E-Book, Deutsch, 360 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 822 g
Praxishandbuch für Pflege– und Gesundheitsberufe
E-Book, Deutsch, 360 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 822 g
ISBN: 978-3-456-95886-6
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
- stellt die Grundlagen, Definitionen und Modelle von Bewegung verständlich dar und klärt die Zusammenhänge von Bewegungsverhalten, Gesundheit und Lebensqualität
- erläutert warum Mobilität und Bewegungsförderung aus pflegewissenschaftlicher Sicht wichtig sind und beschreibt den Prozess des Bettlägerigwerdens sowie den Expertenstandard zur Mobilitätsförderung
- stellt Bewegung, beeinträchtigte Mobilität und Bewegungsförderung im Rahmen des Pflegeprozesses und der Pflegediagnostik dar
- beschreibt, wie sich Bewegung bei speziellen Erkrankungen, Problemlagen und Lebensphasen verändert und wie sie positiv beeinflusst werden kann
- zeigt wie Pflege- und Gesundheitsberufe in Settings der Akut- und Langzeitpflege die Bewegungsfähigkeit von Klienten fördern und erhalten können
- veranschaulicht, wie mit gezieltem Einsatz von Hilfsmitteln und Wohnraumanpassung die Beweglichkeit verbessert und Bewegungseinschränkungen kompensiert werden können
- beschreibt interdisziplinäre Ansätze zur Bewegungsförderung aus logopädischer, physiotherapeutischer und ergotherapeutischer Sicht
- erläutert, wie Menschen physiologisch gelagert und positioniert werden können
- stellt präventive Ansätze und Angebote zur Bewegungsförderung vor
Zielgruppe
Pflegefachpersonen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Orthopäden, Kinästheten
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Physiotherapie, Physikalische Therapie Ergotherapie, Kreativtherapie (z. B. Kunst, Musik, Theater)
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Altenpflege
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Orthopädie, konservativ
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Fachpflege
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Logopädie, Sprech- & Sprachstörungen & Therapie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Logopädie, Sprachstörungen, Stimmtherapie
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis, Geleitwort und Vorwort;7
2;Einleitung;19
3;1 Gesund durch Bewegung;27
3.1;1.1 Definitionen im Rahmen der Gesundheitsforschung;28
3.2;1.2 Körperliche Aktivität im Rahmen von Gesundheitsmodellen;31
3.3;1.3 Ausmaß an körperlicher Aktivität zur Förderung der Gesundheit;32
3.4;1.4 Motivation zur Bewegung;33
3.4.1;1.4.1 Begriffe der Verhaltensänderung (Motivation, Volition);33
3.4.2;1.4.2 Modelle des Gesundheitsverhaltens;34
3.4.3;1.4.3 Motivationale und volitionale Determinanten der Verhaltensänderung;35
3.5;1.5 Bewegung, physische, psychische Gesundheit und sozialer Kontext;39
3.5.1;1.5.1 Körperliche Aktivität und physische Gesundheit;39
3.5.2;1.5.2 Körperliche Aktivität und psychische Gesundheit;41
3.5.3;1.5.3 Körperliche Aktivität im sozialen Kontext;43
3.6;1.6 Bewegung und Kognition;43
3.6.1;1.6.1 Kognition und Altern;44
3.6.2;1.6.2 Effekte von körperlicher Aktivität auf kognitive Prozesse;44
3.6.3;1.6.3 Exemplarische Übungsauswahl fu?r ein Koordinationstraining zur Schulung kognitiver Fähigkeiten;46
4;2 Bewegung und Mobilität in der Pflegetheorie;55
4.1;2.1 Pflegetheorien und ihre Sicht auf die Mobilität;55
4.1.1;2.1.1 Virgina Henderson (1897–1996);56
4.1.2;2.1.2 Dorothea Orem (1914–2007);57
4.1.3;2.1.3 Nancy Roper (1918–2004);58
4.1.4;2.1.4 Schwester Liliane Juchli;60
4.1.5;2.1.5 Monika Krohwinkel;61
4.1.6;2.1.6 Mieke Grypdonk;62
4.2;2.2 Theoriegeleitete Konzeptentwicklung zur Förderung der individuellen Mobilität;63
5;3 Prozess des Bettlägerigwerdens;67
5.1;3.1 Vorarbeiten;67
5.2;3.2 Bettruhe;68
5.3;3.3 Studie;69
5.4;3.4 Studienergebnisse;69
6;4 Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“;73
6.1;4.1 Der Expertenstandard Erhaltung und Förderung der Mobilität;73
6.2;4.2 Inhalte;74
6.3;4.3 Handlungsebenen;75
6.3.1;4.3.1 Einschätzungsebene;75
6.3.2;4.3.2 Planungs- und Koordinationsebene;76
6.3.3;4.3.3 Beratungsebene;77
6.3.4;4.3.4 Interventionsebene;77
6.3.5;4.3.5 Evaluationsebene;78
6.4;4.4 Ausblick;78
7;5 Pflegediagnose „Beeinträchtigte körperliche Mobilität“ und Interventionen;83
7.1;5.1 Krankenbeobachtung in Bezug auf eine eingeschränkte Mobilität;84
7.2;5.2 Pflegeanamnese in Bezug auf eine eingeschränkte Mobilität;84
7.3;5.3 Klassifikationssysteme in der Pflege;86
7.4;5.4 Pflegediagnose „Beeinträchtigte körperliche Mobilität im Alter“;86
7.5;5.5 Pflegeinterventionen;88
7.6;5.6 Komplexe und spezifische Assessmentinstrumente;91
7.7;5.7 Pflegebedu?rftigkeitsbegriff und Neues Begutachtungsassessment (NBA);94
7.8;5.8 Entbu?rokratisierung in der Pflegedokumentation;95
7.9;5.9 Zusammenfassung;97
8;6 Bewegung aus geriatrischer Sicht;101
8.1;6.1 Die klinische Geriatrie;101
8.2;6.2 Gangstörung und Stu?rze;102
8.3;6.3 Sarkopenie und Frailty;105
8.4;6.4 Bewegung und Erkrankungen des kardiovaskulären und respiratorischen Systemes;107
8.5;6.5 Erkrankungen des Bewegungsapparates;110
8.6;6.6 Degenerative Gelenkerkrankungen – Arthrosen;110
8.7;6.7 Wirbelsäulen-Syndrome;113
8.8;6.8 Osteoporose;114
8.9;6.9 Alterstraumatologie;115
8.10;6.10 Entzu?ndliche Gelenkerkrankungen;117
8.11;6.11 Störungen der Bewegung durch neurologische Erkrankungen;117
8.12;6.12 Auswirkungen von Multimedikation;121
9;7 Bewegung und Demenz;125
9.1;7.1 Bewegungseinschränkungen bei demenziellen Erkrankungen;126
9.2;7.2 Bewegungsauffälligkeiten von Menschen mit Demenz;128
9.3;7.3 Bewegungstherapie und -förderung bei Demenz – Effekte und Programme;132
10;8 Mobilitätsförderung von Menschen mit geistiger/psychischer Behinderung;137
10.1;8.1 Mobilität als Voraussetzung zur Teilhabe;137
10.2;8.2 Stationäre Einrichtungen der Eingliederungshilfe;138
10.3;8.3 Kooperierende Leistungserbringer;139
10.4;8.4 Werkstätten fu?r behinderte Menschen;139
10.5;8.5 Mobilitätsförderung durch Heilerziehungspfleger/innen;140
10.6;8.6 Bewohner-/patientenbezogene Hilfsmittel;140
10.7;8.7 Beispiele gelungener und misslungener Praxis;140
11;9 Mobilität im Krankenhaus;145
11.1;9.1 Rahmenbedingungen im Krankenhaus;145
11.2;9.2 Konsequenzen der Bettlägerigkeit im Intensivbereich;146
11.3;9.3 Fru?hmobilisierung im Intensivbereich;147
11.4;9.4 Pflegerische oder therapeutische Mobilisation;148
11.5;9.5 Mobilisierung auf allgemeinen Stationen;149
11.6;9.6 Rechtliche Grundlagen und Finanzierung;150
12;10 Mobilitätsförderung im Altenheim;153
12.1;10.1 Erhebung der Mobilität;153
12.2;10.2 Interventionen zur Mobilitätsförderung;154
12.3;10.3 Strukturelle Maßnahmen fu?r ein Altenheim;155
13;11 Mobilitätsförderung in der häuslichen Pflege;159
13.1;11.1 Rahmenbedingungen der häuslichen Pflege;159
13.2;11.2 Pflegende Angehörige;162
13.3;11.3 Pflegebedu?rftige Person;163
13.4;11.4 Allgemeine Unterstu?tzungsmöglichkeiten;164
13.5;11.5 Ambulante Pflege in Österreich und der Schweiz;164
14;12 Bewegung und Mobilitätsförderung in der täglichen Pflege;167
14.1;12.1 Mobilität ist ein Grundbedu?rfnis;167
14.2;12.2 Grundlagen der Alltagsaktivitäten;169
14.3;12.3 Kommunikation als Beitrag zur Bewegungsförderung;170
14.4;12.4 Sich bewegen können;172
14.5;12.5 Sich pflegen – die Ganzkörperpflege in Bewegung;173
14.6;12.6 Sich kleiden können;177
14.7;12.7 Sich bewegen und Ausscheidung;178
14.8;12.8 Selbst essen und trinken – ein Beitrag zum Lebensgefu?hl;179
14.9;12.9 Ruhen und Schlafen – dem Grundbedu?rfnis nachgehen;180
14.10;12.10 Sich beschäftigen – ein individuelles Bedu?rfnis;181
14.11;12.11 Die eigene Sexualität leben können;181
14.12;12.12 Fu?r eine sichere und fördernde Umgebung sorgen;182
14.13;12.13 Soziale Kontakte und Beziehungsgestaltung sichern und gestalten können;182
14.14;12.14 Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen und sich dabei entwickeln können;183
14.15;12.15 Ausblick;183
15;13 Beweglichkeit, Bewegung und Mobilität: Unterstu?tzung durch Hilfsmittel und Wohnumfeldgestaltung;187
15.1;13.1 Allgemeine Rahmenbedingungen fu?r einen wirksamen Hilfsmitteleinsatz;188
15.2;13.2 Hilfsmittel sozialrechtlich betrachtet;189
15.3;13.3 Das Hilfsmittelverzeichnis;191
15.4;13.4 Beantragung eines Hilfsmittels bzw. Pflegehilfsmittels;192
15.5;13.5 Hilfsmittel in der stationären Einrichtung der Altenhilfe (Langzeitpflege);194
15.6;13.6 Hilfsmittelversorgung durch die GKV;195
15.7;13.7 Tipps zur Initiierung und Beantragung von Hilfsmitteln;196
15.8;13.8 Übersicht und Anregungen zum Hilfsmitteleinsatz in der Mobilitätsförderung;197
15.9;13.9 Wohnumfeldanpassung und AAL;199
16;14 Kleine Hilfsmittel zur Unterstu?tzung in der Praxis;203
16.1;14.1 Kriterien fu?r den Einsatz von Hilfsmitteln;204
16.2;14.2 Auswahl und Anwendung kleiner Hilfsmittel;205
17;15 Versorgung mit Hilfsmitteln in der Schweiz und Österreich;211
17.1;15.1 In der Schweiz;211
17.2;15.2 In Österreich;212
18;16 Bewegung als Grundlage fu?r Kommunikation und Alternativen zur Lautsprache;217
18.1;16.1 Kommunikation und Bewegung;217
18.2;16.2 Interaktion und Kommunikation mit körper- und lautsprachlichen Mitteln;218
18.3;16.3 Unterstu?tzte Kommunikation in der Pflege;220
18.4;16.4 Nachhaltigkeit von Maßnahmen der Unterstu?tzten Kommunikation;224
19;17 Bewegung aus logopädischer Sicht;227
19.1;17.1 Atmung;227
19.2;17.2 Stimmgebung und Sprechablauf;228
19.3;17.3 Sprechstörungen;228
19.4;17.4 Sprachstörung;229
19.5;17.5 Schluckstörungen;229
19.6;17.6 Motorisches Lernen;232
20;18 Bewegungsförderung aus Sicht der Ergotherapie;235
20.1;18.1 Ergotherapeutischer Behandlungskontext in Deutschland, Österreich und der Schweiz;235
20.2;18.2 Kernelemente der Ergotherapie;237
20.3;18.3 Die ergotherapeutische Behandlung;237
20.4;18.4 Die Betätigungsorientierung der Ergotherapie und Bewegungsförderung;241
21;19 Die Rolle der Physiotherapie im pflegerischen Setting;243
21.1;19.1 Kernkompetenzen der Physiotherapie;243
21.2;19.2 Physiotherapie im Bereich der verschiedenen Pflegesettings;244
21.3;19.3 Implementierung der Physiotherapie als feste Instanz in der Institution;247
21.4;19.4 Einsatz der Physiotherapie in der Einrichtung;249
21.5;19.5 Vorteile der Physiotherapie in pflegerischen Teams;250
22;20 Das Bobath-Konzept;255
22.1;20.1 Das Strukturmodell des Bobath-Konzeptes;256
22.2;20.2 Therapeutisch aktivierende Pflege;256
22.3;20.3 Gestaltung von Alltagsaktivitäten;258
22.4;20.4 Anwendung des Bobath-Konzeptsbei der Aktivität „Bewegung“;258
22.5;20.5 Stabilität fu?r Mobilität;259
22.6;20.6 Anwendung des Bobath-Konzepts bei der Aktivität Körperpflege;260
22.7;20.7 Anwendung des Bobath-Konzeptes bei der Aktivität Positionieren;260
23;21 Beweglichkeit erhalten, Komplikationen vermeiden: LiN-Lagerung in Neutralstellung;263
23.1;21.1 Lagerung ist eine pflegerische Leistung;263
23.2;21.2 Entwicklung der Lagerung in Neutralstellung (LiN);264
23.3;21.3 Studien zur Lagerung in Neutralstellung (LiN);266
23.4;21.4 Fazit;268
24;22 Bewegung aus kinästhetischer Sicht;269
24.1;22.1 Kinästhetik – das Studium der eigenen Bewegung;269
24.2;22.2 Welche Auswirkungen sollen erzielt werden?;271
24.3;22.3 Vom Beziehungsprozess zum Kinaesthetics-Konzeptsystem;271
24.4;22.4 Erfahrungen mit dem Lernmodell im beruflichen Alltag der Pflege;273
24.5;22.4.1 Fallbeispiel 1: Altenpflegerin S. reflektiert ihr Unterstu?tzungsangebot;274
24.6;22.4.2 Fallbeispiel 2: Frau G. lernt ihre Köperspannung zu regulieren, um zum Sitzen zu gelangen;276
24.7;22.4.3 Fallbeispiel 3: Frau N. lernt sich in der Sitzposition fortzubewegen;279
24.8;22.4.4 Fallbeispiel 4: Häusliche Schulung von Herrn N. mit dem Ziel, weniger zu heben;280
25;23 Geräte und Technik fu?r präventive Bewegungsangebote;287
25.1;23.1 Trainingstechnologie in der Pflege: Ressourcen und Barrieren;287
25.2;23.2 Geräte und Technik fu?r die Nutzung unter Aufsicht;288
25.3;23.3 Geräte und Technik mit assistierter Nutzung;291
25.4;23.4 E-Health und Exergames;294
25.5;23.5 Geräte und Technik fu?r die selbstständige Nutzung;296
26;24 „Spaziergänge“ durch die Einrichtungen;303
26.1;24.1 Entstehung des Klinikspazierganges;303
26.2;24.2 Spazierpfad „Hoffnung“;304
27;25 Tanzen fu?r Menschen mit und ohne Demenz;307
27.1;25.1 Von der Idee zum Projekt und zur bundesweiten Initiative;308
27.2;25.2 Die Dame meines Herzens;309
27.3;25.3 Der Tanznachmittag: Ritual und Flexibilität;310
27.4;25.4 Die bundesweite Initiative;311
27.5;25.5 Unsere Vision – was dahinter steckt;312
27.6;25.6 Schlusswort;314
28;26 Implementation von Bewegungsförderung in der stationären Langzeitversorgung;317
28.1;26.1 Perspektive professioneller Akteure;317
28.2;26.2 Potenziale von Bewohnern;318
28.3;26.3 Hilfestellungen zur Implementation;319
28.4;26.4 Ergebnis;321
29;27 Selbstpflege – Bewegung fu?r Pflegende;325
29.1;27.1 Die aktuelle Situation in der Pflege und ihre Folgen;325
29.2;27.2 Wie komme ich zur Selbstpflege?;327
30;Anhang;331
30.1;Expertenstandard Mobilität in der Pflege;333
30.2;Erfassungsbogen Mobilität – EboMo;335
30.3;Mobilitätsstatus Ortsfixiertheit;336
30.4;Flyer Spurensuche – Eine Entdeckungstour durch die Klinik;338
31;Autoren- und Sachwortverzeichnis;349
3 Prozess des Bettlägerigwerdens
Angelika Zegelin
3.1 Vorarbeiten
Die Literaturrecherche zeigte, dass weltweit nichts zur Bettlägerigkeit geforscht wurde. In Regelwerken wie Pflegeversicherung wird mit unklaren Begriffen gearbeitet, auch der Begriff „Immobilität“ ist in Pflegezusammenhängen unscharf – in Klassifikationssystemen wie ICF oder Nanda-Pflegediagnosen fehlt Bettlägerigkeit.
Fruchtbarer war die Beschäftigung mit Nachbarsdisziplinen. In der anthropologischen Literatur wird durchweg auf die Wichtigkeit des Aufrecht-Seins als menschliche Konstante hingewiesen. Ein Liegeschicksal wird mit Autonomieund Würdeverlust verbunden, Begriffe wie „Niederlage“ oder „Unterlegensein“ weisen darauf hin. Zumindest der Kopf sollte immer erhöht sein, zur Kontrolle des eigenen Körpers und der unmittelbaren Umgebung. Auch das Nachlesen über das Möbel Bett war sehr interessant. In unserer Zivilisation taucht es für die Bevölkerung erst im 18. Jahrhundert auf, davor wurden Strohsäcke und Matratzen tags weggeräumt – so ist es im Großteil der (armen) Welt auch heute noch. Ein Bett beansprucht Platz, Schlafzimmer wurden nötig und damit das Liegen in die Privatheit verbannt. Heute halten wir uns in Sitzgruppen auf. Alte Menschen haben durchaus noch ein Sofa in der „Wohnküche“ stehen, das ist gut für ein kurzes Liegen zwischendurch.
Dieses Kapitel beschreibt
• die Entstehung der Behandlungsempfehlung zur Bettruhe und deren körperliche Auswirkung,
• die Entwicklungsspirale hin zur Bettlägerigkeit, die sich als Phasenmodell darstellen lässt,
• die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Entstehung der Bettlägerigkeit.
Mitte der 90er-Jahre fiel mir auf, dass der Begriff „Bettlägerigkeit“ nicht im Glossar der Pflegelehrbücher auftauchte – ich interessierte mich damals sehr für Pflegesprache.
In Weiterbildungsseminaren bat ich über hundert TeilnehmerInnen, sich schriftlich auf einer Seite zu äußern, was Bettlägerigkeit sei und wie sie zustande kommt. Die Äußerungen waren höchst unterschiedlich – ein Hinweis, wie wichtig die Pflegewissenschaft ist, um Tatbestände überhaupt zu konzeptualisieren. Ich habe mich dann entschlossen, als Dissertation in einer Grounded- Theory-Studie das Thema Bettlägerigkeit zu untersuchen.
Das Vorhaben, nebenberuflich, dauerte von 1997 bis 2004. Hauptfragen waren: Was ist Bettlägerigkeit und wie entwickelt sich das Zuliegekommen. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Elke Schlesselmann (Hrsg.): „Bewegung und Mobilitätsförderung“ (9783456858869) © 2019 Hogrefe Verlag, Bern.