Schröter | August von Kotzebue | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Schröter August von Kotzebue

Erfolgsautor zwischen Aufklärung, Klassik und Frühromantik
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8438-0624-4
Verlag: Weimarer Verlagsgesellschaft ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erfolgsautor zwischen Aufklärung, Klassik und Frühromantik

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

ISBN: 978-3-8438-0624-4
Verlag: Weimarer Verlagsgesellschaft ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



August Friedrich Ferdinand von Kotzebue war der erfolgreichste Dramatiker seiner Zeit. Seine rund 230 Schauspiele wurden europaweit gespielt und unter anderem ins Englische, Französische, Spanische sowie Italienische übersetzt. Komponisten vom Rang eines Beethoven, Schubert und Weber vertonten seine Opernlibretti und schrieben zu seinen Schau-spielen Musik. Bereits zu Lebzeiten ehrte der Wiener Verleger Anton Doll den Erfolgsautor mit einer 56 Bände umfassenden Gesamtausgabe der dramatischen Werke. Während Goethes Theaterleitung (1791-1817) wurde in Weimar an nicht weniger als 451 Abenden Kotzebue gegeben. Goethes Bühnenwerke standen im gleichen Zeitraum hingegen nur 164-mal auf dem Programm, Schillers 182-mal. Heute scheint Kotzebues Schaf-fen weitgehend vergessen.
Axel Schröter beleuchtet Leben und Werk dieses bedeutenden Dichters und Schriftstellers der Goethezeit und versucht mittels authentischer zeitgenössischer Quellen und Dokumente Licht in die zunächst so verworren scheinende Vita zu bringen. Anhand biogra?scher Hintergrundinformationen entwickelt der Autor eine Persönlichkeitsstudie im Spannungsfeld zwischen Klassik, Frühromantik und Aufklärung, die sichtbar werden lässt, warum sich gerade die Literaturwis-senschaft so rasch von diesem Autor distanzieren musste.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort
Die frühe Weimarer Zeit: Kindheit, Adoleszenz und Studium
Karriere in St. Petersburg (1781)
Der Durchbruch als Dramatiker (1788)
Gesundheitsprobleme und Kuraufenthalte in Bad Pyrmont (1790)
Die Flucht nach Paris (1790)
Der Skandal um Doctor Bahrdt (1791/92)
In Zurückgezogenheit auf dem Landsitz Friedensthal bei Reval (1795)
Intermezzo in Wien (1798)
Zwischenaufenthalt in Weimar (1799)
Verhaftung bei der Einreise nach Russland, Verbannung nach Si- birien und Rehabilitierung (1800)
Erneut in Weimar (1801)
Der Bruch mit Goethe (1802)
Die Eroberung des Berliner Publikums (1802)
Die zweite Reise nach Paris (1803)
Die Italienreise (1804)
Als Historiker in Königsberg (1805)
Rückzug vor den Napoleonischen Truppen nach Schwarzen bei Riga (1806)
Neue Erfolge als Dramatiker: Die Trilogie für das Theater in Pest (1812)
Als Russischer Generalkonsul und Theaterleiter in Königsberg (1814)
Rückkehr nach Weimar als Etatsrat in russischen Diensten (1817)
Versöhnungsversuch mit Goethe und Erfolge im Weimarer Theateralltag
Umzug nach Mannheim und Ermordung durch den Burschenschaftler Carl Ludwig Sand
Zur Rezeption der Werke Kotzebues außerhalb Weimars
Schlusswort
Anhang
Zeittafel
Stadtrundgang
Literaturverzeichnis
Personenverzeichnis
Bildnachweis
Danksagung


Die frühe Weimarer Zeit: Kindheit, Adoleszenz und Studium
Geboren wurde August Friedrich Ferdinand von Kotzebue am 3. Mai 1761 in Weimar im nach der Fassadenfarbe benannten »Gelben Schloss«5, welches heute als Gebäudeteil der Herzogin Anna Amalia-Bibliothek dem Weimarer Residenzcafé gegenüberliegt. Er entstammte einer angesehenen bürgerlichen Familie. Sein Vater Levin Carl Christian Kotzebue (1727–1761) war zunächst braunschweigischer Kanzleisekretär, dann herzoglich-sächsischer Legationsrat, sein Großvater Johann Ludwig Kotzebue (1694–1730) herzoglich-braunschweigischer Kommissionsrat. Die ehemalige Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel und spätere Herzogin Anna Amalia vonSachsen-Weimar-Eisenach hatte Levin Carl Christian Kotzebue 1758, also kurz nach dem Tod ihres Gemahls Herzog Ernst August Constantin von Sachsen-Weimar-Eisenach, von Braunschweig nach Weimar berufen und als Kabinettsekretär in öffentlichen wie privaten Angelegenheiten angestellt. Sie schätzte ihn nicht nur als einen tätigen, einsichtsvollen Diener, sondern war auch Patin seiner am 1. Oktober 1759 geborenen Tochter Karoline Amalie.6 Levin Carl Christian Kotzebues Frau, Anna Christina, geb. Krüger (1736–1828), stammte aus Braunschweig-Wolfenbüttel und war ihrem Mann nach Weimar gefolgt. Nach dem frühen Tod ihres Gatten im Alter von nur 34 Jahren widmete sich die Fünfundzwanzigjährige ganz der Erziehung ihrer drei Kinder Carl Ludwig Anton (1758–1832), Karoline Amalie (1759–1854) und August Friedrich Ferdinand (1761–1819). Der junge Kotzebue konnte so, abgesehen davon, dass er vaterlos aufwuchs, eine vergleichsweise unbeschwerte Kindheit und Adoleszenz genießen. Ein besonders inniges Verhältnis hatte er zu seinem Lehrer und Onkel Johann Carl August Musäus, der ihn gleichsam für die Dichterlaufbahn prädisponierte und den Kotzebue so sehr schätzte, dass er nach dessen Tod eine Ausgabe seiner Schriften herausgab.7 In dem der Sammlung vorangestellten umfangreichen Vorwort erinnerte er sich ebenso wehmütig wie rührend an die Zeit, die er als Kind mit Musäus in dessen Garten an der Ilm verbrachte: Ein kleiner Garten an der Ilm mit einer Hütte, nur eben groß genug, um einen Tisch und ein Paar Stühle zu fassen, lud im Sommer ihn oft in seine Schatten ein. Da war es still und kühl, und nur der Fluß murmelte leise. Ach! da habe ich oft an seiner Seite gesessen, er für die Nachwelt dichtend, und ich, den Musen meine Erstlinge opfernd. Wenn er dann ein paar Seiten geschrieben hatte, so machte er mir zuweilen die Freude, mir das vorzulesen. Vergieb mir Leser, daß ich bey diesem schönen Andenken verweile! Es waren die schönsten Stunden meiner Jünglingsjahre.8 Kotzebues dichterische, insbesondere seine theatralische Begabung zeigte sich, wenn man seinem Literarischen Lebenslauf9 und der auf diesem beruhenden, möglicherweise von fremder Hand zusammengestellten Autobiographie10 Glauben schenkt, bereits früh. Romeo und Julia, Don Quixote und Robinson Crusoe hat er als Knabe mit Enthusiasmus gelesen, sein erstes Theatererlebnis machte er im Alter von neun oder zehn Jahren. Musäus hatte das pädagogische Feingefühl gehabt, die Begegnung mit dem Theater zu einem prägenden Erlebnis werden zu lassen. Kotzebue schrieb diesbezüglich rückblickend: Die vielen Lichter, die versammelte Menge, die Schildwachen, die geheimnisvolle Gardine, alles das spannte meine Erwartung auf’s höchste. Man gab den Tod Adam’s von Klopstock. Musäus stellte mich vor sich auf die Bank, damit ich über die Köpfe wegsehen konnte. Der Vorhang rollte auf, ich war ganz Auge, ganz Ohr, mir entging kein Wort, keine Bewegung, ich wurde unwillig, wenn Jemand von den Zuschauern hustete, oder sich ausschnaubte. Ich strampelte auf meiner Bank mit den Füßen, wenn ein lästiger Nachbar den gefälligen Musäus anredete. Nein, nie! nie habe ich wieder einen mächtigern Eindruck auf meinen Geist empfunden.11 In der Folgezeit erlebte Kotzebue in Weimar all die namhaften Schauspielertruppen, die das Schlosstheater Anna Amalias bespielten, unter anderem die von den Schauspielern Seyler, Brandes, Boeck und Eckhof geleiteten Ensembles. Insbesondere Ballett und Schauspiel hatten es Kotzebue angetan. So schrieb er zurückschauend: Mit dem innigsten Vergnügen erinnere ich mich der trefflichen Bühne zu Weimar in den Jahren 1771 und 72, unter Eckhofs Leitung. Die Zahl ihrer Mitglieder war kaum ein Dutzend; aber sie gab vollendet Lessings Meisterwerke, und Alles, was zu jener Zeit an Originalen oder Uebersetzungen Gutes vorhanden war.12 Weiter heißt es: Auf die großen pantomimischen Ballette wurden in Weimar ansehnliche Kosten verwendet. Mit Entzücken erinnere ich mich noch der glänzenden Darstellungen von Idris und Zenide, Orpheus und Euridice, Incle und Iariko, die Amazonen u.s.f. (Die Idee zu dem letzteren war von Musäus.) Was die Schauspiele auf meine Empfindung, das wirkten die Ballette auf meine Sinne, und ich dachte bald auf Mittel, auch diese nachzuahmen.13 Auch Goethe, der 1775 nach Weimar kam, hat Kotzebue bereits in jener Zeit kennengelernt. Er soll gelegentlich Gast im Hause Kotzebue gewesen sein. Besonders gefiel es dem Heranwachsenden, dass Goethe es ihm erlaubt hatte, »in seinem Garten Vögel in Schlingen zu fangen«. Auch durfte er in dessen Stück Die Geschwister in die Rolle des Postboten schlüpfen und einen Brief überbringen.14 1777 bis 1779 studierte Kotzebue in Jena und auch für kurze Zeit in Duisburg, wohin seine Schwester 1778 nach ihrer Heirat mit Johann Friedrich Gildemeister (1750–1812)15 gezogen war, Jura. Allerdings dürfte diesen Studien, die später seiner Karriere in Reval gewiss förderlich gewesen sind, im Hinblick auf Kotzebues Entwicklung als Schriftsteller und Dichter keine allzu große Bedeutung beizumessen sein. Vielmehr scheint es, als habe Kotzebue schon während seiner Studienzeit mehr Theater gespielt als ein wirklich solides Fundament für ein Advokatendasein angestrebt. So berichtet Karl Müchler in seinem 1819 unmittelbar nach Kotzebues Tod herausgegebenen Quellenband: Seine Liebe zum Theater blieb auch in Jena bei ihm vorherrschend, und da dort ein Liebhabertheater von Studenten errichtet war, so suchte er als Mitglied bei solchem aufgenommen zu werden. Da kein Frauenzimmer in Jena sich dazu verstehen wollte, auf diesem Liebhabertheater die weiblichen Rollen zu spielen, so wurden solche von Studenten vorgestellt und Kotzebue spielte, seiner Jugend wegen, viele Weiberrollen.16 Immerhin bestand Kotzebue trotz seiner außeruniversitären Interessen in Jena die Prüfungen und übte den Beruf des Advokaten 1780 in Weimar tatsächlich auch kurzzeitig aus. Dennoch hing seine eigentliche Neigung an der Schriftstellerei, die er zunächst allerdings recht erfolglos betrieb. Exemplarisch dafür mag sein Bericht über einen seiner frühen Romane stehen. Das Stück entstand unter dem Eindruck der Lektüre von Goethes Werther und hatte ein noch tragischeres Ende. Der Held erschoss sich am Ende nicht, sondern stürzte sich von einem Berg herab und zerschmetterte. Kotzebue schrieb über sein Erstlingswerk und die gescheiterte Drucklegung bei dem Leipziger Verleger Weygand mit sympathischer Selbstironie: Weygand in Leipzig war damahls die Hebamme aller modischen Romane. Ihm übersandte ich mein Produkt, und überließ ihm das Honorarium nach Verdienst zu bestimmen. Zwey Mahl in der Woche eilte ich auf das Posthaus, um die erfreuliche Antwort abzuholen. Sie kam endlich, und da sie bloß aus einem dünnen Briefe bestand, mir also das Manuscript nicht zurückgeschickt wurde, so schloß ich daraus, ehe ich den Brief erbrach, daß mein Meisterwerk nothwendig bereits unter der Presse seyn müsse. Aber wie erschrak ich, als ich las: ›daß Herr Weygand schon für einige Messen mit Verlagsartikeln hinlänglich versehen sey, und daß mein Manuscript mir sogleich wieder zu Diensten stehe, wenn ich vorher die Güte haben würde, ihm das Postgeld zu ersetzen;‹ denn ich hatte in vollem Vertrauen auf die Güte meiner Waare, sie unfrankiert zugeschickt. […] Wer jemals Student war, wird wissen, daß der Musensohn nie einen Gulden zuviel hat, und ich beschloß daher, meinen Schatz in den Händen des Herrn Weygand zu lassen. Dort ruht er vielleicht noch, oder ist, um das Postgeld doch nicht ganz verschwendet zu haben, schon längst zur Unterlage einer schmackhaften Leipziger Apfeltorte verbraucht worden, wobey ich denn auch nichts weiter bedaure, als daß ich die Torte nicht selbst verzehrt habe.17 Auch mit seinem ersten, heute verschollenen Trauerspiel Charlotte Frank hatte Kotzebue wenig Erfolg, was er sowohl der Qualität des Stücks als auch der mangelhaften szenischen Realisation bei der Uraufführung zuschrieb. Kotzebue erinnerte...


Axel Schröter wurde in Wolfhagen (Hessen) geboren. Er studierte an der Musikhochschule Detmold sowie den Universitäten Kassel und Paderborn Musikwissenschaft, Deutsche Philologie, Philosophie und Musikpädagogik. Seine Dissertation verfasste er über die Beethoven-Rezeption von Franz Liszt. Nach einem Referendariat für das Lehramt an Gymnasien (Wiesbaden) und einer Anstellung als Musikredakteur bei einem Münchner Tonträgerlabel profilierte er sich primär als Wissenschaftler. Axel Schröter war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sudetendeutschen Musikinstitut in Regensburg, im Sonderforschungsbereich 482 der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800) sowie in anderen DFG-Projekten. Derzeit liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit auf der Erforschung und Erschließung thüringischer Musikaliensammlungen. Er lebt seit 2000 in Weimar.



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