Schindler / Türp | Konzept Okklusionsschiene | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Schindler / Türp Konzept Okklusionsschiene

Basistherapie bei schmerzhaften kraniomandibulären Dysfunktionen

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-86867-375-3
Verlag: Quintessenz
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Mit Beiträgen von:

Lydia Eberhard Nikolaos Nikitas Giannakopoulos Daniel Hellmann Alfons Hugger Bernd Kordaß Martin Lotze Marc Schmitter und einem Geleitwort von Winfried Walther
Schmerzreduktion oder Schmerzbeseitigung ist das ursprüngliche und vordergründige Ziel zahnärztlicher Behandlungen. Dieser Anspruch trifft in besonderem Maße auf die Verwendung von Okklusionsschienen bei der Behandlung schmerzhafter kraniomandibulärer Dysfunktionen (sCMD) zu, deren Grundlagen dieses Buch im Rahmen eines besonderen Konzepts vermitteln möchte:

Der erste Teil des Werkes gibt nach einer Einführung in das Thema klinische Handlungsanweisungen auf einfachstem Level, gleichwohl getragen von hoher externer Evidenz ("To-Do"-Kochrezepte). Die Therapieempfehlungen werden von einem Mindestmaß an Diagnostik gestützt. Sieben Kasuistiken erläutern das konkrete Vorgehen am Patienten.
Auf erweiterte wissenschaftliche Hintergründe, wie Risiken, Ätiologie, spezielle diagnostische Verfahren und Neurobiologie, wird im zweiten Buchteil ausführlich eingegangen. Die primär pragmatisch ausgerichtete Konzeption des Buches spricht vom Anfänger bis zum Experten alle an, die auf hohem Niveau neue Kenntnisse zur Behandlung von sCMD-Patienten erwerben möchten. Die Inhalte dieses Werkes fußen auf dem aktuellsten Stand der wissenschaftlichen Fachliteratur und folgen den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin.
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Weitere Infos & Material


Teil A: Praxis der Okklusionsschienentherapie
Einführung
Jens C. Türp
Kraniomandibuläre Dysfunktionen

Strukturiertes Vorgehen in der Praxis
Hans J. Schindler
Diagnostik • Therapie der sCMD • Typische sCMD-Kasuistiken von Anamnese bis Therapie

Praxis der Schienentherapie
Daniel Hellmann, Jens C. Türp
Kieferrelationsbestimmung in der Schienentherapie • Methode der Schließbewegung auf ein Frontplateau

Praxis der Schienenherstellung
Daniel Hellmann
Modellherstellung • Modellmontage • Das System der Modularen Rehabilitationsschiene (MRS) • Die MRS-Basisschiene (MRS 0) • Modulare Modifikation der MRS 0

Koordinatives Training zur funktionellen Rehabilitation Des kraniomandibulären Systems
Daniel Hellmann
Schmerz und motorische Adaptation • Schmerzadaptation und Rehabilitation • Rehabilitation des kraniomandibulären Systems • Praxis des koordinativen Trainings in der funktionellen Rehabilitation • Feedbacktraining

Teil B: Vertiefung von Themen zu sCMD
Risiken
Jens C. Türp, Hans J. Schindler, Alfons Hugger, Marc Schmitter
Terminologie • Risikodefinition • Definition, Berechnung und Interpretation von Odds Ratio • Myoarthopathien des Kausystems • Okklusion und kraniomandibuläre Dysfunktionen • Kiefergelenkkompression und -distraktion • Bruxismus

Diagnostik
Lydia Eberhard, Nikolaos Nikitas Giannakopoulos, Hans J. Schindler
Stufenmodel der CMD-Diagnostik • Differenzialdiagnosen • Kritik klassischer Taxonomien • Quantitative sensorische Testung und ihre Praxisrelevanz • Kritik an den in Therapiestudien eingeschlossenen Stichproben

Therapie
Hans J. Schindler, Alfons Hugger
Behandlungsoptionen • Ergebnisse von Übersichtsarbeiten zur Wirkung von Behandlungsoptionen bei sCMD • Mögliche Wirkungsmechanismen der Physiotherapie bei sCMD • Therapieergebnisse aus Praxen • Rehabilitation in der Funktionstherapie

Neurobiologische Hintergründe der Okklusionsschienentherapie
Hans J. Schindler
Muskelphysiologie • Kiefergelenke • Kiefermuskelschmerzen • Kiefergelenkschmerzen • Erklärungsmodelle zur Chronifizierung von Schmerzen • Motorische Adaptation an den Schmerz • Regenerationspotenzial der Muskeln

Neurobiologie und Biomechanik der Okklusionsschienentherapie
Hans J. Schindler
Klassische Hypothesen • Aktuelle Hypothesen • Die Okklusionsschiene als segmentübergreifendes Therapiemittel?

Zentralnervöse Repräsentation der Okklusionsschienentherapie
Untersuchungen mittels funktioneller MRT
Martin Lotze, Bernd Kordaß, Hans J. Schindler
Zerebrale Repräsentation neuromuskulärer Aktivität • Beeinflussung zerebraler Aktivierungsmuster durch Okklusionsschienen • Zerebrale Aktivierungsmuster und Schmerz

Stichwortverzeichnis


STRUKTURIERTES VORGEHEN IN DER PRAXIS
Hans J. Schindler
Von der Diagnostik zur Schienentherapie Wie im vorangegangenen Kapitel dargestellt, handelt es sich bei einer behandlungsbedürftigen schmerzhaften CMD (sCMD) um eine spezifische muskuloskelettale Erkrankung im Kausystem mit unspezifischer oder multifaktorieller Ätiologie. Sie ist in aller Regel gut behandelbar, wie dies in ähnlicher Weise auch für die unspezifischen muskuloskelettalen Erkrankungen im Bereich des Nackens und des Rückens zutrifft. So sind rund 85 % der Rückenschmerzen ebenfalls unspezifischer Ätiopathogenese (im Gegensatz zu Bandscheibenvorfällen oder Spinalkanalstenosen, hier beispielhaft als Vertreter spezifischer Erkrankungen genannt). Eine treffende Bezeichnung der vergleichbaren Beschwerden im Kiefer-Gesichtsbereich wäre daher auch „Rückenschmerz im Gesicht“. Aus den dargestellten Gründen können sich Diagnostik und Therapie der sCMD zwangsläufig nur an den vorliegenden schmerzhaften Befunden orientieren und sind nicht auf eine Benennung der Ursachen der Beschwerden fokussiert. Die im Folgenden vorgestellten, sehr praxisnahen klinischen Verfahren tragen diesem Sachverhalt Rechnung und geben auch dem in der Behandlung von sCMD-Patienten Ungeübten eine strukturierte Leitschiene an die Hand. Am Modell eines einfachen Befundbogens werden zunächst das strukturierte klinischdiagnostische Konzept exemplarisch vorgestellt, dann die einzelnen Elemente der Untersuchung im Kontext ihrer diagnostischen Relevanz erläutert und an typischen Patienten die klinische Entscheidungsfindung veranschaulicht. Die erhobenen Befunde werden zudem mit der Häufigkeit ihres Auftretens bei 230, zeitnah in der Kassenzahnarztpraxis des Erstherausgebers konsekutiv untersuchten sCMD-Patienten verglichen und gewichtet. Das therapeutische Vorgehen bei den vier RDC/TMD-Hauptdiagnosen •myofaszialer Schmerz, •myofaszialer Schmerz mit eingeschränkter Kieferöffnung, •Arthralgie, •aktivierte Kiefergelenkarthrose wird unter wesentlicher Berücksichtigung der technischen Praxis der Okklusionsschiene erläutert. Verweise auf weiterführende Informationen zum jeweiligen Sachverhalt erfolgen mit Binnenzitaten wie z. B. „(siehe Kapitel B 9.1 oder A 3.1)“. Die vom Erstherausgeber über dreieinhalb Jahrzehnte insbesondere in seiner niedergelassenen zahnärztlichen Kassenpraxis erprobten Vorgehensweisen sind vor allem auch unter zeitökonomischen Aspekten entwickelt worden, da in der Literatur vorgestellte Handlungsanweisungen häufig mit zeitkonsumptiven redundanten Datenerfassungen verbunden sind, die entweder keine Therapierelevanz aufweisen oder einer wissenschaftlich fundierten Grundlage entbehren. Hier sei vor allem auf weitreichende ganz körperliche Untersuchungen hingewiesen, die über das wissenschaftlich gesicherte diagnostische Untersuchungsziel hinausschießen und den in der Praxis tätigen Behandler entweder in ökonomische Zwickmühlen führen oder die Patienten mit nicht gerechtfertigten Kosten belasten. Um es lapidar zusammenzufassen: „Zeit ist Geld!“ – für Patient und Behandler. Was macht nun die Okklusionsschiene neben anderen empfohlenen therapeutischen Maßnahmen, wie Aufklärung, Heimübungen, Physiotherapie, Biofeedback oder Medikamenten, bei der Therapie der sCMD zu einer Intervention erster Wahl? Die Antwort: Sie ist •wirksam, •uneingeschränkt verfügbar, •kostengünstig, •von jedem Zahnarzt realisierbar, •ohne wesentliche Nebenwirkungen, •auch langfristig anwendbar. Ziel der Behandlung der sCMD ist •eine schnellstmögliche Schmerzreduktion (oder, sofern dies möglich ist, Schmerzbeseitigung) durch passive Therapiemaßnahmen, •aktives Einbinden des Patienten in seine Rehabilitation zur Beschleunigung der Wirksamkeit passiver Interventionen und zur Rezidivprophylaxe, •die Wiederherstellung einer komfortablen Kieferfunktion und •eine Verbesserung der durch die Beschwerden eingeschränkten mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität. Insbesondere das aktive Einbinden des Patienten in seine Therapie ist ein bislang kaum berücksichtigter Aspekt bei der Behandlung von sCMD, der sich bei der Rehabilitation muskuloskelettaler Beschwerden in anderen Körperregionen deutlich präsenter darstellt. Darüber hinaus ist der aktuelle Blick auf die zahnärztlichen Behandlungsmodalitäten häufig noch durch zu statische Vorstellungen vom neurobiologisch hochkomplexen Kausystem geprägt. Insbesondere die Idee einer allzeit bleibenden und wiederauffindbaren physiologisch „optimalen“ Positionierung des Unterkiefers in Bezug zum Oberkiefer, gemeinhin als „zentrische Kieferrelation“ bezeichnet, prägt diese Annahmen. Dass das hochdynamische stomatognathe System laufend funktionellen und strukturellen Veränderungen (im Mikrobereich) unterliegt, wird hierbei oft vergessen. Zudem zeigt uns die Tatsache der multifaktoriellen Ätiologie von sCMD, welche durch die (vor allem genetisch determinierte) Vulnerabilität der Patienten geprägt ist, dass wir pathogenetische Faktoren zwar erfolgreich beeinflussen können, eine Heilung der sCMD im klassischen Sinne heute aber nicht möglich erscheint. Daher muss auch die individuelle Therapiewahl dynamisch und flexibel bleiben, wenn sie langfristig erfolgreich sein soll. An diesen grundsätzlichen Eigenschaften der sCMD orientiert sich das nachfolgend vorgestellte Konzept. 2.1.Diagnostik
Die im folgenden geschilderte Vorgehensweise repräsentiert die Mindestdiagnostik bei der Befundung von sCMD-Patienten. Abb. 2-1 Diagnostischer Ablauf bei dem Verdacht auf schmerzhafte sCMD. 2.1.1Anamnese Der hier vorgestellte semistrukturierte Fragebogen (Abb. 2-2) erlaubt eine zielgerichtete Befragung des Patienten sowie eine Erhebung therapierelevanter Daten auf einfache Weise. Die Zahl zu ermittelnder Informationen kann mit einem Blick erfasst werden und erlaubt eine zeitökonomische Diagnostik in der zahnärztlichen Praxis. Selbstverständlich können sowohl anamnestisch als auch bei der körperlichen Untersuchung weitere Informationen hinzugewonnen werden, was in spezifischen Fällen sehr sinnvoll erscheint. Erweiterungen des diagnostischen Repertoires sind in Kapitel B 7.1 zu finden. Semistrukturierter Befundbogen Abb. 2-2 Semistrukturierter Fragebogen. Die Schmerzlokalisationen einer vom Patienten ausgefüllten größeren Version der Körperzeichnungen werden von der Assistenz mit Sorgfalt auf die Abbildungen im Formblatt übertragen. Links- oder Rechtsdominanz der Schmerzen lässt sich durch Akzentuieren der Markierungskreuze darstellen. Eine kurze Notiz zum Röntgenbefund ergänzt den Befund. Abb. 2-3 Anamnese-Elemente. Schmerzintensität wird auf einer numerischen Skala von 0 bis 10 gemessen, wobei „0“ keinen und „10“ einen maximal vorstellbaren Schmerz repräsentiert (Ausschnitt aus Abb. 2-2). Schmerzanamnesen von sCMD-Patienten (n = 230) Die im semistrukturierten Fragebogen unter I. zusammengefassten Fragen geben Hinweise auf: a) systemische Komorbiditäten (z. B. Fibromyalgie-Syndrom), was die Prognose bezüglich einer Schmerzlinderung durch die Schienenbehandlung erheblich negativ beeinflusst; b) mögliche Schmerzübertragungsphänomene (insbesondere in Zähne); c) die Gewebe der Schmerzlokalisationen (Wange eher Kaumuskulatur oder Ohrregion eher Kiefergelenke); d) segmentale Komorbiditäten, die eine sCMD beeinflussen können, wie Kopfschmerzen verschiedenster Qualität (häufig im Nacken- und Schläfenbereich bei zevikogenem Kopfschmerz oder bi-temporalem Spannungskopfschmerz), und vice versa; e) meist mit Muskelschmerzen vergesellschaftete Bewegungseinschränkungen, insbesondere der Kieferöffnung; f) geräuschbildende Phänomene (Oft wird von Patienten ein knackendes Kiefergelenk als wesentlicher Grund für ihre Schmerzerkrankung vermutet. Solche akustischen Phänomene zu erklären und auf die in aller Regel harmlose Bedeutung dieser Geräusche hinzuweisen, ist unerlässlich. Nicht selten sind die berichteten Knackphänomene während der klinischen Untersuchung klinisch nicht belegbar.); g) mögliche Einflussfaktoren, die auf somatische oder psychische Belastung hinweisen; h) ätiologische Einflussfaktoren (Schleudertrauma, andere Maktrotraumata); i) weitere Risikofaktoren (z. B. Bruxismus); j) Ausbreitung der Beschwerden in andere Körperregionen, was ein Hinweis für eine mögliche Chronifizierung des Leidens sein kann. Von weiterer außerordentlicher Bedeutung ist die spezielle Schmerzanamnese (II. im Fragebogen), die ebenfalls wesentlich zur Diagnosefindung...


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