Kann die Förderung frühkindlicher Bildungsprozesse in der Kindertagespflege unter den aktuellen Bedingungen gelingen?
E-Book, Deutsch, 60 Seiten
ISBN: 978-3-86341-530-3
Verlag: Diplom.de
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Anja Schäfer wurde 1968 in Schloß Neuhaus bei Paderborn geboren. Nach der Ausbildung und Tätigkeit als Kommunalbeamtin übte sie zunächst unterschiedliche Tätigkeiten in der Kommunalverwaltung aus, von 1999 - 2009 arbeitete sie im Jugendamt der Stadt Paderborn, Fachbereich Kindertagespflege. Im Jahr 2006 entschied sich die Autorin, ihre umfangreichen praktischen Erfahrungen durch ein Studium der Sozialen Arbeit weiter auszubauen und zu fundieren. Das berufsbegleitende Bachelorstudium der Sozialen Arbeit an der FH Münster schloss sie im März 2010 mit Auszeichnung ab. Während des Studiums entwickelte die Autorin ein besonderes Interesse für die frühkindliche Bildung und entwickelte u.a. im Rahmen eines Praxisprojektes ein Fortbildungskonzept zur Bildungsdokumentation in der Kindertagespflege. Die bei der Durchführung und Evaluation der Fortbildungen gewonnenen Kenntnisse motivierten die Autorin, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Seit Januar 2010 arbeitet Anja Schäfer im Pflegekinderdienst der Stadt Verl, darüber hinaus engagiert sie sich weiterhin als freiberufliche Dozentin im Bereich Kindertagespflege.
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1;Frühkindliche Bildung in der Kindertagespflege Kann die Förderung frühkindlicher Bildungsprozesse in der Kindertagespflege unter den aktuellen Bedingungen gelingen?;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;3
1.2;1 Einleitung;5
1.3;2 Begriffsklärungen und Rahmenbedingungen;6
1.3.1;2.1 Der Begriff „Kindertagespflege“;6
1.3.2;2.2 Rechtliche Grundlagen: Der Bildungsauftrag in der Kindertagespflege;7
1.3.3;2.3 Das Bildungsverständnis in der Elementarbildung;10
1.4;3 Grundlagen und Voraussetzungen für frühes Lernen;12
1.4.1;3.1 Kindliche Grundbedürfnisse;12
1.4.1.1;3.1.1 Physische Grundbedürfnisse;12
1.4.1.2;3.1.2 Psychische Grundbedürfnisse;12
1.4.2;3.2 Frühe Kindheit: Neurobiologische Erkenntnisse;14
1.4.3;3.3 Entwicklungspsychologische Grundlagen;17
1.4.3.1;3.3.1 Grundlegende Entwicklungsverläufe;17
1.4.3.2;3.3.2 Aktuelle Erkenntnisse;19
1.4.4;3.4 Zwischenfazit: Wann und wie lernen Kinder?;20
1.5;4 Aus dem Bildungsauftrag hervorgehende Anforderungen an die Kindertagespflege;21
1.5.1;4.1 Orientierungsqualität;22
1.5.1.1;4.1.1 Bildungsplan;22
1.5.1.2;4.1.2 Bildungsziele;23
1.5.1.3;4.1.3 Pädagogisches Konzept;25
1.5.2;4.2 Strukturqualität;26
1.5.2.1;4.2.1 Kenntnisse und Kompetenzen;26
1.5.2.2;4.2.2 Betreuungsschlüssel und Kontinuität;28
1.5.2.3;4.2.3 Fachberatung;28
1.5.2.4;4.2.4 Vernetzung;28
1.5.2.5;4.2.5 Räumlichkeiten, Lernumfeld;29
1.5.2.6;4.2.6 Finanzielle und personelle Ausstattung;29
1.5.3;4.3 Prozessqualität;30
1.5.3.1;4.3.1 Eingewöhnungsprozess;30
1.5.3.2;4.3.2 Bindungen und Beziehungen;30
1.5.3.3;4.3.3 Interaktion zwischen der Tagespflegeperson und dem Kind;30
1.5.3.4;4.3.4 Individuelle Förderung;31
1.5.3.5;4.3.5 Pädagogische Haltungen und Kompetenzen;32
1.5.3.6;4.3.6 Elternarbeit;32
1.5.3.7;4.3.7 Orientierung und Vernetzung im Sozialraum;33
1.5.3.8;4.3.8 Beobachtung und Dokumentation;33
1.5.4;4.4 Exkurs: „Bildungs- und Lerngeschichten“;33
1.6;5 Kindertagespflege aktuell;35
1.6.1;5.1 Quantitativer Ausbau;36
1.6.2;5.2 Bildungspläne und Konzepte;36
1.6.3;5.3 Qualifikation der Tagespflegepersonen;36
1.6.4;5.4 Beobachtung und Dokumentation;37
1.6.5;5.5 Finanzierung und Pflegegeldleistungen;37
1.6.6;5.6 Qualitätssicherung- und Weiterentwicklung;38
1.7;6 Resümee;38
1.8;Literaturverzeichnis;42
1.9;Anhang;48
Textprobe: Kapitel 4.2.2, Betreuungsschlüssel und Kontinuität: TPP benötigen aufgrund der individuellen Verläufe von Bildungsentwicklungen und der Orientierung am Kind spezifische Kenntnisse über jedes Kind: Seine Interessen, sein Umfeld, seine speziellen Ressourcen. Sie brauchen daher Zeit, um sich jedem Kind - und seiner Familie - individuell zuzuwenden. I.d.R. werden bis zu fünf fremde Kinder in der TP betreut. Die in Kapitel 3 beschriebenen Erkenntnisse verdeutlichen, dass ein niedrigerer Betreuungsschlüssel erforderlich ist, je jünger die Kinder und je altershomogener die betreuten Kinder sind. Daher wird folgender Betreuungsschlüssel als geeignet erachtet: Betreuungsschlüssel 1:2 bei Kindern bis zu 12 Monaten betragen, 1:3 bei Kindern bis zu 24 Monaten und 1:5 bei älteren Kindern. Fluktuationen durch Wechsel der Tagespflegestellen sind soweit wie möglich zu vermeiden, um die Bindungsqualität und Bildungsentwicklung nicht negativ zu beeinflussen. Fachberatung: TPP arbeiten überwiegend in ihren privaten Räumlichkeiten, also weitestgehend isoliert, daher müssen für die Sicherung der Qualität Strukturen vorhanden sein, um Fragen zur Bildungsförderung zu beantworten. Nach dem SGB VIII haben TPP Anspruch auf Beratung durch den Jugendhilfeträger. Experten fordern für maximal 40 Tagespflegefälle eine entsprechend ausgebildete Fachberatung. Die Fachberatung umfasst u.a. die begleitende Beratung, Hausbesuche, Sicherstellen der Qualifizierung, Fachaustausch sowie Möglichkeiten der formellen und informellen Begegnungen. Darüber hinaus könnte durch die Fachberatung die Qualitätssicherung und -entwicklung der Bildungsförderung realisiert werden, indem sie den TPP z.B. Evaluationsinstrumente an die Hand gibt. Vernetzung: Für die Sicherung der Bildungsqualität sind Vernetzungen mit anderen TPP oder weiteren Akteuren (z.B. Kindertagesstätten) von Vorteil. TPP könnten vor Ort und mit Unterstützung der Fachberatungen kollegiale Fallberatungsteams bilden, mit Hilfe derer konkrete Bildungsentwicklungen und das eigene pädagogische Handeln reflektiert und Ideen für weitere Schritte entwickelt werden können. Vernetzungen könnten darüber hinaus durch eine Tagesbetreuungskonferenz (mit Beteiligung der Fachberatung, der Fachkräfte und weiterer Akteure) in Familienzentren sozialräumlich realisiert werden, um die Qualität durch die gemeinsame Entwicklung von Standards, Konzepten, durch Fortbildungsangebote, Reflexion, kollegiale Beratung und Evaluation zu sichern. Die Gremien sollten durch den Jugendhilfeträger initiiert, unterstützt und von diesem koordiniert werden. Räumlichkeiten, Lernumfeld: Nach den rechtlichen Vorgaben findet die Betreuung in kindgerechten bzw. geeigneten Räumlichkeiten statt. Wie beschrieben haben Kinder einen großen Anteil an ihrer eigenen Entwicklung. Sie suchen sich selbständig aus den ihnen gebotenen Möglichkeiten Erfahrungen und Aktivitäten, durch die sie - altersgemäß primär über Sinneserfahrungen - lernen. Der Abwechslungsreichtum der Umwelt bestimmt, wie komplex sich das Gehirn entwickelt und vernetzt. Raumgestaltung gehört daher zu den zentralen pädagogischen Aufgaben. Die Tagespflegestelle sollte einen ausbalancierten, geschützten und überschaubaren Rahmen für Bildungsentwicklungen bieten. Dieser sollte Kindern entwicklungsentsprechend Freiflächen, Spielflächen und sinnesanregende Materialien, Anregungen, Herausforderungen, Raum für Kreativität und Phantasie, Gelegenheit zum gemeinsamen Spiel und auch Rückzugsmöglichkeiten bieten. Räume müssen so gestaltet sein, dass sie Neugierde und Forscherdrang von Kindern befriedigen. Sie müssen den Kindern erlauben, Orte, Zeitdauer, Materialien sowie Spielpartner selbst zu wählen. Neben den Räumlichkeiten sollte auch das Umfeld ausreichend Anregungen und Bildungsgelegenheiten bieten, z.B. durch Spielen in der Natur. Finanzielle und personelle Ausstattung: Eine Studie zur Auswirkung zusätzlicher Investitionen in strukturelle Rahmenbedingungen auf die Qualität der pädagogischen Arbeit kam zu dem Ergebnis, dass personelle und zeitliche Ressourcen entscheidende Faktoren im Hinblick auf die Qualität frühkindlicher Tagesbetreuung darstellen. Bildungsförderung kann nur gelingen, wenn die Fachkräfte entsprechend den geschilderten Anforderungen ausgebildet und die Tagespflegestellen entsprechend ausgestattet sind. Hohe Anforderungen an die Qualifikation und erhöhter Personalbedarf (Fachberatung und TPP) verlangen jedoch einen erhöhten Einsatz finanzieller Mittel.