Skora / Quay / Schulze | Blutroter Stahl | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 440 Seiten

Skora / Quay / Schulze Blutroter Stahl

Sword & Sorcery Anthologie
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96188-045-4
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Sword & Sorcery Anthologie

E-Book, Deutsch, 440 Seiten

ISBN: 978-3-96188-045-4
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wir sind der Schrecken im Auge unserer Feinde. Wir sind das Wispern ihrer verlorenen Seelen. Wir sind Blut und Stahl. Möget ihr unsere Namen auch vergessen, unsere Taten leben ewig! Diese spannende Kurzgeschichtensammlung bietet einen einmaligen Einblick in die vielfältige deutschsprachige Fantasy-Szene. Neue Talente und bekannten Größen der schreibenden Zunft präsentieren fantastische Geschichten aus dem sog. 'Sword & Sorcery' Genre. In 18 Kurzgeschichten treffen martialische Elemente auf klassische und düstere Fantasy. Mit Geschichten von Anja Bagus, B.C. Boldt, Tom Daut, Torsten Exter, Marc Geiger, Christian Günther, Peter Hohmann, Daniel Isberner, Mike Krzywik-Groß, Thorsten Küper, Gloria H. Manderfeld, Kay Noa, Christel Scheja, Judith & Christian Vogt, Florian Wehner, Dominik Schmeller, Jörg Benne, Mario Steinmetz und Karl-Heinz Zapf.

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ANJA BAGUS Das letzte Lied
Könntest du bitte deine Füße aus meinem Gesicht nehmen?«, knurrte Kal. »Es ist nicht meine Schuld, dass wir uns keine zwei Betten leisten konnten«, murmelte Eimon schlaftrunken. »Na ja, wenn du mir die richtigen Zeichen gegeben hättest …« Kal riss an der dünnen muffigen Decke, die sie sich teilten. »Das hab ich«, schimpfte Eimon und zog seinerseits. »Du bist kurzsichtig, das sage ich dir schon lange.« »Du hast ein paar Finger gehoben. Danach war deine Zunge in dieser Kellnerin, und ich musste raten, was du damit meinst.« Eimon drehte sich auf den Bauch, und Kal spürte schon wieder einen großen Zeh an seinem Ohr. »Die war aber auch süß«, sagte der Fußbesitzer seufzend. »Und drei Finger bedeuten: Gib auf, der Kerl blufft nicht.« »Wie sollte ich sehen, wie viele Finger es sind? Deine Hand war zu schnell in ihrer Bluse.« Kal gab das Schlafen auf, überließ die Decke seinem Freund und stand auf. Während er sich in den Pisspott erleichterte, sah er aus dem Fenster. Die Stadt erwachte schon. Händler brachten die ersten Waren zum Markt, Handwerker eilten zu ihren Baustellen, Lieferanten drängten sich durch das Gewühl, um ihre Botengänge pünktlich zu erledigen. Kal betrachtete alles distanziert. Es war nicht seine Zeit. Morgens war jeder ungeduldig und kritisch und sicher nicht bereit für ein Spielchen. Er zog seinen Gürtel wieder zusammen und hörte seinen Partner schnarchen. Eimon war, im Gegensatz zu ihm, fähig, jederzeit und überall tief zu schlafen. Eine nützliche Eigenschaft, wenn man fast immer auf der Flucht war. Kal fasste in seine Tasche, fand ein paar Kupferstücke und eine fremde silberne Münze. Er hatte keine Ahnung, was die wert war. Sie würden einen Geldwechsler fragen müssen. Wo hatte er die überhaupt her? Sicher aus einer schnellen Runde eines Karten- oder Würfelspiels in Hinterhöfen und Seitengassen, die seiner Meinung nach viel erfolgreicher waren als die langen Spiele in den Kneipen. Aber Eimon schleppte ihn immer wieder in die verbotensten Glücksspieltempel. Nun waren sie mal wieder pleite, bis er jemanden fand, der die merkwürdige Währung wechselte. So ein exotisches Geldstück würde außerdem wahrscheinlich nur zu einem miesen Kurs gehandelt. Das bedeutete tagelange kleinste Einsätze am Hafen. Bauerntölpel und Seefahrer abzocken. Kal hasste das, aber er konnte es gut. Sein Bauch knurrte. Er hatte Hunger und musste etwas essen. Also glättete er sich seine Haare und nestelte aus Eimons Westentasche noch ein paar Geldstücke. Bis dieser aufwachte, sollten die sich vermehrt haben. Er drückte sich an dem Wirt vorbei, der gerade ein neues Fass anschloss, und atmete draußen erst einmal die frische Luft ein. Frisch … das hieß morgenfeucht und geschwängert von Pisse und Jauche. Aber der Wind hatte über Nacht gedreht und brachte einen Hauch salzige Verheißung vom Meer her mit. Die Schleierwolken verhinderten, dass es jetzt schon so drückend heiß war, wie es sicher in ein paar Stunden werden würde. Kal rieb sich die Wange um die lange und wulstige Narbe herum, die sich von seiner rechten Schläfe bis zu seinem Mundwinkel zog. Sie war der Grund, weshalb viele Damen und auch Herren ihm nicht mehr als einen flüchtigen Blick gönnten. Aber das machte nichts. Schönheit war Eimons Ressort. Kal hatte andere Vorzüge. Die befanden sich am Ende seiner Arme und hatten zehn Finger, die sich blitzschnell bewegen konnten. Er verschränkte seine wertvollen Hände vor sich und ließ die Gelenke knacken, bevor er die Rechte in seine Hosentasche steckte, wo er erst seine Kronjuwelen sortierte und dann mit den dort immer befindlichen Würfeln spielend lautlos pfeifend losmarschierte. Zwei Stunden später war er satt und hatte einen kleinen Beutel voll Münzen an einem sicheren Platz in seiner Kleidung. Eine Wurst und etwas Brot waren noch übrig, und er lächelte dem Wirt diesmal beim Vorübergehen zu. »Ich bezahl mal das Zimmer für heute«, sagte er und legte die entsprechende Währung auf den Tresen. »Und ich möchte heute Nacht bitte noch ein weiteres Bett haben.« Weitere Münzen folgten. Er drehte und mischte sie, sodass der Wirt nur verwirrt nicken konnte. Die haarige Pranke strich die Geldstücke schnell ein, die vom ewigen Schlafmangel roten Augen zählten schnell noch einmal nach, und der bärtige Schädel nickte. Kal folgte Eimon, der pfeifend durch die Gassen ging. Sein Freund war größer als er, fast zwei Köpfe, und hatte lange Beine. Für jeden Schritt, den Eimon machte, musste Kal zwei machen. »Renn doch nicht so«, sagte er grollend. »Es ist ein herrlicher Tag«, sagte Eimon und blieb unvermittelt stehen. Kal bremste auch und schob sich die ins Gesicht gefallenen dunklen Strähnen aus dem Gesicht. Eimon runzelte die Stirn und leckte sich seinen Zeigefinger. »Wir sollten die Stadt wechseln. Hast du noch etwas vom gestrigen Gewinn übrig?«, fragte Eimon und strich sich den kleinen Schnurrbart mit dem feuchten Finger glatt. Seine braunen Locken kräuselten sich an der feuchten Luft unwiderstehlich – sagten die Frauen. Kal fand seinen Freund fast zu schön für einen Mann. Nicht zum ersten Mal dachte er darüber nach, aus welchem adeligen Haus Eimon wohl geflüchtet sein mochte. Sein Freund erzählte nie etwas über sich und seine Vergangenheit. Kal kannte niemanden, der so ausschließlich im Hier und Jetzt lebte. Selbst die Dirne von gestern Nacht war für Eimon wahrscheinlich nur noch eine verschwommene Erinnerung. Das hatte schon oft zu unangenehmen Szenen geführt. »Ich hab gestern viel gewonnen«, sagte Kal mürrisch. »Und noch mehr verloren.« Eimon lächelte eine Blumenverkäuferin an und suchte sich aus ihrer Bruchware eine blaue Blume aus, die er sich in ein Nestelloch seines Hemdes steckte. Sie küsste ihn sogar noch dafür, und Kal hätte sich nicht gewundert, wenn die Dame Eimon dafür bezahlt hätte, dass er mit ihrer Blume herumlief. Die Welt war manchmal ungerecht, aber eigentlich gereichte es Kal letztlich zum Vorteil. Er speiste oft gut von den Krümeln, die von Eimons Teller fielen, und die Leute achteten nicht darauf, was er tat, wenn sein Freund dabei war. »Ach, komm, ein paar Münzen wirst du noch haben«, sagte Eimon. »Ich kenn dich doch.« Sie waren am Hafen angekommen und studierten den Aushang am Pier. Hier stand immer, welche Schiffe woher angekommen waren und welche heute ausliefen. Die Besatzungen von Schiffen, die lange auf See gewesen waren, waren ihre besten Kunden. Heute war nichts Lukratives dabei. Kal fischte das silberne Geldstück aus seiner Hosentasche. »Ich hab keine Ahnung, was das hier wert ist«, sagte er und warf es hoch. Mit einem hellen Pling trudelte es verheißungsvoll silbern glitzernd, sich mehrfach überschlagend durch die Luft. Eimon streckte automatisch die Hand aus. Als das Metall seine Haut berührte, explodierte die Luft. Die Druckwelle versetzte sogar nahe Schiffe in Schaukelbewegungen, und ein paar Möwen fielen ohnmächtig ins Meer. Zumindest wäre das eine angemessene Auswirkung der Reaktion gewesen, die sich auf Eimons Gesicht abspielte. Er wurde unter seiner Bräune kreidebleich, seine Lippen pressten sich zusammen, und seine Hand krampfte sich um das Geldstück. »Was ist?«, fragte Kal. »Nichts.« Aber so, wie sein Freund das Wort ausspuckte, war klar, dass das gelogen war. Eimon sah auf das Meer hinaus, welches heute wie ein glänzender Spiegel vor ihnen lag und nur träge gegen die hölzernen Bohlen schwappte. Dann holte er aus und schleuderte das Geldstück weit in den Hafen hinein. Es verschwand wie ein silbernes Fischchen, und die ganz und gar nicht ohnmächtigen Möwen kreisten verwirrt um den Landungspunkt. Eimon drehte sich um und ging mit langen Schritten in die Stadt hinein. »Was sollte denn das?«, rief Kal ihm hinterher. »Was hast du vor?« »Wir werden Geld verdienen«, antwortete Eimon über seine Schulter hinweg. Er drehte sich plötzlich um, legte die Hände auf Kals Schultern und sah ihm in die Augen: »Wir werden heute episch viel Geld verdienen. Wir werden so viel gewinnen, dass wir aus dieser Müllkippe, dieser Brutstätte von nichts als Ratten, Moder und Geschlechtskrankheiten, also aus dieser herrlichen Hauptstadt des Gurdelianischen Reiches, mit einer Geschwindigkeit verschwinden müssen, die uns Tränen in die Augen treiben wird.« Kal zuckte zusammen, weil der Griff von Eimons Fingern mit jedem Wort eiserner geworden war. Die Augen seines Freundes loderten, das Grün der Iris war dunkel und unergründlich geworden. So hatte er Eimon noch nie...



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