Santjer | Texelhexe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 380 Seiten

Reihe: Krimispiele im GMEINER-Verlag

Santjer Texelhexe

Inselkrimi
2023
ISBN: 978-3-8392-6220-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Inselkrimi

E-Book, Deutsch, 380 Seiten

Reihe: Krimispiele im GMEINER-Verlag

ISBN: 978-3-8392-6220-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein verschwundener deutscher Tourist auf der niederländischen Insel Texel, eine Hellseherin mit düsteren Prophezeiungen und schließlich Ritualmorde in Leer, zu denen sich eine Hexe namens Melana bekennt.
Jan Broning und seine Kollegen müssen grenzübergreifend mit den Niederländern kooperieren, denn offenbar hängen die mysteriösen Fälle zusammen. Und welche Rolle spielt Stefan Gastmanns neue Freundin, die Anhängerin des modernen Hexenkults, die auch auf Texel gesehen wurde?
Bekennerbriefe der Ritualmörderin Melana tauchen in der Altstadt von Leer auf und die Stimmung in der Bevölkerung wird durch eine Bürgerwehr gefährlich angeheizt. Können die internationalen Polizeiteams die rätselhaften Vorgänge auf der Insel Texel und in der Altstadt von Leer aufklären?

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Kapitel 2
Texel im Jahr 2015 Der Mann, dem seine Eltern den Namen Peter Hansen gegeben hatten, existierte nicht mehr. Seit dem Mord in Hamburg gab es nur noch Fritz Bremer. Und Peter Hansen würde niemand vermissen. Kurz nach der Ermordung von Fritz Bremer und der Übernahme der neuen Identität hatten die Probleme begonnen. Seit seiner Kindheit hatte er auf den Namen Peter gehört. In seinem Kopf entstand eine Art von Persönlichkeitsspaltung, als er mit dem neuen Namen Fritz angesprochen wurde. Für seine eigene Gedankenwelt benötigte er also einen Namen, den er sich selbst aussuchen und zum Beispiel bei einem Selbstgespräch benutzen konnte. Selbstgespräche führte er oft – und sollte er sich dann immer wieder an neue Namen gewöhnen? Nein, er brauchte einen, der nur für ihn selbst bestimmt war. Und dieser Name sollte eine besondere Bedeutung für ihn haben. Seit seiner Kindheit hatten ihn die Kreuzfahrer und ihre Burgen fasziniert. Er spürte eine Art Seelenverwandtschaft zu den Rittern. Welches Motiv hatten die wohl gehabt, ihre heimischen Burgen zu verlassen, um sich dem Kreuzzug im Heiligen Land anzuschließen? Natürlich hatte es das Versprechen gegeben, dass damit alle Sünden vergeben waren. Und außerdem noch den Willen, das Heilige Land zurückzuerobern. Aber hatte nicht eigentlich die Suche nach Abenteuern und die Flucht vor der Langeweile die Kreuzritter angetrieben? Er suchte ebenfalls das Abenteuer und fürchtete die Langeweile. In der Schule hatte sich jeder Schüler ein Lieblings­tier aussuchen sollen. Löwe, Tiger und Panther waren dann oft vertreten gewesen. Als die Mitschüler hörten, welches Tier er gewählt hatte, war er zum Gespött geworden. Ein Krake … Wieso ausgerechnet ein so hässliches Tier? Das fragte ihn auch der Lehrer und der kleine Peter erklärte, dass dieses Tier ein Meister der Tarnung war. Es konnte sogar die Gestalt anderer Meeresbewohner annehmen, um seine Beute zu jagen. Ein Einzelgänger, wie Peter, in den Tiefen der Meere verborgen, jederzeit bereit zuzuschlagen. In der Mythologie der Norweger spielte der Krake eine große, rätselhafte Rolle. Viele Märchengestalten waren reine Phantasie-Gebilde. Nicht so der Riesenkrake, der Schrecken der Meere, ihn gab es tatsächlich. Ab und zu tauchten Reste von Kraken in Fischernetzen auf. An Walen erkannte man große Narben von Kämpfen mit den großen Kraken der Tiefsee. Die Gestalt des Kraken verschmolz mit seiner Umgebung, dadurch konnte er seine Opfer völlig überraschen. Peter hatte versucht, ein Anagramm zu bilden. Aus den Buchstaben des alten Wortes sollte ein neuer Name entstehen, und für ein perfektes Anagramm war es erforderlich, dass der neue Name einen Sinn ergab. Nach einigen Versuchen war er schließlich erfolgreich gewesen: Kerak war der neue Name – und dies war auch der Name einer berühmten Kreuzfahrerburg. Kerak wollte er in Zukunft heißen, und diesen Namen sollte niemand kennen außer ihm. Die feindliche Übernahme in Hamburg war damals geglückt. Trotzdem hatten sie die Leiche im Hamburger Hafen gefunden. Eine Verbindung zwischen dem unbekannten Toten und Fritz Bremer hatte aber offensichtlich bis jetzt nicht hergestellt werden können. Er drückte die Info-Taste der Fernbedienung. Die Dokumentation war bereits von 2012 … Dann war mit Sicherheit der Kriminalfall mit dem Vermerk ›unbekannter Toter‹ bereits zu den Akten abgelegt worden. Nun lagerte der Schädel seines ersten Opfers Fritz Bremer also in der Gerichtsmedizin Hamburg. Kerak stellte sich die ratlosen Gesichter der Ermittler vor. Sie hatten sich damals vermutlich vergeblich gefragt, wie eine verschossene Patronenhülse zusammen mit dem Projektil in den Schädel des Toten eingedrungen sein konnte. Leider war sowohl das Vermögen seiner Eltern als auch das von Fritz Bremer inzwischen verbraucht, und Kerak hatte diesen Job hier annehmen müssen. Er vermisste den Luxus, die Annehmlichkeiten und die teuren Reisen. So konnte es nicht weitergehen. Zeit für einen neuen Job, eine neue Identität und neuen Reichtum. Er schaltete den Fernseher aus. »So, Pause beendet, auf zur Arbeit!« Kerak setzte sich auf sein Fahrrad und fuhr auf der Straße hinter dem Deich an der Mühle vorbei. Links ging es in die Heemskerckstraat mit dem Museum und einigen Geschäften, er fuhr geradeaus weiter und dann rechts über den Deich. Jetzt hatte er einen guten Blick auf den Hafen. Wie immer hielt er kurz an und sah sich um. Rechts befand sich der Historische Hafen, der in den Gemeindehafen überging. Dort lagen Traditionsschiffe wie alte Schlepper und typische Plattbodenschiffe. An der äußersten rechten Hafenseite lagen verschiedene Ausflugsfahrzeuge, kleine Boote und umgebaute Fischereifahrzeuge, mit denen Fahrten zu den Seehundsbänken unternommen wurden. Noch war es ruhig, aber in der Saison war hier richtig was los. Viele Touristen, die mit den Ausflugsschiffen zu den Seehunden wollten. Die breite Treppe über den Deich war dann voller Menschen, die zwischen Hafen und den Geschäften in der Heemskerckstraat pendelten. Kerak fuhr weiter und bog links ab, vorbei am Trockendock, einigen Fischkuttern und dem Kinderspielplatz. Vor ihm befand sich jetzt sein Arbeitsplatz, das moderne Hafengebäude mit runden Fenstern im Eingangsbereich und einem Dach, das aussah wie eine Welle. Über eine Treppe gelangte man in das Büro der Hafenverwaltung. Er schloss sein Fahrrad ab, betrat das Gebäude und ging die Treppe zum Büro des Hafenmeisters hoch. Henk de Graf begrüßte seinen Gehilfen mit Handschlag. »Hallo, Fritz.« »Hallo, Henk. Na, hast du alles im Griff?« »Ihr Deutschen seid doch anders als wir«, stellte de Graf gutgelaunt fest. »Wieso, was haben meine Landsleute denn wieder angestellt?«, wollte Kerak wissen. »Gerade hatte ich einen Anruf, ein Herr von Hasselt aus Leer möchte wie jedes Jahr seinen Liegeplatz für seine Jacht reservieren.« Henk de Graf zeigte in Richtung des großen Jachthafens, in dem es jede Menge freie Plätze gab. Er schüttelte den Kopf. »Ich sag zu dem Mann, Herr von Hasselt, hier brauchen Sie nicht zu reservieren, weil: Es liegen nur wenige Boote im Jachthafen. Nein, das wäre ihm klar, aber er möchte einen speziellen Liegeplatz haben, weil er den doch jedes Jahr hat und er unbedingt seine Ruhe möchte, der feine Herr. – Ja, Fritz, und da fällt es mir wieder ein, wer da am Telefon ist: Dieser reiche Privatier aus Leer, der jedes Jahr von Texel aus alleine einen Segeltörn in Richtung England unternimmt.« »Leg ihm doch ein Handtuch auf den Steg vor seinen Liegeplatz«, entgegnete Kerak. »Das machen wir Deutschen doch auch immer am Hotelswimmingpool.« »Gut, dass du es gesagt hast …« Henk de Graf grinste. »Aber weißt du, was wirklich komisch ist?« »Na, mach es nicht so spannend.« »Dieser von Hasselt sieht dir ähnlich. Vielleicht bist du mir deshalb ja irgendwie ein bisschen bekannt vorgekommen, als du hier ankamst. Hab ich damals nicht weiter drüber nachgedacht, aber du siehst fast aus wie er. Nur dass der weniger Haare auf dem Kopf hat und seine Nase ist irgendwie anders.« »Ach wirklich, das ist ja witzig«, antwortete Kerak sehr nachdenklich. »Wann wollte er denn hier einlaufen?« Henk de Graf gähnte und streckte sich. »Ich hab es in die Kladde eingetragen. Jetzt geh ich nach Hause, ein Nickerchen machen.« »Okay, Henk. Bis später. Schlaf eine Runde für mich mit«, erwiderte Kerak gutgelaunt. Er beobachtete durch ein Fenster, wie sein Chef mit dem Fahrrad davonfuhr. Dann schlug Kerak die Kladde auf und fand die Eintragung über die Reservierung. Keno von Hasselt wollte nächste Woche einlaufen. Wenn er Stammgast im Sportboothafen war, müssten seine persönlichen Daten im Computer sein. Kerak grinste, als er die Daten unter den Rechnungen fand. Von Hasselt wohnte in Leer, und zwar in der Groninger Straße. Er gab die Adresse in den Computer ein und stellte fest, dass es sich um ein schönes Ein­familienhaus handelte. Es war von einer Mauer umgeben und grenzte mit der Rückseite direkt an den Hafen. Dort lag an einem eigenen Anleger eine große Segeljacht. Was hatte sein Chef vorhin gesagt? Ein reicher Privatier … und der war allein mit seiner Jacht unterwegs … Das mit den Haaren war kein Problem, aber die unterschiedliche Nase … Dafür würde Kerak sich noch etwas einfallen lassen müssen. Das eigentliche Problem war die Zeitknappheit. Ihm blieb für die Vorbereitungen nur eine Woche. Kerak ballte seine Hände zu Fäusten. Endlich war diese tödliche Langeweile vorbei. Der Nervenkitzel konnte beginnen. Er stellte sich vor den Wandspiegel und sagte laut und mit einer Verbeugung: »Angenehm. Keno von Hasselt mein Name!« Das klang doch viel besser als Peter Hansen oder Fritz Bremer. Nämlich nach Geld. Einer Menge Geld! Nach Schichtende packte er in seiner Wohnung einen Koffer und verstaute ihn in seinem weißen Kombi. Dann schrieb er einen Entschuldigungsbrief für seinen Arbeitgeber und gab als Grund für seine Abwesenheit in den nächsten Tagen einen Todesfall in der Familie an. Er unterbrach seine Fahrt Richtung Fährhafen kurz, um das Schreiben in den Postkasten des Hafenmeisters zu werfen. Kerak sah es als gutes Zeichen an, dass er die letzte Fähre von der Insel zum Festland noch erreichte. Als er sie wieder verließ, fuhr er nicht direkt nach Leer, sondern machte einen Umweg über Amsterdam. Im Rotlichtviertel wollte er sich noch spezielle...


Santjer, Wolfgang
Wolfgang Santjer wurde 1960 in Leer geboren und lebt in Bingum an der Ems. 38 Jahre lang versah er als Polizeibeamter Dienst bei verschiedenen Polizeibehörden - angefangen beim damaligen Bundesgrenzschutz, dann der Wechsel zur Landespolizei. Weitere Stationen waren die Wasserschutzpolizei in Emden und Leer und die Autobahnpolizei in Leer, wo er sich unter anderem auf die Gefahrgutüberwachung spezialisierte. Als Ausgleich zu seiner Schreibtischarbeit als Autor schnitzt Wolfgang Santjer aus alten Schiffsdalben große Holzskulpturen für den Garten.



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