herzlos, hätte ich Mitleid nicht mit solchem Flehen. PRIESTER. Nun, Herrscher meines Landes, Ödipus! 15Du siehst, wie wir, verschiednen Alters, an deinen Altären sitzen: die noch nicht zu weitem Fluge stark genug, die vom Alter schwer gezeichnet, Priester – ich des Zeus – und die aus Jünglingen erkoren; das andere Volk, mit Kränzen reich geschmückt, 20hockt an den Märkten und der Pallas beiden Tempeln und der weissagenden Asche des Ismenos. Denn die Stadt, wie du auch selber siehst, schwankt schon zu sehr im Sturmgewoge und kann das Haupt nicht mehr erheben aus den Schlünden mörderischen Wogenschwalls: 25[6]hinsiechend in den fruchtumschließenden Blütenkelchen des Landes, hinsiechend in den Herden weidender Rinder und Geburten, unfruchtbaren, der Frauen; und dazu sprengte der feuertragende Gott heran und quält – die Pest, die urverhasste – die Stadt, wodurch sich leert das Haus des Kadmos und der schwarze 30Hades mit Gestöhn und Klagerufen reich sich füllt. Nun für göttergleich zwar achten wir dich nicht, nicht ich, nicht diese Kinder, die wir an diesem Herde sitzen, doch für der Männer Ersten in des Lebens Wechselfällen und in den Begegnungen mit Göttern: 35Kamst du doch in Kadmos’ Stadt und erlöstest uns vom Zoll, den wir der gnadenlosen Sängerin entrichteten, und dies, obwohl von unsrer Seite du kein weitres Wissen hattest, keine genaue Kunde, sondern mit Beistand eines Gottes, so sagt und denkt man, habest du das Leben uns aufgerichtet. 40Drum auch jetzt, o in den Augen aller stärkstes Haupt des Ödipus! Wir alle hier wenden uns an dich und flehn dich an: Einen Schutz find uns, ob du ihn von einem der Götter, einen Spruch vernehmend, ob du ihn von irgendeinem Manne weißt. Seh ich doch bei den Bewährten auch erteilten 45Rat ganz besonders lebendig wirken. Komm, o Bester du der Sterblichen, richte wieder auf die Stadt! Komm, sei auf der Hut; denn dich nennt heute dieses Land den Retter, deiner frühren Tatkraft wegen. Wollen nie wir deiner Herrschaft so gedenken, dass wir durch sie hochkamen und später wieder fielen, 51nein, zu sicherem Stande richte wieder auf die Stadt! [7]Mit günstigem Vogelflug brachtest du uns ja auch damals das Heil: Sei auch jetzt der Gleiche! Denn willst du über dieses Land regieren, so wie du jetzt die Macht hast: 55über ein männerreiches dann ist’s schöner als über ein ödes Macht zu haben. Nichts taugen weder Turm noch Schiff, wenn leer sie sind und nicht Männer drinnen mit dir wohnen. ÖDIPUS. O arme Kinder! Mir Bekanntes, nicht Unbekanntes erflehend seid ihr hergekommen. Denn ich weiß gut: 60krank seid ihr alle; aber krankt ihr auch – wie ich ist keiner unter euch, der gleichermaßen krankte. Denn euer Schmerz geht je auf einen einzigen nur für sich allein und keinen andern, meine Seele aber stöhnt um die Stadt und mich und dich zugleich. 65Drum weckt ihr mich auch nicht aus Schlafes Schlummer auf, nein, wisst: schon viel hab ich geweint, und viele Wege bin ich gegangen auf meines Denkens sorgenreicher Irrfahrt. Was ich aber, mit Umsicht, einzig als Heilung finden konnte, das hab ich unternommen: Menoikeus’ Sohn, 70Kreon, den eignen Schwager, entsandte ich nämlich zu Phoibos’ pythischen Häusern, dass er dort erkunde, was ich tun, was sprechen soll, diese Stadt zu retten. Und schon erfüllt mich der heutige Tag, gemessen an der verflossnen Zeit, mit Sorge, wie’s ihm wohl ergeht; denn ungebührlich lang 75ist er schon fort, weit über die erlaubte Zeit. Doch kommt er, dann wäre ich verworfen, tät ich nicht alles, was auch enthüllen mag der Gott. PRIESTER. Nun, zur rechten Zeit sprachst du von ihm: Gerade geben mir diese Zeichen, Kreon schreite dort heran. [8]ÖDIPUS. 80O Herr Apollon! Käm er doch mit einem rettenden Geschick, strahlend – wie sein Auge! PRIESTER. Gut gelaunt ist er, wie’s scheint; denn sonst käm er nicht, das Haupt so reich bekränzt mit früchtereichem Lorbeer. ÖDIPUS. Gleich werden wir es wissen! Denn er ist so nah, dass er uns hört. 85Herr, mein Schwager, des Menoikeus Sohn! Welch einen Spruch des Gottes bringst du uns zurück? (Kreon ist herangekommen.) KREON. Vortrefflichen! Denn auch das Schwerlastende, mein ich, wenn gut es endet, kann ganz zum Glück sich wenden. ÖDIPUS. Wie aber ist das Wort? Denn weder zuversichtlich 90noch voreilig in Furcht bin ich jetzt nach dem, was du gesagt. KREON. Wenn du’s im Beisein dieser da vernehmen willst, ich bin bereit zu reden – oder auch hineinzugehn. ÖDIPUS. Vor allen sprich! Denn am Schmerz um diese trag ich schwerer als an der Sorge um das eigne Leben. KREON. 95So will ich sagen, was ich von dem Gott gehört: Es befiehlt uns Phoibos klar, der Herr, des Landes Schandfleck, als auf diesem Erdenstück genährt, hinauszujagen, nicht bis unheilbar er wird, ihn fortzunähren. ÖDIPUS. Durch welche Reinigung? Wie können wir ihn tilgen? KREON. 100Durch Ächtung oder Sühne, die Tod mit Tod vergilt, da dieses Blut sturmgleich erschüttere die Stadt. [9]ÖDIPUS. Und welchen Mannes Schicksal zeigt er hiermit an? KREON. Es war uns, Herr, Laios einst Führer dieses Landes, eh du Lotse wurdest dieser Stadt. ÖDIPUS. 105 Ich weiß es wohl, vom Hören, denn gesehen habe ich ihn nie. KREON. Da dieser starb, gebietet jetzt der Gott uns klar, die Mörder, wer sie auch sei’n, zu strafen mit der Hand. ÖDIPUS. Doch wo auf Erden sind die? Wo wird zu finden sein die Fährte, schwierig auszudeuten, dieser alten Schuld? KREON. 110In diesem Lande, sagte er. Was man erforscht, das lässt sich fangen, doch es entrinnt, was man versäumt. ÖDIPUS. War es im Hause oder war’s im Freien oder in einem fremden Land, dass Laios fiel durch diesen Mord? KREON. 114Das Orakel zu befragen, wie er sagte, fuhr er weg, und kehrte nicht mehr heim, nachdem er aufgebrochen. ÖDIPUS. Und auch kein Bote, kein Begleiter seiner Fahrt sah es, von dem Brauchbares einer hätt erfahren können? KREON. Nein, denn sie starben, bis auf einen, der schreckerfüllt geflohen war und von dem, was er gesehen, nichts bis auf eins bestimmt zu sagen wusste. ÖDIPUS. 120 Was war das? Denn eines kann wohl vielem auf die Spur verhelfen, ergreift unser Verdacht nur den geringsten Anhaltspunkt. [10]KREON. Räuber, sprach er, die auf sie trafen, erschlugen ihn, nicht mit einer Kraft allein, nein, vielen Händen. ÖDIPUS. Wie wär der Räuber, hätt man’s nicht mit Geld 125von hier ins Werk gesetzt, zu solcher Tollkühnheit geschritten? KREON. So dachte jeder. Doch, als Laios umgekommen, stand keiner helfend auf in diesen Übeln. ÖDIPUS. Welches Übel stand im Weg, da so die Herrschaft gefallen war, und hinderte, diesem auf den Grund zu gehn? KREON. 130 Die Rätselsängerin, die Sphinx,...


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