Scherer | Das innere System und sein Außen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Scherer Das innere System und sein Außen

Aufstellungsarbeit mit inneren Anteilen, äußeren Einflüssen und Systemgrenzen

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-7519-4503-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Um ein solch komplexes System wie die menschliche Psyche zu verstehen, müsste man entweder noch komplexer denken - was unmöglich ist - oder man reduziert die Komplexität durch geeignete Modelle." Als systemischer Begleiter hat Roland Scherer erfahren, wie komplex die menschliche Psyche ist. Sie ist für den menschlichen Geist nicht umfassend zu begreifen. Deshalb sind Modelle notwendig, die diese Komplexität auf ein beherrschbares, aber dennoch brauchbares Maß reduzieren. Einige Modelle postulieren, dass die Psyche des Menschen aus mehreren Persönlichkeitsanteilen besteht. Es gibt diese Modelle zum Teil schon recht lange und sie haben sich bewährt. Auch bei Aufstellungen der Psyche werden solche Modelle gern verwendet. Roland Scherer entwickelt mit dem Aufstellungsformat des Inneren Systems ein modifiziertes Modell, das auf dem Ego-State-Modell und seinen Verwandten basiert. Er geht dabei davon aus, dass es keine falschen oder richtigen Modelle gibt, sondern dass diese in der jeweiligen Situation mehr oder weniger zielführend sind. Basierend auf seinen Erfahrungen schafft er mit dem Inneren System eine Möglichkeit für den Klienten und Begleiter, innere Antriebe zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten. Mit dem Außen werden die Einflüsse aus der Umgebung des Klienten abgebildet. Dabei wird zwischen dem Innen und dem Außen eine deutliche, aber permeable Grenze gezogen.

Roland Scherer, Jahrgang 1951, Buchautor, systemischer Personal und Life-Coach. Als psychologischer Begleiter und Coach ausgebildet und zertifiziert, liegt sein Schwerpunk auf lösungsfokussierte Gesprächsführung, systemisches Denken und Handeln und Aufstellungen. Er praktiziert seit Jahren im Rahmen der Begleitung seiner Klienten Systemische Aufstellungen, wobei er die Systemische Struktur-Aufstellung nach Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd als besonders hilfreich erfahren hat. www.Coachingpraxis-Scherer.de/blog-coaching
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1 Modelle der Psychologie
Wir vereinfachen oft die Komplexität von Zusammenhängen und Systemen, um sie leichter greifbar und begreifbar zu machen. So sagen wir zum Beispiel: „Die Sonne geht im Osten auf“, wohl wissend, dass nicht die Sonne aufgeht, sondern dass sich die Erde so dreht, dass für uns der Eindruck entsteht, die an sich stillstehende Sonne würde im Osten aufsteigen. Wie einfach und leicht fassbar ist da das Denkmodell einer Sonne, die sich um eine stillstehende Erde dreht, vor allem, weil wir die Bewegung der Erde nicht wahrnehmen. Für den Alltag ist dieses vereinfachte Modell ja auch durchaus ausreichend. Nun sind Menschen als soziale Wesen besonders an Menschen interessiert, also an Systemen hoher Komplexität, die somit nichttrivial sind. Um sie zu verstehen, sollten wir lernen, Rückkopplungen zu beachten, indem wir zirkulär denken. Wir es gewohnt sind, immer nach möglichst einfachen Kausalitäten zu suchen. Diese Betrachtung mag für triviale Alltagsprobleme hinreichend sein und hat sich dort auch bewährt, für komplexe Fragestellungen ist sie nicht geeignet. Der Mathematiker Gödel hat nachgewiesen [Hofstadter, 1985], dass ein System nur dann von einem anderen System vollständig erfasst werden kann, wenn das zweite in hinreichendem Maße komplexer ist als das erste. Da Menschen im Wesentlichen gleich komplex sind, kann ein Mensch nur dann einem anderen begreifen, wenn er sich von diesem ein vereinfachendes Modell macht. Der Grad der Vereinfachung ist dabei von der Fragestellung abhängig. Interessiert nur das Verhalten eines Durchschnittsmenschen, kann grober vereinfacht werden, als wenn es sich um das Verhalten eines konkreten Menschen dreht. Die Gefahr ist dabei, dass wir anfangen in Stereotypen zu denken, wodurch wir einen anderen schnell einordnen können, auch auf die Gefahr hin, Fehler zu machen („Alle Deutschen sind pünktlich“, was ganz sicher für den öffentlichen Verkehr nur eingeschränkt gilt). Besonders in der Psychotherapie und im Coaching geht es aber um einen einzelnen konkreten Menschen, und so haben Psychotherapeuten lange und mit unterschiedlichen Ergebnissen um vereinfachende Modelle gerungen. Die Ergebnisse waren deshalb unterschiedlich, weil auch die Fragestellungen unterschiedlich waren. Das zur Fragestellung passende Modell zu finden, ist keineswegs trivial. Wie Steve de Shazer sagt: „Einfach zu sein, ist harte Arbeit.“ Auch in anderen Wissenschaften wird mit Modellen gearbeitet, und auch dort kämpfen Wissenschaftler mit ähnlichen Problemen. Gerade in der Physik, sei es in der theoretischen Teilchenphysik oder in den mehr anwendungsorientierten Ingenieurswissenschaften, ist die Bildung eines passenden Modells der Königsweg zur Lösung. Wann vereinfache ich so stark, dass die Ergebnisse unbrauchbar werden? Was muss ich noch beschreiben? Was gehört zum System und wie sind die Randbedingungen? Muss ich das betrachtete System umfangreicher machen, weil ich ansonsten keine Aussagen über die Randbedingungen machen kann? Und wann ist das Modell so komplex, dass es nicht mehr beherrscht bzw. berechnet werden kann? Das Verhalten eines einzelnen, konkreten Menschen nun kann grundsätzlich nicht berechnet werden, denn es ist chaotisch. Vorhersagen sind also unmöglich, man kann nur statistische Aussagen machen. Wenn ich also einen Menschen dabei begleiten möchte, wenig hilfreiches Denken und Verhalten abzulegen, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mit ihm auf ein Modell zu einigen, das ihn für die vorliegende Fragestellung „gut genug“ beschreibt. Nur so können wir mit möglichst wenigen Missverständnissen kommunizieren. Dabei darf niemand das Modell mit der Wirklichkeit verwechseln. Wie eine Landkarte die Wirklichkeit immer vereinfacht darstellt – das ist ihr Sinn, denn ein 1:1-Modell einer Landschaft wäre wenig hilfreich, ja sogar nutzlos – stellt auch ein Modell nur einzelne Aspekte der Wirklichkeit dar, verzerrt andere oder lässt sie ganz aus. Wenn ich auf Deutschlands Autobahnen fahren möchte, werde ich zu einer Übersichtskarte greifen, die die Autobahnen darstellt. Diese sind aber viel zu dick gezeichnet, denn wenn ich Deutschland so verkleinere, das es auf eine A4-Seite passt, wären sie zu dünn, als dass ich sie noch erkennen könnte. Der Streit, der zwischen psychologischen Schulen immer wieder auftritt, ist ein Streit um das „richtige Modell“ des Menschen. Er ist weitgehend sinnlos, denn jedes Modell lässt gewisse richtige Schlüsse zu. Wird es aber überdehnt, also zu Aussagen missbraucht, zu denen es nicht geeignet ist, führt das zu falschen Schlüssen. Bei der Entwicklung eines jeden Modells muss man also darauf achten, nicht nur das Modell zu beschreiben, sondern auch seine Grenzen und Randbedingungen, innerhalb derer es gültig ist. Naturwissenschaftler beachten diese Regeln seit langem, Geisteswissenschaftler tun sich etwas schwerer damit. 1.1 Die Wirklichkeit als Konstrukt
Das Bild, das sich Menschen von der Welt machen, kann durchaus radikal unterschiedlich sein. Wir unterscheiden hier grundsätzlich zwischen Positivismus und Konstruktivismus, wobei das keine rein akademische Frage ist. Je nach dem Bild, das ich mir von der Welt mache, beurteile ich auch Menschen und ihre Fähigkeit, die Welt wahrzunehmen und zu beeinflussen, unterschiedlich. Wirklichkeit ist erst einmal alles, was wirkt. Insofern sind auch unsere Empfindungen und Vorstellungen wirklich, denn sie haben Auswirkungen auf unser Denken und Handeln. Wir können also die Wirklichkeit für uns ändern, indem wir unsere Interpretation des Erfahrenen oder unserer Erinnerungen ändern. Das kann zu einer bedeutungsverändernden Neubewertung und der Einführung von Ressourcen führen, die zum Erlebenszeitpunkt (noch) nicht vorhanden waren. Deshalb kann der Satz: "Damals konntest Du Dich nicht wehren, heute bist Du erwachsen!" durchaus zu einer Änderung der subjektiv wahrgenommenen Vergangenheit führen. Die Erkenntnistheorie beschäftigt sich mit der Tätigkeit des Beobachtung der Umgebung und inwieweit der Beobachter daraus Erkenntnisse über die Wirklichkeit gewinnen kann. Menschen gehen davon aus, dass die Wirklichkeit bestimmte Eigenschaften hat: Zugänglichkeit Die Möglichkeit, die Wirklichkeit zu erfahren und wahrzunehmen. Intersubjektivität Die Überzeugung, dass das, was ein Beobachter mit seinen Sinnen aufnimmt, auch von anderen genau so wahrgenommen wird. Verlässlichkeit Die Sicherheit, dass sich nichts ohne Ursache ändert und dass heute noch gilt, was gestern gegolten hat. Erst wenn diese drei Grundsätze gelten, nehmen wir das, was wir wahrnehmen, auch als Wirklichkeit an. Dabei gibt es durchaus erkenntnistheoretische Schulen, die anderen Überzeugungen folgen. Drei gegensätzliche möchte ich hier nennen. 1.1.1 Konstruktivismus
Bei diesem Modell wird davon ausgegangen, dass der Beobachter die Wirklichkeit nicht erkennen kann, weil er die Sinneseindrücke erst in seinem Kopf zu seinem Bild der Wirklichkeit formt. Dabei wird das Wahrgenommene durch den Filter der Erfahrungen so modifiziert, dass es für den Beobachter verständlich wird. Ein scheinbar triviales Beispiel ist das, was wir sehen. Bestimmte elektromagnetische Wellen unterschiedlicher Wellenlänge werden als verschiedene Farben wahrgenommen, andere als Wärme und wieder andere, zum Beispiel Ultrakurzwellen, können wir überhaupt nicht wahrnehmen. Hier nehmen wir technische Mittel, zum Beispiel einen Funkempfänger, zu Hilfe, um sie überhaupt nachweisen zu können. Ein Gemisch elektromagnetischer Wellen eines bestimmten Wellenlängenbereichs - des sichtbaren Lichts - wird im ersten Schritt als ein impressionistisches Bild verschiedener Farben und Helligkeiten wahrgenommen. Dieses Bild wird dann aufgrund der Erfahrung interpretiert. Das Gehirn konstruiert also aus den wahrgenommenen Farbflecken die Gegenstände, die der Beobachter schon kennt. Der radikale Konstruktivismus geht sogar davon aus, dass möglicherweise keine Realität existiert, sondern dass wir alles, was wir wahrnehmen, in unserem Intellekt konstruieren. Wir träumen also, ähnlich wie im Film „Matrix“, die Realität. Diese Vorstellung macht jedoch jedes aktive Bemühen, die Umstände zu verbessern, überflüssig, denn nichts findet wirklich statt. Von daher ist sie für die Bewältigung unser Leben nicht zielführend. Allerdings können wir beobachten, dass ein Ereignis von verschiedenen Personen unterschiedlich erlebt wird. Das, was wir erleben, ist also nur zum Teil die Wirklichkeit, zum anderen unsere Interpretation. So ist auch der Satz von Milton Ericson zu verstehen, dass es nie zu spät ist, eine glückliche Kindheit zu haben. Verändern wir die Bewertung des Erlebten, ändert sich damit auch unsere Erinnerung, und es scheint uns, als wäre unsere Vergangenheit eine andere geworden. 1.1.2 Realismus
Der Grundgedanke des Realismus ist, dass eine erkennbare...


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