Buch, Deutsch, 212 Seiten, Paperback, Format (B × H): 190 mm x 270 mm, Gewicht: 482 g
Buch, Deutsch, 212 Seiten, Paperback, Format (B × H): 190 mm x 270 mm, Gewicht: 482 g
ISBN: 978-3-96146-751-8
Verlag: Diplomica Verlag
Die Entwicklung einer Schule darf nicht stagnieren! Die moderne Schulentwicklung muss zukunftsorientiert ausgerichtet sein und die Bedürfnisse von allen Schulbeteiligten berücksichtigen. Unter den Stichworten Gesundheit, Bewegung und Schulentwicklung spiegelt das vorliegende Werk anhand von zwei ausgewählten Schulwettbewerben die Bedeutung von Schulentwicklungsprozessen unter der Perspektive Gesundheit und Bewegung wider. Neben der Bedeutung von Gesundheit im Setting Schule sowie der Erläuterung des Settingansatzes ist der Begriff „Kooperative Schulentwicklung“ von grundlegender Bedeutung. Kooperation ist die grundlegende Säule für schulische Wettbewerbe. Dieser unerlässliche Faktor sorgt für die Ausprägung eines Schulkonzepts und kann zu einem schulischen Leitbild beitragen. Die Gute gesunde Schule sowie die Landesauszeichnung „Bewegungsfreudige Schule“ können an dieser Stelle exemplarisch genutzt werden, um die Bedeutung der Schulwettbewerbe zu verdeutlichen.
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Textprobe:
Kapitel Das Verhältnis von Bildung, Gesundheit und Bewegung in der Schule:
Die beschriebenen Probleme des Schulsystems sowie von Schülerinnen und Schülern kann durch den integrativen Ansatz der Zusammenführung von Bildungsprozessen und Bewegung im Schulleben mit dem Ziel einer gesundheitsfördernden Schule umgesetzt werden.
Die sensible Phase der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen muss für den gemeinsamen Weg der Förderung von Bildung und Gesundheit genutzt werden. Gesundheit und Bildung sind zwei Aspekte die nicht zu trennen sind. Bildung und Gesundheit bedingen über unterschiedliche Variablen einander. Die Bedeutung von physischer und psychischer Gesundheit für Lehren und Lernen innerhalb der Organisation Schule wurde bereits durch mehrere Studien bewiesen (vgl. Suhrcke & de Paz Nieves, 2011; Dadaczynski, 2012). Hurrelmann (2016, S. 27) bezeichnet Bildung als Ressource für die Entwicklung von souveräner Selbststeuerung, sofern der Effekt von Bildung auf die Ausprägung eines Gesundheitsverhaltens erfolgt. Er ergänzt hierzu, dass das Potential von Bildung als Ressource in der Entwicklung von Kompetenzen liegt, die sich mit Handlungs- und Effektwissen im Gesundheitsverhalten niederschlagen. Für Paulus und Mitarbeiter (2016, S. 240) ist die Eingliederung von Bildung und Gesundheit im Schulsystem eine anspruchsvolle Aufgabe der Organisationsentwicklung. Die Anforderungen an das Bildungssystem fordert zum aktiven Handeln und Gestalten im Hinblick auf Gesundheitsförderung auf, um die Bewältigung von altersbedingten Herausforderungen der Schülerinnen und Schüler zu fördern (vgl. Bürgisser, 2008, S. 60).
Als eine Variable für die Verknüpfung der Bedingungsstruktur von Bildung und Gesundheit kann Bewegung angesehen werden. Die Auswirkung von Bewegung und gute Ausprägung von motorischen Fähigkeiten auf die Parameter Bildung und Gesundheit wurden bereits nachgewiesen. Mangelnde Bewegung und die Ausbildung von Risikofaktoren sowie psychische Probleme nehmen dagegen einen negativen Einfluss auf die kognitive Schulleistung (vgl. Voelcker-Rehage, 2005; RKI, 2007; Haberer, 2011). Dadczynski und Schiemann (2015) haben in der ersten deutschsprachigen Zusammenfassung neuste Forschungserkenntnisse aus internationalen Studien über den Einfluss von körperlicher Aktivität und Fitness im Kindes- und Jugendalter auf den Bildungsoutcome in einer Meta-Analyse zusammengetragen und festgestellt, dass regelmäßige körperliche Aktivität und eine grundlegende Fitness im schulfähigen Alter eine positive Wirkung auf die physische und psychische Gesundheit (vgl. u.a. Knoll, Banzer & Bös, 2006; Wagner & Brehm, 2006) und kognitive Leistungsfähigkeit (hier: Bildung) besitzen (vgl. u.a. Suhrcke & de Paz Nievez, 2011). In den Teilstudien werden eine moderate körperliche Aktivität in organisierten und unorganisierten Formen (z.B. Sportunterricht und Bewegte Pause) von Schülerinnen und Schüler sowie die Erfüllung der täglichen Bewegungsempfehlungen der WHO als Prädiktor für einen höheren Bildungsoutcome bezeichnet (vgl. Stevens et. al, 2008; Carlson et al., 2008; Nelson & Gordon-Larson, 2006).
Moderate körperliche Aktivität konnte bei Mädchen im schulfähigen Alter eine Verbesserung des Selbstwertgefühls und ein reduziertes Ausmaß an psychischen Belastungen wie z.B. Angst, Depressionen und Stress nachweisen (vgl. Schulz, Meyer & Langguth, 2012). In diesem Verhältnis zeichnet sich eine Wirkungsweise von Bewegung auf den die Gesundheit von Schülerinnen ab, die wiederum einen positiven Effekt auf Bildungsparameter nachweisen (vgl. Sygusch, 2005: Dadaczynski & Schiemann, 2015). Ergänzend beschreiben Hundeloh und Mitarbeiter (2015, S.42), dass sich der Gesundheitsstatus schulischer Akteure auf die Bildungsqualität auswirkt und durch größere gesundheitliche Zufriedenheit Prozesse der Selbstregulation initiiert werden, die auf das schulische Lern- und Leistungsvermögen einen positiven Einfluss besitzen.
Vor diesem Hintergrund ergibt sich eine neue Relevanz von Teilnahme an „extracurricularer sportlicher Aktivität“ (Dadaczynski & Schiemann, 2015) im Schulprofil. Dieser Einfluss kann durch die Studien von Darling und Kollegen (2005), Gerlach & Brettschneider (2013) und Busch und Mitarbeitern (2014) in Bezug auf den Erwerb bildungsrelevanter Ressourcen und einen höheren Bildungsoutcome gestützt werden. Die Verknüpfung von körperlicher Aktivität und Bildung im schulischen Kernfeldern (z.B. Schulleben, Unterricht usw.) ist anzustreben, um aus bildungs- und gesundheitswissenschaftlicher Perspektive den Effekt der Trias Gesundheit, Bewegung und Bildung für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zu nutzen.
Lamprecht und Ziese (2005) sowie Kuntz (2011) haben festgestellt, dass Kinder und Jugendliche in gesundheitsförderlichen, bewegten Schulumwelten über eine größere persönliche Zufriedenheit verfügen und ein größeres Vertrauen in die eigenen Fähig- und Fertigkeiten bzgl. der Gestaltung von Lebens- und Bildungschancen besitzen. Gesundheit nimmt somit einen direkten Einfluss auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen ein und kann als Grundlage der allgemeinen Bildungsfähigkeit beschrieben werden. Diese Befundlage stützt die abschließende Implikation für die Praxis der Gesundheitsförderung nach Dadaczynski und Schiemann (2015), die die Projekte „anschub.de“ Gute Gesunde Schule sowie „Bewegte Schule Niedersachsen“ als vielversprechenden und innovativen Ansatz bezeichnen.