Schiener | Kleine Geschichte der Oberpfalz | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: Bayerische Geschichte

Schiener Kleine Geschichte der Oberpfalz

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: Bayerische Geschichte

ISBN: 978-3-7917-6182-4
Verlag: Friedrich Pustet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Spannend ist sie, die Geschichte der Oberpfalz, dieses Verbindungslandes zwischen Franken und Böhmen, mal Brücke, mal Endstation, je nach politischer Großwetterlage. Dies war Chance in guten und Bürde in schlechten Zeiten. Die höchst wechselvolle Geschichte des Landes um Donau, Naab und Regen hat viele historische Spuren hinterlassen. Burgen und Schlösser – nicht ohne Grund spricht man vom Burgenland Bayerns –, Kirchen und Klöster erzählen von den vielen Macht- und Herrschaftsträgern, von einem Mosaik verschiedener Territorien unterschiedlichster Größe in diesem oft umkämpften Grenz- und Durchgangsland.
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Die Oberpfalz in prähistorischer Zeit
Jäger, Sammler, Ackerbauern
Zu den bevorzugten Lebensräumen altpaläolithischer Menschen gehörte das Gebiet der heutigen Oberpfalz wohl nicht, obwohl es im Gürtel der eisfreien Zone zwischen nördlicher und südlicher Vergletscherung lag und Felsschutzdächer (Abri), Grotten und Höhlen der Fränkischen Alb Schutz vor schlechtem Wetter und Unterschlupf bei den Jagdzügen durch die eiszeitlichen Tundren und Steppen bieten konnten. Erst am Ende des Altpaläolithikums (500 000 bis 100 000 v. Chr.), in der Warmzeit zwischen Riss- und Würmeiszeit, scheinen Menschen, die zur Gruppe der Neandertaler gerechnet werden, hier aufgetaucht zu sein. Ein Faustkeil, angefertigt von den nomadisierend herumstreifenden Jägern und Sammlern, belegt die Begehung der wichtigsten regionalen Verbindung in den böhmischen Raum, der Cham-Further Senke, vor mehr als 100 000 Jahren. Man fand das Werkzeug 1961 bei Erdaushubarbeiten 1 km östlich der Ortschaft Pösing (Lkr. Cham). Flusstäler, wie das untere Regen- und das Altmühltal, zogen prähistorische Menschen besonders an. Eine altsteinzeitliche Klinge, die beim Bau eines Hauses in Diesenbach (Lkr. Regensburg) zu Tage kam, und Relikte, die in der Fischleitenhöhle bei Mühlbach (Gem. Dietfurt, Lkr. Neumarkt) gefunden wurden, belegen die Anwesenheit durchziehender Trupps von Neandertalern spätestens in der Würmeiszeit. Und auch im Tal der Donau fanden sich Zeugnisse der Frühmenschen. In der Gegend um Oberisling (Stadt Regensburg) hinterließen sie an Jagdrastplätzen Abschläge von Hornstein, Schaber, Faustkeile und andere Artefakte. Im Laufe der letzten Eiszeit scheinen sich vermehrt Familienclans der Wildbeuter im Süden der Oberpfalz, in den Tälern von Donau, Naab und unterer Altmühl aufgehalten zu haben. Gegen Ende der Würmeiszeit belegten sie schließlich weiter nördlich liegende Höhlen des Jura, wie die Bettelküche bei Troßalter (Lkr. Amberg-Sulzbach) westlich von Sulzbach-Rosenberg. Auch der Osten der Oberpfalz blieb nicht menschenleer. Im mittleren Schwarzachtal fand man Gerätschaften, deren Alter auf über 12 000 Jahre geschätzt wird. Zum Ende des Paläolithikums (8000 v. Chr.) wagten sich die Jägerhorden von der Donau kommend vilsaufwärts und erreichten wohl die Gegend von Ensdorf (Lkr. Amberg-Sulzbach) südlich von Amberg. Dass selbst der unwirtliche Nordosten der Oberpfalz nicht gänzlich gemieden wurde, wie man lange Zeit vermutete, zeigen die bei Moosbach südlich von Pleystein (Lkr. Neustadt/Waldnaab) gefundenen Artefakte, die einer endpaläolithischen Jägergruppe zugeordnet werden. Um das 8. Jahrtausend v. Chr. setzte eine entscheidende Klimaänderung ein. Wegen der fortschreitenden Erwärmung zogen sich Tundren- und Steppenvegetation zurück; an deren Stelle traten ausgedehnte Wälder. Die Großtiere der Eiszeit wanderten ab oder starben aus. Wisente, Auerochsen und Riesenhirsche wurden nun zu Beutetieren der mittelsteinzeitlichen Menschen, die, noch immer nicht sesshaft, weiter als Jäger und Sammler die Gegend durchstreiften. Höhlen suchten sie jetzt bevorzugt für kultische Zwecke auf, kaum mehr als Wohnplätze. Zeltlager – über einem Gerüst aus Holz- oder Geweihstangen spannte man Tierfelle – dienten als Unterkünfte, die durch die verbesserten Lebensbedingungen weniger häufig gewechselt werden mussten. Im Laufe der Mittelsteinzeit (Mesolithikum), die etwa um 5500 v. Chr. endete, dehnten die Jägerhorden ihre Beutezüge bis in die nördliche und östliche Oberpfalz aus. Das Gebiet der Cham-Further Senke wurde, wie zahlreiche Lesefunde belegen, auch im Mesolithikum regelmäßig begangen. Die Jungsteinzeit (Neolithikum) brachte schließlich den entscheidenden Wandel: Die Jäger und Sammler gaben ihr nomadisches Leben auf und wurden sesshaft. Feldbau und Viehhaltung, Vorratswirtschaft und Hausbau bestimmten nun das Leben der Menschen, die sich ganz neue handwerkliche Fertigkeiten aneignen mussten, um als Bauern zu überleben. Die Kenntnisse agrarischer Wirtschaftsformen hatten sich im Vorderen Orient bereits um 8000 v. Chr. herausgebildet und sickerten allmählich in Europa ein. Zuwanderer aus Pannonien brachten schließlich vor etwa 7000 Jahren als Erste Saatgut, Haustiere und das notwendige Wissen in den süddeutschen Raum. Sie siedelten sich auf den ertragreichen Lösslehmböden der Flusstäler an und integrierten in kurzer Zeit die heimischen, noch nomadisch lebenden Jäger. Wälder wurden gerodet, Dörfer und Felder angelegt. Die nun einigermaßen sichere Nahrungsversorgung führte sehr schnell zu einem bedeutenden Bevölkerungswachstum, sodass sich die Menschen dieser ersten Bauernkultur, nach den Verzierungen auf ihren Tongefäßen als Linearbandkeramiker bezeichnet, über ganz Mitteleuropa ausbreiten konnten. In der Oberpfalz ließen sich die frühen Siedler im Süden auf den fruchtbaren Böden des Donautals nieder. Das Dorf von Regensburg-Harting aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. belegt, mit welch hohem Material- und Arbeitseinsatz die Menschen, wohl Stichbandkeramiker, arbeiteten, um die großen 25 m langen und 6 m breiten strohgedeckten Wohn-, Arbeits- und Speicherhäuser zu errichten. Nördlich der Donau wird die überkommene nomadische Lebensweise noch einige Zeit fortgedauert haben, bis sich schließlich auch hier die Neuerungen durchsetzen konnten. Die Feuersteinstraße Feuerstein war der wichtigste Rohstoff der Jungsteinzeit. Wegen seiner beträchtlichen Härte und guten Spaltbarkeit wurde ein großer Teil der Werkzeuge und Waffen aus diesem Quarzmineral hergestellt. Nahe der Ortschaft Arnhofen bei Abensberg (Lkr. Kelheim/Ndb.) wurde in den 1980er-Jahren ein neolithisches Bergwerk entdeckt, in dem zwischen 5000 und 4000 v. Chr. Feuerstein abgebaut wurde. Das gewonnene Material transportierte man auf der „Feuersteinstraße“ quer durch die heutige Oberpfalz auf den Flüssen Donau, Regen, Naab und Schwarzach, die vermutlich mit Einbäumen befahren wurden, über die wichtige Verbindung der Cham-Further Senke und den Pass von Waldmünchen durch Böhmen bis in die Gegend des heutigen Prag. Etwa mit der beginnenden mittleren Jungsteinzeit (ab ca. 4900 v. Chr.) bildeten sich unterschiedliche regionale Kulturgruppen aus, deren Verbreitung in der Oberpfalz vorrangig im Süden lag. Die Gruppe Oberlauterbach (bis etwa 4600 v. Chr.) lässt sich durch Funde aus Piesenkofen (Lkr. Regensburg) nachweisen. Ihre Siedlungen aus Langhäusern legten die Oberlauterbacher bevorzugt in Spornlagen an und umgaben sie mit Gräben. Die Menschen der nachfolgenden Münchshöfener Kultur (bis etwa 3800 v. Chr.) ersetzten das Langhaus durch eine dreieckige Bauweise. Innerhalb ihrer Siedlungen fand man Bestattungen, die auf Menschenopfer hinweisen. Diese Kultur wurde stark aus dem südosteuropäischen Raum beeinflusst, wie die bei Aukofen (Lkr. Regensburg) gefundenen Keramiken zeigen. Die Altheimer Gruppe (bis ca. 3200 v. Chr.) folgte in ihrer Keramik der allgemeinen jungsteinzeitlichen Tendenz, schlichte grobwandige Schüsseln und Trichtertöpfe mit einfachen Randverzierungen zu fertigen. Die Menschen der Altheimer Kultur eroberten sich neues Siedlungsterrain, nämlich Feuchtböden. Ihre Häuser haben deshalb kaum Spuren hinterlassen. Bei Sengkofen (Lkr. Regensburg) kam eine Grubenhütte zu Tage, die wohl als Vorratslager diente. Bemerkenswert ist, dass die Altheimer als Erste in Süddeutschland Kupfer verarbeiteten. Nahe Piesenkofen (Lkr. Regensburg) und weiter westlich bei Griesstetten (Stadt Dietfurt, Lkr. Neumarkt) an der Altmühl wurden Siedlungen der Chamer Kultur (bis ca. 2200 v. Chr.) entdeckt. Die jungsteinzeitliche Siedlung im unteren Altmühltal lag geschützt zwischen Wasserläufen und bestand etwa 200 Jahre. Ihre mit Feuerstellen versehenen Häuser legten die Menschen annähernd quadratisch an und errichteten sie in Blockbauweise. Tierknochenfunde zeigen, dass sie Rinder, Schweine und Schafe als Haustiere hielten, vielleicht auch schon Pferde. Die Kultur der Schnurkeramiker, die kaum über Siedlungsplätze nachgewiesen werden kann, ist im Altmühltal bei Dietfurt durch mehrere Gräber dokumentiert. Zu den Grabbeigaben zählen Gefäße mit Schnurverzierung, Äxte und Beile aus Stein, Dolche aus Feuerstein und Knochengeräte. Um 2000/1800 v. Chr. ging die Jungsteinzeit mit der Glockenbecherkultur, die rund 200 Jahre West- und Mitteleuropa prägte, zu Ende. Glockenbecherleute hatten sich an der Donau und ihren Zuflüssen, wie an der Altmühl bei Dietfurt, und damit an wichtigen Handelsstraßen angesiedelt. In Regensburg-Barbing wurde Mitte 2010 das Grab eines mit Waffen, Keramik und einem Goldring ausgestatteten jungen Kriegers gefunden – ein ganz außergewöhnlicher Fund auch insofern, als in Bayern bisher aus dieser Epoche nur vier weitere Gräber mit Goldbeigaben entdeckt...


Anna Schiener, Dr. phil. (1955–2014), studierte Geschichte, Alte Sprachen und Archäologie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie war freiberufliche Autorin und Historikerin.


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