Schachinger | Psychologie der Politik | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Schachinger Psychologie der Politik

Eine Einführung
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-456-95409-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Eine Einführung

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-456-95409-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Es liegt auf der Hand, dass die politischen Vorgänge der Meinungsbildung, Konfliktbewältigung, Überzeugung und Konsensfindung im Kern auch (sozial-)psychologische Vorgänge sind. Umso erstaunlicher, dass es bisher keine umfassende Einführung in die Psychologie der Politik gibt! Die Autorin, Dozentin an der Universität Wien, schließt diese Lücke mit einer gut lesbaren und informativen Einführung in die politische Psychologie. Die behandelten Inhalte betreffen nicht nur Politschaffende und Wahlvolk, sondern auch relevante politische Themen wie Migration und Fremdenfeindlichkeit, gesellschaftliche Ungleichheiten, soziale und politische Bewegungen und gewalttätige Konflikte. Darüber hinaus werden Wege der Konfliktlösung, Friedenssicherung und Demokratieförderung aufgezeigt.

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Zielgruppe


Studierende der Psychologie, Politologie, Soziologie und Philosophie sowie interessierte Laien.

Weitere Infos & Material


1;Psychologie der Politik;1
1.1;Inhalt;6
1.2;Vorwort;12
2;Einfu¨hrung;14
2.1;Kleine Gebrauchsanweisung zum Lesen des Buches;15
3;1. Wissenschaftliche Forschung zum Wohle der Menschheit;18
3.1;1.1 Den Dingen auf den Grund gehen wollen;18
3.2;1.2 Wissenschaft. Großer Nutzen mit Risiken;20
3.3;1.3 (Sozial-)psychologische Forschung;23
3.3.1;1.3.1 Nutzbarmachung (sozial-)psychologischer Forschung;24
3.3.2;1.3.2 Einige Empfehlungen fu¨r Forschende;26
3.4;1.4 Ein wichtiger Anwendungsbereich der Sozialpsychologie: Die politische Psychologie;27
3.4.1;1.4.1 Menschenbilder;28
4;2. Der Mensch als Individuum und als soziales Wesen;30
4.1;2.1 Das Individuum: Der Mensch als einzigartiges Wesen;30
4.2;2.2 Die Gruppe: Der Mensch als soziales Wesen;33
4.3;2.3 Resu¨mee: Der Mensch als Individuum und als soziales Wesen;36
5;3. Politikerinnen und Politiker;38
5.1;3.1 Beschreibung von Politikerinnen und Politikern;39
5.1.1;3.1.1 Psychoanalytische Beschreibung;40
5.1.2;3.1.2 Beschreibung der Persönlichkeit;42
5.1.3;3.1.3 Beziehungsfokus;44
5.1.4;3.1.4 Arbeits- und Fu¨hrungsstil;46
5.1.5;3.1.5 Fallbeispiele;51
5.1.6;3.1.6 Resu¨mee: Politiker und Politikerinnen beschreiben;52
5.2;3.2 Selbstdarstellung der Politakteure;53
5.2.1;3.2.1 Resu¨mee: Selbstdarstellung der Politakteure;55
5.3;3.3 Ein Anforderungsprofil fu¨r politisch Verantwortliche;56
5.3.1;3.3.1 Psychologische Voraussetzungen fu¨r ein politisches Amt;56
5.3.2;3.3.2 Unrealistische Anspru¨che an politisch Tätige;57
5.3.3;3.3.3 Resu¨mee: Strenge Maßstäbe und weise Politschaffende;59
5.4;3.4 Fehler und Fehltritte;60
5.4.1;3.4.1 Skandalmanagement;61
5.4.2;3.4.2 Welche Fehler und Schwächen werden verziehen?;62
5.4.3;3.4.3 Kriminelles Verhalten der Mächtigen: Machtmissbrauch und Korruption;63
5.4.4;3.4.4 Gegenmittel;65
5.5;3.5 Machtwechsel. Politische Nachfolge in Demokratien;66
5.5.1;3.5.1 Die Nachru¨ckenden bringen sich in Stellung;68
5.5.2;3.5.2 Reaktionen der Abzulösenden;69
5.5.3;3.5.3 Rollenverständnis der Nachru¨ckenden;70
5.6;3.6 Einfluss und Macht;71
5.6.1;3.6.1 Arten von Machtausu¨bung;72
5.7;3.7 Politische Entscheidungen;73
5.7.1;3.7.1 Über die Schwierigkeit, gute Entscheidungen zu treffen;74
5.7.2;3.7.2 Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen;77
5.7.3;3.7.3 Ursachen fu¨r Fehlentscheidungen;80
5.7.4;3.7.4 Mögliche Fallen bei Gruppenentscheidungen;81
5.7.5;3.7.5 Einige Richtlinien fu¨r gute Entscheidungen;84
5.8;3.8 Politische Kommunikation;87
5.8.1;3.8.1 Medien;88
5.8.2;3.8.2 Meinungsumfragen;89
5.8.3;3.8.3 Die politische Rede;91
5.8.4;3.8.4 Die Kunst der Überzeugung;93
5.8.5;3.8.5 Politische Rhetorik in Krisenzeiten;95
5.9;3.9 Wahlkampf;98
5.9.1;3.9.1 Fehlentwicklungen;99
5.9.2;3.9.2 Faktoren, die zum Wahlsieg verhelfen können;102
6;4. Wählerinnen und Wähler;110
6.1;4.1 Politische Sozialisation;110
6.1.1;4.1.1 Theoretische Modelle zur politischen Sozialisation;111
6.1.2;4.1.2 Einflussquellen fu¨r das politische Denken und Handeln;113
6.1.3;4.1.3 Auswirkungen auf die Persönlichkeit;114
6.1.4;4.1.4 Auswirkungen auf grundlegende Werte;118
6.1.5;4.1.5 Politisches Engagement u¨ber die Generationen;119
6.2;4.2 Politische Meinungsbildung, Ideologien und politische Lager;120
6.2.1;4.2.1 Wahrnehmung und Informationsverarbeitung;120
6.2.2;4.2.2 Politische Meinungsgeru¨ste: Ideologien;123
6.2.3;4.2.3 Die politische Landschaft: linke und rechte Lager;125
6.3;4.3 Wahlverhalten;127
6.3.1;4.3.1 Problemlagen;128
6.3.2;4.3.2 Wahlentscheidung;130
7;5. Gesellschaftlich relevante soziale Kategorien;134
7.1;5.1 Einfu¨hrung: Die Gruppe als soziale Kategorie;134
7.1.1;5.1.1 Unerfreuliche Nebenwirkungen der Kategorienbildung;136
7.1.2;5.1.2 Auswirkungen von Gruppenzugehörigkeiten;138
7.1.3;5.1.3 Zusammenfassung und ein positiver Ausblick;154
7.2;5.2 Frauen und Männer;157
7.2.1;5.2.1 Definitionen;157
7.2.2;5.2.2 Sexismus;159
7.2.3;5.2.3 Gewalt gegen Frauen;161
7.2.4;5.2.4 Frauen- und Männerrollen;163
7.2.5;5.2.5 Frauen und (politische) Macht;166
7.2.6;5.2.6 Resu¨mee: Mehr Macht den Frauen;168
7.3;5.3 Zuwanderer und Einheimische: Migration und Integration;170
7.3.1;5.3.1 Zuwanderer;170
7.3.2;5.3.2 Einheimische;183
7.3.3;5.3.3 Integration;197
7.4;5.4 Arm und Reich;211
7.4.1;5.4.1 Reichtum;211
7.4.2;5.4.2 Armut;216
7.4.3;5.4.3 Mittelständischer Wohlstand;217
7.4.4;5.4.4 Warum sind manche Menschen arm und andere reich?;223
7.4.5;5.4.5 Sind reiche Menschen glu¨cklicher als arme?;226
7.4.6;5.4.6 Was Menschen wirklich glu¨cklich macht;228
7.5;5.5 Religionsgemeinschaften;230
7.5.1;5.5.1 Warum sind Menschen religiös?;232
7.5.2;5.5.2 Religion und Politik;236
7.5.3;5.5.3 Resu¨mee: Religionsgemeinschaften;238
8;6. Konflikte;240
8.1;6.1 Einige Charakteristika von Konflikten;241
8.2;6.2 Konfliktdynamiken;242
8.2.1;6.2.1 Eskalationsstufen von Konflikten;242
8.2.2;6.2.2 Konkurrenz und Wettbewerb;244
8.2.3;6.2.3 Verteidigung und Angriff;245
8.3;6.3 Gewaltszenarien;247
8.3.1;6.3.1 Extremismus und Fundamentalismus;248
8.3.2;6.3.2 Terrorismus;249
8.3.3;6.3.3 Psychologische Konsequenzen von Terrorismus;252
8.3.4;6.3.4 Ethnische Konflikte;254
8.3.5;6.3.5 Kriege;256
8.4;6.4 Ursachenforschung zu extremer Gewalt;258
8.4.1;6.4.1 Systemische Ursachen von extremer Gewalt: Gesellschaftliche und politische Missstände;259
8.4.2;6.4.2 Propaganda und Indoktrinierung;261
8.4.3;6.4.3 Psychologische Ursachen von extremer Gewalt: Wie Menschen zu Unmenschen werden;263
8.4.4;6.4.4 Opferperspektive;281
8.5;6.5 Als zuversichtlicher Ausblick: Positive Reaktionen auf Krisen;284
9;7 Konfliktlösung;286
9.1;7.1 Gewalttätige Konflikte lösen;287
9.1.1;7.1.1 Gewalt stoppen, bevor sie ausufert;287
9.1.2;7.1.2 Frieden schaffen;289
9.2;7.2 Psychologische Friedenssicherung. Der Prozess der Versöhnung;292
9.2.1;7.2.1 Heilung von erlittener Traumatisierung;293
9.2.2;7.2.2 Entwicklung eines gemeinsamen Geschichtsverständnisses;295
9.2.3;7.2.3 Kollektive Schuldgefu¨hle;298
9.2.4;7.2.4 Schuldeingeständnisse und Entschuldigungen;300
9.2.5;7.2.5 Regierungsentschuldigungen fu¨r begangenes Unrecht;302
9.2.6;7.2.6 Entschädigungen und Wiedergutmachung fu¨r die Opfer;305
9.2.7;7.2.7 Verzeihen und Versöhnen;307
9.2.8;7.2.8 Fallbeispiele;309
9.3;7.3 Dauerhafte Friedenssicherung. Gewaltfreie Konfliktlösung;311
9.4;7.4 Konfliktlösung in der Praxis;315
9.4.1;7.4.1 Konfliktlöseworkshops;315
9.4.2;7.4.2 (Psychologische) Arbeit mit Tätern;318
9.5;7.5 Resu¨mee;320
10;8. Wege in eine bessere Welt;322
10.1;8.1 Begrifflichkeiten fu¨r eine bessere Welt: Ideale, Normen, Ethik, Moral und Werte;323
10.2;8.2 Moral;324
10.3;8.3 Werte;325
10.3.1;8.3.1 Eine Begriffsklärung;326
10.3.2;8.3.2 Stabilität von Werten;327
10.3.3;8.3.3 Ein universelles Wertemodell;329
10.3.4;8.3.4 Wertekonflikte;331
10.3.5;8.3.5 Werte und Handeln;333
10.3.6;8.3.6 Resu¨mee: Werte sind mehr als schöne Worte;334
10.4;8.4 Gerechtigkeit;335
10.4.1;8.4.1 Gerechtigkeitsprinzipien;335
10.4.2;8.4.2 Psychologische Aspekte von Gerechtigkeit;339
10.4.3;8.4.3 Die Welt (psychologisch) gerechter machen;341
10.4.4;8.4.4 Resu¨mee: Eine gerechtere Welt ist möglich;343
10.5;8.5 Freiheit und Verantwortung;344
10.5.1;8.5.1 Verantwortung;347
10.5.2;8.5.2 Resu¨mee: Verantwortung fu¨r sich selbst, andere und die Welt;350
10.6;8.6 Altruismus und Empathie;350
10.6.1;8.6.1 Motive fu¨r Hilfeleistung;352
10.6.2;8.6.2 Kosten und Nutzen von Hilfeleistung;353
10.6.3;8.6.3 Unterlassene Hilfeleistung;355
10.6.4;8.6.4 Förderliche Faktoren fu¨r die Hilfeleistung;357
10.6.5;8.6.5 Implikationen fu¨r die Praxis;358
10.7;8.7 Zivilcourage;360
10.8;8.8 Soziale und politische Bewegungen: Ein Motor gesellschaftlicher Veränderung;362
10.8.1;8.8.1 Wichtige Merkmale von Weltverbesserern;364
10.8.2;8.8.2 Barrieren fu¨r politisches und soziales Engagement;367
10.8.3;8.8.3 Mobilisierung fu¨r politisches und soziales Engagement;369
10.8.4;8.8.4 Langfristiges politisches und soziales Engagement;372
10.8.5;8.8.5 Sympathie und Solidarität der Bevölkerungsmehrheit gewinnen;374
10.8.6;8.8.6 Arten von (Protest-)Aktivitäten;375
10.8.7;8.8.7 Gewaltfreier Widerstand;377
10.8.8;8.8.8 Freiwilligenarbeit und ehrenamtliches Engagement;378
10.8.9;8.8.9 Positive Auswirkungen von politischem und sozialem Engagement;380
10.9;8.9 Bestmögliche Kinder- und Jugendförderung;382
10.9.1;8.9.1 Vermeidung bzw. Umkehr von Fehlentwicklungen;383
10.9.2;8.9.2 Liebevoll fordern und fördern;391
10.9.3;8.9.3 Kompetenzen fu¨rs Leben vermitteln;393
10.9.4;8.9.4 Resu¨mee: Die bestmögliche Kinder- und Jugendförderung;402
10.10;8.10 Grundfesten einer besseren Welt;403
10.10.1;8.10.1 Demokratische Werte schu¨tzen und weiterentwickeln;403
10.10.2;8.10.2 Menschenrechte schu¨tzen;405
10.10.3;8.10.3 Universelle Gu¨ltigkeit von Demokratie und Menschenrechten;407
10.10.4;8.10.4 Eine bessere Welt ist eine ausbalancierte Welt;409
10.10.5;8.10.5 Die Menschheit als Einheit in der Vielfalt;411
10.10.6;8.10.6 Grundlagen einer humanen (Welt-)Gesellschaft;414
10.10.7;8.10.7 Unser aller Verantwortung;416
10.10.8;8.10.8 Aufgabe von Psychologinnen und Psychologen;417
11;Nachwort;420
12;Verzeichnisse;422
12.1;Literaturverzeichnis;422
12.2;Sachwortverzeichnis;460


Fachleute, die ein größeres Wissensgebiet so einigermaßen überblicken, sind längst eine seltene Spezies. Neben den Superspezialisten braucht es aber wieder vermehrt Leute mit Allroundwissen, die zwar nicht über Details Auskunft geben können, aber dafür das größere Ganze im Auge haben, damit nicht über tausenderlei Detailfragen, die zweifelsfrei wichtig sind und die Forschung vorantreiben und bereichern, der Überblick verloren geht und man am Ende wo landet, wo man eigentlich nie hinwollte. Grenzenlose Wissenschaft? Forschung und Wissenschaft sind wie allen anderen menschlichen Unternehmungen auch Grenzen gesteckt. Die Grenzen können in einem derzeitigen fachlichen und methodischen Ungenügen liegen, oder in ethisch-moralischen Bedenken oder aber pragmatisch begründet sein (z.B. fehlende Geldmittel). Dazu muss freilich festgehalten werden, dass Grenzen, die sich heute auftun, schon morgen aufgrund neuer Erkenntnisse und Entwicklungen wieder überwunden sein können. Immer wieder werden wissenschaftliche Neuländer betreten, die davor nicht einmal in Science-Fiction-Romanen auch nur ansatzweise phantasiert worden wären. Es sei jedoch betont, dass die Wissenschaften genauso wenig die Heilsbringerinnen der Menschen sein können wie die Religionen, die Künste oder die Politik oder was auch immer. Aber sie leisten im konstruktiven Zusammenspiel mit den anderen Einrichtungen und Stützen einer Gesellschaft unverzichtbare Dienste an der Menschheit.

1.2 Wissenschaft. Großer Nutzen mit Risiken

Heutzutage hängen Wohl und Wehe unserer Zivilisation mehr denn je von Wissenschaft und Technik ab. Dabei lässt sich nicht bestreiten, dass Wissenschaft und Technik nicht nur Probleme lösen, sondern auch immer wieder neuartige Probleme schaffen. Mit dem teils rasanten Fortschritt von Forschung und Wissenschaft kann die praktische und ethische Vernunft nicht immer Schritt halten. Die Wertefrage ist mit der Anwendung von Wissenschaft und Forschung freilich untrennbar verbunden. Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch menschlich wünschenswert und unter moralisch-ethischen Gesichtspunkten vertretbar. Wissenschaftsgläubigkeit bis zur völligen Unterwerfung und Wissenschaftsskeptizismus bis zur totalen Ablehnung sind in ihrer Einseitigkeit abzulehnen und wenig zielführend. Ein kritisch-würdigender Zugang, der sich der Vorteile und des Nutzens bewusst ist, dabei aber mögliche Gefahren und Risiken in Betracht zieht, ist dagegen ein vernünftiger Mittelweg.

Gefahr von Missbrauch. Keine Forschung ist vor Missbrauch geschützt. Sobald eine Studie oder Theorie publiziert und öffentlich ist, kann sie sowohl zum Guten als auch zum Schlechten wirken. Jedes Ergebnis kann für eigennützige Zwecke, zum Schaden anderer und für bösartige Absichten missbraucht werden. So haben etwa die Nazis die Evolutionstheorie zu ihren Zwecken zurechtgebogen und daraus mithilfe willfähriger Wissenschaftler eine obskure Theorie vom deutschen «Herrenmenschen» entwickelt, dem die sogenannten «Untermenschen» zu gehorchen hätten. Ein Missbrauch kann sich aber auch in weniger dreisten und unheilvollen Strategien äußern: Es werden etwa nur jene Studienergebnisse für eine Entscheidung herangezogen, die den eigenen Interessen entsprechen. Studien, die dem Eigennutz widersprechen, werden dagegen ignoriert. Hier ist eine ausgewogene Berichterstattung der Medien gefordert, die auch Fachleute mit entgegengesetzten Meinungen zu Wort kommen lässt, und auch Studien erwähnt, die zu anderen Ergebnissen und/oder Schlussfolgerungen kommen.

Kosten. Forschung kostet Geld, sehr viel Geld und ist daher auf viele (potente) Geldgeber angewiesen. Dies kann auch zu unerfreulichen Abhängigkeiten führen. Wer eine Studie oder Forschungsarbeit bezahlt, erhofft sich mitunter auch gewisse Einflussmöglichkeiten auf Inhalte und Ergebnisse. Beispielweise soll mit einer (Gefälligkeits-)Studie eine bevorzugte politische Entscheidung untermauert werden oder eine Meinungsumfrage soll eine Zustimmung der Bevölkerung zu einer beabsichtigten Gesetzesänderung erbringen. Andere Probleme hat dagegen die Grundlagenforschung. Hohe Kosten und keine unmittelbaren praktischen Anwendungsmöglichkeiten können deren Finanzierung erschweren oder überhaupt gefährden. Dabei wird allzu oft vergessen, dass ohne Grundlagenforschung keine anwendungsorientierte Forschung möglich ist und ein bestimmter Nutzen bzw. Vorteil für Mensch und Gesellschaft sich so oft erst (viel) später zeigt (s. Pettigrew, 2001).

Prognosen. Wissenschaft versucht die Ursachen innerer und äußerer Ereignisse zu ergründen. Dies nicht zuletzt in der Hoffnung, Geschehnisse beeinflussen und vorhersagen zu können. Dabei ist zu betonen, dass es meistens viel einfacher ist Probleme zu analysieren als sie zu lösen und Zukunftsprognosen zu erstellen. Obwohl von Politik und Gesellschaft immer wieder gewünscht und gefordert, sind exakte Vorhersagen von zukünftigen Entwicklungen praktisch unmöglich. Studien und Vorhersagemodelle können potentielle Wirkfaktoren und Tendenzen aufzeigen sowie Eintrittswahrscheinlichkeiten bestimmen, aber die (zukünftige) Realität wird immer komplexer und unberechenbarer sein als sie das umfangreichste prognostische Modell jemals abzubilden vermag. Immer wieder können unvorhersehbare Einflüsse zum Tragen kommen, die das beste Vorhersagemodell in Teilen oder zur Gänze widerlegen. Auch wenn keine hundertprozentigen Trefferquoten möglich sind, erhöht sich die Qualität von Entscheidungen durch die Einbeziehung von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten. Ohne sorgfältig durchgeführte Studien wäre jede Entscheidung bloßer Zufall bzw. von höchst subjektiven Wahrnehmungen, Meinungen und Erfahrungen der Entscheidenden abhängig (s. Pettigrew, 2001). (à 3.7 Politische Entscheidungen) Wissen bedeutet Verantwortung, der wir uns nicht entziehen können. Diese Verantwortung bezieht sich einerseits darauf, gewonnene Erkenntnisse und Techniken zum Wohle der Menschen nutzbar zu machen, und andererseits auf den Schutz vor missbräuchlicher Anwendung («wem könnte mit meiner Forschung Schaden zugefügt werden?»). Letzten Endes hat jede Wissenschaft dem Menschen bzw. der Menschheit zu dienen. Hier muss freilich betont werden, dass keine wissenschaftliche Disziplin allein die komplexen Probleme der Menschheit lösen kann. Nur in einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit liegen Lösungsmöglichkeiten, welche der komplizierten und vielschichtig verwobenen Realität einigermaßen gerecht werden können. Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass interdisziplinäre Kooperationen nicht nur gesellschaftliche Problemlösungen befördern, sondern auch die eigene Forschungsrichtung befruchten (s. Nolte, 1994).

... dass jede Wissenschaft, wenn großzügig erfasst, notwendigerweise über das enge Fachgebiet hinausreichen und sich mit allen andern Wissenschaften berühren muss. Stefan Zweig



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