E-Book, Deutsch, Band 341, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schmidt Perry Rhodan Neo 341: In der Zeit verloren
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8453-5541-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Staffel: Paragon
E-Book, Deutsch, Band 341, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-5541-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Irgendwann in ferner Zukunft: Einst hat der Astronaut Perry Rhodan die Terraner zu den Sternen geführt. Als er jedoch aus einer langen Stasis erwacht, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Die Menschheit ist zersplittert, die Erde nur noch ein Mythos. Seine Freunde und Weggefährten sind verschollen, die bekannten Sternenreiche zerfallen oder verschwunden. Was ist in den vergangenen Jahrhunderten geschehen? Was lauert im Zentrum der Milchstraße, und wer oder was verbirgt sich hinter dem Begriff Paragon? Gibt es die Erde noch und führt ein Weg dorthin? Auf dem einstigen Kolonieplaneten Rumal will Rhodan nach Antworten suchen. Aber sein Raumschiff wird von Weltraumpiraten gekapert, und er sieht einem ungewissen Schicksal entgegen. Als Fremder in einer fremden Welt ist Perry Rhodan IN DER ZEIT VERLOREN ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1.
Perry Rhodan
Überfall
»Piraten!«, rief Naumann von Silikor, der Kapitän der EUPHORION und Gründer der Von Silikor Forwarding Enterprises.
Auf Perry Rhodan wirkte der Leitstand des walzenförmigen Frachtraumschiffs, in den er gerade geeilt war, noch immer ein wenig skurril. Er hatte die übliche Einrichtung: einen Kommandosessel auf der erhöhten Plattform im Zentrum für den Schiffsführer, dazu die Arbeitsstationen für die Leiter der wichtigsten Abteilungen und ein paar Zusatzsitze für Gäste wie Rhodan. Prominent in Flugrichtung prangte ein großes Panoramahologramm, das für gewöhnlich die optische Außenbeobachtung und ein Schema des Schiffsstatus zeigte.
Aber an etlichen Stellen wuchsen außerdem Pflanzen mit winzigen rötlichen Blüten. Sie hingen von der gewölbten Decke, wucherten an den Wänden und breiteten sich immer wieder bis auf die Arbeitsstationen aus. Ließ man ihnen freien Lauf, drangen sie sogar in die Positronikkonsolen ein, was zu Problemen und Ausfällen führte.
Und wo Rhodan war, wuchsen sie besonders üppig. Bunte Blüten entstanden auf den Trieben, die an terranisches Schleierkraut erinnerten, aber tatsächlich eine extraterrestrische Art namens Gypsophila emollira darstellten, meist nur kurz Gyps genannt. Rhodan musste bei ihrem Anblick oft an die Pflanzen denken, auf die er in den Tiefen von NATHAN auf dem Erdmond und später auf dem MODUL gestoßen war.
Er schüttelte kurz den Kopf. Auch wenn er ab und zu noch Schwierigkeiten hatte, bei der Sache zu bleiben, musste er sich auf die aktuelle Situation konzentrieren.
Pa-Fenk, der ferrhianische Funk- und Ortungsoffizier, hatte das Hauptholo in den taktischen Modus geschaltet, und in der dreidimensionalen Darstellung blinkten mittlerweile sechs rote Leuchtmarkierungen. Anfangs waren nur fünf Tasterechos in der Ortung zu sehen gewesen. Die fremden Raumschiffe waren hinter der Sonne Falathan hervorgekommen und beschleunigten mit Höchstwerten.
Die EUPHORION hatte ihre aktuelle Transitionsetappe rund vier Milliarden Kilometer vor dem weißen A-Stern vom Siriustyp beendet, einem Orientierungspunkt auf den Weg von Nimbus zum Algolsystem. Perry Rhodan spürte noch den Rematerialisierungsschmerz im Nacken, der bereits pulsierend abflaute und bald nicht mehr zu spüren sein würde. Die sechs Piraten hatten offenbar im sonnennahen Ortungsschutz auf ein Schiff gelauert, das arglos bei Falathan auftauchte, und die EUPHORION war ihnen in die Falle geflogen.
»Werden wir angefunkt?«, fragte von Silikor.
»Hätte ich schon gesagt«, entgegnete Pa-Fenk.
Der Sessel des Ferrhianen mit den verkümmerten Rückenflügeln war besonders hoch, um seine geringe Körpergröße von kaum 1,35 Metern auszugleichen. Sein zerknittert wirkendes Gesicht zeigte eine mürrische Miene, die es noch verschrumpelter aussehen ließ.
Ferrhianen waren ein genetisch verändertes Teilvolk der Ferronen und lebten auf Pigell im Wegasystem. Zu Rhodans Zeiten, vor der angeblichen Symaios, hatten sie es vorgezogen, unter sich zu bleiben und sich mit Genetik zu befassen. In der Zukunft, in der er aufgewacht war, offenbar 321 Jahre nach dem Ende von allem, verhielt sich kaum noch etwas wie damals.
»Ich verstehe nicht, was die Typen vorhaben«, warf Hilly ein, die terranische Erste Offizierin der EUPHORION. »Vier Milliarden Kilometer sind grob vier Lichtstunden. Bevor sie uns erreichen, sind wir längst wieder transitiert.« Sie war zugleich die Navigatorin des Frachters und hatte graue Haare, eine kratzige Stimme und grüne Zähne.
Letzteres war eine Folge des Gypswurzelsuds, den sie häufig trank, weil sie glaubte, damit ihre navigatorischen Fähigkeiten steigern zu können. Rhodan war da skeptischer, andererseits hatte die EUPHORION sogar einen eigenen Schiffsgärtner. Der eigenbrötlerische Kuul Metego kultivierte in einem ehemaligen Frachtraum besonders prächtige Gypspflanzen, die angeblich den Hyperantrieb unterstützten.
Von Silikor strich sich durch den weißgrauen Vollbart, wurde sich seiner Geste anscheinend bewusst und ließ die Hand rasch sinken. »Irgendwas haben sie vor. Sie zeigen sich uns doch nicht aus Dummheit.«
»Die Ortungssysteme liefern mir erste Detaildaten«, meldete Pa-Fenk. »Es sind eindeutig arkonidische Schiffe.«
Neben den roten Symbolen im Haupthologramm erschienen Datenkolonnen und optische Vorschaubilder.
Diese Art Kugelkonstruktionen mit ihren Triebwerksringwülsten war Rhodan sehr vertraut. Ein Zweihundert-Meter-Raumer fungierte wohl als Kommandoschiff, dazu kamen zwei hundert Meter und drei sechzig Meter durchmessende Raumfahrzeuge.
Im Gegensatz zur EUPHORION handelte es sich um veritable Kriegsschiffe. Gemäß Klassifizierung der einstigen imperialen Raumflotte von Arkon waren es drei Ultraleichtkreuzer, zwei Leichte und ein Schwerer Kreuzer. Nicht die modernsten Einheiten, die Rhodan kannte, sondern schon 2116 veraltet, dem letzten Jahr, an das er sich erinnerte. Trotzdem würde sogar ein militärisch eher schwach bewaffnetes 60-Meter-Raumboot der EUPHORION haushoch überlegen sein.
Was für eine Zukunft!, dachte Rhodan. Kampfschiffe der arkonidischen Raumflotte in der Hand von Piraten.
Wie er in die Smaragdgruft auf Drion und damit in diese Zukunft gelangt war, wusste er nicht. Er wusste nur, dass Naumann von Silikor und seine Leute ihn weit mehr als dreihundert Jahre nach einem Ereignis wiedererweckt hatten, das sie als Symaios bezeichneten.
Der Begriff Symaios, des Endes von allem, war Rhodan vertrauter, als ihm lieb war. Unter anderem eine Schwester der Tiefe hatte ihn in der Galaxis M 87 gewarnt, dass er diese kosmische Katastrophe herbeiführen würde. Lange hatte er das als Unsinn abgetan, als eine von zahlreichen Weltuntergangsprophezeiungen, wie es sie in der Geschichte stets gegeben hatte.
Von Silikor und seine Leute behaupteten nun, die Symaios sei eingetreten, aber dabei mussten sie sich irren. Gewiss, es war unzweifelhaft eine Katastrophe über die Milchstraße hereingebrochen. Doch das Ende von allem hatte sie nicht ausgelöst – stattdessen einen Zusammenbruch der interstellaren Kommunikation und einen Wissensverlust in einer Epoche, die als Temporale Trübung bezeichnet wurde. Das irdische Sonnensystem befand sich seither anscheinend in einer unzugänglichen Region, die als Kalmenzone bezeichnet wurde. Manche glaubten sogar, Sol sei erloschen.
Rhodan war entschlossen, sich trotzdem dort umzusehen. Ein direkter Anflug der Kalmenzone war laut Naumann von Silikor nicht möglich. Rhodan hatte sich deshalb den 93 Lichtjahre von Sol entfernten Planeten Rumal zum Ziel genommen. Rumal lag von allen einstigen terranischen Kolonien Aureola, der Sonne des Planeten Nimbus, am nächsten und hatte sich damit als natürlicher Anlaufpunkt angeboten.
Auf Rumal würde er vielleicht erfahren, ob Reginald Bull noch lebte, Atlan da Gonozal ... die anderen.
Dass Thora nicht mehr lebte, wusste er. Er hatte sie sterben sehen. Rasch verbot sich Perry Rhodan jeden weiteren Gedanken an die Frau seines Lebens und an seinen Sohn Thomas. Vor allem aber an Thora. Der Schmerz war zu groß.
Naumann von Silikor traf seine Entscheidung. »Höchstbeschleunigung!«
Der hagere Halbakone mit dem grauen Bart versuchte, sich unerschüttert zu geben, aber Rhodan durchschaute ihn. Der Kapitän der EUPHORION war verunsichert. Von Silikor hatte Mut und bewahrte auch in Risikosituationen die Nerven. Das war auf Drion deutlich geworden. Auch nun reagierte der Frachterkommandant richtig, indem er eine Flucht vorbereitete.
Der schwarz gelockte Endo Kalkiris auf dem Pilotensitz fragte: »Vorher Schubumkehr? Sonst fliegen wir auf sie zu.«
»Nein. Flieg sternenwärts. Wir sollten so schnell wie möglich auf halbe Lichtgeschwindigkeit kommen, damit wir transitieren können.«
»Wir geben aufgrund des relativistischen Additionstheorems aber Reaktionszeit auf, wenn wir sternenwärts fliegen«, merkte Hilly an.
Rhodan musste dem Einwand der Navigatorin zustimmen. Raumschiffe, die sich einander mit relativistischen Geschwindigkeiten näherten, unterlagen einer erhöhten Lorentzkontraktion der Distanzen zwischen ihnen.
»Mehr Zeit könnten wir gut gebrauchen«, pflichteten ihr Ymma Kern, die siganesische Chefingenieurin, und Saulon da Rebruk, der kahlköpfige arkonidische Positroniker, fast im Chor bei.
Kern war mit der Wiederaufladung der Strukturfeldkonverter beschäftigt, von denen die fünfdimensionale Sphäre erzeugt wurde, die für einen Hyperraumsprung erforderlich war. Da Rebruk unterstützte Hilly dabei, die präzisen Transitionsparameter zu berechnen, was mit der altersschwachen Positronik der EUPHORION mindestens so lange dauerte wie die Bereitstellung von ausreichend Speicherenergie.
»Also gut – Schubumkehr!«
Kalkiris nickte nur, schwenkte das Schiff mithilfe der Steuerdüsen 180 Grad um die vertikale Hauptachse und schaltete die heckwärtigen Impulstriebwerke auf Maximalleistung. Rhodan spürte durch die Sohlen seiner Raumstiefel Rumpfvibrationen. Die EUPHORION war ein uraltes Raumfahrzeug mit einem technischen Stand, der schon 2036, als Rhodan zum ersten Mal auf die Arkoniden und deren Hochtechnologie gestoßen war, nicht mehr dem Standard entsprochen hatte.
Sobald sie die derzeitige Geschwindigkeit des Frachters in Richtung auf Falathan abgebaut hatten, würde das Schiff mit einem Fluchtkurs aus dem System hinaus beschleunigen können. Zu komplizierteren Wendemanövern war die EUPHORION nicht imstande. Schiffe wie sie dienten lediglich dazu, Fracht von einem Ort zum anderen zu schaffen.
Von Silikor wandte sich Rhodan zu. »Hast...




