Schiller | Die Jungfrau von Orleans. Eine romantische Tragödie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 151 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Schiller Die Jungfrau von Orleans. Eine romantische Tragödie

Textausgabe mit Anmerkungen/Worterklärungen und Zeittafel historischer Ereignisse - Schiller, Friedrich - 47

E-Book, Deutsch, 151 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-960047-5
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit seinem 1801 erschienenen und uraufgeführten Drama 'Die Jungfrau von Orleans' hatte Friedrich Schiller zu seinen Lebzeiten großen Erfolg. Die Geschichte des lothringischen Bauernmädchens Johanna von Orleans, das - unter Berufung auf göttliche Eingebung - die französischen Truppen von Sieg zu Sieg führte, dann in die Hände der Engländer fiel und 1431 als Hexe verbrannt wurde, rückt Schiller aus den Grenzen des bloßen Geschichtsdramas heraus - Johanna wird bei Schiller nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern erlebt die Apotheose auf dem Schlachtfeld. Formal nimmt diese 'romantische Tragödie' eine Sonderstellung in Schillers Werk ein: die dramatische Entwicklung wird durch lyrische Passagen unterbrochen, die Versformen sind ungewöhnlich vielfältig und reichen vom Blankvers über die feierliche Form der Stanze bis hin zum jambischen Trimeter, dem Dramenvers der antiken Tragödie. Text in neuer Rechtschreibung. - Mit Anmerkungen von Ulrich Karthaus und einer Zeittafel der historischen Ereignisse.

Friedrich Schiller (seit 1802: von; 10. 11. 1759 Marbach a. N. - 9. 5. 1805 Weimar) bildet mit Goethe den Kern der Weimarer Klassik, der bedeutendsten deutschen Literaturepoche. Schiller begann als Aufsehen erregender Sturm-und-Drang-Dichter und prägte seit 1795 als Publizist, Theoretiker, Dramatiker und Lyriker das berühmte klassische Weimarer Jahrzehnt. Schillers Dramen gehören noch heute zu den meistgespielten der deutschen Literatur, seine Gedichte, z. B. die Balladen, zählten im 19. Jahrhundert und darüber hinaus zum festen kulturellen Kanon der deutschen Literatur.
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Prolog
Eine ländliche Gegend. Vorn zur Rechten ein Heiligenbild in einer Kapelle; zur Linken eine hohe Eiche. Erster Auftritt
Thibaut d’Arc. Seine drei Töchter. Drei junge Schäfer, ihre Freier. THIBAUT. Ja, liebe Nachbarn! Heute sind wir noch Franzosen, freie Bürger noch und Herren Des alten Bodens, den die Väter pflügten; Wer weiß, wer morgen über uns befiehlt! 5 Denn allerorten lässt der Engelländer Sein sieghaft Banner fliegen, seine Rosse Zerstampfen Frankreichs blühende Gefilde. Paris hat ihn als Sieger schon empfangen, Und mit der alten Krone Dagoberts 10 Schmückt es den Sprössling eines fremden Stamms. Der Enkel unsrer Könige muss irren Enterbt und flüchtig durch sein eignes Reich, Und wider ihn im Heer der Feinde kämpft Sein nächster Vetter und sein erster Pair, 15 Ja seine Rabenmutter führt es an. Rings brennen Dörfer, Städte. Näher stets Und näher wälzt sich der Verheerung Rauch An diese Täler, die noch friedlich ruhn. – Drum, liebe Nachbarn, hab ich mich mit Gott 20 Entschlossen, weil ich’s heute noch vermag, Die Töchter zu versorgen; denn das Weib Bedarf in Kriegesnöten des Beschützers, Und treue Lieb hilft alle Lasten heben. (Zu dem ersten Schäfer.) – Kommt, Etienne! Ihr werbt um meine Margot. 25 Die Äcker grenzen nachbarlich zusammen, Die Herzen stimmen überein – das stiftet Ein gutes Ehband! (Zu dem zweiten.) Claude Marie! Ihr schweigt, Und meine Louison schlägt die Augen nieder? Werd ich zwei Herzen trennen, die sich fanden, 30 Weil Ihr nicht Schätze mir zu bieten habt? Wer hat jetzt Schätze? Haus und Scheune sind Des nächsten Feindes oder Feuers Raub – Die treue Brust des braven Manns allein Ist ein sturmfestes Dach in diesen Zeiten. LOUISON. Mein Vater! CLAUDE MARIE.           Meine Louison! 35 LOUISON (Johanna umarmend).      Liebe Schwester! THIBAUT. Ich gebe jeder dreißig Acker Landes Und Stall und Hof und eine Herde – Gott Hat mich gesegnet und so segn’ er euch! MARGOT (Johanna umarmend). Erfreue unsern Vater. Nimm ein Beispiel! 40 Lass diesen Tag drei frohe Bande schließen. THIBAUT. Geht! Machet Anstalt. Morgen ist die Hochzeit, Ich will, das ganze Dorf soll sie mit feiern. (Die zwei Paare gehen Arm in Arm geschlungen ab.) Zweiter Auftritt
Thibaut. Raimond. Johanna. THIBAUT. Jeanette, deine Schwestern machen Hochzeit, Ich seh sie glücklich, sie erfreun mein Alter, 45 Du, meine Jüngste, machst mir Gram und Schmerz. RAIMOND. Was fällt Euch ein! Was scheltet Ihr die Tochter? THIBAUT. Hier dieser wackre Jüngling, dem sich keiner Vergleicht im ganzen Dorf, der Treffliche, Er hat dir seine Neigung zugewendet, 50 Und wirbt um dich, schon ist’s der dritte Herbst, Mit stillem Wunsch, mit herzlichem Bemühn, Du stößest ihn verschlossen, kalt, zurück, Noch sonst ein andrer von den Hirten allen Mag dir ein gütig Lächeln abgewinnen. 55 – Ich sehe dich in Jugendfülle prangen, Dein Lenz ist da, es ist die Zeit der Hoffnung, Entfaltet ist die Blume deines Leibes, Docht stets vergebens harr ich, dass die Blume Der zarten Lieb aus ihrer Knospe breche, 60 Und freudig reife zu der goldnen Frucht! O das gefällt mir nimmermehr und deutet Auf eine schwere Irrung der Natur! Das Herz gefällt mir nicht, das streng und kalt Sich zuschließt in den Jahren des Gefühls. RAIMOND. 65 Lasst’s gut sein, Vater Arc! Lasst sie gewähren! Die Liebe meiner trefflichen Johanna Ist eine edle zarte Himmelsfrucht, Und still allmählich reift das Köstliche! Jetzt liebt sie noch, zu wohnen auf den Bergen, 70 Und von der freien Heide fürchtet sie Herabzusteigen in das niedre Dach Der Menschen, wo die engen Sorgen wohnen. Oft seh ich ihr aus tiefem Tal mit stillem Erstaunen zu, wenn sie auf hoher Trift 75 In Mitte ihrer Herde ragend steht, Mit edelm Leibe, und den ernsten Blick Herabsenkt auf der Erde kleine Länder. Da scheint sie mir was Höh’res zu bedeuten, Und dünkt mir’s oft, sie stamm aus andern Zeiten. 80 THIBAUT. Das ist es, was mir nicht gefallen will! Sie flieht der Schwestern fröhliche Gemeinschaft, Die öden Berge sucht sie auf, verlässet Ihr nächtlich Lager vor dem Hahnenruf, Und in der Schreckensstunde, wo der Mensch 85 Sich gern vertraulich an den Menschen schließt, Schleicht sie, gleich dem einsiedlerischen Vogel, Heraus ins graulich düstre Geisterreich Der Nacht, tritt auf den Kreuzweg hin und pflegt Geheime Zweisprach mit der Luft des Berges. 90 Warum erwählt sie immer diesen Ort Und treibt gerade hieher ihre Herde? Ich sehe sie zu ganzen Stunden sinnend Dort unter dem Druidenbaume sitzen, Den alle glückliche Geschöpfe fliehn. 95 Denn nicht geheu’r ist’s hier, ein böses Wesen Hat seinen Wohnsitz unter diesem Baum Schon seit der alten grauen Heidenzeit. Die Ältesten im Dorf erzählen sich Von diesem Baume schauerhafte Mären, 100 Seltsamer Stimmen wundersamen Klang Vernimmt man oft aus seinen düstern Zweigen. Ich selbst, als mich in später Dämmrung einst Der Weg an diesem Baum vorüberführte, Hab ein gespenstisch Weib hier sitzen sehn. 105 Das streckte mir aus weitgefaltetem Gewande langsam eine dürre Hand Entgegen, gleich als winkt’ es, doch ich eilte Fürbass und Gott befahl ich meine Seele. RAIMOND (auf das Heiligenbild in der Kapelle zeigend). Des Gnadenbildes segenreiche Näh, 110 Das hier des Himmels Frieden um sich streut, Nicht Satans Werk führt Eure Tochter her. THIBAUT. O nein! nein! Nicht vergebens zeigt sich’s mir In Träumen an und ängstlichen Gesichten. Zu dreien Malen hab ich sie gesehn 115 Zu Reims auf unsrer Könige Stuhle sitzen, Ein funkelnd Diadem von sieben Sternen Auf ihrem Haupt, das Zepter in der Hand, Aus dem drei weiße Lilien entsprangen, Und ich, ihr Vater, ihre beiden Schwestern 120 Und alle Fürsten, Grafen, Erzbischöfe, Der König selber, neigten sich vor ihr. Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte? O das bedeutet...


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