E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: MM-Reisen
Schwab Karpathos Reiseführer Michael Müller Verlag
10. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96685-230-2
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: MM-Reisen
ISBN: 978-3-96685-230-2
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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Geschichte Verschiedene Funde beweisen, dass das Gebiet des heutigen Pigádia schon in minoischer und mykenischer Zeit besiedelt war. Um 1000 v. Chr. gründeten dann dorische Einwanderer hier eine Stadt, die sie zu Ehren des Meeresgottes Poseídion nannten. Die Bewohner Poseídions lebten unter anderem vom Seehandel. Sie prägten dafür eigene Münzen, auf die zwei Delfine und die Abkürzung POS gestanzt waren. Auf der Akrópolis, dem Hügel oberhalb des heutigen Hafens, soll damals auch ein Tempel der Athéna Líndia gestanden haben. Während der römischen und hellenistischen Zeit dämmerte die Stadt vor sich hin. Klein, aber fein ist das Archäologische Museum in Pigádia Vieles spricht dafür, dass Pigádia früh christianisiert wurde. Aus dieser Epoche ist ein marmornes Taufbecken erhalten, das aus einer Basilika stammt, die unterhalb der Akrópolis stand. Ein weiteres Zeugnis aus dieser frühbyzantinischen Zeit sind die Ruinen der Basilika Agía Fotiní, fast 2 km außerhalb des Stadtzentrums an der Straße nach Apéri gelegen. Im Mittelalter wurde die Stadt von ihren Bewohnern verlassen. Die Menschen zogen sich wegen der ständigen Sarazenenüberfälle ins Inselinnere zurück. Die Gebäude verfielen. Erst nach Jahrhunderten, als die Bedrohung durch Piraten vorbei war und der Seehandel auf Kárpathos wieder aufblühte, wurden an der Vrónthi-Bay auf den alten Fundamenten erneut Häuser errichtet. Der kleine Ort hieß in Anlehnung an den antiken Namen Póssi. Wegen seiner Hafenlage wurde er 1892 vom damaligen türkischen Gouverneur der Insel zur Hauptstadt erklärt. Der Name Póssi gefiel einigen Bewohnern bald nicht mehr, da er zu sehr dem Wort „Pótis“ (Säufer) ähnelt. Es musste also ein neuer Name her und man entschied sich wegen des relativ großen Wasserreichtums der Gegend für Ta Pigádia, die Brunnen. In jüngerer Zeit hat sich schon wieder ein Namenswechsel vollzogen. Wie auf vielen griechischen Inseln wird die Hauptstadt nämlich mit dem Namen des Eilands versehen und heißt deshalb offiziell Kárpathos-Stadt, die Karpathioten nennen sie aber weiterhin Pigádia. Sehenswertes Neben den schönen Blicken über die Vrónthi-Bay auf die hohen Berge mit den weißen Hochdörfern Menetés, Óthos und Apéri hat Pigádia ein kleines, aber eindrucksvolles archäologisches Museum sowie einiges weitere Interessante aus verschiedenen historischen Epochen zu bieten. Da die Sehenswürdigkeiten z. T. weit voneinander entfernt liegen, empfiehlt es sich, zwei Spaziergänge von jeweils etwa 90 bis 120 Min. dafür einzuplanen. Der erste Spaziergang Beginnen Sie diese Tour am Brunnen „Possidón“ an der Ecke Odós Dimokratías und Odós A. Karpathíon. Er wurde vor ein paar Jahren von in Amerika lebenden Pigadiern gestiftet und ist eine Rekonstruktion des einst von Italienern gebauten und später zerstörten Originals. Von hier geht man die Odós A. Karpathíon Richtung Anlegestelle hinunter und biegt unmittelbar hinter dem Restaurant I Oréa Kárpathos rechts ab. Über eine Treppe kommt man zu einer Gasse, der man nach links bis zu ihrem Ende folgt. Hier liegt der malerische Friedhof mit nach Osten aufs Meer blickenden Marmorgräbern und -kreuzen sowie der hübschen Nikolauskirche mit ziegelgedeckter Kuppel. Dass der Friedhof so klein ist, liegt daran, dass man hier, wie überall in Griechenland, schon wenige Jahre nach der Beerdigung die Gebeine aus dem Grab holt, wäscht, in ein Leintuch wickelt und dann in einer kleinen Holzkiste aufbewahrt. Diese wird, versehen mit Namen und Bild der oder des Toten, in ein sog. Beinhaus gestellt, wovon es auf dem Friedhof von Pigádia mehrere gibt. Das Grab kann nun von neuem genutzt werden. Vom Friedhof aus hat man einen schönen Blick auf die Vrónthi-Bay. Die Nikolauskirche bewacht die Gräber Unmittelbar am Wasser steht die Evangelístria-Kirche Noch beeindruckender ist die Aussicht von der dem Erzengel Michael geweihten Kirche etwas oberhalb des Friedhofs. Man gelangt dorthin, wenn man den Weg, den man gekommen ist, zurückgeht, bei der ersten Möglichkeit aber nach links abbiegt. Auf einer Treppe kommt man zu der Kapelle. Von hier erreichen Sie in kurzer Zeit die antike Akrópolis, indem Sie hinter dem Kirchlein einen Pfad nehmen, sich bald rechts halten und zu einer Bruchsteinmauer mit Zaun hinaufsteigen. Oben stoßen Sie am linken Ende der Mauer auf eine Piste. Einst befand sich auf dem Plateau des Felsklotzes eine mykenische Burgmauer, später, zur Blütezeit der Stadt Poseídion, ein dorischer Athena-Tempel. Zu sehen ist davon leider nichts mehr. Wenn Sie oben nach rechts gehen, können Sie von einem alten Dreschplatz aus einen schönen Blick auf die Stadt genießen. Für den Rückweg folgen Sie jedoch der Piste nach links und dann, vorbei an einem Haus, abwärts bis zu einer Asphaltstraße, in die man rechts einbiegt. Sie führt zum Stadtzentrum. Der Spaziergang endet an der einstigen Hauptkirche Pigádias, Ágii Apóstoli, die recht hübsche Wandmalereien des aus Ólympos stammenden Architekten und Künstlers Manólis Filippákis beherbergt. Der zweite Spaziergang Er beginnt am Hafen Scála, wo die Fähr- und Ausflugsschiffe anlegen. Wenn Sie frühmorgens unterwegs sind, können Sie beobachten, wie die Fischer auf ihren Booten den Fang der letzten Nacht verkaufen. Mal lachend, mal fluchend oder schimpfend wird um einen guten Preis gefeilscht. Danach sitzen sie auf der Mole und säubern oder flicken ihre gelben Netze. Das auffälligste Bauwerk ist das von den Italienern erbaute, verwinkelte Hafenamtsgebäude. Sie gehen nun halb um das Hafenbecken herum bis zum Gebäude der Nationalbank, steigen dort die Treppe hinauf und kommen in die Hauptgeschäftsstraße der Stadt, die Odós A. Karpathíon. In wenigen Schritten ist dann die große, ziegelgedeckte Evangelístria-Kirche erreicht. Mitte der 1980er-Jahre war den Pigadiern ihre alte Pfarrkirche, die am Platz der heutigen Evangelístria stand, zu klein geworden. Eine neue, prächtigere musste her, schließlich wurde ja auch die Stadt immer größer. Das Geld hatte man bald beisammen, die Baupläne waren fertig, nur der zuständige Bischof in Apéri wollte von dem Plan nichts wissen. Man bemühte sich mit allen möglichen Mitteln, ihn umzustimmen, doch ohne Erfolg. Eines Nachts löste jemand dann das Problem auf eigene Faust und sprengte mit einem lauten Knall die alte Kirche in die Luft. Jetzt musste man eine neue bauen, und größer wurde die natürlich auch. Wenn die Kirche geöffnet ist, kann man den vollständig bemalten Innenraum bewundern. Von der Terrasse hat man zudem einen wunderbaren Blick auf den Hafen und den Akrópolisfelsen. Morgens und abends herrscht auf den Fischerbooten reger Betrieb Folgen Sie von der Kirche der Odós A. Karpathíon bis zum 5.-Oktober-Platz und biegen Sie dort nach rechts ab. An ihrem Ende öffnet sich die Straße auf einen großen Platz. Hier sind in einer italienischen Villa, die sich im Stil deutlich von den anderen Gebäuden der Stadt abhebt, einige Ämter untergebracht. In ihrem Ostflügel befindet sich neben dem Amt, das für die Landwirtschaft auf der Insel zuständig ist, das Verwaltungsgericht - alle zwei Monate kommt aus Rhódos ein Richter angereist, um kleinere Fälle vor Ort zu lösen. Quert man den Säulengang zwischen Gerichts- und Hauptgebäude, steht man oberhalb des kleinen Freilichttheaters, in dem regelmäßig Kulturveranstaltungen stattfinden. Von hier aus bietet sich wieder ein schöner Blick auf den Hafen und die Akrópolis. Zurück auf dem Platz kann man im linken Flügel der Villa dem empfehlenswerten Archäologischen Museum einen Besuch abstatten. Es zeigt eine beeindruckende Sammlung der von Archäologen auf Kárpathos gefundenen wertvollen Stücke aus verschiedenen Epochen. Im ersten Raum (rechts vom Eingang) sind neben Zeugnissen aus prähistorischer Zeit z. T. hübsch bemalte und verzierte Vasen, Vorratsgefäße und Trinkschalen sowie andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs aus der minoischen und der mykenischen Epoche zu bewundern. Im Raum 2, der dem Eingang gegenüberliegt, sind Funde aus der klassischen Zeit, u. a. wunderschöner Schmuck, ausgestellt. Besondere Aufmerksamkeit verdient eine kleine marmorne Grabstele mit der Darstellung eines Mannes, der ein kleines Kind an der Schulter berührt (2. Jh. v. Chr.). Die Kopie des sog. dorischen Dekrets erinnert an einen selbstlosen Arzt, der einst in Wurgúnda zahllose Kranke unentgeltlich behandelt haben soll. Der letzte Raum mit z. T. wieder aufgestellten Bauteilen alter Basiliken ist den Zeugnissen aus der frühchristlichen Epoche bis zur Zeit der türkischen Besatzung gewidmet. ? Museum: Mi-Mo 8.30-15.30 Uhr, Winter 9-12 Uhr, Eintritt 3 €. Frühchristliches Baptisterium Auf dem halbrunden Platz vor der einstigen italienischen Villa findet man weitere Fundstücke aus der Zeit des frühen Christentums, nämlich ein kleines Becken sowie ein großes, rundes, aus einem Block gehauenes Baptisterium. Beide stammen aus einer Basilika, die im 5./6. Jh. unterhalb der...