Mein Zuhause
E-Book, Deutsch, 254 Seiten
ISBN: 978-3-7578-4044-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Autorin ist 1944 geboren und aufgewachsen in der Nachkriegszeit. Trotz widriger Vorzeichen erlebte sie eine glückliche und behütete Kindheit in der trauten Umgebung ihres Heimatdörfchens in der Westpfalz. Diese schönen Erinnerungen und die Geschichten über das Dorfleben von früher hat sie niedergeschrieben und somit für die Nachwelt bewahrt.
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Meine Kindheit
Als ich 1944 am 30. Dezember auf die Welt kam Wir gehörten zu dem Standesamt Lambsborn und da mein Vater im Krieg war, so übernahm die Hebamme diese Aufgabe undmusste mich in Lambsborn anmelden. Als sie unterwegs war, musste sie ein paar Mal in den Graben gehen, um den Tieffliegern auszuweichen. Sie sollte mich mit dem Namen Annelie anmelden. Für die Behörde war der Name aber nicht vollständig. Die Hebamme sagte : „Nein, unter diesen Umständen komme ich nicht ein zweites Mal.So nahm denn die Hebamme einfach den Namen meiner Mutter und ich wurde als Gisela eingetragen. Je älter ich werde, ich bin jetzt 65 Jahre alt, sehe ich meiner Mutter immer mehr ähnlich. Ich glaube aber, dass ich mehr zur Familie Höh gehöre, vor allem wegen meines Gerechtigkeitssinnes. Ich bin in Langwieden, mit noch 3 Geschwistern aufgewachsen. Meine Eltern hatten einen Bauernhof, wo wir recht frei und glücklich aufwuchsen. Meine Mutter war aus Kaiserslautern und wollte aufs Land. Sie war erst 19 Jahre als sie heiratete. Papas Mutter, unsere Oma Katharina, lebte auch mit uns zusammen. An Opa Karl kann ich mich nicht mehr erinnern. wenn meine Eltern auf dem Feld waren, versorgte uns Oma. Da war immer was los, denn meine 2 älteren Geschwister und ich liefen immer von einem Zimmer durch das andere. Unsere Oma hatte ihre Not uns zu bändigen. Im Sommer, wenn Heu gemacht wurde, nahmen uns die Eltern mit. Zu Fuß ging es dann den Berg hoch, mit dem Rechen auf dem Rücken, in die Maulschbach, das war noch hinter dem Artamshof. Wenn wir Durst hatten, suchten wir uns einen Strohhalm und tranken aus der Quelle. Wir mussten uns dabei auf den Boden legen, das war eine herrliche Erfrischung. Wir waren noch zu klein, um Heu zu wenden, denn das wurde alles von Hand gemacht. Wenn das Heu geholt wurde, waren wir auch dabei. Unsere Lisa und der Rapp (unsere Pferde) wurden eingespannt. Auf den Leiterwagen kam der Wießbaum und Stricke. Wenn das Heu geladen war, kam der Wießbaum in die Mitte auf das Heu, dann wurden die Stricke mit den Löffeln zusammengezogen. Da waren extra Löcher, wo die Löffel hineinkamen und gedreht wurde. Das Heu wurde mit einer Heugabel auf den Wagen gegabelt und dann aufgesetzt. Es musste immer hinterher gerechelt werden. Wenn die Wiese bergig war, mussten mit Gabeln der Heuwagen gehalten werden. Ging es bergab, musste auf und zugedreht werden. Mit den Eisenreifen kam es manchmal zum Rutschen. Zu Hause wurde das Heu auf den Pferdestall gegabelt und wir Kinder mussten es zusammentreten. Das war ganz schön anstrengend und heiß. Wenn das Getreide gemäht wurde, waren wir auch dabei. Erst wurde angemäht, die Garben wurden mit Strohseilen gebunden. Mit dem Binder wurden die Garben gebunden. Dann wurden sie aufgesetzt, ich glaube es waren immer 7 Stück (Kasten). Wenn es Regen gab, setzten wir uns in die Kasten. Wenn der Wagen mit den Garben voll war, durften wir uns darauf setzen. Das habe ich heute noch in Erinnerung. Das war so schön, man konnte alles überblicken und roch so gut. Dasselbe war mit dem Heu. Wenn ich heute Heu rieche kommt mir die Erinnerung. Einmal kamen meine Eltern sehr spät vom Heu holen nach Hause. Da war ihnen das Heu umgekippt. Meine älteren Geschwister machten mir Angst. Sie sagten, sie kommen nicht mehr! Ich heulte bitterlich, bis meine Eltern wiederkamen. Im Sommer gingen wir immer Heidelbeeren pflücken im Mielfeld. Das war oberhalb des Friedhofes. Einmal wurden wir vom Gewitter überrascht, wir schafften es gerade noch, bis zum Schulhaus, das war der reinste Wolkenbruch. Es gab Heidelbeerkuchen, oder wir aßen sie mit Milch und Zucker. Einmal gingen wir mit der ganzen Familie Sonntags-Heidelbeeren pflücken. Mein Vater hatte einen Eimer mitgenommen, der wurde vollgemacht. Das war so schön, als wir durch den lichten Wald gingen und die Sonne schien, das roch so gut. Unsere Oma war immer zu Hause, sie konnte nicht gut gehen. Sie richtete meistens das Essen, da machte sie öfters einen Einbrenn (Mehl und Butter). Da rührte sie mit dem Kochlöffel so lange, bis es braun wurde. Wenn es Zwetschgenkuchen gab, oder Pfannkuchen, stellte sie sie immer auf die Fensterbank im anderen Zimmer. Sonntags gingen wir oft spazieren. Wir gingen über das Feld. Wenn es windig war, konnte man die Getreidefelder sehen, die sich im Wind wogen. Auch viele Rapsfelder blühten und strahlten im kräftigen Gelb Als mein Bruder Karl auf die Welt kam, schlief ich bei Oma. Ich hörte was schreien, da sagte sie, das ist Nestor unser Hund. Ich staunte nicht wenig, als ich am Morgen meinen kleinen Bruder Karl sah. Mich nannten alle Mausje. Auch Kurt Keller nannte mich so. Er war mein Pate und ein lieber Mann. Erst als ich in die Schule kam, war ich dann die Giesel. Mein erster Schultag ist mir noch gut in Erinnerung. Ich habe mich an den Beinen gebrennnesselt, da habe ich geschrien! Die großen Mädchen machten mir Wasser auf die Beine. Im Vorhäuschen vor dem Schulsaal war ein Wasserbecken, an dem holten sie Wasser und kühlten meine Beine. Unsere Schule Wir waren zusammen 8 Klassen in einem Saal. Als es ans Lesen ging, nahm ich die Sache nicht so ernst und lachte! Meine Mutter brachte mich zum Lauterer Babe. Der brachte mir das Lesen mit einer Handbürste bei. Ich las: „Was Ursel gerne tut, ein Blümlein pflanzen, ein Tänzchen tanzen usw. aber waschen nein, das mag sie nicht.“ Dabei heulte ich bittere Tränen und tat mir so leid! Aber von nun an konnte ich lesen, aber gut. Unser Lehrer Seebode war kein schlechter Lehrer. Er hatte eine behinderte Tochter, das machte ihm zu schaffen. Wenn er morgens kam, merkten wir gleich, wie die Laune war. War sie schlecht, konnten wir uns auf was gefasst machen. Er ging mit dem Rohrstock von Bank zu Bank und fragte das Einmaleins. Wusstest du es nicht gleich, bekam man ein Batschhändchen und das tat weh! Wenn er gute Laune hatte, malten wir den ganzen Tag, oder er las uns aus einem roten Buch Märchen vor, oder wir sangen! War es schönes Wetter, schrieben wir an die Tafel: „Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön, Herr Lehrer, wir wollen spazieren gehn! Das tat er dann auch meistens. Unser Sport war, wenn unser Lehrer uns unten am Friedhof, da war damals ein sandiger Weg, marschieren ließ. Wir waren auch mal in Landstuhl auf der Burg und in Frankfurt im Zoo, da war seine Frau mit. Einmal gingen wir übers Feld, da fragte er mich, welches Getreide es wäre. Ich verwechselte Gerste mit Weizen, da bekam ich eine schallende Ohrfeige, ich schämte mich! Unser Lehrer war früher mal ein Taubstummenlehrer. Unser Lehrer war auch künstlerisch begabt. In unserer Schule stand ein Kasten, in dem hatte er aus Kreide Langwieden bis Martinshöhe landschaftlich angepasst; er machte Häuser und Kirchen aus Kreide. Es sah alles sehr bunt aus. Auf dem Kasten war eine Glasplatte. Auf dem Gebiet konnte er was. In der Schule hatten wir einen Schrank, da waren die Landkarten und ein dicker Völkerball, sowie ein Seil, Wurfringe und Säckchen drin. Den Völkerball bekam ich mal auf die Nase, das tat weh! Mit dem Seil hüpften wir immer sehr gerne. Zwei schlugen und dann musste man einspringen. Wir spielten auch, schau dich nicht um, der Fuchs geht herum. Dabei mussten wir einen Kreis machen. Einer lief herum und lies ein Taschentuch fallen, wenn man es nicht merkte, musste man in die Mitte bis der nächste einen ablöste. Auch spielten wir Schornsteinfeger ging spazieren, die goldene Brücke oder Ringlein, Ringlein du musst wandern. An Pfingsten An Pfingsten machten die Buben einen Pfingstquack. Sie holten Bremmen und steckten sie in einen Leiterwagen. Wir Mädchen gingen mit einem Korb von Haus zu Haus und sammelten Blumen. Die wurden dann am Pfingstmorgen in die Bremmen gesteckt. Wir Mädchen machten uns aus Margeriten ein Kränzchen und zogen es auf den Kopf. Außerdem hatten wir Brennnesseln, damit niemand den Quack erkennen konnte. Der Quack war ein Junge, der saß im Wagen und musste Quaken. Aber zuerst sagten wir unseren Spruch: Ri, ra, ro, die Pfingste die sin do. Aier raus, Aier raus, sunscht schla mer e Loch ins Hinkelshaus, reiß im Hah de Schwanz eraus. Sauf die Aier all aus. Aier oder Geld, sunscht werds anner Johr bei eich geschellt. So zogen wir von Haus zu Haus, sammelten die Eier in einem Korb. Zum Schluss wurden die Eier geteilt. Die pickten wir an und tranken sie aus. Meine Mutter konnte schön malen. Im Rechnen war sie so gut, dass die Schüler sagten, sie könne besser rechnen als die Lehrerin. Sie hatte kaum die Aufgabe an die Tafel geschrieben, so hatte sie schon die Lösung. Im Gegensatz zu mir, ich hatte immer ein paar Probleme mit den Teilaufgaben. Wenn meine Mutter neben mir saß, so wusste ich dann gar nichts mehr, weil sie keine Geduld mit mir hatte. Aber ich lernte es auch noch, es dauerte nur ein bisschen länger. Muttertag Wenn Muttertag war, brachten wir Mutti immer einen Strauß Butterblumen. Die gab es in dieser Zeit immer. Sie hatte am 12. Mai Geburtstag, da freute sie sich immer. Unser Lehrer ging mit uns auch in die Kartoffeln,...