Schneider / Grabner / Saalbach | Wie guter Unterricht intelligentes Wissen schafft | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Schneider / Grabner / Saalbach Wie guter Unterricht intelligentes Wissen schafft

Handlungswissen aus der Lehr-Lernforschung

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-17-041244-6
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wie können Lernpotenziale entfaltet, wirksame Lernangebote gestaltet und Lernprozesse begleitet werden? Welche Rollen spielen dabei Intelligenz, Vorwissen, Lernaufgaben, Sprache und Visualisierungen? Das Buch nutzt Befunde der empirischen Lehr-Lernforschung, um diesen Fragen nachzugehen. In jedem Kapitel werden Forschungsergebnisse vorgestellt und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Unterrichtspraxis anschaulich beschrieben. Dabei werden unter anderem Studien der international renommierten Lehr-Lernforscherin Elsbeth Stern als Beispiele genutzt. Das Buch richtet sich an angehende und praktizierende Lehrkräfte sowie alle Bildungsinteressierte.
Schneider / Grabner / Saalbach Wie guter Unterricht intelligentes Wissen schafft jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1 Einleitung: Elsbeth Sterns Engagement für die empirische Lehr-Lern-Forschung, die Wissenschaftskommunikation und den wissenschaftlichen Nachwuchs
Michael Schneider, Roland H. Grabner, Henrik Saalbach & Lennart Schalk Wissenschaftliche Forschung zu erfolgreichem Lernen und das tatsächliche Unterrichten in der Schule werden oft als zwei getrennte Bereiche beschrieben, die – wenn überhaupt – nur punktuell zusammenhängen. Die mangelnde Verbindung zwischen der Theorie und der Praxis guten Unterrichtens wird entsprechend häufig beklagt. Dies müsste nicht so sein: Die Unterrichtspraxis stellt ein faszinierendes Forschungsfeld für die Grundlagenforschung zu erfolgreichem Lernen dar, und Grundlagenforschung unter kontrollierten Bedingungen kann Praktikern wertvolle neue Impulse geben. Von diesen wechselseitigen Anregungen handelt dieses Buch. Jedes Kapitel geht sowohl auf zentrale wissenschaftliche Studien als auch auf Aspekte der Unterrichtspraxis zum jeweiligen Thema ein. Das Buch richtet sich an alle, die sich für Schule und Bildung interessieren, vor allem an Lehrkräfte, Schulleitungen, Bildungspolitiker*innen, Schulbuchautor*innen und Eltern. Geschrieben wurde das Buch von Wissenschaftler*innen, die das Lehren und Lernen untersuchen und von denen viele in der Aus- oder Weiterbildung von Lehrkräften tätig sind. Im letzten Kapitel kommentiert ein im Schuldienst tätiger Lehrer die Buchinhalte aus Sicht eines Praktikers und beschreibt humorvoll, wie sich vieles gut umsetzen lässt, aber wie schwierig das auch manchmal sein kann. Dieses Buch versucht, eine Brücke über die Lücke zwischen der Theorie und der Praxis guten Unterrichtens zu schlagen. Die Lücke ganz zu schließen, ist allerdings noch keinem gelungen, und auch wir können es nicht. Vielleicht wäre das auch nicht sinnvoll, denn guter Unterricht braucht immer beides: eine klare Fundierung in wissenschaftlichen Erkenntnissen und die konkrete Ausgestaltung auf Grundlage praktischer Erfahrung. Umso wichtiger ist es, dass Forschende und Praktiker*innen eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten und gegenseitig voneinander lernen. Eine Person, die wie keine Zweite für die Idee steht, Theorie und Praxis guten Unterrichtens zu verbinden, ist die empirische Lehr-Lern-Forscherin Elsbeth Stern. Ihr ist diese Festschrift gewidmet. Elsbeth Stern wurde in der Grundlagenforschung sozialisiert und ist dort zu Hause. So arbeitete sie bei Franz Weinert am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung in München und war viele Jahre Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Eines ihrer größten Anliegen ist die Verbesserung der Lernbedingungen an Schulen, für die sie sich in der Gymnasiallehrpersonenausbildung an der ETH Zürich einsetzt sowie in Büchern, Vorträgen, Fernsehauftritten und Zeitungsartikeln für Lehrer*innen und die bildungsinteressierte Öffentlichkeit. Der ehemalige Präsident der ETH Zürich, Ernst Hafen, beschreibt im Vorwort dieses Buchs, aus welchen Gründen er damals Elsbeth Stern an die ETH holte. Diese Festschrift verbindet drei Aspekte, die Elsbeth Stern auszeichnen: Ihre Erfolge in der Lehr-Lern-Forschung, ihr Engagement in der Wissenschaftskommunikation und ihre Rolle als akademische Mentorin und Kooperationspartnerin. Die Kapitel des Buches wurden von Elsbeth Sterns akademischen Schülerinnen und Schülern sowie langjährigen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern geschrieben. Jedes Kapitel handelt von einer Studie oder einem Forschungsthema Elsbeth Sterns, stellt die Forschungsbefunde zu dem Thema prägnant vor und veranschaulicht anhand konkreter Beispiele, wie diese Befunde zur Gestaltung guten Schulunterrichts genutzt werden können. Die Kapitel nutzen dabei Studien von Elsbeth Stern als Beispiele, um Fragen zu thematisieren, die für die aktuelle Lehr-Lern-Forschung von genereller Wichtigkeit sind. Damit gibt das Buch einen breiten Überblick über Themen, Befunde und offene Fragen, die in Forschung und Praxis schon lange diskutiert werden und noch immer hochaktuell sind: Was ist guter Unterricht? Wie können wissenschaftliche Befunde zur Gestaltung guten Unterrichts genutzt werden? Wie können Inhalte so unterrichtet werden, dass sie verstanden und im Alltag flexibel angewendet werden? Was können Forschende aus der Unterrichtspraxis lernen? Diese Fragen können nie vollständig und allgemeingültig beantwortet werden, weil der Begriff des guten Unterrichts in verschiedenen historischen oder gesellschaftlichen Kontexten unterschiedlich interpretiert werden muss und weil die empirische Forschung fortlaufend neue und genauere Erkenntnisse bietet. Statt die Fragen vollständig und allgemeingültig zu beantworten, werfen die Kapitel des Buches daher Schlaglichter auf Themen, die beispielhaft Aspekte guten Unterrichts veranschaulichen, die in der empirischen Lehr-Lern-Forschung in den letzten drei Jahrzehnten innovativ, intensiv und erfolgreich untersucht wurden. Eine inhaltliche Klammer, die diese vielfältigen Themen zusammenhält – sowohl in diesem Buch als auch in Elsbeth Sterns Wirken – ist der Begriff des intelligenten Wissens , der ursprünglich von ihrem akademischen Mentor Franz E. Weinert (1996) geprägt wurde. Im Alltag wird der Begriff Wissen oft synonym mit Faktenwissen gebraucht. Im Rahmen dieses Buches verwenden wir den Begriff hingegen so, wie es in der Lehr-Lern-Forschung üblich ist, sodass er neben Faktenwissen auch Wissen über wissenschaftliche Konzepte, Handlungen und Problemlösungen umfasst. Wissen in diesem breiteren Sinne stellt die kognitive Grundlage von akademischer Leistung und alltagsrelevanter Grundbildung dar. Intelligenz ist die Fähigkeit denkender Wesen zum logischen Schlussfolgern, zum Verständnis von Zusammenhängen und zur Lösung neuer Probleme (Gottfredson, 1997, S. 13). Wissen kann also nicht im wörtlichen Sinne intelligent sein. Der Begriff des intelligenten Wissens wirkt daher provokativ und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Elsbeth Stern setzt den Begriff gezielt ein, um diese Aufmerksamkeit zu gewinnen und auf ein Thema von fundamentaler Wichtigkeit zu lenken: Intelligenz und Wissen sind untrennbar miteinander verwoben. Wissen ist nützlich, wenn man es mittels intelligenten Denkens flexibel zur Bewältigung neuer Herausforderungen anwenden kann. Intelligenz ist nur dann nützlich, wenn sie zum Erwerb von Wissen und Lösen von Problemen eingesetzt wird. Diese wechselseitige Abhängigkeit von Intelligenz und Wissen hat wichtige Implikationen für die Gestaltung von Schule und Unterricht, die an mehreren Stellen dieses Buchs diskutiert werden. Bevor wir den Aufbau und die Kapitel des Buches vorstellen, beschreiben wir in den folgenden Abschnitten Elsbeth Sterns Engagement für die Lehr-Lern-Forschung, die Wissenschaftskommunikation und den wissenschaftlichen Nachwuchs. 1.1 Elsbeth Sterns Engagement für die Lehr-Lern-Forschung
Elsbeth Sterns Forschung zum Lehren und Lernen ist geprägt sowohl durch einen grundlagenwissenschaftlich-experimentellen als auch einen entwicklungspsychologischen Zugang. Während sie sich im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Hamburg noch mit Fragen der experimentellen Sozialpsychologie beschäftigte, verlegte sie ihren Fokus als Postdoc in der von Franz Weinert geleiteten Abteilung am Münchner Max-Planck-Institut auf die entwicklungspsychologisch ausgerichtete Forschung zum schulischen Lernen. Sie forschte fortan im Rahmen der Längsschnittstudie LOGIK zur Entwicklung mathematischen Wissens im Allgemeinen und zum Lösen mathematischer Textaufgaben im Besonderen. Dabei lag der Fokus ihrer Forschung auf dem oben beschriebenen Zusammenspiel von Wissen und Intelligenz (Stern, 1999). In ihrer Münchner Phase legte Elsbeth Stern, geprägt durch die Ansätze Franz Weinerts, die konzeptuelle Grundlage ihrer weiteren Forschungsarbeiten bis zum heutigen Tag. Die starke entwicklungspsychologische Ausrichtung ihrer Arbeiten ermöglichte ihr, Lernprozesse im Sinne eines konstruktivistischen Ansatzes zu konzeptualisieren und Merkmale zu identifizieren, die sich sowohl bei jungen Lernenden in Kindergarten und Grundschule als auch bei älteren Lernenden der Sekundarstufen, des Gymnasiums sowie der Hochschule wiederfinden. So konnte sie etwa im Kontext der LOGIK-Studie zeigen, dass neues Wissen immer auf dem aufbaut, was bereits an Wissen vorhanden ist, indem sie einen statistisch bedeutsamen Zusammenhang (unter Kontrolle der Intelligenz) zwischen der Leistung von Zweitklässlern im Lösen von mathematischen Textaufgaben und den Leistungen in Mathematik viele Jahre später in der Sekundarstufe II nachwies (Stern, 1998). Die Dokumentation verschiedener Lernwege (einschließlich Um- und Irrwegen) im Mathematiklernen war nicht nur ein Meilenstein pädagogisch-psychologischer Forschung, sondern begründete auch ihr »Mantra« vom guten Unterricht: Eine Lehrperson kann nur dann lernwirksam unterrichten, wenn sie das konstruktivistische Wesen des Lernens beim Unterrichten berücksichtigt. Dazu kann sie etwa Schülerinnen und Schüler zu aktiven Denkprozessen anregen oder vielfältige Möglichkeiten nutzen, »in die Köpfe der Lernenden zu schauen«, um den Unterricht entsprechend anzupassen....


Dr. Michael Schneider ist Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Trier, Dr. Roland Grabner ist Professor für Begabungsforschung an der Universität Graz, Dr. Henrik Saalbach ist Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Leipzig. Dr. Lennart Schalk ist Professor für MINT-Fachdidaktik an der PH Schwyz.

Mit Beiträgen von Michal Berkowitz Biran, Anne Deiglmayr, Peter Edelsbrunner, Peter Greutmann, Ludwig Haag, Ernst Hafen, Ilonca Hardy, Sarah Hofer, Sebastian Kempert, Susanne Koerber, Andreas Lichtenberger, Ursina Markwalder, Kornelia Möller, Aljoscha Neubauer, Jennifer Paetsch, Sonja Peteranderl-Rüschoff, Alexander Renkl, Wolfgang Schneider, Anja Skibbe, Antonio Togni, Andreas Vaterlaus, Lieven Verschaffel, Esther Ziegler und Adrian Zwyssig.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.