E-Book, Deutsch, 120 Seiten
Skorepa Die Flasche
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7693-8356-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Taucherkrimi
E-Book, Deutsch, 120 Seiten
ISBN: 978-3-7693-8356-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine eingeschworene und unternehmungslustige Clique plant zum wiederholten Male einen Tauchurlaub, diesmal in Ägypten. Dort geschehen dann Dinge, die sie nie für möglich gehalten hätten. Sie kennen sich seit langem, doch unter der vertrauten Gemeinsamkeit haben sich Entwicklungen in Gang gesetzt, mit denen niemand gerechnet hatte. Der bisher einzige Kriminalroman, der im Tauchermilieu spielt und einen Mord zum Gegenstand hat.
Harald Skorepa, geb. 1952 in Lennestadt/Altenhundem, Nordrhein Westfalen/ Sauerland. Sohn, Musiker, Komponist und Texter, Sportler (Judo, Handball, Tauchen und anderes), 68er vom Lande, 40 Jahre lang Psychologe und Therapeut, Vater von zwei Kindern und vierfacher Großvater (bisher). Seit 1971 in Berlin. Produzierte und veröffentlichte ca. 20 Schallplatten/CDs, 16 Auflagen eines Musiklexikons sowie ein Lexikon der Musikinstrumente und publizierte drei Bücher mit Musikerwitzen und Karikaturen im Verlag Schott Int. Mainz. Der Verlag Buchkontor Teltow brachte 2018 seine Biographie Eintopf ohne Deckel, 2020 den Gedichteband Reimeleien und 2022 die Sammlung Anekdoten, Bemerkenswertes und Curioses aus der Welt der Musik heraus. 2024 erschien Kassandra, Essays, Traktate und Aphorismen. Eine sarkastische Analyse der deutschen Realität.
Autoren/Hrsg.
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1.
DIE REISE
Treffpunkt Flughafen Tegel, Berlin, 5 Uhr morgens. Sie waren eine eingeschworene Clique und unternahmen viel zusammen, mal mehr, mal weniger vollständig. Meist trafen sie sich in der Stammkneipe des einen oder anderen, des öfteren aber auch privat zu Hause, weil zwei von ihnen gut kochten und einen großen Eßtisch besaßen. Diese Abende waren regelmäßig die längsten. Seit Jahren planten sie ihre Urlaube gemeinsam, da sie alle begeisterte Taucher waren. Nach und nach trudelten sie ein, die meisten noch müde, aber wie immer aufgeregt, andere wiederum weit weniger frisch, wie Ditsche und Hajo. Die beiden hatten augenscheinlich die Nacht durchgemacht, waren nicht mehr zum Schlafen gekommen und trotzdem, obwohl für die anderen mit ihren alkoholgetränkten Sprüchen ob dieser frühen Stunde etwas nervig, ziemlich gut drauf. „Hey, Andi, deine neue Halskette ist wirklich ‚n Hammer. Kann man sich damit auch Wodka reinziehen?“, fragte Ditsche, „wie biste denn auf die Idee gekommen?“ Andi, seines Zeichens Lehrer, war meist die Ruhe selbst und hatte immer ein leicht überlegenen Zug um den Mund. „Ey, so etwas hat keiner, und im Laden kostet so ein Schlauch ‚n Appel und ‚n Ei. Ist das ein Schwarz? Tiefschwärzer geht’s nicht.“ Klaas, mit seinen 68 Jahren der Senior der Gruppe, und Dave, nicht der jüngste von ihnen, aber als Fast-Anfänger ihr „Tauchküken“, betrachteten die beiden grinsend und wünschten ihnen einen turbulenzfreien Flug. „Leute, kommt in die Puschen. Es geht los!“. „Is ja gut, Mann. Mach bloß nicht so’n Alarm. Da kriegt man ja Kopfschmerzen…“ Dann kam der Aufruf zum Einchecken. Da vier von ihnen ihre eigenen Tauchflaschen im Gepäck hatten, dauerte es einige Zeit länger als sonst. Der Sicherheitdienst benutzte ein neues Gerät, eine Art Staubsauger, der die Luft aus dem Gepäck, aus Geräten und eben auch aus Flaschen heraussaugte und diese auf Feinstspuren von Plastik- oder anderem Sprengstoff analysierte. Die Flaschen wurden abgeklopft, das Ventil abgeschraubt, hineingeleuchtet und die Luft ausgeschnüffelt. Es war alles in Ordnung, aber es dauerte eben. Die Überlegung, eigene Flaschen mitzunehmen, hatte eine ganz praktische Bewandtnis: jede Basis auf der Welt hatte mit Sicherheit genügend Flaschen vorrätig. Die waren aber üblicherweise nicht aus Stahl, sondern aus Aluminium. Auch das hatte praktische Gründe: Aluflaschen waren billger als Stahlflaschen und mußten nur alle zwei Jahre zur Kontrolle und Revision, Stahlflaschen hingegen jedes Jahr. Konsequenz für die Taucher war, daß sie ein bis zwei Kilo Blei am Gurt mehr mitschleppen mußten, da die Aluflaschen auf Grund ihres geringeren Gewichts zum Ende des Tauchganges schneller nach oben wollten als Stahlflaschen und so das Tarieren erschwerten. „Knubbel“ deshalb, weil sie etwas dicker und somit nicht ganz so lang waren wie gebräuchliche Flaschen. Bei letzteren kam es schon ab und an vor, daß man sich den Hinterkopf am Ventil stieß, wenn die Flasche zu hoch auf die Tarierweste geschnallt war. Knubbel waren eben praktisch. Schließlich gingen sie an Bord, und um 6 Uhr hob die Maschine ab, nach Süden, der Sonne entgegen. Sie waren über die gesamte Kabine verteilt, nur die Pärchen, Ralph und Rosi sowie Andi und Uschi saßen zusammen, wie auch Ditsche und Hajo. „Pat und Patachon“, so spotteten die anderen manchmal – für „Laurel und Hardy“ hatten sie nicht annähernd das Format – drömelten noch eine Weile resttrunken vor sich hin und waren bald eingeschlafen. Die beiden kannten sich seit Ewigkeiten. Im Umgang miteinander waren sie wie ein altes Ehepaar: liebevoll freundlich, meist frozzelnd und manchmal auch streitlustig bis bissig. Ditsche war Kleinunternehmer und Hobbypoet. Er gab gerne mal ein Gedicht zum Besten, und ab und an murmelte er auch den einen oder anderen schmiedeunwilligen Vers leise vor sich hin. Hajo arbeitete als Hausmeister. Seine Freizeit verbrachte er aber vor allem damit zu tauchen, aber häufiger noch Ditsche bei Gesprächen mit Jim Beam oder Klara Korn zur Seite zu stehen. Beides war seine große Leidenschaft. Ditsche hatte in der Nähe seiner Wohnung einen kleinen, ruhig gelegenen See entdeckt, in dem auf vier Meter Tiefe eine alte, gut erhaltene Gartenbank stand. Dort verbrachten sie häufiger mal eine halbe Stunde, wie ein Rentnerpaar im Stadtpark, nur ganz ohne das obligatorische Taubenfüttern. Sie saßen einfach nur da und schauten, und ab und an kam auch mal ein Fisch vorbei. Dave ließ seine Vielfliegerroutine augenblicklich in ein Koma fallen, wie eigentlich immer, wenn er irgendwo auch nur zehn Sekunden bequem saß; zuvor hatte er scherzhaft und natürlich vergebens nach einer Shisha, einer ägyptischen Wasserpfeife, gefragt. Er war Manager einer weltweit operierenden Firma, die ihn ständig rund um den Globus schickte; USA und Asien, aber nie an Örtlichkeiten, wo er gerne getaucht wäre. Doch dazu hatte er auf diesen Trips sowieso nicht eine Sekunde Zeit. Klaas, seit kurzem Vollzeitrentner, war auch kein Unerfahrener am Himmel und entspannte sich ebenfalls. Ehemals Hotelier, hatte er Haus und Restaurant nach seiner Pensionierung seinem ältesten Sohn übergeben. Nun tat er das seiner Meinung nach einzig Vernünftige und war mit seiner Frau nur noch auf Reisen. Während sie es genoß, in einem gediegenen Resort die Tage am Strand zu verbringen, ging er auf Abenteuerurlaub. Er war ein begeisterter Unterwasserfotograf und besaß eine Ausrüstung vom Allerfeinsten. Als er, durch Ditsche „angeworben“, zur Truppe stieß, fand er die dort herrschende Atmosphere erfrischend und die anderen waren ihm gleich sympathisch, was bei seiner norddeutschen, eher zurückhaltenden Art selten vorkam. Er war ein alter Hase, was den Tauchsport betraf, und von seinen Reisen, die auch vor seinem Ruhestand schon häufig unternommen hatte, wußte er viel zu erzählen. Die anderen hörten gerne zu, vor allem, wenn es ums Tauchen ging. Klaas wurde auf Grund seines Alters von allen, die ihn nicht kannten, unterschätzt. Er war auf Amrum aufgewachsen, wo er schon als Jugendlicher täglich am frühen Morgen einmal mit dem Rad die Insel umrundete, eine Strecke von nicht weniger als 20 Kilometern, und tat dies heute noch konsequent jeden Tag. Er schwamm unter Wasser jedem Jungspunt locker weg. Dies mußte auch ein Guide erfahren, der ihn einmal hochnäsig beschied: „Ja, ich komme gleich nach. Schwimm du schonmal vor zum Riff. Ich hol’ dich schon ein.“ Was er mitnichten schaffte. Dieser Guide hatte es zuvor bereits durch einen anderen Mißgriff, eher ein Slapstick, an der Safaga-Bucht zu einer lokalen Berühmtheit gebracht: bei dem Versuch, eine Dame seines Herzens mit seinem Besuch zu beehren, war er bei einer quasi bayrisch inspirierten“Fensterl“-Kletterpartie des Nachts von Hotelangestellten erwischt, gestellt und angezeigt worden. Die Küste lachte, denn er hatte als Strafe die Ehre, die Spuren seiner Schuhe bei der erfolglosen Aufsteigeraktion zum Fenster im ersten Stock des Hotels ganzwändig zu überstreichen. Wahrscheinlich hatte auch der Richter geschmunzelt. Als Taucher war Klaas allerdings ein wahrer Chaot, der sich so gut wie nie an die lebenswichtige Gruppendisziplin hielt. Er machte, was ihm einfiel, und wenn 40 Meter Maximaltiefe angesagt waren und er weiter unten ein ansprechendes Kameramotiv erblickte, dann ging er auch eben mal schnell ohne Ankündigung auf 60-65 Meter unter die Gruppe, und der Guide hatte seine liebe Mühe, ihn wieder einzufangen. Eingedenk dieser gefährlichen Vorliebe hatte ihm sein jüngerer Sohn, Tauchlehrer und Ausbilder an der Marinetaucherbasis in Eckernförde, einen Neoprenanzug und eine Tarierweste verschafft, die mit breiten grellgelben Querstreifen versehen waren. Klaas liebte seine Söhne und ließ nichts auf sie kommen, aber den Spitznamen „Biene Maja“ mußte er sich deshalb immer wieder anhören. Bei Vorhaltungen hinsichtlich seiner Kapriolen unter Wasser lachte er und reagierte immer mit dem gleichen flapsigen Spruch: „Was will ein Popel einer Nase schon erzählen“, aber das liebenswert und freundlich. Er war unbelehrbar; ein sturer, aber sympathischer und liebenswerter „Döskopp“ von der „Waterkant“, wie viele, die dort geboren und aufgewachsen sind. Klaas hatte auch einmal von einem 70 Jahre alten Wrack erzählt, dem sogenannten „Genever“-Frachter, der auf nicht einmal 15 Meter Tiefe in der Fahrrinne zwischen Amrum und Sylt lag. Die Ladung sei, vor allem nach dieser Zeit, schlichtweg Gold wert. Das war an sich schon reizvoll. Aber die Nordsee ist kein Kuscheltümpel, die Sicht oft gleich Null, und auf Grund des Tidenhubs braucht es schon manchmal eines kraftvollen Stoßes mit dem Tauchermesser in den Sand, um von der Strömung nicht mitgerissen zu werden. Für geübte Taucher alles sicherlich machbar, aber nicht mit Klaas. Selbst Malte, Tauchlehrer mit weit über tausend Tauchgängen, winkte da ab. Lisa, gelernte Berliner Straßengöre vom Hermannplatz, hatte ihr Leben frei nach Eric Burdons „Wir müssen raus aus dem...