Schulze | Die einen tragen Steine, die anderen Gold | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Schulze Die einen tragen Steine, die anderen Gold

Ein geistlicher Wegbegleiter für chronische Krisen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-417-27123-2
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein geistlicher Wegbegleiter für chronische Krisen

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-417-27123-2
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Viele Menschen beginnen in einer schweren Krise nicht nur gegen das Leid, sondern auch gegen Gott zu kämpfen. Doch wenn wir verstehen, dass wir anhaltende Krisen in Phasen erleben und verarbeiten können, besteht Grund zur Hoffnung! Hoffnung, dass wir mitten in dieser Welt mit ihrem unlösbaren Schmerz voller Akzeptanz und Frieden leben können. Daniel Schulze teilt sein eigenes starkes Zeugnis von diesem Prozess der inneren Heilung in unheilbarer Krankheit. Er öffnet mit seinem 5-Phasen-Modell der »Fünf Länder der Heilung« eine neue, anwendungsstarke Orientierung für Betroffene. Sehr persönlich gibt er Einblick, wie man den Glauben als Ressource für die Krisenbewältigung nutzen kann.

Schulze Die einen tragen Steine, die anderen Gold jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2
Im Land des Kampfes
Der schlafende Fischer
Das Leben ist voller Konflikte, und egal ob man eher konfrontativ oder harmoniebedürftig ist, man kann den meisten nicht aus dem Weg gehen. Sie sind einfach überall zu finden, wo wir in Beziehung mit anderen treten oder Ziele verfolgen. Sie entstehen aber nicht nur im Kontakt mit unserer Umgebung, sondern sie liegen auch in uns, wenn zum Beispiel verschiedene Bedürfnisse miteinander konkurrieren. Wie können wir dieser großen Anzahl an Konflikten gerecht werden? Indem wir unsere Schlachtfelder auswählen. Manche Kämpfe wollen wir angehen, andere nicht. Besonders die wichtigsten Auseinandersetzungen werden dabei gerne vermieden. Zum Beispiel wird in Beziehungen meistens wegen Nebensächlichkeiten gestritten, aber die Intensität des Streits um diese Kleinigkeiten zeigt, dass es noch ein größeres Problem geben muss, das unter der Oberfläche liegt und ignoriert wird. Wir wählen lieber die kleineren Konflikte, weil die großen zu viel Risiko in sich tragen. Wir gehen lieber Auseinandersetzungen ein, bei denen wir uns sicher sind, dass wir siegen oder zumindest ein Unentschieden erreichen werden. Doch im Land des Kampfes müssen wir die Kontrolle aufgeben und uns auf einen Kampf einlassen, der unberechenbar ist. Wir hätten das Thema nicht so lange verdrängt, wenn es eine einfache Lösung geben würde. Und weil wir nicht wissen, ob wir gewinnen werden, brauchen wir eine zusätzliche Motivation, um uns darauf einzulassen. Hier kommt das Leiden ins Spiel. Es fordert uns zu den Kämpfen heraus, denen wir sonst immer aus dem Weg gegangen sind. Das Leiden zeigt, dass unser Leben so nicht weitergehen kann. Wir müssen uns einsetzen, damit wir unseren Frieden zurückgewinnen. Wir sind wie der Fischer, der in seinem kleinen Fischerboot im Hafen ruhig eingeschlafen war. Als er träumte, zog ein Wind auf, und das Schiff löste sich vom Steg. Die Wellen trugen ihn langsam aufs offene Meer hinaus. Plötzlich schreckte der Fischer hoch und sah das Ufer in weiter Ferne liegen. Mit aller Kraft ruderte er gegen die Strömung. Die Gischt brach sich am Bug, während er sich durch die Wellen kämpfte. Er hatte den Hafen noch im Herzen und ließ seine Hoffnung, diesen wiederzusehen, nicht fahren. So fühlt es sich in diesem Land an. Es ist wie ein Kampf gegen Naturgewalten und man kann nicht sagen, ob man den alten Hafen, sein altes Leben, jemals wiedersehen wird. Ist der Kampf des Fischers eine Stärke oder eine Schwäche? Man könnte argumentieren, dass ihn seine Nachlässigkeit erst in diese Situation gebracht hat und sein Rudern ein Zeichen des Versagens ist. Doch in gewisser Hinsicht sind wir alle wie Schlafende, die auf dem weiten Meer treiben. Jeder Mensch hat Kämpfe, die er nicht ausfechten will oder kann. Sollte man deshalb auf den Fischer herabsehen? Sein Kampf gegen die Wellen ist ein Zeichen der Stärke, nicht der Schwäche. Er könnte sich auch treiben lassen, sich seinem Schicksal ergeben oder versuchen, weiterzuschlafen. Für diese zweite Möglichkeit kann man sogar eine geistliche Begründung finden. Der religiöse Fatalismus sagt: »Weil Gott allmächtig ist und weil wir in seiner Hand sind, sollen wir unser Schicksal annehmen, egal was kommt. Gott hat schon alles vorausgesehen und es hat einen Grund. Wir bewerten die Ereignisse in unseren Kategorien von gut und schlecht, aber Gott sieht das große Bild und kommt zu anderen Bewertungen, und er wird schon wissen, warum er das alles zugelassen hat.« Wer so denkt, darf nicht kämpfen. Er soll loslassen und annehmen und sich nicht gegen sein Schicksal auflehnen. Ich glaube nicht, dass dies wirklich Gottes Wille ist, und plädiere dafür, sich so sehr gegen die Schwierigkeiten aufzulehnen, wie es einem möglich ist. Wenn Sie wach geworden sind, dann nehmen Sie die Ruder in die Hände und lassen Sie sich nicht von den Wellen abschrecken. Das ist die Herausforderung dieser Phase der Krise und mit ihr ist auch Heilung verbunden, die wir erleben sollen. Gott fordert uns heraus, aber er lässt sich auch gerne herausfordern. Nicht alles, was geschieht, kommt von ihm, und manches dürfen wir wieder zurückschicken. Wir wissen nicht, ob dieser Kampf erfolgreich sein wird, deshalb erfordert er Mut, aber Gott steht an unserer Seite und kämpft mit uns. Einfach nur überleben
Als ich im Krankenhaus lag, führte ich einen anderen Kampf als der Fischer. Aus meiner Perspektive war das alte Leben so weit weg, dass es mir unmöglich schien, dorthin zurückzukehren. Ich war schon zu sehr geschwächt und sagte zu meinen Freunden: »Betet gerne für meine Heilung, ich kann es gerade nicht tun.« Warum konnte ich dieses Gebet nicht sprechen? Ich glaube, es hätte mich zu sehr belastet, wenn Gott nicht in meinem Sinne darauf reagiert hätte. Deshalb entschied ich mich, alle Energie in meine psychische Gesundheit zu investieren. Ich versuchte, sinnvolle Beschäftigungen zu finden. Mit meiner Verlobten saß ich im Innenhof des Krankenhauses und bemalte die Teile eines Wikingerschach-Spiels, ich hörte theologische Vorträge zur Auslegung der Offenbarung des Johannes, ich spielte mit den alten Leuten auf der Nierenstation »Mensch ärgere Dich nicht« und schaute in meinem Zimmer Filme mit anderen Patienten. Die besten Erinnerungen habe ich an unsere Wikingerschach-Spiele im Innenhof. Bei der Namensgebung haben die Erfinder sicher überlegt, wie Wikinger Schach spielen würden. Sie würden die Figuren nicht wohlüberlegt über ein Spielfeld gehen lassen, sondern Stöcke aus dem Wald holen, um mit diesen die armen Figuren umzuwerfen. Als Letztes müsste dann der König dran glauben und der Sieger wäre gefunden. Ungefähr so kann man sich dieses gesellige Spiel vorstellen: Zwei Gruppen stehen sich gegenüber und werfen mit Stöcken nach Holzklötzen. Im Innenhof des Krankenhauses gab es eine Rasenfläche, die auf drei Seiten von den vielen Stockwerken des Krankenhauses umgeben war. Wir fingen das Spiel mit einer kleinen Gruppe an und mit der Zeit kamen immer mehr Menschen dazu, die uns aus den Fenstern beobachtet hatten. Aus einer Gruppe Fremder wurde für ein paar Stunden am Tag eine Gemeinschaft, die inmitten des Krankenhauses eine neue Welt erfanden. Es waren zwei Alkoholiker dabei, eine junge Frau mit Schrumpfnieren, ein junger Mann mit Depressionen, ein anderer zog seine Sauerstoffflaschen hinter sich her und an den Rest kann ich mich nur noch unscharf erinnern. Die bunten Holzklötze waren ein Lichtblick zwischen den grauen Krankenhausmauern. Als ich nach vielen Wochen das Krankenhaus verlassen konnte, musste ich weiter gegen die Einsamkeit kämpfen. Bis dahin war mein Tag voller Sozialkontakte gewesen. Nach dem Abitur hatte es mich in die Landeshauptstadt Dresden zum Stoffwechsel e.?V. gezogen. Der Verein wurde in den 1990er-Jahren von Sabine Ball gegründet, nachdem Gott ihr den Auftrag gegeben hatte, sich um die Kinder in Dresden-Neustadt zu kümmern. Dort absolvierte ich ein Jahrespraktikum, welches ich dann um ein FSJ verlängerte. Ich sammelte Erfahrungen an einer Brennpunktschule im Ganztagsprogramm und führte an verschiedenen Schulen Religionsunterricht und Konflikttraining mit einem mobilen Team durch. Doch meine prägendsten Erlebnisse hatte ich mit Sabine Ball, die 2009 verstorben ist. Ich wohnte ihrer kleinen Wohnung gegenüber und begleitete sie manchmal zu den Punks der Neustadt. Für die kurze Strecke brauchte sie eine halbe Stunde, weil sie zum einen sehr langsam ging und zum anderen immer wieder von Bekannten angehalten wurde. Jedem Einzelnen brachte sie volle Aufmerksamkeit entgegen, es schien, als würde sie mit jedem Menschen eine persönliche Geschichte verbinden. In einem Plastikbeutel trug sie ein Kissen mit sich. Am Ziel angekommen legte sie es auf die Mauer vor einer Eventlocation und schon war sie von einer Gruppe Punks umringt. Sie saßen neben ihr auf der Mauer oder vor ihr auf dem Bürgersteig. Als Sabine eine junge Frau neben sich ansah, fing diese sofort an zu weinen. Obwohl Hunderte Menschen an dieser Szene vorbeigingen, als wäre sie etwas Alltägliches, hat sie mich nicht mehr losgelassen. Als mein Leben nach dem Krankenhausaufenthalt zum Stillstand gekommen war, habe ich oft an diese Mauer zurückgedacht, und diese Erfahrung hat mir in meiner schwierigen Situation einen Sinn gegeben. »Wenn eine Rentnerin mit 82 Jahren noch Gutes tun konnte, dann kann es ein schwer kranker Zwanzigjähriger auch«, dachte ich. Nachdem ich entlassen worden und wieder daheim in Dresden war, kehrte ich daher oft zu dieser Mauer und den Punks zurück. Ich hörte mir ihre Geschichten an und erzählte von meinen Begegnungen mit Gott. Statt einem Beutel mit Kissen hatte ich eine Gitarre in der Hand. Wer mich anhielt, bekam zwar keinen berührenden Blick, aber dafür war ich immer bereit, ein selbst komponiertes Lied zu spielen. In den Abendstunden fühlte ich mich fit genug, um meine Wohnung zu verlassen, und suchte gerne die dunkleren Ecken der Neustadt auf. Im hintersten Winkel des Alaunparks trafen sich Gothics und ähnliche Gruppen. Ich zog mir einen schwarzen Kapuzenpullover über und mischte mich unter die Leute. Einmal saß ich auf der Mauer und spielte einem jungen Pärchen Lieder vor. Das Mädchen weinte total berührt in den Armen ihres Freundes. An diesem Punkt meines Lebens kämpfte ich nicht um Heilung, ich kämpfte, um zu überleben. Das Land der Gesundheit war zu weit weg für mich und der Ozean, auf dem ich trieb, schien unendlich. Aber ich fand Halt in den Momenten, die mir einen Sinn gaben. In den Abenteuern und verrückten Begebenheiten fand ich Leben, und manchmal kam ich erst tief in der Nacht nach Hause, nachdem ich stundenlange Gespräche mit Fremden geführt hatte. Ich fiel zurück in mein Krankenbett, und die alte Schwere nahm mich...


Schulze, Daniel
Daniel Schulze (Jg. 1989) lebt mit seiner Frau Miriam und ihren drei Kindern in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. Nach dem Abitur sammelte er erste berufliche Erfahrungen in der sozialmissionarischen Arbeit unter Kindern und Jugendlichen im "Stoffwechsel e.V." und bei "PAIS Deutschland e.V." in Dresden. Kurz vor seiner Hochzeit mit Miriam erhielt Daniel die Diagnose einer schweren Autoimmunerkrankung mit chronischen Folgen, was eine schwere Last auf die junge Ehe legte. Nach einem Jahr des Stillstands studierte Daniel Theologie im Schwarzwald. Sein Studium schloss er summa cum laude als Jahrgangsbester ab. Anschließend setzte er die Ausbildung in Bad Kreuznach fort, wo er 2019 zum Pastor im "Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden" ordiniert wurde. Er arbeitete zuerst im Kinder- und Jugendbereich und war später für Integration, Jüngerschaft und Lehre verantwortlich. In vielen Predigten reflektierte Daniel seine Einsichten und Erlebnisse mit Gott angesichts seiner chronischen Erkrankung. Nach 15 Jahren kehrte die Familie ins Erzgebirge zurück, wo Daniel eine Pastorenstelle in der Pfingstgemeinde Annaberg übernahm.

Daniel Schulze (Jg. 1989) lebt mit seiner Frau Miriam und ihren drei Kindern in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. Nach dem Abitur sammelte er erste berufliche Erfahrungen in der sozialmissionarischen Arbeit unter Kindern und Jugendlichen im "Stoffwechsel e.V." und bei "PAIS Deutschland e.V." in Dresden. Kurz vor seiner Hochzeit mit Miriam erhielt Daniel die Diagnose einer schweren Autoimmunerkrankung mit chronischen Folgen, was eine schwere Last auf die junge Ehe legte. Nach einem Jahr des Stillstands studierte Daniel Theologie im Schwarzwald. Sein Studium schloss er summa cum laude als Jahrgangsbester ab. Anschließend setzte er die Ausbildung in Bad Kreuznach fort, wo er 2019 zum Pastor im "Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden" ordiniert wurde. Er arbeitete zuerst im Kinder- und Jugendbereich und war später für Integration, Jüngerschaft und Lehre verantwortlich. In vielen Predigten reflektierte Daniel seine Einsichten und Erlebnisse mit Gott angesichts seiner chronischen Erkrankung. Nach 15 Jahren kehrte die Familie ins Erzgebirge zurück, wo Daniel eine Pastorenstelle in der Pfingstgemeinde Annaberg übernahm.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.