Rebellion
E-Book, Deutsch, 453 Seiten
ISBN: 978-3-8187-3260-8
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Geboren in Hildesheim, Studium in Bonn, dann Zeitungs-Volontariat in Süddeutschland. Seit 20 Jahren als Hörfunk-Journalist in der Lüneburger Heide tätig, mit vielen Einblicken in die Kommunalpolitik, die ein Herzstück der Holger-Hammer-Krimis ist. Darüber hinaus Theater- und Hörspiel-Autor.
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Er hörte wieder Schritte, dann hockte Corin Wells sich neben ihn. Er hielt den Kopf gesenkt und vermied es, Jackson anzusehen. „Ich weiß, dass sie mich für schuldig an ihrem Tod halten…“ Jackson lachte leise. „Ist nicht so schwer, darauf zu kommen, oder? Wir sind monatelang prima unter dem Radar geflogen. Völlig unauffällig. Dann kommen sie und Cara wird erschossen.“ Corin nickte langsam. „Sie können mir nicht noch mehr Vorwürfe machen, als ich mir selber, Jackson. Ich habe nicht gewusst, dass die uns gefolgt sind.“ Jackson drehte ruckartig den Kopf. In seinem Blick lagen Hass und Verachtung. „Interessiert mich einen Scheiß, Wells. Sie kamen und Cara starb – Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ „Das ist nicht fair, Carlyle“, protestierte der Ex-Agent. „Die Kerle hätten euch genauso gut aufspüren können.“ „Haben sie aber nicht. Vielleicht haben wir ja im Gegensatz zu ihnen irgendetwas richtig gemacht.“ Corin zitterte. „Vielleicht hattet ihr auch einfach nur Glück…“ „Ach, wir hatten Glück, ja? Und warum ist Cara dann jetzt tot?“ „Ich meine…“ „Ich weiß, was sie meinen“, unterbrach Jackson ihn schroff. „Sie wollen Absolution von mir? Vergessen sie‘s!“ Die Männer schwiegen. Für Jackson war das Gespräch beendet. Aber Corin wollte nicht aufstehen. Worauf er wartete, wusste er allerdings auch nicht. Erst als Harrison hinter ihnen das Zimmer verließ und zu ihnen kam, erhob er sich und ließ die beiden allein. Harrison stellte sich vor Jackson auf und sah zu ihm hinunter. „Ich weiß, wie sie sich fühlen.“ Jacksons Blick war spöttisch. „Ach ja? Woher? Sie sind ein Alien.“ „Das war Cara auch. Und doch haben sie nicht an ihren Gefühlen gezweifelt.“ Jackson senkte den Blick und der junge Mann mit den Locken hockte sich vor ihm auf den Boden. „Sie ist nicht weg, Jackson. Es ist nur der Körper, der aufgehört hat zu existieren. Das, was sie ausgemacht hat, wer sie war, was sie dachte, und auch was sie fühlte – das alles geht niemals verloren. Und es wird sie begleiten.“ Jackson versuchte, die Tränen niederzukämpfen, doch es gelang ihm nicht. „Sie fehlt mir“, flüsterte er. Harrison zog ihn näher zu sich heran und drückte Jacksons Kopf an seine Schulter. Er ließ ihn schluchzen. Erst als die Tränen weniger wurden, nahm er das Gesicht des trauernden Mannes in seine Hände und sah ihm in die Augen. „Cara hat sehr viel für sie empfunden. Mehr als jemals für einen Menschen in all ihren anderen Zyklen. Sie hat dieses Leben für sie gegeben. Und darum ist es wichtig, dass wir es bewahren. Wir müssen weiter, Jackson.“ „Aber wohin? Wohin soll ich jetzt noch gehen?“ „An einen Ort, wo sie niemand finden wird. Und wo sie in Ruhe trauern können. Und ein neues Leben beginnen.“ Jackson sah ihn fragend an. „Wir haben bereits darüber gesprochen. Vor der Küste von Delaware liegt eine kleine Insel. Unsere… Leute haben sie schon vor einer ganzen Weile gekauft. Sie war unbewohnt, die Menschen haben sie vor fast dreißig Jahren verlassen, als der Fischbestand zurückging. Dorthin wollen wir sie bringen. Sie und andere, die wir in der nächsten Zeit beschützen wollen.“ „Wozu der Aufwand?“ Harrison seufzte. Er sollte nicht darüber sprechen, aber er hielt auch nichts davon, die Menschen, die unter seinem Schutz standen, weiter im Dunkeln zu lassen. „Wir gehen davon aus, dass die Lage sich weltweit verschlimmern wird. Vielleicht kommt es zu einem Krieg.“ „Zu einem Krieg mit euch?“ „Nein. Zu einem Krieg unter den Menschen – wie immer. Klar ist, dass dieser Planet sich verändern muss, so oder so. Und für den Fall dass die Menschen nicht in ihrer jetzigen Populationsgröße weiter existieren, wollen wir einzelne… Exemplare sichern, um anschließend mit ihnen den Wiederaufbau zu beginnen. So wie wir es ursprünglich geplant hatten. Eine Möglichkeit ist also, sie an einen geschützten Ort zu bringen…“ „Und die andere?“ „Konservierung.“ „Sie meinen dieses… Einschläfern?“ „Eine Dauernarkose. Während der sie so gut wie nicht altern.“ Jackson schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, das will ich nicht. Ich will wissen, was hier passiert und nicht irgendwann in einer Welt aufwachen, die ich nicht kenne.“ „Dann kommen sie mit uns nach Delaware. Wir fahren zu dem Flugplatz. Dort kennen wir einen Piloten, der schon länger mit uns zusammenarbeitet. Er wird euch zu der Insel bringen.“ Jackson deutete widerwillig mit dem Kopf hinter sich. „Die da auch?“ „Sie alle – wenn keiner von ihnen sich konservieren lassen will.“ Harrison sah, dass Jackson zögerte. „Bitte kommen sie mit, Jackson. Sie haben soviel riskiert und soviel durchgemacht. Wir brauchen Männer wie sie, um den Planeten zu retten. Und sie haben es verdient, zu sehen, wie schön diese Welt sein kann. Und wie friedlich.“ Jackson schluckte und starrte ins Leere. Eine Idee wuchs in seinem Kopf. „Wann wollen sie aufbrechen?“ „So bald wie möglich.“ Jackson stand auf und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. Als er sein Gegenüber ansah, war sein Blick kalt und leer. „Ich brauche noch etwas Zeit.“ „Wofür?“ „Ich will zurück in die Hauptstadt.“ „Und was haben sie da vor?“ „Geht sie nichts an.“ „Ich denke, das tut es doch.“ Jackson beugte sich vor, bis sein Gesicht dicht vor dem von Harrison war. „Ich habe etwas zu erledigen. Danach komme ich zu ihrem Flughafen. Entweder es läuft so, oder ich verschwinde einfach.“ Harrison holte tief Luft, dann nickte er. „Na schön. Wir fliegen spätestens Dienstagmittag. Sie können meinen Wagen nehmen, damit fallen sie weniger auf. Wir nehmen die anderen.“ Jackson nickte zufrieden. Er hatte einen Entschluss gefasst, und der gab ihm Kraft, sich auf den Weg zu machen. Harrison sah ihm besorgt hinterher, wie er in einem der gemieteten Motelzimmer verschwand. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Deutschland / Berlin, Steglitz Mit besorgter Spannung verfolgte Henriette Hartkamp die Geschehnisse auf dem Fernsehschirm in ihrem Wohnzimmer. Es waren nicht viele Details über die Vorgänge in Sambia zu erfahren, doch die Bilder von den Unruhen und dem Putsch reichten bereits aus, um Ängste zu schüren. Was genau in dem Camp des Landwirtschafts-Camps vorgefallen war, schien niemand zu wissen. Es gab nur einige verschwommene Bilder von dem Angriff der Panzer und dem Eindringen der Guerillas. Niemand sagte etwas darüber, ob die Mitarbeiter festgenommen oder getötet worden waren. Aber es schien klar zu sein, dass dieser Überfall im Zusammenhang mit dem Militärputsch in Lusaka stand. Hiervon gab es bedeutend mehr Aufnahmen. Auch die zeigten Panzer und bewaffnete Soldaten, die den Präsidentensitz stürmten. Und nicht nur ihn: Es gab auch Aufnahmen von weiteren Regierungsgebäuden, die ebenfalls besetzt wurden und deren Mitarbeiter gefangen genommen worden waren. Das alles beunruhigte Henriette Hartkamp aufs äußerste. Sambia war die einzige Bastion der Fremden gewesen. Und jetzt fiel auch sie. Das würde die Mission der Außerirdischen weit zurückwerfen – oder sie endlich zum Handeln zu zwingen. Seit gestern bereits beherrschten die Bilder die internationalen Medien. Und sie waren erstaunlich zurückhaltend, wenn es darum ging, die Legitimation dieses Putsches in Frage zu stellen. Im Gegenteil: Nicht wenige begrüßten in ihren Kommentaren diese Entwicklung als „entschlossenen Schlag gegen die Invasionspläne der Außerirdischen“. Sie feierten diese feige undemokratische Machtübernahme als Sieg der Menschheit über eine fremde Kraft. Als erstes gratulierten die Amerikaner den Putschisten – inPerson von Vize-Präsident Diwght Fallon. Sie hatten sich bereits gestern zu Wort gemeldet und Henriette wollte gar nicht wissen, wie die USA als erste Nation von den Vorgängen erfahren hatte… Der neue, selbsternannte Präsident von Sambia hieß Amaru Balewa. Ein zwielichtiger, aufstrebender Neureicher mit zahlreichen „Geschäften“. Er hatte für heute eine Erklärung angekündigt, die weltweit übertragen werden sollte. Deswegen saß Henriette vor dem Fernseher und wartete auf seinen Auftritt. Eigentlich hatte sie sich nach dem Misstrauensvotum vorgenommen, ganz aus Politik und Weltgeschehen auszusteigen. Diese Dinge machten sie krank. Doch sie war die letzten Jahrzehnte mit Leib und Seele Politikerin gewesen. Das ließ sich nicht einfach abstellen. Schon gar nicht in einer Situation wie dieser. Sie zuckte zusammen, als sie neben sich die Bewegung bemerkte und dann eine Hand sah, die nach dem Weinglas auf dem Tisch griff. Sie hatte schon fast vergessen, dass sie nicht allein war. Saskia Gauers verbrachte das Wochenende bei ihr. Die Frauen waren Freundinnen geworden, nachdem Henriette das Kanzleramt verlassen hatte. Und sie rechnete es ihr hoch an, dass sie zu ihr stand und ihre Nähe suchte, statt sich beim neuen Kanzler anzubiedern. Saskia wusste, dass sie als treue Anhängerin von Henriette Hartkamp galt und ihr endgültiger Rauswurf darum nur eine Frage der Zeit war. Es machte ihr nichts aus. Sie war sogar überzeugt, dass es befreiend sein würde, nicht mehr für die neue Regierung tätig zu sein. Bis dahin würde sie sich noch dafür einsetzen, die Fremden so gut es ging zu beschützen. Henriette nippte an ihrem Wein...