Smith | Stressreduzierende Pflege von Menschen mit Demenz | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 246 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

Smith Stressreduzierende Pflege von Menschen mit Demenz

Der Stress–Coping–Ansatz

E-Book, Deutsch, 246 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-456-95545-2
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Menschen mit einer Demenz sind anfälliger für Stress und äußere Belastungen. Ihnen fällt es schwerer sich an Veränderungen der Umgebungen anzupassen und die sich stellenden Herausforderungen zu bewältigen. Das Praxishandbuch begründet und beschreibt, wie der Umgang und die Umgebung von Menschen mit Demenz gestaltet werden können, um diese entspannter und stressärmer durch den Alltag gehen zu lassen. Der englischen Pflegefachmann und Demenzexperte Paul Smith •nennt Demenzformen, -ursachen und Symptome früher, fortgeschrittener und schwerer Demenzen, •beschreibt psychosoziale Ansätze zum Umgang mit Menschen mit Demenz, wie Personzentrierung und Beziehungsorientierung, •klärt psychosoziale Bedürfnisse von Menschen mit Demenz, wie Liebe, Comfort, Zuwendung, sinnvolle Beschäftigung, Inklusion, Bindung und zeigt Interventionen auf, wie diese befriedigt werden können, •beschreibt moderne Ansätze der Demenzpflege, wie Validation, Personzentrierung, ROT und kognitive Stimulation, •stellt verständlich die Psychobiologie der Demenz dar und überträgt das Stress-Reaktionsmodell auf das Thema Demenz, •erklärt Stress-Adaptations- und Coping-Modelle der Pflege, •beschreibt detailliert Zusammenhänge von Stress und Umgebungsreizen am Beispiel von „Sundowning“, •stellt Elemente, Stressoren und Prinzipien des PLST-Modells im Rahmen des Pflegeprozesses dar und zeigt, wie diese bei Menschen mit Demenz und verringerter Stresstoleranz angewendet werden, •zeigt wie Umgebung und Umgang mit Menschen mit Demenz gestaltet werden können, um entspannend auf Menschen mit Demenz zu wirken.
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Zielgruppe


Altenpflegende, Pflegeexperten in Dementia Care

Weitere Infos & Material


1;Stressreduzierende Pflege von Menschen mit Demenz;2
1.1;Nutzungsbedingungen;6
1.2;Inhaltsverzeichnis;7
2;Geleitwort zur deutschsprachigen Ausgabe;13
3;Literatur;14
4;Vorwort;15
5;Einleitung;19
6;1. Was ist Demenz? Die biologische Domäne;23
6.1;1.1 Die biologische Domäne;25
6.1.1;1.1.1 Jede Demenz ist einzigartig;25
6.1.2;1.1.2 Demenz ist ein Syndrom;25
6.1.3;1.1.3 Progredienz der Demenz;26
6.2;1.2 Diagnostische Kriterien;27
6.2.1;1.3 Was verursacht Demenz?;28
6.2.1.1;1.4 Wie prävalent ist Demenz?;29
6.2.2;1.4.1 Weltweite Zahlen;29
6.2.3;1.4.2 Prävalenz in Großbritannien;29
6.2.3.1;1.5 Häufige Symptome der Demenz;30
6.2.4;1.5.1 Gedächtnisschwäche und -verlust;30
6.2.5;1.5.2 Stimmungsschwankungen;31
6.2.6;1.5.3 Schwierigkeiten mit der Kommunikation;32
6.2.7;1.5.4 Bewegungs- und Koordinationsstörungen;32
6.3;1.6 Klinische Merkmale in Zusammenhang mit den Demenzsymptomen;32
6.3.1;1.6.1 Neuropsychologische Beeinträchtigungen;32
6.3.2;1.6.2 Psychiatrische Symptome und Verhaltensstörungen;33
6.3.3;1.6.3 Unvermögen zu Aktivitäten des täglichen Lebens;33
6.4;1.7 Die häufigsten Formen der Demenz;33
6.4.1;1.7.1 Alzheimer-Krankheit;33
6.4.2;1.7.2 Vaskuläre Demenz (VD);36
6.4.3;1.7.3 Lewy-Body-Demenz (LBD);38
6.4.4;1.7.4 Frontotemporale Demenz (FTD);39
6.4.5;1.7.5 Seltenere Formen der Demenz;40
6.4.5.1;1.8 Dies ist keine Demenz: Delir und Depression;40
6.4.6;1.8.1 Delir;40
6.4.7;1.8.2 Depression;40
6.4.7.1;1.9 Das Gehirn und die Auswirkungen der Demenz;41
6.4.8;1.9.1 Die drei Hauptabschnitte des Gehirns: Rautenhirn, Mittelhirn, Vorderhirn;42
6.4.9;1.9.2 Das Vorderhirn;42
6.4.10;1.9.3 Die Hemisphären;45
6.5;1.10 Das tragische Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit durch die Hirnstrukturen;45
6.5.1;1.10.1 Erste Zeichen: Schädigung des limbischen Systems;45
6.5.2;1.10.2 Ausbreitung der Schädigung zu den Parietallappen;46
6.5.3;1.10.3 Der Schaden breitet sich aus: Beteiligung des Temporallappens;47
6.5.4;1.10.4 Zelltod und Gewebsabbau schreiten fort;48
6.5.5;1.10.5 Endstadien;49
6.5.6;1.10.6 Letzte Verheerungen;50
7;2. Was ist Demenz? Die psychologischen und sozialen Bereiche;53
7.1;2.1 Personsein zuerkennen;53
7.1.1;2.2 Demenz – keine bloße Pathologie;54
7.1.2;2.2.1 Die Auswirkungen von Umwelt und Erleben;55
7.1.3;2.2.2 Kitwoods Gleichung: über die Krankheit hinausblicken;56
7.1.4;2.2.3 Das holistische Modell von Stokes;56
7.1.5;2.2.4 Bestimmt Abhängigkeit Pflege und Versorgung?;57
7.2;2.3 In Pflegeheimen Lebende leben nicht allein;57
7.2.1;2.3.1 Die Probleme mit der Stadientheorie der Pflege und Versorgung;58
7.2.2;2.3.2 Individuelles Gestalten von Pflege und Versorgung – „Pflege- und Versorgungsgestaltung“;58
7.3;2.4 Moderne Demenzpflege und -versorgung verstehen;60
7.3.1;2.4.1 Das medizinische Modell;60
7.3.2;2.4.2 Der personen-zentrierte Ansatz;60
7.3.3;2.4.3 Das Behinderungsmodell;61
7.3.4;2.4.4 Der personen-fokussierte oder beziehungszentrierte Ansatz;61
7.4;2.5 Was ist ein personen-zentrierter Bezugsrahmen?;62
7.4.1;2.5.1 Die Elemente personen-zentrierter Pflege und Versorgung;62
7.4.2;2.5.2 Die Erfahrungen der Person mit Demenz verstehen;63
7.4.2.1;2.5.2.1 Soziale Rollen;65
7.4.2.2;2.5.2.2 Informationsverarbeitung: Sicherheitssystem und Verstandessystem;65
7.4.2.3;2.5.2.3 Sicherheit suchen: die Bindungstheorie;67
7.4.2.4;2.5.2.4 Die Verlusterfahrung und das Drohen weiterer Verluste;67
7.4.2.5;2.5.2.5 Pflegedienste: Festhalten an Identität und Verarbeiten der Erfahrung unterstützen;67
7.4.2.6;2.5.2.6 Vermeidungsstrategien – Umgang mit dem Demenzprozess;68
7.4.2.7;2.5.2.7 Erinnerungsarbeit – Selbstausdruck und Identitätsgefühl unterstützen;68
7.4.2.8;2.5.2.8 Emotionale Sicherheit erhöhen und beim Bewahren der Identität helfen;70
7.5;2.6 Psychische Bedürfnisse der Person mit Demenz – das Sternmodell (s. Abb. 2-6);72
7.5.1;2.6.1 Bindung;72
7.5.2;2.6.2 Inklusion;73
7.5.3;2.6.3 Beschäftigung;73
7.5.4;2.6.4 Identität;73
7.5.5;2.6.5 Comfort;73
7.5.6;2.6.6 Liebe;74
7.6;2.7 Gute und schlechte Praktiken in der Demenzfürsorge;74
7.6.1;2.7.1 Maligne Sozialpsychologie;74
7.6.2;2.7.2 Voraussetzungen eines gesunden Fürsorgens;75
7.6.2.1;2.8 Therapeutische Interventionen;76
7.6.3;2.8.1 Interventionen, die helfen sollen, emotionale Sicherheit zu schaffen;76
7.6.4;2.8.2 Interventionen zur Schaffung eines beständigen Identitätsgefühls;77
8;3. Moderne Pflege- und Versorgungsrahmen bei Demenz;79
8.1;3.1 Modelle der Pflege und Versorgung bei Demenz;79
8.1.1;3.1.1 Realitätsorientierung (RO);79
8.1.2;3.1.2 Validation®;80
8.1.3;3.1.3 Lösungsorientierte Therapie;82
8.1.4;3.1.4 Die neue Kultur;83
8.1.5;3.1.5 Prä-Therapie;84
8.1.6;3.1.6 Kognitive Stimulationstherapie (KST);85
8.2;3.2 Moderne Demenzfürsorgeprinzipien und eine Bewegung in Richtung einheitlicher Ziele;87
8.2.1;3.2.1 Das erweiterte Modell der Demenzpflege;88
8.2.2;3.2.2 Das Erfahrungsmodell (Power, 2010);90
8.2.3;3.2.3 Die allgemeinen Kernprinzipien beim Unterstützen von Menschen mit Demenz;91
9;4. Stress und Anpassungsreaktionen;93
9.1;4.1 Kurze Übersicht der adaptierten Pflegemodelle;94
9.1.1;4.1.1 Die Theorie des einheitlichen Menschen – Martha E. Rogers;94
9.1.2;4.1.2 Das Systemmodell – Betty Neuman;95
9.1.3;4.1.3 Psychodynamische Pflege (Hildegard Peplau);95
9.1.3.1;4.2 Einführung in die Anpassungsreaktion;96
9.1.4;4.2.1 Anpassungsstress und Kompensation;96
9.1.5;4.2.2 Anpassung und Stress;97
9.1.6;4.2.3 Bewusstsein und Erkenntnis;98
9.1.7;4.2.4 Stressreaktionen und Erhaltung des Körpers;100
9.1.8;4.2.5 Manipulation der Umgebung und Bereitstellung von Ersatz;101
10;5. Anpassungsreaktion – die Originalarbeit;103
10.1;5.1 Demenz und die Wirkungen von Stress und vernachlässigten Emotionen auf das menschliche System;104
10.1.1;5.2 Psychische Stresseffekte;105
10.1.1.1;5.3 Psychische Veränderungen durch Stress;107
10.1.1.2;5.4 Stress und inneres Milieu;113
10.1.2;5.4.1 Innere Rhythmen;113
10.1.3;5.4.2 Stress, „Sundowners“ und die Störgrenze;114
10.1.4;5.4.3 Schlaf, vielleicht um zu träumen?;115
10.2;5.5 Ernährung und das Management von innerem Stress;117
10.3;5.6 Äußerer Stress und seine Wirkungen: der Wert des Betrachtens von Pflege und Versorgung als System;119
10.3.1;5.6.1 Einteilung der Pflege in Versorgungsgruppen;120
10.3.2;5.6.2 Raum und Stress;121
10.4;5.7 Gruppen und Systeme;123
10.4.1;5.7.1 Das wahre Geheimnis guter Pflege in Pflegeheimen;123
10.4.2;5.7.2 Anpassungsreaktion und Gruppen;124
11;6. Stress: Konzepte, Betrachtungen, Einschätzung und Stressschwellen;127
11.1;6.1 Stress und seine Auswirkungen;127
11.2;6.2 Stress und Demenz;127
11.2.1;6.2.1 Guter und schlechter Stress – ein Balanceakt;127
11.2.2;6.2.2 Eine zu Stress prädisponierte Spezies;129
11.2.3;6.2.3 Hirnveränderungen und Anpassungsreaktionen;130
11.2.4;6.2.4 Das Modell der sich allmählich verringernden Stresstoleranz bei Menschen mit Demenz;131
11.2.5;6.2.5 Remenz und Adaptation;132
11.2.5.1;6.2.5.1 Dementia Care Mapping und das PLST-Modell;133
11.2.5.2;6.2.5.2 Prinzipien des PLST-Modells und therapeutische Interventionen;135
11.2.6;6.2.6 Stress und die Entstehung von Demenz;136
11.2.7;6.2.7 Unverwechselbare Gehirne und Reaktionen;137
11.2.8;6.2.8 Anpassung an Stress;138
11.3;6.3 Systemisches Denken und Einsatz eines Pflege- und Versorgungsprogramms;141
11.3.1;6.3.1 Systeme und systemisches Denken für eine Veränderung;141
11.3.2;6.3.2 Kreisförmig denken;142
11.3.3;6.3.3 Gedankenmodelle;143
11.3.4;6.3.4 Ursache und Wirkung;143
11.3.5;6.3.5 Über die Logik hinausgehen;144
11.3.6;6.3.6 Neue Perspektiven;144
11.3.7;6.3.7 Problemlösen mit systemischem Denken;144
11.3.8;6.3.8 Was bedeutet ein systemisches Programm in der Demenzpflege und -fürsorge?;145
12;7. Gestalten des sozialen Umfelds;149
12.1;7.1 Aktivitäten, Beschäftigung und die Formierung therapeutischer Beziehungen;149
12.2;7.2 Die Stadientheorie der Beschäftigung – ein Entwicklungsmodell;150
12.2.1;7.2.1 Adaptation: Assimilation und Akkomodation;150
12.2.2;7.2.2 Eine Erklärung der Entwicklungsstadien;152
12.2.3;7.2.3 Anwendung des Entwicklungsmodells bei Anpassungsreaktionsmodellen;153
12.3;7.3 Erlernte Hilflosigkeit;154
12.3.1;7.3.1 Kann das Einflößen eines Kontrollgefühls physisches und psychisches Wohlbefinden verbessern?;155
12.3.2;7.3.2 Erlernte Manipulation;156
12.4;7.4 Menschliche Beziehungen und die therapeutische Beziehung;157
12.4.1;7.4.1 Beratung;157
12.4.2;7.4.2 Lösungsorientierte Therapie;158
12.4.3;7.4.3 Bindung, Verlust und Trennung;158
12.4.4;7.4.4 Validation®;160
12.5;7.5 Fremdbeobachtung: der 24-Stunden-Assessment-Ansatz;160
12.5.1;7.5.1 Neurolinguistisches Programmieren (NLP);161
12.5.2;7.5.2 Wie kann NLP helfen?;162
12.5.3;7.5.3 NLP gibt uns einen Plan für detaillierte Beobachtungen;163
12.5.3.1;7.5.3.1 Was wird beurteilt?;164
12.5.3.2;7.5.3.2 Vier Grundstadien des Assessment-Prozesses;164
12.5.3.3;7.5.3.3 Wie passt das zielorientierte Verhalten in die Routine der Person?;165
12.5.3.4;7.5.3.4 Stressschwellenprofil;170
12.5.3.5;7.5.3.5 Verhaltens-Mapping;170
13;8. Gestalten der baulichen Umgebung;173
13.1;8.1 Gestalten prothetischer Umgebungen;173
13.1.1;8.1.1 Berücksichtigen des Syndroms;173
13.1.2;8.1.2 Kognitive Beeinträchtigung;174
13.2;8.2 Unterstützende Pflegeumgebungen: Botschaften aus aktuellem Material;175
13.2.1;8.2.1 Ein kleines oder ein großes Haus?;176
13.2.2;8.2.2 Stress abbauen und Wohlbefinden verbessern;177
13.2.2.1;8.2.2.1 Welche Gestaltungsänderungen sind diskutabel, welche nicht?;177
13.2.2.2;8.2.2.2 Erfolgsfaktoren;178
13.3;8.3 Kriterien für das Konzipieren von Settings der Demenzpflege und -versorgung;179
13.3.1;8.3.1 Einrichtungen der Spezialpflege und -versorgung;179
13.3.2;8.3.2 Konzeptionsprinzipien bei Demenz;180
13.3.2.1;8.4 Konzipieren für das Leistungsvermögen;182
13.3.3;8.4.1 Ein dreiteiliges Lebensumfeld;182
13.3.4;8.4.2 Konzipieren des gesamten Umfelds: der Körpersystemansatz;183
13.3.4.1;8.5 Demenzspezifische Fragen;185
13.3.5;8.5.1 Erstes Stadium: 2–4 Jahre davor bis einschließlich der Diagnose;186
13.3.6;8.5.2 Zweites Stadium: 2–10 Jahre nach der Diagnose (längstes Stadium);187
13.3.7;8.5.3 Endstadium: 1–3 Jahre;187
13.4;8.6 Empfehlungen und Schlussfolgerungen: die angepasste Umgebung;188
14;Autorenverzeichnis;193
15;AutorInnenverzeichnis;194
16;Englisches Literaturverzeichnis;195
17;Deutschsprachige Literatur, Adressen und Links;203
17.1;Fachzeitschriften;213
18;MENSCHEN MIT DEMENZ begleiten, pflegen und versorgen;223
19;Anhang 1 Das PLST-Modell und stressreduzierende Pflege;229
20;Anhang 2 Prävalenz von Demenz in Deutschland und der Schweiz;238
21;Sachwortverzeichnis;239


3. Moderne Pflege- und Versorgungsrahmen (S. 77-78)

(Der einleitende Abschnitt dieses Kapitels ist eine adaptierte, aktualisierte und erweiterte Arbeit des Autors, ursprünglich auf der Grundlage des Werkes von Andrew Morton.) Die reine Anwendung von Techniken jedweder Beratungs- oder Psychotherapieschule ist in der Demenzpflege unüblich. Ein puristischer Ansatz hat oft nur begrenzte Ergebnisse gezeigt, und zwar aufgrund der Tatsache, dass die meisten Psychotherapieschulen Modelle und Bezugsrahmen „normaler“ neurologischer und psychologischer Funktionen anwenden.

Allerdings wurden in der Fürsorge bei Demenz seit den frühen 1960er-Jahren kombinierte oder integrative Techniken in dem Versuch eingesetzt, bei dem Leiden und der Desorientiertheit der Betroffenen Hilfe zu leisten. Manche dieser integrativen Ansätze sind der Mode zum Opfer gefallen und andere wurden diskreditiert, aber jeder von ihnen hat ein Maß an Erfindung seitens ihres Begründers gezeigt, das jedem der traditionelleren Schulen gleichkam. Darüber hinaus haben einige in letzter Zeit ein Comeback erlebt, bisweilen unter neuem Namen, wobei jedoch im Wesentlichen vieles von dem Ursprungsgedanken auch weiterhin galt. Dieses Kapitel vermittelt einen kurzen Hintergrund und einen Eindruck der Anwendung verschiedener Pflegemodelle. Für viel ursprüngliches Quellenmaterial zu frühen Abschnitten der Realitätsorientierung, Validierung, Lösungsansätze und prä-therapeutischen Ansätzen bin ich Andrew Morton mit seinem Werk Person-centered Approaches to Dementia Care (1999) zu Dank verpflichtet.

3.1 Modelle der Pflege und Versorgung bei Demenz

3.1.1 Realitätsorientierung (RO)

Begonnen von Dr. James Folsom in Alabama (USA) in den späten 1950er-Jahren, wurde die RO-Bewegung stark durch die Schule der Verhaltenstherapie beeinflusst, die für die nächsten 30 Jahre viele Formen der Psychotherapie beherrschte.

Ziel der Realitätsorientierung war, Verhalten zu modifizieren, indem man für hoch strukturierte Gruppen sorgte, die sich objektiver Gesprächsthemen und visueller Hilfen bedienten. Korrekte Aussagen über die geeigneten Stimuli oder das Gesprächsthema wurden explizit belohnt, während inkorrekte Antworten oder unangemessener Gebrauch des visuellen Materials – ebenfalls oft explizit – demotiviert oder korrigiert wurden. Das Ziel dieses Ansatzes bestand darin, mit Demenz lebende Menschen auf eine „uns“ vertraute Zeit und einen „uns“ vertrauten Ort, das heißt, auf unser Verständnis des Hier und Jetzt und demnach auf den im Sinne des Therapeuten „korrekten“ Zeitrahmen zu „reorientieren“. Man behauptete, dieser Ansatz würde darin unterstützen, für erhöhtes Interesse und mehr Bewusstsein in Bezug auf das Hier und Jetzt zu sorgen, was wiederum aktuelle Grade kognitiven Funktionierens irgendwie unterstützen und bei denen, auf die die Therapie angewandt werde, bestimmte Verhaltensweisen „korrigieren“ würde.

Realitätsorientierung wurde oft in einer schulischen Atmosphäre durchgeführt, wobei der Therapeut vorgewählte Themen anbot, innerhalb derer von der Gruppe erwartet wurde, positiv und „normal“ zu reagieren. Über eine Reihe von Sitzungen hinweg nicht positiv zu reagieren, konnte den Ausschluss aus der Gruppe oder, was vielleicht noch mehr Schaden anrichtete, die Isolation innerhalb der Gruppe bedeuten. Zwar ist man noch immer der Ansicht, Realitätsorientierung könne in den frühen Stadien der demenzbegleitenden Desorientiertheit, wenn die Person noch fähig und bereit ist, sich willentlich zu orientieren, einen therapeutischen Nutzen haben, jedoch ist inzwischen allgemein anerkannt, dass der RO-Prozess selbst für jene schädigend sein kann, die über dieses Stadium hinausgelangt sind. Auch wird inzwischen anerkannt, dass den Versuchen einer Reorientierung auf bestimmten Funktionsebenen Widerstand geleistet wird, und dass sich jedes Insistieren auf einer Fortsetzung des Prozesses schädlich auf das Funktionieren des individuellen Egos auswirkt. Fortschrittliches Denken über die Realitätsorientierung hat jedoch nach und nach zu der Einsicht geführt, dass die nichtexplizite Anwendung der Orientierung durch Vermitteln von Hinweisen („cueing“) bzw. Vermitteln von Hinweisen, Informationen und Instruktionen auf mehreren Sinnesebenen („redundant cueing“) sowie durch nicht verschulte, individuelle therapeutische Integration einen Platz hat, was zu einer Renaissance in einem modifizierten Ansatz geführt hat. Biografie und Biografiearbeit können sich anerkanntermaßen auch lange nachdem ein verschulter Ansatz unter Umständen zu schaden begonnen hat, als hochgradig nützlich erweisen, und in diesem Maße wird Erinnerungsarbeit protektiv.

Solange noch ein gutes Maß an kognitivem Leistungsvermögen vorhanden ist, wird der Einsatz nichtexpliziter Realitätsorientierung der Person wahrscheinlich helfen, in einer oft verwirrenden Umgebung einen Grad an Kompetenz zu erreichen. So wacht beispielsweise eine Person auf, weiß jedoch nicht, ob die Uhr 04.00 Uhr morgens oder 16.00 Uhr nachmittags anzeigt. Eine Uhr, die Tag und Nacht durch eine grafische Veränderung ihres Displays anzeigt, sowie nichtexplizite Realitätsorientierung – die sich gleichwohl stark von dem ursprünglichen behavioristischen Dogma unterscheidet – helfen jetzt beim Selbstwertgefühl und Wohlbefinden. Wenn die Fähigkeit zur willentlichen Orientierung abgenommen hat, wird eine gelenkte Erinnerungsarbeit noch immer effektiv sein, dies jedoch von Fall zu Fall und nicht in einer verordneten Weise, die sich als belastend erweisen könnte.

3.1.2 Validation®

Die Validationstherapie wurde in den späten 1960er-Jahren von Naomi Feil in dem Versuch begonnen, eine Alternative zur Revolution durch die Realitätsorientierung aufzuzeigen, die zu diesem Zeitpunkt über Amerika (und später über den britischen National Health Service und über Europa) hinwegzurollen begann.

Es war auch ein Versuch, auf der Grundlage der Werke von Rogers und von Laing eine gewisse Personenzentriertheit in die Misere derer zu bringen, die Feil als sehr alte Person („old, old person“) beschrieb – ein eher unglücklicher Euphemismus für eine mit Demenz lebende Person, obwohl nicht klar war, ob Feil tatsächlich meinte, ihre sehr Alten („old, old“) würden mit Demenz leben.


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