Sasse | Konflikte lösen. Schwierige Situationen im Kita-Alltag meistern. | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 96 Seiten

Sasse Konflikte lösen. Schwierige Situationen im Kita-Alltag meistern.


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-451-82901-7
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 96 Seiten

ISBN: 978-3-451-82901-7
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Pädagogische Fachkräfte sind in ihrer täglichen Arbeit häufig mit Konflikten konfrontiert: mit Kindern, Eltern und Kolleg:innen. Das kostet Energie – und dabei ist der Kita-Alltag schon herausfordernd genug. Wie können wir Konflikte konstruktiv lösen und so zu „Wachstumsmomenten“ werden lassen?Hergen Sasse bietet in diesem Buch Grundlagenwissen sowie bewährte und praxiserprobte Methoden, um Kompetenzen der Konfliktbegleitung und Konfliktkommunikation zu erweitern.

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2.4 Umgang mit inneren Konflikten Nun geht es um die Konflikte, die nicht direkt mit einem Gegenüber ausgetragen werden, sondern mit uns selbst. Ich möchte dir Möglichkeiten vorstellen, wie sich innere Konflikte klären und auflösen lassen. Wut reflektieren und damit umgehen „Warum bist du bloß immer so wütend?!“ – Wut ist eines der am meisten tabuisierten Gefühle in unserer Gesellschaft. Viele von uns haben keine Verbindung zu diesem Gefühl aufbauen können, weil es in der Kindheit als unerwünschtes Gefühl galt. Dabei gibt es keine positiven und negativen Gefühle, vielmehr gibt es angenehme und unangenehme Gefühle. Niemand würde sagen „Hör auf, so glücklich zu sein!“. Gleiches sollte für die Wut gelten. Als Fachkraft ist es notwendig, immer wieder Zugang zu den eigenen Gefühlen zu bekommen. Denn letztlich ist es nicht möglich, unser Gegenüber in seinen Gefühlen zu sehen und zu begleiten, uns die eigenen Gefühle aber abzusprechen. Mit Blick auf den Gefühls- und Bedürfniskompass (siehe Kapitel 4.3) wird deutlich, dass Wut uns auf dahinterliegende Bedürfnisse aufmerksam macht. Dieses Gefühl zu unterdrücken bedeutet, den Zugang zu den eigenen Bedürfnissen zu verlieren. Ich betrachte Bedürfnisse gerne als Quelle des Lebens. Aus einem Bedürfnis heraus zu handeln kann sehr erfüllend sein. Handele ich ohne Blick auf meine Bedürfnisse, weil ich unangenehme Gefühle ablehne, dann funktioniere ich höchstens noch. Zurückgehaltene oder unterdrückte Gefühle erzeugen kurzfristig schlechte Laune. Langfristig blockieren sie jedoch und können uns krank machen (vgl. Hohmann 2021, S. 23). Marshall Rosenberg (2016, S. 48) stellte fest: „Unterdrückte Gefühle kommen teuer zu stehen.“ Es liegt an uns, ob und wie wir unsere Wut nutzen. Aus der Gewaltfreien Kommunikation (siehe Kapitel 4) wissen wir, dass hinter jedem Gefühl immer auch ein erfülltes oder unerfülltes Bedürfnis steckt. Dieses Bedürfnis herauszufinden ermöglicht uns erst, eine wiederkehrende Situation so zu verändern, dass sich unser Bedürfnis erfüllt oder zumindest berücksichtigt wird und somit Situationen angenehmer werden. Situationen, in denen Wut absolut angemessen ist und uns helfen möchte Bei Grenzüberschreitung: Jemand wuschelt dir ungefragt durch die Haare. Vielleicht wirst du jetzt wütend und wehrst dich gegen diesen körperlichen Übergriff. Gut so! Du schützt deine körperlichen Grenzen und sorgst für die erwünschte Distanz. Möglicherweise hat man dir aber auch als Kind eingeredet, solche Übergriffe zum Beispiel im familiären Umfeld auszuhalten – mit den Worten: „Jetzt stell dich mal nicht so an. Immerhin ist es die Oma, die wird ja wohl noch durch die Haare ­wuscheln dürfen.“ In diesem Fall hast du eine frühe Ablehnung deiner Wut erfahren und vielleicht gelernt, deine angemessene Wut zu unterdrücken. Bei Ungerechtigkeit: In der Kindergarten- oder Schulzeit gab es sicher hin und wieder einen Konflikt zwischen dir und jemand anderem. Eine erwachsene Person kam hinzu und urteilte, ohne überhaupt etwas über die Situation in Erfahrung gebracht zu haben. Deshalb war das Urteil mit hoher Wahrscheinlichkeit ungerecht. Danke an die Kinder und Erwachsenen, die mit ihrer Wut für Gerechtigkeit einstehen. Zur Zielerreichung: Michael Jordan, einer der erfolgreichsten Basketballspieler, hat sich vor herausfordernden Wettkämpfen selbst in Wut gebracht, indem er zum Beispiel an die letzte Niederlage dachte. Sein Ziel lautete: Mit Wut zu neuen Bestleistungen! Die Aussage „Jede Niederlage hat mich stärker gemacht“ lässt sich durch das Gefühl der Wut erklären. Wichtig ist hier natürlich, dass sich die Wut konstruktiv auf die sportlichen Leistungen ausgewirkt hat und es nicht darum ging, die Gegenspieler zu verletzen. Selbsteinfühlung = Impathie Impathie hilft bei der inneren Klärung von Gedanken und bringt uns mit unseren Bedürfnissen in Verbindung. Diese Selbstklärung kann uns auch unterstützen, unsere empathischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln oder in einem Konfliktfall zurückzugewinnen. Leitsatz: Impathie vor Empathie Zudem bietet sich ein impathischer Prozess an, um die Begrifflichkeiten im Gefühls- und Bedürfniskompass (siehe Kapitel 4.3) zu entdecken. Dies führt nicht nur zur inneren Klärung und Entspannung, sondern ermöglicht zudem die Auseinandersetzung mit und die Festigung von Gefühls- und Bedürfnisworten. So wirst du in Zukunft leichter geeignete Worte in Konfliktsituationen finden und entwickelst einen besseren Zugang zu den eigenen Bedürfnissen. Übung Impathie-Übung – Schritt für Schritt erklärt Schritt 1: Denke an ein Problem oder eine Situation, die belastet, unangenehm und noch ungeklärt ist. Beobachte dabei alle Urteile, Vergleiche und Wertungen. Alles, was ist, darf sein. Schreibe deine Gedanken in Zitatform auf. Schritt 2: An dieser Stelle geht es direkt zum Bedürfnis. Nutze hierzu gerne den Gefühls- und Bedürfniskompass (siehe Kapitel 4.3), wenn du nach Worten und Anregungen für dein Bedürfnis suchst. Schreibe all deine, hier zutreffenden Bedürfnisse auf. Anschließend wähle die beiden stärksten Bedürfnisse aus und unterstreiche sie. Schritt 3: Du weißt nun genau, worum es dir geht, welches Bedürfnis unerfüllt ist. Wie fühlt sich diese Klarheit an? Wo in deinem Körper fühlst du sie? Schritt 4: Überlege dir, was du jetzt konkret tun kannst, um dein Bedürfnis zum Teil oder vollständig zu erfüllen. Entweder formulierst du eine Bitte an dich selbst oder an dein Gegenüber. Berücksichtige in der Bitte die W-Fragen (Was, wie, wann, wo und wer). Die Bitte sollte grundsätzlich positiv, konkret und sofort erfüllbar formuliert sein. Hier ist Platz für dein(e) … Beobachtung: Bedürfnis: Gefühl: Bitte: Blockierende Glaubenssätze auflösen Glaubenssätze sind Erfahrungen aus der Vergangenheit. Sie sind ein Teil von dir und richten – meist unbewusst – dein Handeln auf die Erfüllung dahinterliegender Bedürfnisse aus. Jedoch ist es mit Glaubenssätzen so eine Sache, vor allem, weil sie uns nicht immer bewusst sind und großen ­Einfluss auf unser Handeln haben. Es gibt Glaubenssätze, die in der Vergangenheit für uns hilfreich waren, jedoch mit der Zeit eher hinderlich werden. Die Umstände haben sich geändert, der Glaubenssatz ist geblieben. Somit können uns Glaubenssätze stärken oder blockieren. Gerade in Konfliktsituationen gibt es Glaubenssätze, die uns regelmäßig blockieren. Worte wie „Man kann es einfach nicht allen recht machen“ oder „Es gibt einfach schlechte Menschen“ können dazu führen, dass gewaltfreie und zufriedenstellende Konfliktlösungen verhindert werden. Transformation negativer Glaubenssätze Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg sieht hinter ­jedem Verhalten (und auch hinter jedem Gedanken) unerfüllte oder erfüllte Bedürfnisse als Ursache. Erkenne ich mein Bedürfnis, dann habe ich die Möglichkeit, mich in einer positiven Weise darum zu kümmern und bin meinen Interpretationen und Glaubenssätzen nicht mehr ausgeliefert. Da dieser Zustand der Bewusstheit jedoch nicht in jedem Moment möglich scheint und unser Gehirn den Modus „energiesparender Autopilot“ bevorzugt, scheint es an dieser Stelle sinnvoll, dass wir uns mit blockierenden Glaubenssätzen intensiv und bewusst auseinandersetzen. Das Ziel besteht darin, hinderliche Glaubenssätze aufzuspüren und zu verändern. Die Veränderung hilft uns dabei, dass wir nicht in jedem Moment bewusst hinspüren „müssen“, sondern uns bewusst oder unbewusst aus unseren neuen und stärkenden Glaubenssätzen heraus verhalten können. Die Veränderung von Glaubenssätzen lässt sich mit einem Programmiervorgang vergleichen. Veraltete und hinderliche Glaubenssätze, die für unser aktuelles Lebenssystem nicht mehr passen, benötigen ein liebevolles ­Update. Ich lade dich ein, dich im Folgenden einem deiner Glaubenssätze zu stellen und diesen zu bearbeiten. Übung Schritt 1: Auswahl eines hinderlichen Glaubenssatzes Falls dir gerade kein eigener einfällt, hier eine kleine Auswahl an hinderlichen Glaubenssätzen. Suche dir einen aus, der dir zutreffend erscheint und den du gerne verändern möchtest: „Ich bin nicht gut genug.“„Ich kann niemandem trauen.“„Ich darf keine Schwäche zeigen.“„Ich darf keine Fehler machen.“„Nur wenn ich etwas leiste, werde ich geliebt.“„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“„Ich muss alles alleine schaffen.“„Ich muss es allen recht machen.“„Ein starkes Gewitter reinigt die Luft.“… Mein Glaubenssatz: Schritt 2: Wertschätzung für deinen Glaubenssatz Denke bitte daran, dass jeder Glaubenssatz, auch wenn er ­hinderlich scheint, ein oder mehrere Bedürfnisse erfüllen möchte. Schreibe ­deinen Glaubenssatz auf und überlege dir mithilfe des Gefühls- und Bedürfniskompasses (siehe Kapitel 4.3), welche/s Bedürfnis/se er dir erfüllen möchte. ...


Sasse, Hergen
Hergen Sasse ist Referent für betriebliches Konfliktmanagement und bietet Fortbildungen zur Konfliktklärung sowie Kommunikationstrainings für pädagogische Fachkräfte im deutschsprachigen Raum an. 2022 hat er seine Ausbildung zum VHT-Ausbilder nach SPIN DGVB (Deutsche Gesellschaft für videobasierte Beratung) begonnen und bildet in diesem Rahmen pädagogische Fachkräfte in der videobasierten Beratung zu VHT-Coaches aus. Auf YouTube unterhält er den Kanal #sozialundstark mit eigenen Impulsvideos und Expert:inneninterviews.

Hergen Sasse ist Referent für betriebliches Konfliktmanagement und bietet Fortbildungen zur Konfliktklärung sowie Kommunikationstrainings für pädagogische Fachkräfte im deutschsprachigen Raum an. 2022 hat er seine Ausbildung zum VHT-Ausbilder nach SPIN DGVB (Deutsche Gesellschaft für videobasierte Beratung) begonnen und bildet in diesem Rahmen pädagogische Fachkräfte in der videobasierten Beratung zu VHT-Coaches aus. Auf YouTube unterhält er den Kanal #sozialundstark mit eigenen Impulsvideos und Expert:inneninterviews.



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