Krieg
E-Book, Deutsch, 403 Seiten
ISBN: 978-3-8187-3490-9
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Geboren in Hildesheim, Studium in Bonn, dann Zeitungs-Volontariat in Süddeutschland. Seit 20 Jahren als Hörfunk-Journalist in der Lüneburger Heide tätig, mit vielen Einblicken in die Kommunalpolitik, die ein Herzstück der Holger-Hammer-Krimis ist. Darüber hinaus Theater- und Hörspiel-Autor.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 5: Des Menschen Wolf Afrika / Sambia, Nähe Chilondo Es war noch dunkel, als die ersten Motoren sich näherten und die Wachen im Lager aus dem Schlaf hochschreckten. Auch Enyma reagierte auf die Unruhe im Camp und richtete sich auf. Er sah Kidane aus einer der Hütten stürmen und sich umsehen. Eine Wache kam auf ihn zu und mit etwas Mühe konnte Enyama das Gespräch verfolgen. „Da kommen mehrere Wagen von Westen. Sie schwärmen aus und wollen das Dorf umstellen. Und ein paar von uns haben auch einen Hubschrauber gehört.“ Kidanes Augen funkelten und er lief zu Enyama hinüber. Er packte ihn und zerrte ihn auf die Füße. „Was hat das alles zu bedeuten? Was geht hier vor?“ Enyama verzog das Gesicht. „Was dachtet ihr denn? Dass ihr einfach so das Geld bekommt? Präsident Keita verhandelt nicht mit Terroristen!“ „Woher weiß er, wo wir sind?“ „Ist das dein Ernst? Du hast von meinem Handy aus telefoniert! Schon mal was von GPS-Ortung gehört?“ Kidane fluchte und schlug Enyama zu Boden. Er war wütend auf sich selber, weil er diese Sache nicht durchdacht hatte. Die Gier hatte ihn unvorsichtig werden lassen. Die Motoren näherten sich, dann verstummten die Geräusche, ohne dass ein Fahrzeug sichtbar wurde. Kidane und seine Leute sahen sich gehetzt um, die Waffen im Anschlag. „Bringt die Gefangenen“, schrie der Anführer. „Wir nehmen sie als Schutzschilde.“ Enyama erschrak, als die beiden Frauen aus den Hütten gezerrt wurden. Sie waren nackt und ihre Körper mit zahlreichen Wunden bedeckt, die Gesichter geschwollen. Kidanes Leute warfen sie auf den Boden und zerrten auch Enyama und die beiden anderen Männer in die Mitte. Für einen Moment herrschte erdrückende Stille, dann erklang eine Stimme über Megafon. „Hier spricht Captain Akintola aus der Regierungsgarde des Präsidenten. Mehrere Einheiten haben das Dorf umstellt. Wir wissen, dass sie Mitarbeiter von SamAg gefangen halten, und Hilfsgüter gestohlen haben. Geben sie die Geiseln und die Waren frei und wir garantieren, dass niemand verletzt wird.“ Kidane winkte einen seiner Leute heran, der ihm ein Megafon in die Hand drückte. Dann gab er zwei anderen ein Zeichen, die aus einer der Hütten selbstgebaute Brandsätze holten. „Wir haben unsere Forderungen deutlich gemacht“, brüllte Kidane in das Gerät. „20.000 US-Dollar und sie können alles einsammeln.“ „Ich glaube, sie verkennen die Lage“, rief Akintola zurück. „Wir haben sie umstellt. Waffen sind auf sie gerichtet und in der Nähe kreist ein Hubschrauber mit einem Scharfschützen. Sie haben keine Chance, lebend hier herauszukommen, wenn sie die Menschen nicht gehen lassen und die Wagen nicht herausgeben.“ „Dann verrecken wir eben alle“, schrie Kidane. „Für die Zukunft Sambias!“ Seine Männer gröhlten zustimmend, um sich Mut zu machen. „Ich sage ihnen mal, wie es jetzt tatsächlich läuft, Captain! Sie besorgen das Geld, dann reden wir weiter. Und um ihnen zu zeigen, dass ich es ernst meine, kommt hier ein kleiner Vorgeschmack auf das, was passiert, wenn sie nicht spuren!“ Er ließ sich einen der Brandsätze geben, entzündete das Tuch und warf die Flasche auf die Ladefläche des Lieferwagens. Zusammen mit den anderen ging er in Deckung, als die Ladung Feuer fing und sich rasend schnell in dem altersschwachen Gefährt ausbreitete. Grinsend beobachtete Kidane die Flammen und drehte den Kopf weg, als der Tank explodierte. Seine Leute stimmten in ein lautes Triumphgebrüll ein. „Nun, Captain, was sagen sie? Haben wir eine Übereinkunft?“ „Das wird sie teuer zu stehen kommen“, rief der zornige Captain zurück. „Aber noch haben wir die Chance, das hier unblutig zu beenden.“ „Sie holen also nicht mein Geld?“ „Die Position der Regierung ist nicht verhandelbar.“ Kidane zuckte mit den Schultern und wies mit dem Kopf auf die Gefangenen. Einer seiner Leute zerrte den Fahrer des Lieferwagens auf die Füße. Der Mann schrie und strampelte, konnte es aber nicht verhindern, dass er vor Kidane in den Staub geworfen wurde. „Ich hoffe, sie haben freie Sicht, Captain. Ich werde den Mann erschießen. Und sie sind für seinen Tod verantwortlich.“ „Wenn sie das tun, gibt es keine Rettung mehr für sie und ihre Leute.“ Kidane grinste. „Genau wie für die Gefangenen. Ist ihre Entscheidung, Captain!“ „Lassen sie die Leute gehen.“ Kidane entsicherte seine Pistole und richtete den Lauf auf den Kopf des Mannes zu seinen Füßen. „Letzte Chance, Captain!“ „Legen sie die Waffen nieder!“ Kidane drückte ab und sein Opfer kippte in den Staub. Für Triumph blieb ihm keine Zeit, denn die Regierungssoldaten eröffneten ohne Vorwarnung das Feuer. „Runter“, schrie Enyama seinen Kameraden zu, doch die wurden von Panik ergriffen. Die beiden Frauen begannen zu schreien und wollten weglaufen. Eine von ihnen ging im Kugelhagel zu Boden. Enyama, noch immer an den Händen gefesselt, sprang auf die Füße und rannte hinter der anderen her. Er war schneller als sie und stieß sie mit der Schulter zu Boden. Sie fiel und Enyma taumelte ebenfalls. Ein Schlag von hinten warf ihn nach vorne und er schlug in den Sand. Um die reglosen Körper herum tobte das Chaos. Kidanes Männer schossen wild um sich, ohne ein konkretes Ziel zu haben. Ganze drei Minuten dauerte die Auseinandersetzung, dann schwiegen die Waffen und zwischen den Hütten hing der Rauch. Vorsichtig verließen Akintolas Leute ihre Deckung und gingen vorsichtig auf den freien Platz hinaus. Niemand wehrte sich mehr. Der Captain sah auf die Toten und die Verletzten und schüttelte traurig den Kopf. „Räumt hier auf und lasst die Verwundeten nach Solwezi bringen. Unsere Arbeit hier ist erledigt.“ USA / New Jersey, Medford Lakes Die Hitze sorgte dafür, dass Roy Shaffer auch an diesem Mittwochmorgen schon früh wach war. Die Sonne war noch nicht mal ganz aufgegangen, als er hinter seinem Schreibtisch bereits die Unterlagen der neuen „Verdächtigen“ sichtete. Die Stapel gliederten sich in „überprüft“, „registriert“ und „unidentifiziert.“ Den ersten betrachtete er nur oberflächlich, da die Verhöre bereits abgeschlossen und die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet worden waren. Die Personen waren entweder eliminiert, in ein Bundesgefängnis transportiert oder wieder nach Hause gebracht worden. Dem zweiten Stapel widmete der operative Leiter der CAF größere Aufmerksamkeit und markierte jene Steckbriefe, die besonderer Sorgfalt unterzogen werden sollten. Doch am meisten interessierte ihn der dritte und kleinste Stapel. Wer nicht registriert werden konnte, auf Grund mangelnder Ausweispapiere, hatte meist einen Grund, unter dem Radar zu fliegen. Zehn Personen lagen mit Fotos und ersten Angaben auf dem Schreibtisch. Doch nur eine jagte Shaffer einen Schauer über den Rücken. Die stechenden Augen des kahlköpfigen Mannes wurden schmaler und um seine Lippen zuckte ein erregtes Lächeln. Er hatte von Anfang an gewusst, dass sie sich hier versteckt hielt! Schon damals, kurz nach dem Verschwinden des Predigers Malcolm Donner hatte er diesen Piloten in Barnegat unter die Lupe genommen. Damals hatte er noch nicht genug Befugnisse gehabt und musste die Sache auf sich beruhen lassen. Doch vergessen hatte er das in den letzten zwei Jahren nicht. Es war klar, dass der Pilot eine Schlüsselfigur in der Verschwörung der Aliens war. Und auch, dass die Flüchtigen nach der Ermordung von Barry Denholm hierher geflohen waren. Wohin der Pilot sie gebracht hatte, wusste er nicht. Aber er spürte, dass Delia Kellen noch immer hier war. Und jetzt war sie ihm ins Netz gegangen – nur ein paar Meilen vom privaten Flughafen entfernt. Allein dafür, dass sie ihn über zwei Jahre an der Nase herumgeführt hatte, würde er das verfluchte Miststück bluten lassen! Und anschließend würde er mit ihrer Hilfe die verdammte Alien-Brut in seinem Bezirk hochnehmen und aus dem Staat vertreiben. Als Bonus würde er aus ihr die gesamte Geschichte über Malcolm Donner herausprügeln. Roy konnte seine Aufregung nicht verbergen. Er schnappte sich den Steckbrief, schnallte seinen Waffengürtel um und verließ sein Büro, das früher eine große Suite in einem der Hotels gewesen war. Er kam gerade die Holztreppe herunter, als der Alarm losging. Roy blieb wie festgefroren stehen und starrte auf seine Leute, die aufgeregt durch die Halle zu den Waffen liefen. „Was ist los?“, brüllte er über den Sirenenlärm hinweg. „Wir werden angegriffen, Sir!“ „Von wo?“ „Überall, Sir. Sie sind weiträumig in das Gelände eingedrungen. Und sie haben Helikopter.“ Roy presste die Kiefer zusammen. Er hätte es sich denken müssen. Die kamen IHRETWEGEN! Er schob seine Männer beiseite und rannte zur Tür. Von draußen ertönten die ersten Schüsse und der Lärm sich nähernder Hubschrauber. Dann rief jemand: „Gas!“ Roy sah sich gehetzt um. An mehreren Stellen explodierten kleine Geschosse und ließen Rauch frei. Seine Männer husteten, röchelten und konnten nicht mehr zielen. Wer an dem zentralen Punkt des Lagers war, ging zu Boden. Andere, die aus den umstehenden Hütten herankamen, suchten Deckung und schossen auf die feindlichen Schützen und die Hubschrauber. Drei von ihnen zählte Roy, der sich hastig ein Tuch vor das Gesicht hängte. Sie flogen tief und mehrere Gestalten seilten...