Sophokles / Leis / Hönsch | Antigone. Textausgabe mit Kommentar und Materialien | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 109 Seiten

Reihe: Reclam XL - Text und Kontext

Sophokles / Leis / Hönsch Antigone. Textausgabe mit Kommentar und Materialien

[Reclam XL - Text und Kontext] - Sophokles - 16106

E-Book, Deutsch, 109 Seiten

Reihe: Reclam XL - Text und Kontext

ISBN: 978-3-15-960885-3
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Antigone bestattet ihren gefallenen Bruder, einen Landesverräter, und widersetzt sich damit dem Verbot des Königs. In Sophokles' Tragödie geraten Gesetz und Gewissen in einen tödlichen Konflikt. Klassenlektüre und Textarbeit einfach gemacht: Die Reihe »Reclam XL - Text und Kontext« erfüllt alle Anforderungen an Schullektüre und Bedürfnisse des Deutschunterrichts: * Reclam XL bietet den sorgfältig edierten Werktext - seiten- und zeilengleich mit der entsprechenden Ausgabe aus Reclams Universal-Bibliothek. * Das Format ist größer (12,2 x 20 cm) als die gelben Klassiker der Universal-Bibliothek, mit ausreichend Platz für Notizen am Seitenrand. * Schwierige Wörter werden am Fuß jeder Seite erklärt, ausführlichere Wort- und Sacherläuterungen stehen im Anhang. * Ein Materialienteil mit Text- und Bilddokumenten erleichtert die Einordnung und Deutung des Werkes im Unterricht. * Natürlich passen auch weiterhin alle Lektüreschlüssel, Erläuterungsbände und Interpretationen dazu! E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Sophokles (496/496 v. Chr. in Kolonos - 406 v. Chr. in Athen) gehört neben Aischylos und Euripides zu den bedeutendsten Tragödiendichtern der Antike. Der Sohn eines Fabrikanten schrieb über 120 Stücke - von denen bis heute nur noch sieben vollständig erhalten sind - und ging im Wettstreit der Dramatiker 24 Mal als Sieger hervor. Aristoteles skizziert Sophokles in seiner 'Poetik' als einen Erneuerer des Theaters: Er führte den dritten Schauspieler ein, erweiterte den 12-köpfigen Chor auf 15 und nutzte als Erster gemalte Bühnenkulissen. Sophokles' berühmtes analytisches Drama 'König Ödipus' zeigt den im Dialog vollzogenen Erkenntnisprozess des gleichnamigen thebanischen Königs, der im Wissen über den selbst verübten Vatermord und die Heirat der eigenen Mutter endet. In 'Antigone' stürzt der Konflikt zwischen weltlichem und religiösem Recht die Protagonistin in ein Dilemma, das sie letzten Endes das Leben kostet. Einige heutige Interpreten erkennen in ihrem Widerstand gegen Kreon einen mutigen Akt zivilen Ungehorsams. 2019 Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für seine Übertragungen griechischer und lateinischer Klassiker.
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1. Epeisodion (162–331)
KREON. Männer! Die Götter haben unsre Stadt, die sie in schwerem Wogengang erschüttert, sicher wieder aufgerichtet. Euch aber habe ich, von allen ausgesondert, 165durch Boten herbestellt, weil ich wohl weiß, wie ihr die Macht von Laios’ Thron stets hochgeachtet und ihr, als Ödipus die Stadt erhob und umkam dann, bei seinen und Iokastes Söhnen verbliebt mit unverrückbar treuem Sinn. 170Seit jene nun in doppeltem Verhängnis an einem Tage fielen, schlagend und geschlagen, mordbefleckt durch eigne Hand, hab ich denn nun die Allmacht und den Thron, da an Verwandtschaft ich der Nächste bin den Toten. 175Unmöglich aber ist es, zu ergründen jeden Mannes Charakter, Denkart und sein Wollen, eh er sich in Herrschaft und Gesetzen als erprobt erweist. Denn wer als Lenker einer ganzen Stadt nicht nach den besten Leitgedanken greift, 180sondern aus Furcht vor jemand seinen Mund verschlossen hält, der gilt mir als grundschlechter Mensch, so jetzt wie je; und wer gar höher als das eigne Vaterland [14]die Freunde stellt – dem spreche ab ich jeden Wert! Denn ich – das wisse Zeus, der allzeit alles sieht –, 185ich schwiege nicht, säh ich das Unheil den Bürgern nahen statt des Wohlergehns, und würde nie den Mann, der feind der Stadt, als Freund erachten, in der Einsicht, dass nur sie es ist, die uns beschützt, und dass wir nur, 190wenn sie nicht wankt auf unsrer Fahrt, uns Freunde schaffen. Nach solchen Grundprinzipien will ich fördern diese Stadt. Dem nun entspricht, was ich die Söhne Ödipus’ betreffend hab den Städtern jetzt verkündet: Eteokles, der im Kampf für diese Stadt 195gefallen ist, in jeder Hinsicht Bester mit dem Speer: Ihn berge man im Grab und weih ihm alle Grabesspenden, die zu den besten Toten kommen in der Unterwelt! Doch seinen Bruder, Polyneikes mein ich, der die Vatererde und die Götter unsres Lands, 200zurückgekehrt aus dem Exil, mit Feuers Brand bis auf den Grund verbrennen und sich am verwandten Blut satt trinken wollte und den Rest versklaven: Ihn – so ist es unsrer Stadt verkündet – soll keiner mit dem Grabe ehren noch beklagen, 205nein, unbestattet lass man seinen Leib zum Fraß den Vögeln und den Hunden, schmachvoll anzusehn! So geht mein Denken, und nie wird von mir der Schlechte mehr geehrt als der Gerechte. Wer aber wohlgesinnt ist dieser Stadt, der sei, 210ganz gleich, ob tot, ob lebend, stets von mir geehrt! CHORFÜHRER. Dir steht es frei, Sohn des Menoikeus, so zu tun an dem, der’s übel oder wohl meint mit der Stadt, [15]und jede Satzung anzuwenden liegt in deiner Macht auf die, die tot sind, wie auf uns, die leben. 215KREON. Seid mir nun Hüter des Verfügten! CHORFÜHRER. Bürd einem Jüngern auf zu tragen diese Last! KREON. Nun, Wachen bei dem Toten sind bestellt. CHORFÜHRER. Was andres könntest du denn uns damit befehlen? KREON. Dass ihr es keinem durchgehn lasst, der nicht gehorcht! 220CHORFÜHRER. So töricht ist doch keiner, dass er sterben möchte. KREON. Ja, in der Tat, dies wär der Lohn! Jedoch mit Hoffnungen hat die Gewinnsucht Männer oft schon ruiniert. Ein Wächter tritt auf. WÄCHTER. Herr, sagen will ich nicht, dass ich ganz atemlos vor Übereile komm und leicht beschwingten Laufs. 225Denn oft macht ich, um nachzudenken, Halt und drehte unterwegs mich schon zur Rückkehr um; denn vieles raunte mir die Seele warnend zu: »Was eilst du, Ärmster, dorthin, wo dir Strafe droht? 229Du bleibst, Elender, wieder stehen? Und erfährt dies Kreon nun von einem andern, wie bleibt dir dann Schmerz erspart?« Dergleichen wälzend kam ich trödelnd langsam nur ans Ziel, und also wird aus einem kurzen Weg ein langer. Jedoch am Ende siegte dies: hierher zu kommen zu dir, und meld ich auch rein nichts, ich sag es doch! 235Mich an die Hoffnung klammernd komme ich, dass nichts mir widerfährt, was nicht mein Schicksal ist. KREON. Was ist’s, weswegen du so mutlos wirkst? WÄCHTER. Ich will zuerst dir sagen, was mich selbst betrifft, [16]denn nicht getan hab ich’s und sah auch nicht, wer’s tat, 240und unrecht wär’s, wenn ich ins Unheil stürzte. KREON. Du zielst geschickt und schirmst dich gegen diese Tat nach allen Seiten ab. Man merkt, du willst uns Unerhörtes melden. WÄCHTER. Das Ungeheure, nun ja, löst viel Zaudern aus. KREON. So red doch endlich, troll dich dann und geh! 245WÄCHTER. Ich red ja schon! Den Toten hat soeben einer bestattet und ist fort, nachdem er trocknen Staub gestreut hat auf den Leib und heilgen Brauch an ihm geübt, wie’s Pflicht. KREON. Was sagst du? Welcher Mann hätt tollkühn dies gewagt? WÄCHTER. Ich weiß es nicht; denn da war keines Pickels Stich 250und keiner Hacke Aushub; spröde war der Boden, trocken, ohne Riss, von Rädern nicht befahren, und keine Spur war da von irgendeinem Täter. Doch als des Tages erster Wächter uns dies wies, da lag für alle ein unfasslich Wunder vor: 255Der Tote war dem Blick entzogen, nicht begraben zwar, doch dünn lag Staub auf ihm, wie um Befleckung zu vermeiden. Und weder eines Raubtiers Spuren zeigten sich noch eines Hundes, der gekommen und an ihm gezerrt. Da schwirrten wüste Worte hin und her: 260Ein Wächter fuhr den andern an, und schließlich kam es schier zu einer Prügelei, und keinen gab’s, uns dran zu hindern. Denn jeder reihum galt als Missetäter, doch keiner klar ersichtlich, jeder stritt davon zu wissen ab. Wir war’n bereit, geglühtes Eisen aufzuheben mit der Hand, 265[17]ein Feuer zu durchschreiten und zu schwören bei den Göttern, dass wir’s nicht getan noch mitgewusst mit einem, der die Tat geplant und ausgeführt. Zuletzt, als alles Forschen uns nicht weiterhalf, spricht einer aus, was uns alle die Köpfe 270vor Furcht zu Boden senken ließ; wir konnten nichts dagegen sagen, wussten nicht, wie, wenn wir’s täten, heil entkämen. Zu berichten sei, so ging das Wort, dir diese Tat und nicht geheim zu halten. Nun, diese Sicht obsiegte, und mich Unglücksmenschen 275verdammt das Los zu diesem schönen Glück. Da bin ich, ungern, und ungern gesehn, ich weiß; denn niemand liebt den Boten schlimmer Kunde. CHOR. Ob diese Tat, Herr, nicht vielleicht ist gottgewirkt, legt tiefres Denken mir schon lange nah. 280KREON. Hör auf, bevor noch dein Gerede mich mit Zorn erfüllt, damit du nicht als Narr und Greis zugleich erscheinst! Empörend ist, was du da sagst, wenn du behauptest, die Götter sorgten sich um diesen Toten! 284Erwiesen sie ihm ungemeine Ehre gar für gute Taten, als sie mit Staub ihn deckten, der die säulenreichen Tempel zu verbrennen kam und Weihgeschenke und zu zerschlagen ihre Satzungen, ihr Land? Oder siehst du, dass je Götter Frevler ehren? Unmöglich! Doch es murrten Männer dieser Stadt 290schon lang in dieser Art erbittert gegen mich, die Häupter schüttelnd insgeheim, und hielten unters Joch den Nacken nicht, wie’s recht ist, mir loyal zu sein. Von diesen sind, ich bin’s gewiss, die Wächter dort um Lohn verleitet worden, solche Tat zu tun. 295Denn nichts erwuchs als ärgrer Brauch [18]den Menschen als das Geld. Es löscht selbst Städte aus, jagt Männer aus den Häusern fort, verbildet und verkehrt den rechten Sinn 299der Menschen, schnöden Taten nachzugehn. Den Weg zu jeder Schurkerei zeigt es den Menschen und vertraut zu sein mit jeder gottvergessnen Tat. Doch alle, die für Geld gedungen solches tun, erwirken früher oder später Strafe sich. Wieder zum Wächter gewendet. Doch wenn denn Zeus von mir noch heilge Scheu empfängt, 305so merk dir dies genau – ich sag’s dir unter Eid –: Entdeckt ihr nicht, wer die Bestattung hat vollbracht, und stellt den Täter sichtbar vor die Augen mir, so soll der Tod allein euch nicht genügen: lebend aufgehängt sollt erst ans Licht ihr bringen euren Frevelmut, 310damit ihr, wenn ihr künftig rafft, begreift, wo der Profit zu holen ist, und einsehn lernt, dass der Gewinn um jeden Preis nicht wünschenswert. Denn ihrer mehr sieht man durch schimpflichen Erwerb zu Schaden...


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