Schmidt | Engelsleid | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Schmidt Engelsleid


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96000-225-3
Verlag: Elysion Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-96000-225-3
Verlag: Elysion Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Laura fühlt sich von ihren Freundinnen verraten. Hatten sie einander nicht geschworen, das Leben in allen Facetten zu genießen, statt zu heiraten? Doch ausgerechnet auf einer dieser Hochzeiten lernt Laura Giuseppe kennenlernt, den attraktiven Nachfahren des Grafen Orsini, der vor rund vierhundert Jahren in Bomarzo einen Park geheimnisvoller Steinskulpturen anlegte. Giuseppe überzeugt Laura davon, dass dieser Park einen Artikel in dem Reisemagazin verdient, für das sie als Journalistin arbeitet und nur zu gerne folgt sie seiner Einladung. Da erscheint eines Nachts in ihrem Zimmer ein Mann, der sie vor Giuseppe warnt, der mit ihrem Blut Dämonen aus den Skulpturen befreien wolle. Damit nicht genug, behauptet der Fremde auch noch, ein Engel zu sein. Wem soll Lauera Glauben schenken und ist wirklich ihr Leben in Gefahr? Oder sind alle um sie herum völlig übergeschnappt?

Inka-Gabriela Schmidt ist eine deutsche Fachbuch- und Roman-Schriftstellerin. Ihre Romane sind in den Genres Fantasy, Liebesroman und Mystery-Thriller angesiedelt und spielen durchwegs in unserer Zeit. Unter zwei Pseudonymen ist sie sehr erfolgreich im Bereich der Liebesromane unterwegs. Ihre Romane sind u.a. bei Ullstein, Weltbild und Ubooks zu finden.

Schmidt Engelsleid jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Die Stadt der Liebe
  Es war eine kalte und ungemütliche Nacht. Wie stets, wenn Azaradeel ins Grübeln verfiel, mit sich und seiner Situation unzufrieden, schien der Himmel seine schlechte Laune zu teilen und schickte Regen. Aber was vom Himmel herabstürmte, war nicht etwas, was mit dem simplen Wort Regen zu betiteln war. Ein Orkan peitschte über die Dächer, wie Azaradeel in diesem Jahr noch keinen erlebt hatte. Unerbittlich, über Stunden, mit Sturmböen, die Bäume abknickten und Laub durch die Luft wirbelten, Straßen und Gehwege überflutend, weil die Gullys die Wassermassen nicht aufzunehmen vermochten. Azaradeel schlug den Kragen seines langen Ledermantels hoch und zog den Kopf ein, obwohl dies nichts nützte. Die kalten Fluten prasselten auf sein Haupt und rannen in den Kragen hinein, tränkten sein Hemd und arbeiteten sich bis auf seine Haut vor. Wäre er ein Mensch, würde er frieren und sich eine üble Erkältung zuziehen. Aber er war kein Mensch und trotz dieses unangenehmen Wetters war er sich auch in einer Nacht wie heute nicht im Klaren darüber, ob er dies nicht doch bedauerte. Seit über einer Stunde saß er auf dem Dach des Kaufhauses Lafayette, die imposante Glaskuppel in seinem Rücken. Der Regen trommelte ein lautes Stakkato auf die großen Glasflächen. Die Beine über die Dachkante baumelnd, starrte Azaradeel hinunter auf die trotz des schlechten Wetters belebte Straße. Die Lichter der Autokolonnen konkurrierten mit denen der Straßenlaternen und Kaufhäuser. Auf Azaradeel wirkte dies wie eine gut beleuchtete Theaterkulisse. Seufzend stützte er seinen Kopf auf die Hände, während er halbherzig den jüngsten Eskapaden seines besten Freundes lauschte, der neben ihm stand, dem Seitenwind wie ein Stahlpfeiler trotzend. »Ihre Haut war von einem leichten Bronzeton und weich wie Samt. Ihre Augen gelbgrün und durchdringend wie die einer Katze. Und genauso verhielt sie sich. In der einen Minute schnurrend anschmiegsam und in der nächsten kratzbürstig ihre Krallen ausfahrend. Wow, dieses Temperament! Ich muss sie dir mal vorstellen, Aza. Ein Traum von einer Frau.« Leviathan hielt kurz inne, beugte sich herunter und schaute Azaradeel von der Seite an, das eigene Gesicht von triefnassen Haaren umrahmt. »Hey! Du hörst mir ja gar nicht zu!« »Doch, doch«, erwiderte Azaradeel und schaute ihn kurz an, ehe er sich wieder dem Geschehen unter ihnen widmete. In all der Zeit, seit sie sich schon kannten – und das konnte man getrost als einen Teil der Ewigkeit bezeichnen – hatte Leviathan sich nicht im Geringsten geändert. Seit eh und je war er derselbe unvernünftige Draufgänger, der schamlos jede Frau verführte, die ihm gefiel, ohne über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken. Die Frauen allerdings konnte Azaradeel durchaus verstehen. Sein Freund war ein Bild von einem Mann. Leuchtende Augen mit einem Blau wie von Vergissmeinnicht, umrahmt von langen dichten Wimpern, um die ihn jede Frau beneidete. Lange und dichte, zu einem Pferdeschwanz gebundene, schwarze Haare. Dazu war er eins fünfundachtzig groß und muskulös. Alles in allem hatte Leviathan eine derart erotische Ausstrahlung, für die Azaradeel keine Konkurrenz darstellte, und Männer des Menschengeschlechts sowieso nicht. Wobei ihm persönlich dies nichts ausmachte, denn im Gegensatz zu seinem Freund befand Azaradeel sich nie auf der Jagd nach dem weiblichen Geschlecht. Für einen Augenblick überzog ein ironisches Lächeln seine Lippen. Denn es gab auch den umgekehrten Fall, dass sich Männer mit schmachtendem Blick seinem Freund an den Hals warfen, und dieser war einem gleichgeschlechtlichen Akt durchaus nicht abgeneigt. Für ihresgleichen stellte dies eine absolute Todsünde dar, obgleich niemand wusste, was daran denn verwerflicher sein sollte, als sich mit einer Frau zu vereinigen. Das war schließlich auch verboten, allerdings moralisch nicht so extrem verwerflich. Darauf angesprochen hatte Levi ihm einst schulterzuckend erwidert: »Na und? Können wir so viel tiefer in der Hierarchie fallen, als wir schon stehen? Warum also sollten wir unser Leben nicht mit einigen Annehmlichkeiten verbinden?« Darauf war Azaradeel keine passende Antwort eingefallen. Bestimmt gab es noch Schlimmeres als ihr Schicksal, davon war er eigentlich überzeugt, obwohl er keine genaue Kenntnis besaß, was das sein könnte. Denn von dort, wo es schrecklicher sein sollte, war noch niemand nach oben zurückgekehrt, so dass keiner wusste, ob es nur eine abschreckende Legende war oder wirklich existierte. Azaradeel zweifelte in letzter Zeit häufiger an seinem jetzigen Dasein. Nach Tausenden von Jahren schlich sich wieder eine gewisse Depression ein, die er in der Regel schnell überwand, nur um weitere Tausende Jahre später von Neuem davon befallen zu werden. Manchmal beneidete er die Sterblichen, deren Zeit auf der Erde begrenzt war, denen zugleich aber alle Abenteuer wie Liebe und Sex zugestanden wurden, und er hätte es als Gnade empfunden, im Kampf mit einem Dämon zu sterben und alles hinter sich zu lassen. Denn dies war die einzige Gefahr, die für einen wie ihn bestand. Seufzend strich Azaradeel sich seine klitschnassen Haare aus dem Gesicht, stützte dann sein Kinn auf eine Faust, den Arm wiederum auf sein Knie – eine Haltung, in der er für die berühmte Statue von Rodin Modell gesessen hatte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Ab und an war er eben doch mal unartig gewesen, hatte sich unter die Menschen begeben und – zumindest für seine Verhältnisse – ziemlich verrückte Dinge gemacht. »Komm schon Alter, ich weiß, dass du mein Verhalten missbilligst. Aber bevor ich einen depressiven Trauerkloß abgebe wie du, warum soll ich mein Leben nicht genießen?« Azaradeel stand auf und schaute seinen Freund vorwurfsvoll an. »Vielleicht, weil du deiner moralischen Verpflichtung gerecht werden möchtest? Weil du kein Teenager mehr bist und mal vernünftig werden solltest? Oder möchtest du auf ewig mit dem Makel eines Gefallenen gekennzeichnet sein?« Das Dumme war, diese Kritik würde Leviathan nicht treffen, ihn belastete dies überhaupt nicht. Anstelle einer Antwort holte dieser zu einem freundschaftlichen Hieb auf Azaradeels Oberarm aus, hob dann beide Arme weit ausgreifend in die Luft, und brüllte gegen den Sturm an. »Sieh her, Paris, du Stadt der Liebe! Ich präsentiere dir den allerhabenen, allunfehlbaren, allhochanständigen Azaradeel, an dem du deine Schönheit verschwendest!« In einer weiteren theatralischen Geste schlug Leviathan sich die Rechte zur Faust geballt aufs Herz und fuhr mit künstlich brechender Stimme fort. »Lebe wohl, oh Paris! Verfehlter, der ich bin, ich verdiene deine Reize nicht. Paris, ich …« Der Sturm riss die Worte fort, mit denen er die eigene Unwürdigkeit neben seinem untadeligen Freund beklagte, bis er sich todesmutig über die Dachkante in die Tiefe stürzte. Azaradeel schüttelte den Kopf und war unschlüssig, ob er über diesen Unfug lachen oder schimpfen sollte. Sekunden später stand Leviathan wieder neben ihm, als wäre nichts geschehen. »Nun komm schon, ein wenig Spaß macht das Dasein erträglicher. Und erzähl’ mir nicht, dass du beim Anblick einer schönen Frau keine Bedürfnisse verspürst. Da reagierst selbst du wie ein Mann!« Sie kannten sich schon zu lange, als dass Leviathan ernsthaft eine Reaktion auf diese Spitze erwartete. »Hey Alter, sag, wie viele Kinder hast du in den letzten hundert Jahren gezeugt?« Azaradeel bedachte den Freund mit einem vernichtenden Blick. »Das weißt du doch. Eines, das ich nur einmal kurz nach der Geburt gesehen habe.« Seit Jahren hatten sie darüber kein Wort verloren. Es war nicht nötig, heute damit anzufangen. Es war ihnen verboten, sich den Menschen zu nähern und erst recht war es verboten, mit ihnen eine Beziehung einzugehen, und das Allerschlimmste war, ein Kind zu zeugen. Ihr ganzes Dasein hatte sich darauf zu beschränken, Dämonen zu jagen und in einer ihrer Eigenschaften als Schutzengel den Menschen zu dienen, und dies alles möglichst ohne dabei bemerkt zu werden. Wie geschlechtslose Wesen sollten sie sich verhalten. Keusch, demütig, ihrer von einem höheren Wesen zugedachten Rolle ergeben. Zumindest, wenn sie Wert darauf legten, jemals wieder als unfehlbar eingestuft zu werden. »Aza, du bist ein solcher Idiot. Glaubst du denn immer noch, dass nach Äonen eine Rehabilitation erfolgt, nur weil du dich als guter Engel beweist? Wie lange willst du dich noch kasteien, statt dir ein wenig Freude zu gönnen? Du hast so viel Gutes getan, ganz im Gegensatz zu mir, und – was hat es dir genützt? Bist du in den Olymp der Heiligen zurückgekehrt?« Auch wenn es ihm gegen den Strich ging, tief in seinem Innersten war Azaradeel gezwungen, Leviathan recht zu geben. Gelang es ihm, einen Menschen vor Krankheit oder Unfall zu bewahren, so starb an dessen Stelle ein anderer. Alles schien vorherbestimmt, egal ob sie sich einmischten oder nicht. Als ob ein bestimmtes Soll zu erfüllen war. Dennoch hielt er stur an seiner Meinung fest, dass alles noch viel schlimmer sein würde, wenn er und seinesgleichen sich gar nicht mehr kümmerten. Aber auf eine Diskussion über dieses Thema wollte er sich mit seinem Freund heute nicht einlassen. Levi hatte zu oft die besseren Argumente. »Ich für meinen Teil will sowieso nicht zurück«, verkündete dieser gerade, seine innere Haltung durch die vor der Brust verschränkten Arme unterstreichend. »Diese starre, ururalte Hierarchie kotzt mich an. All diese Seraphine, Cherubine, Erzengel, die sich als unsere Chefs aufgespielt haben, als wir noch dazugehörten. Überhaupt – wer weiß schon, ob unser Herr das Ganze noch unter Kontrolle hat und...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.