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E-Book, Deutsch, Band 1, 296 Seiten

Reihe: Perspektiven der Psychoneuroimmunologie

Schubert / Singer Das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren

Gesundheit und Krankheit neu denken. Perspektiven der Psychoneuroimmunologie

E-Book, Deutsch, Band 1, 296 Seiten

Reihe: Perspektiven der Psychoneuroimmunologie

ISBN: 978-3-7526-8282-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gesundheit und Krankheit neu denken Unsere Medizin ist stark körperorientiert, obwohl auch Gedanken und Gefühle bei der Entstehung von Krankheiten eine enorme Rolle spielen. Dies belegt eindrucksvoll die Disziplin der Psychoneuroimmunologie (PNI). Doch wie können wir dieses Zusammenspiel zwischen Seele und Körper, zwischen Unsichtbarem und Sichtbarem besser verstehen? Diese Frage beleuchten 12 namhafte Expertinnen und Experten aus verschiedenen Perspektiven. Der Band versammelt Beiträge aus Fachbereichen wie der Psychoneuroimmunologie, der Psychoanalyse, der Bindungsforschung, der Naturheilkunde bis zur Musikwissenschaft. Und das Fazit ist eindeutig: Wir müssen Gesundheit und Krankheit völlig neu denken.
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WULF BERTRAM
VON DESCARTES
ÜBER KARL VALENTIN ZU
THURE VON UEXKÜLL DER DUALISMUS IN DER MEDIZIN
UND DER VERSUCH
SEINER ÜBERWINDUNG DIE MEDIZIN IST GESPALTEN in eine »Medizin für kranke Körper ohne Seelen« und eine »Medizin für leidende Seelen ohne Körper«, so THURE VON UEXKÜLL, der berühmte Psychosomatiker und Begründer der Integrierten Medizin. Doch was ist konkret damit gemeint und wie kam es überhaupt zu dieser Spaltung in unserer modernen westlichen Medizin? Diese ist ja keineswegs zwangsläufig, es gibt durchaus auch andere über Jahrtausende pragmatisch bewährte, hoch differenzierte Krankheits- oder Gesundheitsmodelle. So kommen beispielsweise die Traditionelle Chinesische oder die Ayurvedische (d. h. »Wissenschaft vom Leben«) Medizin ohne einen solchen Dualismus aus. DIE LANGE GESCHICHTE
EINER SPALTUNG
DIE SPALTUNG DER MEDIZIN IN ZWEI LAGER hat eine lange Geschichte. Sie beginnt nicht etwa bei DESCARTES, wie so oft behauptet wird, dennoch hat sie der französische Philosoph (1596–1650), der zeitweise auch als Soldat und sogar als Söldner des Herzogs MAXIMILIAN VON BAYERN im Dreißigjährigen Krieg diente und an der Eroberung Prags teilnahm, entscheidend geprägt. DESCARTES, auch CARTESIUS genannt, griff in seinem Werk die platonische Trennung in Geist und Materie auf und definierte sie neu. In seinem Traktat De homine, welches 1662 posthum erschien, entwirft er das Modell des Menschen als Maschine, die aus einem physikalischen Körper und einer rationalen und unsterblichen Seele besteht. Diese rationale Seele, bzw. der Geist, war für DESCARTES das eigentlich Gewisse. Cogito, ergo sum – »… ich denke, also muss es mich wohl geben!«, war seine Schlussfolgerung. Alles andere, »das da draußen«, schien ihm nur über die Sinnesorgane erfassbar und daher anfällig für Täuschungen. Immerhin konnte man dieses »Äußere« mit mathematischen Methoden messen (DESCARTES nannte es aufgrund seiner Ausdehnung res extensa) und so in die Welt des Geistes »implementieren«. Das schien ihm gewissermaßen der einzige Schutz gegen Täuschungen, weil die Messmethoden der Welt des objektiven Geistes, der res cogitans, zugehörten. Auch der Körper war für DESCARTES Teil der vom Geist streng getrennten Materie und folgte so allein den Gesetzen der Mechanik. Besondere Faszination übte auf DESCARTES die Feinmechanik aus. Er schrieb dazu: »Wir sehen Uhren, künstliche Brunnen, Mühlen und ähnliche Maschinen, die, obwohl nur von Menschenhand gemacht, doch fähig sind, sich von selbst auf verschiedene Weise zu bewegen (…). Ich sehe keinen Unterschied zwischen Maschinen, die von Handwerkern hergestellt wurden, und den Körpern, die allein die Natur zusammengesetzt hat (…). Für mich ist der menschliche Körper eine Maschine. In Gedanken vergleiche ich einen kranken Menschen und eine schlecht gemachte Uhr mit meiner Idee von einem gesunden Menschen und einer gut gemachten Uhr.« (DESCARTES 1996) – Es war in der Tat eine Art »Uhrmachermedizin«, die sich im Gefolge triumphaler technischer Fortschritte und naturwissenschaftlicher Methoden auch zunehmend durchsetzen sollte. Die Mechanik NEWTONs, die auf der mathematischen Analyse der wahrnehmbaren Phänomene beruhte, führte in ihrer angewandten Form in den kommenden Jahrzehnten zu atemberaubenden Entwicklungen. Besonders Maschinen, die das Beobachten, Messen und Rechnen selbst verbesserten, somit wiederum den physikalischen Erkenntnisprozess befruchteten und die Prüfung von Hypothesen ermöglichten, halfen dabei, das Wissen über die Naturgesetze immens zu erweitern. So erfand noch zu Lebzeiten DESCARTES’ JOHANNES KEPLER das astronomische Fernrohr, der Tübinger Mathematiker WILHELM SCHIKHARD eine erste funktionierende Rechenmaschine – auch wenn die Erfindung später BLAISE PASCAL zugeschrieben wurde; SCHIKHARD hatte das Pech gehabt, dass seine zum größten Teil aus Holz bestehende Rechenmaschine bei einem Brand verloren ging. Im Jahr 1670, 20 Jahre nach DESCARTES’ Tod, erfand LEEUWENHOEK das Mikroskop. In einer weiteren Erfindungswelle machte man sich die mit diesen Messinstrumenten entdeckten und präzisierten Gesetze der Natur zunehmend zunutze. Bereits in der Generation nach DESCARTES erfand der in Deutschland lebende Hugenotte DENIS PAPIN einen Topf, mit dem Wasserdampf in kinetische Energie umgewandelt werden konnte, so entstand schon 1688 eine erste Versuchsdampfmaschine. Die rasante physikalische Forschung dieser Jahrzehnte schaffte die Voraussetzungen für die technische Revolution, die wiederum eine industrielle Revolution auslöste. Bahnbrechend waren zu jener Zeit auch Entdeckungen im Bereich der Medizin: 1628 – DESCARTES war 32 Jahre alt – entdeckte WILLIAM HARVEY den Blutkreislauf des Menschen. Etwa 50 Jahre später wurden mit Hilfe des LEEUWENHOEK’SCHEN Mikroskops die Spermatozoen gefunden. Diese beiden Entdeckungen hatten zur Folge, dass ältere metaphysische Theorien über den Sitz und den Ursprung des Lebens durch mechanistische, experimentell überprüfbare Modelle ersetzt wurden. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann die physiologischen Vorgänge so präzise entschlüsselt und die Mechaniken so kunstvoll verfeinert sein würden, dass die cartesianische Überlegung, der Mensch sei nichts anderes als ein hochkompliziertes Uhrwerk, durch die Konstruktion eines wandelnden Automaten verifiziert würde. Es ist interessant, dass mit der Vorstellung des Maschinenmenschen offenbar gleichzeitig ein tiefes Unbehagen verbunden war, das u. a. in einer Reihe literarischer Variationen zu diesem Thema ihren Niederschlag fand (MARY SHELLEYs Frankenstein, E.T.A. HOFFMANNs Coppelia, der Golem des RABBI LÖW in seinen zahlreichen Variationen). Das erinnert ein wenig an die gegenwärtigen Horrorszenarien im Hinblick auf die künstliche Intelligenz, wo autonome Roboter die Macht über den Menschen übernehmen. In dem Maße, wie die »Uhrmachermedizin« ihre Triumphe feierte, nahmen sich andere Disziplinen des Themas Seele an. Mit den Methoden der naturwissenschaftlichen Erkenntnis war die Psyche ja offenbar nicht dingfest zu machen. Die kritische Haltung der Aufklärung gegenüber allem Irrationalen, dem Aberglauben und jeglicher Metaphysik, ließ keinen Raum für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit der Psyche, die schließlich weder vermessen noch präpariert oder abgebildet werden konnte. Ab nun waren die Philosophie und Theologie (wieder) ersatzweise zuständig für die Beschäftigung mit der Seele. DIE MEDIZIN DER ROMANTIK:
SUCHE NACH DER EINHEIT
DER WIDERSTAND GEGEN DIESE mechanistische Betrachtung des Menschen ließ nicht lange auf sich warten. Mit der Romantik zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er erstmals deutlich formuliert. Entwicklung findet für die Romantiker im Rahmen eines Widerstreits von Polaritäten statt. Dieses Prinzip sollte von der Urmaterie bis zu den höchsten Erscheinungen des Lebens gelten. Romantische Mediziner griffen in ihren therapeutischen Konzepten auf das Prinzip der antiken Diätetik zurück (griech. »Lehre von der Lebensweise«). In dieser Lehre ging es um die Harmonie von Licht und Luft, Essen und Trinken, Bewegung und Ruhe, Schlafen und Wachen, Ausscheidung und Affekten. Zudem wurde als besonders wichtig die Persönlichkeit des Arztes herausgestellt und auch die Subjektivität des Patienten wurde ernst genommen. Die Arzt-Patienten-Beziehung spielte eine zentrale Rolle. So betont der Arzt CARL EBERHARD SCHELLING, Bruder des (bekannteren) Naturphilosophen, dass der Patient die ihm vom Arzt vermittelte Kraft assimiliere, »… und zwar umso leichter, dass sie im freundschaftlichen Rapport zu ihm steht, und (der Patient) dadurch einen Zuwachs an Kraft erhält.« (Zit. nach V. ENGELHARDT 1993). Das entspricht in einer moderneren Formulierung einer Beschreibung der interpersonellen Wirkfaktoren in der Arzt-Patienten-Beziehung und erinnert bereits an BALINTs Begriff von der »Droge Arzt«. Einer der bedeutendsten Mediziner jener Zeit war der Berliner Professor JOHANNES MÜLLER. Er hatte sich an der Universität Bonn habilitiert und ein Buch über »Die phantastischen Gesichtserscheinungen« veröffentlicht, in dem er das Gesetz von der spezifischen Energie der Sinnsubstanzen formulierte. MÜLLER siedelte zwischen den »objektiven« physikalischen Reizen, die man messen und berechnen kann, eine subjektive, dem Individuum eigene Interpretationsinstanz an. Ein Blitz ist also nicht ein Blitz, sondern das, was unsere Augen aus dem physikalischen Phänomen der elektromagnetischen Wellen zu machen in der Lage sind. So kann etwa ein starker mechanischer Reiz des Auges wie ein Schlag auf den Bulbus nichts anderes als den spezifischen Output des Organs hervorrufen, nämlich eine Lichtempfindung (das berühmte »Sternesehen«). Wir reagieren auf Naturereignisse entsprechend unseren eigenen physiologischen Möglichkeiten und...


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