Naturmotive von Januar bis Dezember fotografieren
E-Book, Deutsch, 292 Seiten
ISBN: 978-3-96910-042-4
Verlag: dpunkt.verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
- Jahreszeitenspezifische Tier- und Pflanzenarten finden
- Faszinierende Fotos bei dramatischem Wetter und bei Nacht
- Atmosphärische Erscheinungen wie Nordlicht oder leuchtende Nachtwolken
Wann bieten sich wo welche Motive an und wie finde ich sie? Das sind die Fragen, auf die Sie als begeisterter Naturfotograf das ganze Jahr über Antworten suchen. Manche Jahreszeiten eröffnen so viele Möglichkeiten, dass Sie kaum wissen, wo Sie die Kamera hinhalten sollen. Zu anderen Jahreszeiten ist die Auswahl an Motiven spärlicher. Welche Pflanzen- und Tierarten, Landschaften und Wetterphänomene man zu welchen Jahreszeiten am besten fotografieren kann, zeigt Ihnen dieser nach Monaten gegliederte Motivkalender. Es ist ein weiterer Band der erfolgreichen Praxisbuch-Serie für Naturfotografinnen und -fotografen.
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1Januar
Nach dem Festmonat Dezember ist es auf einmal Januar. In manchen Kalender ist die Ruhe zurückgekehrt. Man hat wieder Zeit, in der Natur zu fotografieren! Und doch wird nicht jeder Naturfotograf sofort nach draußen rennen. Januar – und jetzt? Bob Luijks Die längste Nacht liegt gerade erst hinter uns. Und das heißt, dass wir noch immer wunderbare »Arbeitszeiten« nutzen können. Ende Januar geht die Sonne bereits vor halb sechs unter. Um den Sternenhimmel zu fotografieren, muss man deshalb nicht erst bis Mitternacht warten. Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass die Luft (aufgrund der niedrigen Temperaturen) sehr stabil ist, weshalb die Sternenfotos gestochen scharf werden. Behalten Sie in dieser Zeit auf jeden Fall den südlichen Sternenhimmel im Auge. Dort prangt das Sternbild Orion, erkennbar an den drei hellen Sternen in einer Reihe. Auch die Sonnenaufgangszeiten sind angenehm. Sie können »ausschlafen« und immer noch rechtzeitig vor Ort sein. Durch den niedrigen Bahnverlauf der Sonne am Himmel herrscht ausreichend lange schönes Licht zum Fotografieren. Und wenn es während dieser Periode sonnig ist, steigen die Chancen auf Nachtfrost und Reif auf der Vegetation oder überfrorenes Wasser am nächsten Morgen. Neben Schnee sind das sicher die großen Stimmungszauberer für jeden Naturfotografen, ganz gleich, ob er Eiskristalle im Detail oder eine komplett überfrorene Landschaft mag. Im Mittel scheint die Sonne im Januar allerdings nicht einmal zwei Stunden am Tag. Deshalb sind die Aussichten auf einen echten Winter eher gering. Bleiben Sie für das offen, was sich Ihnen bietet. Die Stimmung ist etwas wehmütig, dunkel und grau. In der Natur finden sich genügend Motive wie zum Beispiel Morast oder Pfützen voller Regenwasser, kahle Bäume oder letzte krautige, verdorrte Vegetation, die dieses Gefühl unterstreichen. Versuchen Sie einmal, das mit Ihren Fotos einzufangen, sowohl als Motiv als auch in der Umsetzung. Schwarzweiß-Fotografie bietet eine gute Möglichkeit, die Stimmung zusätzlich zu unterstreichen. Der Mangel an schönem Licht während düsterer Tage stellt die perfekte Übung dar, um seinen Blick zu schärfen. Die große Wirkung versteckt sich in allerlei Details. Details, an denen man normalerweise vorbeiläuft. In der »Hochsaison« lenken die Farben und die Fülle an (tierischem) Leben uns schnell ab. Doch nun muss man sich zwingen, interessante Motive zu finden. Am besten steckt man dazu einen bestimmten Bereich ab, in dem man sich anschließend längere Zeit umschaut. Plötzlich entdeckt man allerlei grafische Details in totem Holz oder bemerkt, dass es überraschend viele Pilze gibt und das Moos gerade wunderschön aussieht. Will es nicht Winter werden, und Sie haben trotzdem Sehnsucht nach einer Ladung Schnee? Sie brauchen gar nicht sehr weit zu reisen. Liegen die Temperaturen in den Niederlanden oder den tiefer gelegenen Teilen von Belgien bei etwa fünf Grad, dann lohnt es sich, höher gelegene Gebiete wie die Ardennen, die Eifel, das Sauerland und den Harz im Auge zu behalten. Mit einer Gipfelhöhe von 1142 Metern ist vor allem dieses letzte Gebiet, nur vier Autostunden von Utrecht entfernt, ziemlich schneesicher. Artenmix im Januar
Knackendes Eis. Alles in der Natur scheint zu ruhen und auf den Frühling zu warten. Doch für den aufmerksamen Fotografen gibt es genug zu entdecken und zu fotografieren. Bei starkem Wind formt das aufspritzende Wasser am Rand großer Teiche prächtige Eisskulpturen. Foto: Bob Luijks Halsbandsittiche schlafen in großen Gruppen. Während des Winters sind die Bäume kahl und die Vögel gut zu sehen. Foto: Chris van Rijswijk Frostperioden bieten gute Chancen, Wasservögel wie Zwergtaucher und Zwergsäger zu fotografieren. Foto: Arno ten Hoeve Die Zackeneule ist einer der wenigen Nachtfalter, die überwintern. Man findet sie an relativ warmen, feuchten Stellen, zum Beispiel in Kellern oder Schuppen. Foto: Paul van Hoof Von Dezember bis Januar ist die Paarungszeit der Füchse. In diesem Zeitraum kann man häufiger als sonst kämpfenden Füchsen begegnen. Foto: Agnes Bax Bei Frost und Schnee stehen die Chancen, Bekassinen, Wald- und Zwergschnepfen zu fotografieren, etwas besser. Suchen Sie nach Wassergräben, die noch nicht zugefroren sind. Foto: Arno ten Hoeve Während der Wintermonate gibt es im Deichvorland immer wieder Hochwasser. Siehe Seite 38 für eine ausführliche Beschreibung. Foto: Bob Luijks Pfeifenten kommen in den Wintermonaten in großen Gruppen in die Niederlande. Foto: Arno ten Hoeve Die Seestachelbeere ist eine Rippenqualle, die man das ganze Jahr entlang der Uferlinie finden kann. Im Winter fallen die Quallen aufgrund der niedrig stehenden Sonne stärker auf. Foto: Hannie Joziasse Der Raufußbussard, der größere Bruder des Mäusebussards, kommt aus dem hohen Norden und überwintert hier in kleiner Zahl. Foto: Mark Schuurman Während des Winters kann man noch eine ganze Menge Pilze finden, vor allem die kleineren Arten wie diesen Moosbecherling. Foto: Ben Kraan Wildschweine finden ihr Futter auch unter einer dicken Schneeschicht. Foto: Bob Luijks Januar ist der Monat für prächtig gefärbte Sporenkapseln. Siehe Seite 12 für den vollständigen Abschnitt. Foto: Ron Poot Vertiefungsthema im Januar
1.1Erstellen Sie Ihren eigenen Jahresplan
Ron Poot Alles muss passen, um genau das Foto zu machen, von dem Sie schon so lange träumen. Das richtige Motiv, der richtige Ort, die richtige Zeit, das richtige Licht, das richtige Objektiv, die richtigen Kameraeinstellungen und dann noch im richtigen Moment auslösen: zu viel, um es dem Zufall zu überlassen. Wie lassen sich die Chancen vergrößern, um doch den ultimativen Moment zu erleben und festzuhalten? Mit Planung kann man dem Zufall etwas auf die Sprünge helfen. Denken Sie voraus! 1.1.1Sich selbst kennen Alles beginnt bei Ihnen selbst. Welche Vorgehensweise passt zu Ihnen? Sind Sie ein Jäger, der endlos einer bestimmten Tierart hinterherspürt? Oder sind Sie die Spinne im Netz, die unter einer Tarnung ausharrt, bis eine Tierart in Reichweite kommt? Vielleicht sind Sie ja auch ein Vagabund, der umherstreift und für alles offen ist, was ihm begegnet. Stellen Sie den Plan so auf, dass er zu Ihren Interessen und Ihrer Arbeitsweise passt. Nur so sind Sie ausreichend motiviert und scheuen kein erforderliches Opfer, um Ihr Ziel zu erreichen. Blaugrüner Adermoosling. Überall gesucht – am Ende fand ich ihn weniger als einen Kilometer von meinem Haus entfernt, blau in der Kälte. | Almelo | Ron Poot | Sony A580 mit Tamron 90 mm, Blende 25, 1/500 s, ISO 400 1.1.2Ihr Motiv kennenlernen Was auch immer Ihr Motiv ist – es ist wichtig, sich intensiv mit ihm zu beschäftigen, sodass Sie wissen, wie Sie das Pflänzchen, das Tier oder die Landschaft aufs Foto bekommen können. Oder besser: aufs Foto bekommen wollen. Denn Ihre Vorstellung von dem, was Sie zeigen wollen, ist wie eine Unterschrift auf dem Bild. Ihre eigene Unterschrift! Indem Sie Verhaltensweisen studieren, lernen Sie, wo ein Singvogel regelmäßig ein Liedchen singt, wo die Jagdroute einer Fledermaus verläuft oder wo eine Libelle ihren Beobachtungsposten hat. Das gilt auch für Landschaften, wenn Sie an Komposition, Linienspiel und Lichteinfall denken. Die Stimmung in Ihrem Foto entscheidet über vieles, deshalb spielen das Umfeld und die gewünschte Lichtsituation bei den Erwägungen eine große Rolle. Auch auf Tierarten trifft das zu, denn Sie müssen wissen, in welcher Jahreszeit und zu welcher Tages- oder Nachtzeit sie zu sehen sind. Kurz gesagt: Gute Naturkenntnisse sind eine Voraussetzung für gute Naturfotografie. 1.1.3Die Örtlichkeiten kennen Wie oft kommt es vor, dass man einer schönen Landschaft oder einer interessanten Art begegnet, doch gerade in diesem Moment seine Fotoausrüstung nicht dabei hat. Oder dass das Wetter nicht mitspielt oder es die falsche Jahreszeit ist. Schreiben Sie sich diese Plätze auf! Und denken Sie schon einmal darüber nach, in welchem Zeitraum und zu welcher Tageszeit Sie hierher zurückkommen wollen. Auch wenn es manchmal Jahre dauert, irgendwann kommt Ihnen die sorgfältig aufbewahrte Information zupass. Behalten Sie auch die Stellen in Ihrer Nachbarschaft im Blick, zu denen Sie häufiger kommen und die Sie wie Ihre Westentasche kennen. Wenn eines Tages die Bedingungen stimmen, dann muss man auch schnell dort sein und die richtigen Plätze kennen. Der Wetterbericht hatte eine kalte Nacht und klares, windstilles Wetter vorhergesagt. Ideal für eine gestaffelte Landschaft. | Ootmarsum | Ron Poot | Sony ILCA-77M2 mit 70–400 mm bei 250 mm, Blende 9, 1/3200 s, ISO...