E-Book, Deutsch, 164 Seiten
Schmidt-Traub Generalisierte Angststörung
2., überarbeitete Auflage 2017
ISBN: 978-3-8409-2843-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ein Ratgeber für übermäßig besorgte und ängstliche Menschen
E-Book, Deutsch, 164 Seiten
ISBN: 978-3-8409-2843-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Menschen mit einer generalisierten Angststörung zeichnen sich durch eine chronische Überängstlichkeit aus. Sie erleben große Teile der Welt als bedrohlich und risikobehaftet. Im Alltag sehen sie häufig das Schlimmste auf sich zukommen. Sie machen sich unverhältnismäßig viele Sorgen und geraten dabei in ängstliche Erregung. Aufgrund der mit der Angst einhergehenden körperlichen Beschwerden, wie z.B. Ruhelosigkeit, Schwindel und Schlafstörungen, glauben viele Betroffene, sie wären körperlich krank. Die Angststörung tritt sehr häufig gemeinsam mit anderen psychischen Störungen und in unterschiedlichen Ausprägungen auf und wird daher oft nicht erkannt. Daher haben viele Betroffene bereits einen langen Leidensweg hinter sich, bevor sie eine geeignete Behandlung erhalten.
Der Ratgeber nimmt die Besonderheiten der Störung genau unter die Lupe und vergleicht diese mit anderen Angststörungen. Der Leser erhält so zahlreiche Informationen über das Erscheinungsbild, die Entstehung und Aufrechterhaltung der generalisierten Angststörung sowie über Störungen, die oftmals zusammen mit dieser Störung einhergehen. Insbesondere informiert die Neubearbeitung des Ratgebers aber darüber, wie die Störung in den Griff zu bekommen ist. Zahlreiche Beispiele, Übungen und Arbeitsblätter unterstützen die aufgezeigten Wege zur Selbsthilfe.
Zielgruppe
Menschen, die unter Ängsten leiden, Angehörige, Psychotherapeuten, Psychologische Berater.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;9
2;Einleitung;13
3;Aufbau des Buches;17
4;1Normales und gestörtes Angsterleben;19
4.1;1.1Die Entwicklung von normalem Angsterleben;20
4.2;1.2Was bedeutet eigentlich „normal“?;21
4.3;1.3Übertriebenes, gestörtes Angsterleben;22
5;2Generalisierte Angststörung;24
5.1;2.1Angststörung oder Stressreaktion?;31
5.2;2.2Sorgen und Grübeleien;32
5.3;2.3 Angstepisoden, Angstauslöser und Angstverlauf;36
5.4;2.4Teufelskreis der Angst und Sorgenketten;38
5.5;2.5 Das Kreuz mit dem Vermeiden und der Suche nach Sicherheit;41
5.6;2.6Vorkommen, Verbreitung und Behandlungsmöglichkeiten;43
5.7;2.7Erklärungsmodell;44
5.8;2.8Zusammenfassung: Erscheinungsbild der generalisierten Angststörung, entstehende und aufrechterhaltende Bedingungen;50
6;3Psychische Auffälligkeiten, die gleichzeitig mit der generalisierten Angststörung auftreten können;54
6.1;3.1Panikattacken und Panikstörung;54
6.2;3.2Phobien;57
6.3;3.3Agoraphobie;58
6.4;3.4Spezifische Phobien;59
6.5;3.5Soziale Phobie;60
6.6;3.6Zwangsstörung;62
6.7;3.7Akute und posttraumatische Belastungsstörung;64
6.8;3.8Trennungsangst;65
6.9;3.9Depressionen;66
6.10;3.10Somatische Belastungsstörung;68
6.11;3.11Krankheitsängste (Hypochondrie);69
6.12;3.12 Zum Abschluss: Das Vorkommen von weiteren (komorbiden) Störungen bei generalisierter Angst;70
7;4Überblick über Bewältigungsmöglichkeiten der generalisierten Angst in Selbsthilfe;72
8;5 Intensive Bearbeitung der Sorgen und Angstgefühle;75
8.1;5.1Selbstbeobachtung der Sorgen und Angst;75
8.2;5.2 Wirklichkeitsüberprüfung der Sorgeninhalte;78
8.3;5.3Konfrontation;87
8.4;5.4 Problemlösen und Probehandeln auf der Vorstellungsebene;99
8.5;5.5Selbstsicheres Verhalten;106
9;6Wiederaufnahme einer normalen, abwechslungsreicheren Lebensführung;108
9.1;6.1 Aufmerksamkeitstraining: Bei Angst vermehrt Konzentration auf die Umgebung lenken;109
9.2;6.2 Tagesplanung, förderliche Aktivitäten und gutes Zeitmanagement;110
9.3;6.3Aktivieren von Interessen und Begabungen zur Verbesserung der Lebensführung;112
10;7Gesundheitstraining;114
10.1;7.1Sport;114
10.2;7.2Ernährung;116
10.3;7.3 Die Luxusdrogen Koffein, Nikotin, Alkohol und Zucker;120
10.4;7.4Entspannung;121
10.5;7.5Schlaf;126
10.6;7.6Genuss;128
11;8Mit Rückfällen umgehen lernen;130
12;9Die Angst akzeptieren (Achtsamkeitstraining);131
13;10Welche Behandlungsmethoden haben sich bei den vorgestellten Patienten als besonders wirkungsvoll erwiesen?;135
14;11Abschließender Überblick über Selbsthilfemöglichkeiten bei generalisierter Angst;140
15;Anhang;143
15.1;Genetische und neuropsychologische Grundlagen;143
15.2;Medikamentöse Therapie;147
15.3;Fragebogen zur Einschätzung der generalisierten Angststörung;149
15.4;Angst- und Sorgentagebuch;152
15.5;Angst- und Sorgentagebuch – Vorlage;153
15.6;Anleitung zur progressiven Muskelentspannung von Jacobsen;154
15.7;Anleitung zur angewandten Entspannung nach Öst und zur Systematischen Desensibilisierung nach Wolpe;157
16;Weiterfu?hrende Literatur;160
17;Literatur;161
18;Sachregister;162
1 Normales und gestörtes Angsterleben (S. 17-18)
Zu den grundlegenden Gefühlen des Menschen gehören angenehme, weniger angenehme und sehr unangenehme Gefühle wie Freude, Überraschung, Neugierde, Traurigkeit, Ekel, Verachtung, Wut oder Angst. Ängste hat jeder bisweilen, etwa die Angst, nicht mehr geliebt zu werden, den Arbeitsplatz zu verlieren, zu verarmen oder krank zu werden.
Angst ist facettenreich und hat ganz unterschiedliche Funktionen: Milde Angst löst Kitzel aus und steigert Spannung, Lust und Vergnügen. Eine leicht bis mittelmäßig ausgeprägte Angst intensiviert das Risikoverhalten und die Anstrengung vieler Menschen. Das steigert ihre Leistung, egal, ob es sich um berufliche Aufgaben oder um ausgesprochen waghalsige Manöver handelt wie Bühnenauftritte vor kritischem Publikum oder Geschwindigkeitsklettern an einer Steilwand in schwindelerregender Höhe. Wird die Angst jedoch zu stark, z.?B. in einer Prüfungssituation, dann schneidet der Prüfungskandidat schlechter ab. Selten kommt es zum Extremfall Denkblockade.
Starke Angst löst Schutz- und Sicherheitsverhalten aus. Davon gibt es viele Varianten: Sie reichen von vorsichtiger Annäherung bis zu kämpferischem Draufhauen oder von Wegschauen bis zu fluchtartigem Davonlaufen. Angst ist ein unverzichtbares, menschliches Grundbedürfnis. Als Alarmsystem wirkt es wie eine Schutzvorkehrung. Im Moment der Gefahr wird der Körper durch Stresshormonausschüttung auf Hochleistung getrimmt: Bei Angst ist der Mensch zu kurz entschlossenem, raschem und oft auch kraftvollem Handeln fähig, ohne dass er lange überlegen muss. Er kann sich dann genau so verhalten, wie die gefährliche Situation es erfordert (vgl. S. 97). Die weichen Knie kommen erst, wenn er wieder außer Gefahr ist.
Angst ist eine Reaktion auf subjektiv erlebte Bedrohung in brenzligen Situationen. Der eine reagiert bereits in weniger gefährlichen Situationen panisch, der andere erst in äußerst gefährlichen. Gleichzeitig ist Angst eine Belastungs- oder Stressreaktion (vgl. S. 29). Ausgeprägtes Angsterleben wird oft als große emotionale Belastung erlebt. Beachte:
Jeder kennt Angst, nicht jeder mag es zugeben. Angstgefühle sind lebenswichtig und normal, sofern sie nicht überborden und ausufern.
1.1 Die Entwicklung von normalem Angsterleben
Kinder durchlaufen Phasen, in denen sie ganz bestimmte Ängste erleben. Manche reagieren besonders ängstlich, während andere sich kaum vor etwas fürchten. In unserem Kulturraum ist folgende Entwicklung von spezifischen Angstinhalten im Kindesalter die Regel und gilt als „normal“:
• Bis zum Alter von etwa sechs Monaten fürchten sich Babys einmal vor dem Verlust von Zuwendung und zum anderen vor heftigen Reizen wie lauten Geräuschen oder grellem Licht.
• Im Alter von sieben bis acht Monaten haben Babys Angst vor der Trennung von geliebten Personen und fürchten sich mehr oder weniger vor fremden Menschen („Fremdelphase“).
• Mit eineinhalb bis vier Jahren haben viele Kinder Angst vor dem Alleinsein, der Dunkelheit, vor Hunden (und anderen Tieren), Donner und Blitz, fantastischen Wesen oder Einbrechern. Viele reagieren ängstlich beim Eintritt in den Kindergarten.
• Zwischen vier bis sechs Jahren sind es vor allem gruselige Fantasiegestalten, Naturgewalten und Verletzungen (Angst vor Blut und medizinischen Eingriffen), die Kindern Angst einflößen. Einige haben Angst bei Schulbeginn.
• Kinder mit sieben bis 12 Jahren fürchten sich mehr vor sozialen Situationen, schlechter Leistung in Schule und Sport und vor medizinischen Behandlungen, Sterben und Tod.
• Mit 12 bis 18 Jahren ängstigen sich viele Kinder und Jugendliche – insbesondere in Gegenwart von Gleichaltrigen – vor schulischem