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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 13, 592 Seiten

Reihe: Rom-Serie

Scarrow Blutsbrüder

Roman

E-Book, Deutsch, Band 13, 592 Seiten

Reihe: Rom-Serie

ISBN: 978-3-641-17644-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Kampf für Rom geht weiter!
Britannien, A. D. 52: Präfekt Cato und Centurio Macro, die besten Kämpfer der Legion, führen ihre Mannen weiter im Kampf gegen die einheimischen Stämme unter dem mächtigen Anführer Caratacus. Moral und Stärke der römischen Truppen sind durch unausgesetzte Attacken ausgehöhlt. In dieser verzweifelten Situation wählen Cato und Macro den direkten Angriffsweg ohne Rücksicht auf Verluste. Doch innerhalb ihrer Ränge gibt es einen Verräter. Die beiden römischen Blutsbrüder müssen nicht nur gegen Caratacus, sondern auch um ihr Leben kämpfen ...

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.
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kapitel 1 Rom, Februar 52 n.?Chr. Die Straßen der Hauptstadt waren voller Menschen, die den ungewöhnlich warmen Sonnenschein genossen. Es war kurz nach Mittag, der Himmel war wolkenlos. Musa spürte, dass er beschattet wurde, noch ehe er den Verfolger bemerkte. Mit diesem angeborenen Instinkt, der ihn frühzeitig Gefahren wittern ließ, hatte er die Aufmerksamkeit seines Herrn erregt. Bei seiner Art Tätigkeitsfeld eine unbezahlbare Eigenschaft. Man hatte ihn von den Straßen des Aventin aufgelesen und ein kleines Vermögen in eine Ausbildung gesteckt, die seinen Verstand und seine Reflexe noch weiter geschärft hatte. Mühelos konnte er es mit jedem anderen Spitzel am Kaiserpalast aufnehmen. Er verstand sich darauf, sich anzuschleichen und lautlos zu töten, das Opfer zu verstümmeln und sich seiner zu entledigen, sodass kaum Gefahr bestand, dass man es je finden, geschweige denn identifizieren würde. Er konnte Nachrichten verschlüsseln und entschlüsseln und kannte die wirksamsten Gifte, die keine Spuren hinterließen. Musa verstand es auch, Personen sowohl auf belebten Straßen als auch in einsamen Gassen zu beschatten, ohne dass er bemerkt wurde. Man hatte ihm überdies beigebracht, eventuelle Verfolger ausfindig zu machen. Als er kurz zuvor an einem Bäckerstand am Rand des Forums haltgemacht und wie ein ganz gewöhnlicher Kunde die kleinen Brotlaibe und das Gebäck betrachtet hatte, war ihm der Mann aufgefallen: hager, dunkelhaarig, bekleidet mit einer schlichten braunen Tunika. Der Fremde stand fünfzehn Schritte entfernt an einem Obststand und wog einen Pfirsich in der Hand. Musa beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und registrierte jede Einzelheit seiner betont unauffälligen Erscheinung. Nach einer Weile erinnerte er sich, ihn vor dem Haus gesehen zu haben, dessen Besitzer er auf Geheiß seines Herrn eine Nachricht überbracht hatte. Eine Nachricht, die zu wichtig war, als dass man sie dem Papier hätte anvertrauen dürfen, und die er sich deshalb eingeprägt hatte. Sein Beschatter hatte bei einer Gruppe von Leuten gestanden, die sich um ein Würfelspiel drängten, und dann hatte er sich aufgerichtet, gestreckt und war in dieselbe Richtung losgeschlendert, die auch Musa eingeschlagen hatte. In dem Moment hatte er dem Fremden keine weitere Beachtung geschenkt. Jetzt aber glaubte er nicht mehr an so etwas wie Zufall. Grimmig lächelte er in sich hinein. Dann war das Spiel also eröffnet. Er kannte verschiedene Tricks, um den Mann abzuschütteln. Wenn der Bursche etwas taugte, würde er sie gleich durchschauen. Musa hatte überdies bei der bevorstehenden Auseinandersetzung einen Vorteil: Er war in dieser Gegend zu Hause, war in der Gosse aufgewachsen und hatte einen Großteil seiner Jugend als abgerissener Waisenjunge in einer Straßenbande verbracht. Er kannte jeden Winkel der großen Stadt, die sich über die sieben Hügel an den Stromschnellen des Tiber streckte. Den dunklen Gesichtszügen des Mannes in der braunen Tunika nach zu schließen, war er kein Einheimischer, sondern stammte aus dem Osten des Reiches oder von noch weiter her. Er hatte die denkbar schlechtesten Voraussetzungen, Musa durch das Labyrinth der finsteren, stinkenden Gassen in dieser heruntergekommenen Subura zu folgen, die hinter dem Forum lag. Dort würde er ihn abschütteln, und wenn der Mann sich dort verirrte, konnte er nur hoffen, dass ihm die Götter gnädig gesonnen waren. Die Bewohner der Subura bildeten eine enge Gemeinschaft und witterten einen Außenseiter aus einer Meile Entfernung – sei es auch nur, weil sie selbst weniger stanken. Er würde schon für die erste Bande, die sich über ihn hermachte, ein leichtes Opfer sein. Musa verspürte einen Anflug von Mitleid, doch diese Empfindung schob er sogleich beiseite. Der Herr des Fremden war ohne Zweifel ebenso unerbittlich wie der seine, und vermutlich würde er ihm bereitwillig die Kehle durchschneiden, wenn es ihm befohlen wurde. Musa schob die Hand zum Gürtel hinunter und betastete zärtlich den Knauf des Messers, das unter dem breiten Lederband versteckt war. Beruhigt durch diese Berührung, wandte er sich von dem Bäckerstand ab und tat ein paar schnelle Schritte in Richtung des Torbogens, der aus dem Forum hinausführte. Auch ohne sich umzublicken, wusste er, dass der Mann ihm folgte. In dem Moment, als Musa sich in Bewegung setzte, hatte er sich zu ihm umgedreht. Während er sich energisch einen Weg durch das Gewimmel bahnte, was ihm scharfe Bemerkungen und böse Blicke derer einbrachte, die von ihm angerempelt wurden, beschleunigte sich Musas Herzschlag. Eine eigentümliche Mischung aus freudiger Erregung und banger Erwartung bemächtigte sich seiner. Er schritt durch den Torbogen, in dem das Schlurfen der Sandalen und die Wortwechsel der Passanten lauter widerhallten als der Lärm der Stadt. Dann wandte er sich nach links und eilte in eine Gasse hinein, die zur Subura führte. Ein Stück weiter hockte an einer schmutzigen, mit derben Sprüchen bekrakelten Wand ein Junge in einer verdreckten Tunika, die Sandalen mit Lumpen ausgebessert. Ein Dieb, sagte sich Musa. Er kannte diesen Typ und fischte eine Bronzemünze aus seinem Geldbeutel. »Mein Junge, mir folgt ein Mann in einer braunen Tunika. Wenn er vorbeikommt, sag ihm, ich wäre in die Gasse dort abgebogen.« Musa zeigte zu einer steil ansteigenden Gasse, die in die entgegengesetzte Richtung führte. Er warf die Münze dem Jungen zu, der sie auffing und nickte. Musa betrat die Gasse, die zur Subura führte. Der düstere Durchgangsweg war schmal, zu beiden Seiten lagen Haufen von Unrat. Hier waren weniger Menschen unterwegs, und er beschleunigte seine Schritte, um einen möglichst großen Abstand zu seinem Verfolger zu gewinnen. Mit etwas Glück hatte er ihn bereits am Torbogen abgehängt. Wenn der Fremde sein Handwerk verstand, würde er vermuten, dass Musa ihn in den verwinkelten Gassen der Subura abschütteln wollte, und den Jungen an der Wand ausfragen. Vielleicht würde er ihm glauben, doch selbst wenn er dessen Aussage anzweifelte, würde er so lange aufgehalten werden, dass die Spur bereits kalt wäre, wenn er die Subura erreichte. Musa lief ein paar hundert Schritte weit und bog mehrfach nach rechts und nach links ab, bis er die hoch aufragenden baufälligen Mietshäuser erreicht hatte, die den Eindruck machten, sie wollten den schmalen Himmelsstreifen über den dunklen Gassen zerquetschen. Hier ging er langsamer weiter und atmete tief durch, rümpfte die Nase über den Gestank der schimmelnden Nahrungsreste, der Exkremente und der Schweißausdünstungen, den er einmal für ganz natürlich gehalten hatte. Musa fragte sich, wie er dieses Elend als Heranwachsender ausgehalten hatte. Seitdem hatte er sich an die parfümierte Welt der Reichen und Mächtigen gewöhnt, auch wenn er nur an deren Rand lebte und im Schatten arbeitete. Gleichwohl erinnerte er sich noch gut genug an diese schmalen Straßen und Gassen, um genau zu wissen, wo er sich befand und wie er den Slum umgehen musste, um seinen Weg zum Haus auf dem Quirinalhügel fortsetzen zu können, wo sein Herr ihn erwartete. Hier in der Subura galt es auch andere Gefahren zu beachten, und Musa ging vorsichtig weiter, musterte jeden einzelnen Mann und jede Gruppe, die ihm entgegenkam, und schätzte die Gefahr ein, die von ihnen ausgehen mochte. Abgesehen von ein paar feindseligen Blicken ließen sie ihn jedoch in Ruhe, und schließlich gelangte er zu dem kleinen Platz inmitten der Subura, wo ein großer Springbrunnen, gespeist von einer Nebenleitung des Julian-Aquädukts, die Einheimischen mit Wasser versorgte. Wie gewöhnlich drängten sich Frauen und Kinder auf dem Platz, beladen mit schweren Tonkrügen, in denen sie für ihre Familien Wasser holten. Darunter waren auch kleine Gruppen von Jugendlichen und Männern, die aus Weinschläuchen tranken, plauderten und Würfel spielten. Musa trug eine schlichte schwarze Tunika und unterschied sich, abgesehen von seinem akkurat geschnittenen Haar und Bart, nicht von den anderen. Die Spannung fiel teilweise von ihm ab, als er sich dem Springbrunnen näherte. Er beugte sich über die Brüstung, schöpfte Wasser und löschte seinen Durst. Dann spritzte er sich ein wenig Wasser ins Gesicht, richtete sich auf und dehnte voller Genugtuung die Schultern, weil er sich wieder einmal als der Schlauere erwiesen hatte. Er wandte sich vom Springbrunnen ab und erstarrte. Der Mann in der braunen Tunika stand nur fünfzig Fuß entfernt, außerhalb des Gedränges um den Brunnen. Er hatte alle Verstellung aufgegeben und erwiderte lächelnd Musas Blick. Sein Gesichtsausdruck jagte Musa einen kalten Schauder über den Rücken. Allerlei Fragen schwirrten ihm durch den Kopf. Wie war das möglich? Wie war es dem Mann gelungen, den Anschluss zu halten? Woher hatte er gewusst, wo er ihn finden würde? Vielleicht war er ja doch ein Einheimischer. Musa ärgerte sich, dass er seinen Gegner so schmählich unterschätzt hatte. Abermals wanderte seine Hand zum Gürtel, und er suchte jetzt, da der Einsatz erhöht worden war, bei seiner Klinge Beistand. Es ging nicht mehr nur darum, einen Verfolger abzuschütteln. Wahrscheinlich würde es zu einer Konfrontation kommen, eine weit gefährlichere Aussicht. Musa wusste, dass vom Platz aus eine Gasse auf direktem Weg zu der Straße verlief, die auf den Quirinalhügel führte, und er ging darauf zu und wappnete sich innerlich, jeden Moment loszurennen. Wenn er schon nicht gerissen genug war, den Verfolger abzuschütteln, musste er ihm eben davonlaufen. Der Mann folgte ihm in gleichbleibendem Abstand, als er sich aus dem Gedränge hinausarbeitete, und dann, als Musas Absicht offenbar wurde, lächelte er wieder und drohte ihm mit dem Zeigefinger. Auf...


Scarrow, Simon
Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

Stöbe, Norbert
Norbert Stöbe, 1953 in Troisdorf geboren, begann schon als Chemiestudent zu schreiben. Neben seiner Tätigkeit als Chemiker am Institut Textilchemie und Makromolekulare Chemie der RWTH Aachen übersetzte er die ersten Bücher. Sein Roman New York ist himmlisch wurde mit dem C. Bertelsmann Förderpreis und dem Kurd-Lasswitz-Preis ausgezeichnet. Seine Erzählung Der Durst der Stadt erhielt den Kurd-Lasswitz-Preis und die Kurzgeschichte Zehn Punkte den Deutschen Science Fiction Preis. Zu seinen weiteren bekannten Romanen zählen Spielzeit, Namenlos und Der Weg nach unten. Norbert Stöbe ist einer der bekanntesten deutschen Science-Fiction-Schriftsteller. Er lebt als freier Autor und Übersetzer in Stolberg.


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