Schneider | Kleine Geschichte Unterfrankens | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Reihe: Bayerische Geschichte

Schneider Kleine Geschichte Unterfrankens

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Reihe: Bayerische Geschichte

ISBN: 978-3-7917-6181-7
Verlag: Pustet, F
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Main und Wein bestimmen einen wesentlichen Teil Unterfrankens. Fleiß und Arbeitskraft haben der Region eine gediegene Wohlhabenheit und Denkmäler bis hin zum UNESCO-Welterbe Würzburger Residenz beschert. Für Arbeitsplätze sorgen Aschaffenburg und Schweinfurt. Das Herz Unterfrankens aber schlägt in der Bischofs- und Universitätsstadt Würzburg. Das Buch unternimmt einen Streifzug von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Die Rede ist von Barbarossas 'Güldener Freiheit' von 1168 und vom Bauernkrieg 1525. Der Bildschnitzer Tilman Riemenschneider fehlt ebenso wenig wie Julius Echter oder die Schönborn-Fürstbischöfe. Die glanzvolle Barockzeit ist Thema und die dunklen Jahre zwischen 1933 und 1945. Die Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 wird ebenso angesprochen wie der Wiederaufbau Unterfrankens als Region mitten in Europa.

Erich Schneider, Prof. Dr., geb. 1954, war Gründungsdirektor des Museums für Franken in Würzburg. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zu fränkischen Themen und zur zeitgenössischen Kunst.
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Das Land am mittleren Main: Versuch einer Annäherung
Landschaft und Raum
Gespeist von seinen beiden Quellflüssen Weißer und Roter Main in Oberfranken erreicht der Main zwischen Zeil und Haßfurt Unterfranken. Er „schlendert“ dort zunächst von Osten nach Westen entlang der burgenreichen Haßberge mit dem Grabfeld um Bad Königshofen und der kuppeligen Rhön bei Bischofsheim im Norden. Bei Schweinfurt zieht es ihn nach Süden, wo er eine Ebene durchquert, die im Osten und Süden vom hügeligen Steigerwald begrenzt wird. Dem Maindreieck folgend, erreicht der Fluss das Weinland um Volkach und Kitzingen. Daran schließt sich im Süden der fruchtbare Ochsenfurter Gau an. Dort zieht der Main steil nach Nordwesten, passiert die unterfränkische Metropole Würzburg und weicht bei Gemünden dem Spessart aus. Wieder geht’s entlang des Mainvierecks nach Süden, bis der Fluss bei Urphar für etliche Kilometer erneut seine Hauptrichtung nach Westen ändert. Bei Miltenberg fließt er nach Norden in Richtung Aschaffenburg, wo er das fränkische Bayern bald verlässt, um bei Mainz in den Rhein zu münden. Heute sind die politischen Grenzen Unterfrankens genau definiert und dennoch historisch gesehen „fließend“. Manche Aschaffenburger sehen sich rund 200 Jahre nach der Säkularisation noch immer als „mainzisch“ an und nicht wenige Bewohner an der Tauber verstehen sich genauso als (Unter-) Franken. Von denen im südlichen Thüringen gar nicht zu reden. Sieht man einmal von dem bei Hörstein zutage tretenden Urgestein ab, dann ist die unterfränkische Landschaft geologisch dreigeteilt: Spessart und Odenwald werden durch den Buntsandstein geprägt, auf dem Eichen- und Buchenwälder wachsen. Vor allem die Spessart-Eichen sind wegen ihrer Qualität gefragt. Mainviereck und Maindreieck bilden die „Fränkische Platte“ mit bis zu 300 m dicken Plattenlandschaften aus Kalkgestein als Fundament. Das Ackerland darüber besteht aus Löß und Lößlehm. Südlich von Schweinfurt dominiert die Keuperstufe, in die immer wieder Sandsteinbrüche eingebettet sind. Nordöstlich des Mainvierecks erhebt sich die von einstigen Vulkanen geformte Rhön mit dem Gipfel des 927 m hohen unterfränkischen Kreuzbergs. Der dort anstehende Basalt war früher als Straßenbelag sehr begehrt. Davon zeugen riesige Steinbrüche, die sich die Natur allmählich wieder zurückerobert. Das Landschaftsbild der Rhön wird von Wiesenflächen geprägt. An den Rändern des Gebirges haben Heilquellen die Entstehung von Kurbädern gefördert. In einer spektakulären Schleife ändert der Main bei Urphar nahe Wertheim seine Fließrichtung. Entlang den nach Süden und Westen ausgerichteten Steilhängen am Main wächst ein vorzüglicher Wein, dem die Winzer mit dem Bocksbeutel seit rund zwei Jahrhunderten ein charakteristisches Gefäß verliehen haben. Wegen der feinen mineralischen Note schätzen Kenner auch die Weine vom Steigerwald. Möchte man Unter- von Oberfranken unterscheiden, dann soll es hier mehr Wein und dort mehr Bier geben. Die fruchtbaren Böden bieten hervorragende Bedingungen für Spargel und Zuckerrüben. Die Kitzinger Gegend ist eine Gartenbaulandschaft. Darüber hinaus werden Zwetschgen, Äpfel oder Birnen geerntet oder häufig zu edlen Destillaten gebrannt. Zwischen Würzburg und Werneck prägen Äcker mit Weiß- und Blaukraut das Bild. Sennfeld und Gochsheim bei Schweinfurt betreiben den Anbau von Gurken („Kümmerli“), die zu Sauerkonserven verarbeitet werden. Das benachbarte Schwebheim gilt als „Apothekengarten“. Ein großer Kräuterhersteller sitzt in Abtswind. Und dann gibt es noch immer Bauern, die Viehzucht treiben: Von irgendwoher müssen zu diesem vielen Gemüse die wohlschmeckenden Bratwürste und die leckeren „Schäuferli“ (gebratene Schweineschultern) kommen. Unterfranken vor den Franken
Die Vorgeschichte des unterfränkischen Raumes lässt sich weit bis in die Anfänge menschlicher Kultur zurückverfolgen. Funde vom Schalksberg in Würzburg belegen, dass entlang des Maines schon vor 300.000 Jahren der „Homo erectus heidelbergensis“ gelebt hat. Fruchtbare Böden und reiche Jagdgründe haben in der Altsteinzeit vor über 10.000 Jahren Jäger und Sammler hierhergeführt. Ältester Beleg dürfte ein Faustkeil sein, der bei Dornheim nahe Iphofen entdeckt wurde. Ackerbau und Viehzucht hat die Menschen sesshaft werden lassen. Schwanfeld bei Schweinfurt gilt wegen seiner um 7500 v. Chr. zu datierenden Funde als ältestes Dorf in Deutschland. Etwas jünger sind Fragmente figürlicher Plastik, die kultisch-religiöse Bedeutung gehabt haben dürften. In diesen Kontext gehört eine 8.000 Jahre alte Kette aus Zähnen von Menschenopfern im Würzburger Museum für Franken, die bei Zeuzleben gefunden worden ist. Damals gab es auch eine befestigte Siedlung auf dem Judenhügel bei Kleinbardorf. An den Hängen des Steigerwaldes nahe Castell wächst ein vorzüglicher Wein. Kette aus den Zähnen geopferter Menschen aus Zeuzleben, 6000 v. Chr. Die Keramik der Mittelsteinzeit bis hin zur Glockenbecherkultur vom Ende der Steinzeit mit ihren reich verzierten, im Umriss an Glocken erinnernden Gefäßen ist ebenso belegt. Eine große Besonderheit bilden die hölzernen Kreisgrabenanlagen zur Bestimmung des Sonnenstandes und damit des Kalenders. Sie lassen sich in Ippesheim und Hopferstadt knapp jenseits der Grenze zu Mittelfranken nachweisen. Beide Orte dürften von kultischer Bedeutung gewesen sein und haben Sichtkontakt zum Bullenheimer Berg. Dort wurde 1973 eine bronzezeitliche Höhensiedlung entdeckt. Die hier gefundenen bronzenen Radnaben im Museum für Franken Würzburg lassen einen von Pferden gezogenen Kultwagen rekonstruieren. Der Kultwagen von Acholshausen
Bedeutendstes Objekt dieser Zeit ist der Kultwagen von Acholshausen im Museum für Franken in Würzburg (um 1000 v. Chr.). Das aus Bronze gegossene Gefährt war Teil des reichen Grabes einer hochgestellten Persönlichkeit, die wohl kultische Handlungen vollzog. Vermutlich sind solche Kultwagen mit Regenzeremonien in Dürrezeiten in Verbindung zu bringen. Hinweise darauf sind die im Grab gefundenen beiden bronzenen Zierscheiben, die als Sonnensymbole gelten. Die Bronzezeit (ca. 2200–800 v. Chr.) steht für einen Höhepunkt in der frühen Kultur Unterfrankens. Damals löste das Metall Bronze Werkzeuge und Schmuckstücke aus Stein ab. Für diesen Technologiesprung bedurfte es eines regen Handelsaustauschs. Das Leben vieler Menschen in dörflichen Gemeinschaften und der Schutz der Handelswege förderten die Anfänge hierarchisch geordneter Gesellschaften. Am Ende der Epoche steht die Urnenfelderzeit, in der die Toten verbrannt und in Urnen bestattet wurden. In der Hallstattzeit von etwa 700 bis 450 v. Chr. lassen sich die Kelten in Unterfranken fassen. Damals gelang es erstmals, Eisen zu verhütten und zu schmieden: ein weiterer technologischer Fortschritt mit großen Folgen! Ihre Siedlungen lagen meist auf Bergen. Ein Herrschaftszentrum war der Marienberg in Würzburg. Dort gefundene attische Importkeramik lässt auf luxuriöse Trinkgelage der vom Berg aus regierenden Fürsten sowie auf weitgespannte Handelskontakte und Reichtum schließen. Davon zeugen ferner Fürstengräber in riesigen Grabhügeln, wie jenes auf dem Laushügel oberhalb von Biebelried. Die Bergfestungen wurden in der bis in die Zeit von Christi Geburt währenden Latènezeit weiter ausgebaut. Auf dem Schwanberg oberhalb von Iphofen bildete sich im 2. Jh. v. Chr. eine stadtartige Siedlung (oppidum) heraus. Die spätkeltische Befestigung war zeitweilig ein politisches Zentrum der Region. Spätbronzezeitlicher Kultwagen aus Acholshausen (LKr. Würzburg), Bronze, um 1000 v. Chr. Die Kelten begannen im 4. Jh. v. Chr., in der Ebene zu siedeln. Im 1. Jh. v. Chr. drangen germanische Stämme aus dem Raum Elbe und Saale nach Unterfranken ein. Bei Gerolzhofen wurde ein germanisches Wohnstallhaus aus der Zeit um Christi Geburt ausgegraben. In Mitteleuropa suchten damals über rund fünf Jahrhunderte hinweg ständig neue Völkerschaften Fuß zu fassen. Wegen Kontinuität der Siedlungen spricht man eher von Migration als von gewaltsamen Eroberungszügen. Zahlreiche neuere Funde belegen, dass das Land am mittleren Main einen Schwerpunkt der Besiedlung in der römischen Kaiserzeit im 1. bis 5. Jh. n. Chr. erfahren hat. Dafür stehen Orte wie Klein- und Großlangheim, Alitzheim, Ober- und Unterspiesheim, Eßleben oder Tückelhausen. 1985 wurde oberhalb von Marktbreit ein römisches Legionslager...


Erich Schneider, Prof. Dr., geb. 1954, war Gründungsdirektor des Museums für Franken in Würzburg. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zu fränkischen Themen und zur zeitgenössischen Kunst.


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