E-Book, Deutsch, Band 384, 448 Seiten
Reihe: Bianca Exklusiv
Sims / Carson / Kirk Bianca Exklusiv Band 384
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3111-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 384, 448 Seiten
Reihe: Bianca Exklusiv
ISBN: 978-3-7515-3111-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Joanna Sims brennt für moderne Romances und entwirft gerne Charaktere, die hart arbeiten, heimatverbunden und absolut treu sind. Die Autorin führt diese auf manchmal verschlungenen Pfaden verlässlich zum wohlverdienten Happy End. Besuchen Sie Joanna Sims auf ihrer Webseite www.joannasimsromance.com.
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1. KAPITEL
Clint McAllister kannte das Geräusch – unverkennbar das Klicken eines Revolvers. Er hatte sich am Vorabend seinen üblichen Tequila gegönnt und war mit einem anständigen Kater erwacht. Noch halb benommen von dem dumpfen Kopfschmerz, war er zum Rand des Waldes geschlurft. Wenn er etwas erwartet hatte, dann nicht, barfuß und mit offenem Hosenlatz überrascht zu werden. Ohne seinen Revolver. Das war nun wirklich das Letzte! „Hände hoch und langsam herumdrehen!“ Taylor Brand hielt die Waffe, wie sie es im Training gelernt hatte. Wie bei allem im Leben hatte sie hart daran gearbeitet, dort als Beste abzuschneiden. „Nur mit der Ruhe …“ Der Cowboy hob die linke Hand, während seine Rechte zum Reißverschluss seiner Hose ging. „Die Hände so, dass ich sie sehen kann!“, befahl Taylor. „Umdrehen – sofort!“ Der Fremde hob kurz die rechte Hand. „Hören Sie, ich muss meine Hose schließen, bevor ich mich herumdrehe – es sei denn, Sie wollen eine Show der besonderen Art. Okay?“ „Beeilen Sie sich“, herrschte Taylor ihn an. „Dann drehen Sie sich um!“ Der Mann schloss die Hose, nahm die Hände hoch und drehte sich langsam herum. Sein Gürtel hing noch herab, die Knöpfe des Hemds waren offen. „Wieso folgen Sie mir?“ Taylor hielt die Waffe auf die Brust des Mannes gerichtet. „Befehl vom Boss.“ Der Mann ließ den Blick nicht von der Waffe. „Ihr Onkel hat mich gebeten, Ihnen zu folgen und dafür zu sorgen, dass Ihnen nichts passiert. Nichts anderes mache ich.“ Taylor musterte den Cowboy abschätzend. Sie war jetzt einen Tag unterwegs Richtung Continental Divide Trail, dem fünftausend Kilometer langen Wanderweg, der die nordamerikanische Wasserscheide von Mexiko bis Kanada entlangführte. Sie mochte über die Jahre vieles vom Leben in der Natur vergessen haben, aber beruflich war sie durch die ganze Welt gereist und hatte ein feines Sensorium für Gefahr entwickelt. Als sie sicher gewesen war, dass jemand ihr folgte, hatte sie bis zum ersten Licht des Morgens gewartet und sich dem Mann in einem großen Bogen von hinten genähert. Die leere Flasche, die sie bei seinen Sachen gesehen hatte, erklärte vielleicht, wieso es so leicht gewesen war, ihn zu überrumpeln – er war ein Trinker. „Sie arbeiten auf Bent Tree?“ Der Cowboy knurrte eine Bestätigung. Jetzt, da sie ihn sich genauer ansehen konnte, kam er ihr irgendwie bekannt vor. Sie erinnerte sich an einen Mann, der ihr an ihrem ersten Tag auf der Ranch ihres Onkels grüßend zugenickt hatte – das Hemd schweißgetränkt, einen schwarzen Stetson auf dem Kopf und schlammverkrustete Stiefel an den Füßen. Aber nur, weil sie sich an ihn erinnerte, bedeutete das nicht, dass er im Auftrag ihres Onkels hier war. Onkel Hank hatte kein Wort davon gesagt, bevor sie sich auf den Weg gemacht hatte. „Ich nehme jetzt die Arme runter, Lady. Verstanden?“ Er schien zu glauben, Herr der Lage zu sein. Das kragenlange dunkle Haar des Mannes war noch vom Schlaf zerzaust. Er schien sich seit einigen Tagen nicht mehr rasiert zu haben. Arme und Brust wiesen eine Reihe von Tattoos auf. Er war nicht übermäßig groß, wirkte aber durchaus muskulös und kräftig, auch wenn er im Moment eindeutig unter einem Kater litt. Wäre er ihr Angestellter gewesen, sie hätte ihn auf der Stelle entlassen. „Falls Sie nicht die Absicht haben, mich zu erschießen, sollten Sie die Waffe wegstecken“, knurrte er. „Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich Sie erschieße oder nicht.“ Die Arroganz des Mannes kam nicht unerwartet – er war ein Cowboy. Clint hielt sie im Blick, während er sein Hemd zuknöpfte. Von Hanks Nichte derart überrumpelt worden zu sein, hatte ihn augenblicklich nüchtern werden lassen. Er mochte es nicht, wenn man eine Waffe auf ihn richtete. „Ich bin eine gute Schützin“, beschied sie ihm knapp. „Und jetzt will ich Ihre Hände wieder oben sehen.“ Clint hörte das leichte Beben in ihrer Stimme. Sie wollte sich nichts anmerken lassen, aber sie war nervös. Eine Waffe in den Händen einer nervösen Frau – nicht gut. „Hören Sie …“ Clint stopfte sich das Hemd in die Hose. „Rufen Sie Ihren Onkel an. Überzeugen Sie ihn, dass Sie mich nicht brauchen, und ehe Sie ‚Gucci‘ sagen können, bin ich verschwunden.“ Er deutete zu seinem Zelt. „Ich gehe jetzt da rüber – falls Sie mich erschießen wollen, dann bitte wie ein Profi. Sollten Sie mich nur verletzen, wird es Ihnen leidtun …“ „Wie heißen Sie?“ Ihre Anspannung war unverkennbar. Sie hatte die Kontrolle über die Situation verloren. Ein Anruf bei ihrem Onkel war der nächste logische Schritt. „Clint.“ Der Cowboy schob sich den Stetson auf den Kopf. „Clint McAllister.“ Sein schroffer Ton gefiel ihr nicht. Überhaupt war er für ihren Geschmack ein ziemlich grober Klotz. „Bleiben Sie da stehen, bis ich mit meinem Onkel gesprochen habe“, befahl Taylor, als Clint den Sattel aufnahm und damit zu seinem Pferd hinüberging. Er schüttelte frustriert den Kopf. Der Tag konnte nur besser werden! Taylor steckte die Waffe ins Holster. „Onkel Hank!“ Die Verbindung war schlecht. „Hier ist Taylor. Kannst du mich verstehen?“ „Ich verstehe dich …“ „Hör mal, hier ist ein Mann, der sagt, er heiße Clint. Er folgt mir und behauptet, du hättest es ihm angeordnet. Stimmt das, oder soll ich ihn erschießen?“ „Es wäre mir lieber, du ließest ihn am Leben, Taylor“, kam rasch die Antwort. „Er wäre schwer zu ersetzen.“ Taylor sah zu Clint hinüber. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, aber sie wusste, dass er das Gespräch verfolgte. „Onkel Hank, ich habe dir gesagt, dass ich diese Tour allein machen muss.“ Es war immer ihr Traum gewesen, ein Stück des Continental Divide Trail auf dem Pferd zurückzulegen. Allein. „Abgelehnt.“ Hank war kein Mann vieler Worte. Er hielt es nicht für nötig, seine Entscheidungen zu erklären. Taylor senkte die Stimme. „Ich will das nicht, Onkel Hank. So habe ich mir das Ganze nicht vorgestellt.“ „Dein Pech“, knurrte er. „Entweder du akzeptierst Clint, oder du machst auf der Stelle kehrt und kommst wieder nach Hause.“ Taylor brachte etwas mehr Abstand zwischen sich und ihren Cowboy-Bodyguard. „Hat Dad dich angerufen? Ist es das? Falls ja, lass dir sagen …“ „Dein Dad hat mich nicht angerufen – er hat mich schon seit Jahren nicht mehr angerufen, und ich erwarte nicht, dass er jetzt damit anfängt.“ Hank war der ältere Bruder ihres Vaters. Nach dem Tod ihres Großvaters war es über dessen letzten Willen zu einem Streit in der Familie gekommen, der nun schon seit Jahren anhielt. „Onkel Hank!“ Sie klang jetzt wie ein flehendes Kind. „Bitte! Es ist mir wirklich wichtig.“ „Und du bist mir wichtig, Taylor. Ich hätte mich von vornherein nicht auf diese verrückte Idee einlassen sollen. Ich bin jetzt zu Verstand gekommen, und du wirst meine Meinung nicht ändern. Also?“ „Ich muss es machen“, sagte sie ruhig. „Ich kann jetzt nicht kehrtmachen.“ „Wie bitte?“ „Ich kann nicht kehrtmachen“, wiederholte sie lauter. Nicht, nachdem sie schon so weit gekommen war: weiter, als es je irgendjemand für möglich gehalten hätte – sie selbst eingeschlossen. „Es ist besser so“, versicherte ihr Onkel ihr. Sie wusste, wann sie sich geschlagen geben musste. „Und Taylor?“ „Ja?“ Sie machte kein Hehl aus ihrer Enttäuschung. „Clint kennt den Divide wie seine Westentasche. Ich vertraue ihm.“ Clint musste die Details der Unterhaltung nicht verstehen, um zu begreifen, dass das Gespräch nicht so lief, wie Taylor es sich erhofft hatte. Ihre Körpersprache – angespannte Schultern und ein gesenkter Kopf – sagte alles. Das hieß, dass es dabei blieb: Er musste den Babysitter spielen für eine Frau, die aussah, als würde sie eher in ein Wellnesshotel gehören als auf den Rücken eines Pferdes in der Einöde. Er verstand sie nicht. Und er mochte nichts, was er nicht verstand. „Alles geklärt?“ Clint warf den Sattel auf sein stämmiges hellbraunes Quarter Horse. „Sieht so aus, als hätten wir einander am Hals.“ Taylor schlug eine Fliege fort. „Ich weiß nicht, was in meinen Onkel gefahren ist … Ich brauche keinen Babysitter.“ Clint zurrte den Sattelgurt fest. „Und ich bin kein Babysitter.“ Ihr war klar: Ihm lag ebenso wenig an dieser Situation wie ihr. Sie saßen beide im selben Boot. Aber so abgerissen, wie er aussah, ließ er sich vielleicht überzeugen … „Sie könnten hier auf mich warten. Niemand müsste es erfahren“, schlug sie vor. Als sie seine Aufmerksamkeit hatte, setzte sie hinzu: „Ich könnte Sie dafür bezahlen.“ Der Cowboy angelte nach einer Packung filterloser Zigaretten in seiner Hemdtasche und schüttelte eine heraus. „Nicht mit mir, Lady.“ Er brauchte den Job. Er versuchte, sich aus einem tiefen finanziellen Loch zu befreien. Und er...