Sanders | Kinderlachen - Folge 011 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 11, 64 Seiten

Reihe: Kinderlachen

Sanders Kinderlachen - Folge 011

Ich bin immer für dich da

E-Book, Deutsch, Band 11, 64 Seiten

Reihe: Kinderlachen

ISBN: 978-3-7325-3231-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Glückskinder nennt man sie - die Menschen, denen immer alles in den Schoß fällt, die nie um etwas kämpfen müssen. Doch was ist mit den anderen? Andrea Dahlberg gehörte zu denen, die es nie leicht hatten in ihrem Leben. Nur einmal scheint es so, als würde das Glück auch an ihre Tür klopfen. Sie lernt Gerald kennen, der ihr in seiner Verliebtheit den Himmel auf Erden verspricht. Doch wie wenig man dem Schicksal trauen kann, muss Andrea nur zu bald erfahren. Geralds Worte von Liebe und Treue sind hohl. Selbst die Geburt ihrer kleinen Tochter ändert ihn nicht. Die Rolle des Ehemanns und Vaters engt ihn ein! Wie wenig Verantwortungsgefühl er hat, zeigt sich an dem Tag, als er voller Leichtsinn sein und das Leben seines Kindes aufs Spiel setzt ...
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Wie golden die Sonne durch das Laub der Bäume flirrte! Andrea lehnte sich an den Gartenzaun zurück und hob schützend die Hand gegen das gleißende Licht. Es war ein Tag im Frühherbst, der sich zu Ende neigte. Bald würde die Sonne am Horizont versinken. Doch noch schwirrten Bienen um Sträucher und Blumenrabatten, um die Astern und die letzten Rosen. Die Vögel begannen mit ihrem Abendständchen. Die Luft war schwer und warm, durchzogen vom süßen Duft der letzten, überreifen Früchte, der welken Blumen und verfärbten Blätter. Die Welt konnte so schön sein! Das fand auch Frank Dahlberg, der sein Auto an der Straße geparkt hatte und durch den Vorhof zum malerischen Häuschen schlenderte, in dem sein Bruder und seine Schwägerin lebten. Als auf sein Klingeln nicht geöffnet wurde, ging er um das Einfamilienhaus herum und kam in den großflächigen Obst- und Gemüsegarten: Andreas ganzer Stolz! Und tatsächlich fand er dort seine junge Schwägerin. Selbstvergessen schaute sie in die goldene Herbstpracht, eine Hand in die Taille gestemmt, den schmerzenden Rücken stützend. Ihr runder Bauch wölbte sich unter dem einfachen Arbeitskleid. Frank blieb stehen und nahm das Bild der jungen Frau tief in sich auf. Seine Magengegend zog sich in schmerzvollem Sehnen zusammen. Sie war wunderschön! Klein, zart und trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft von bezaubernder Anmut. Sie war ein Kleinod, das man hüten und beschützen musste, und mehr als einmal hatte Frank seinen leichtfertigen Bruder verflucht, der das alles mit gelassener Selbstverständlichkeit hinnahm. Eine schwarze Katze strich um Andreas Beine. Sie hätte sich gerne gebückt, um sie zu streicheln, unterließ es aber, denn sie war schon recht schwerfällig und behäbig geworden. Mit schwindender Sonnenkraft wurde der Abend bereits etwas kühl. Andrea löste sich von dem herrlichen Naturschauspiel und beschloss, ins Haus zu gehen. Da bemerkte sie die schattenhafte Gestalt. Zuerst glaubte sie, es sei Gerald, doch dann erkannte sie in dem hochgewachsenen, breitschultrigen Mann ihren Schwager Frank wieder. Ihr freudiges Lächeln verblasste. Was wollte er schon wieder? Frank hatte ihren abrupten Stimmungswechsel sofort erkannt. Ein bitterer Zug stahl sich um seine Lippen, als er ihr entgegentrat. »Ist Gerald hier?«, fragte er ohne Begrüßung. »Gerald? Aber ich dachte … Ist die Sitzung denn schon beendet?« Andrea musste den Kopf in den Nacken legen, um zu Frank aufzusehen, der jetzt dicht vor ihr stand. Der Blick seiner grüngrauen Augen traf sich mit dem tiefblauen der jungen Frau. Es waren Augen, die voller Träume standen und sich nun sichtbar trübten. Frank ärgerte sich über seine Unbesonnenheit. Mit einer Sitzung hatte Gerald also Andrea sein Fernbleiben erklärt. Frank fragte sich, wo er wirklich war. Er hatte sich nämlich den ganzen Tag über nicht im Betrieb sehen lassen. Sein Vater war über die Arbeitsmoral des jüngsten Sohnes so in Wut geraten, dass er Frank vorgeschickt hatte, um nach seinem Verbleib zu forschen. Mit dem Einvernehmen zwischen Schwiegereltern und -tochter stand es immer noch nicht zum Besten. Man hatte gleich gesagt, dass dieses Mädchen nicht in die Familie passte, und gab der Ehe wenig Überlebenschancen. Es hatte alle verblüfft, als man von Andreas Schwangerschaft erfuhr. Am meisten Gerald, den künftigen Vater. Also zu Hause war der Schurke nicht! Aber wo mochte er abgeblieben sein? Frank unterdrückte ein Seufzen. Hatte er es nötig, sich immer wieder in das Leben seines kleinen Bruders einzumischen, seine Untaten auszubügeln, ihm den Kopf zurechtzurücken? Er wurde es langsam müde, Kindermädchen für den jungen Mann zu spielen, der schon über ein Jahr verheiratet war und im Begriff stand, Familienvater zu werden. Herrje, wie konnte er nur seine hochschwangere Frau so oft allein lassen? »Gerald war nicht in der Firma?«, erkundigte sich Andrea leise. Sie hatte längst den Blick gesenkt und starrte zu Boden. Frank hätte sich rasch eine Lüge einfallen lassen können, ahnte aber nicht, was Gerald seiner Frau erzählt hatte. »Gerald meinte, du würdest ihn bei der Sitzung mit einigen Geschäftspartnern brauchen. Oder hat dein Vater die Verhandlungen geführt?«, sprach Andrea weiter. »Ja, so war es!«, griff Frank nach dem Strohhalm. »Ich musste überraschend einen anderen Termin wahrnehmen und habe die Sache auf Vater und Gerald abgewälzt. Ich wusste nur nicht, dass die Besprechung so lange dauern würde. Aber vielleicht haben sie die Herren noch zum Abendessen eingeladen.« Frank wusste nicht, ob Andrea die müde Ausrede glauben würde. Doch! Sie schien darauf hereinzufallen. Ihr Gesicht hob sich erleichtert. »Und was führt dich hierher?«, fragte sie schon wieder munter. »Ich wollte Gerald nach dem Ausgang der Konferenz befragen. Aber da er nicht hier ist, kann ich ja gleich wieder gehen.« Vergeblich hoffte Frank auf eine Einladung. Sie bat ihn nicht ins Haus, zu einem Kaffee oder einem Glas Wein. Sie war froh, ihn so rasch wieder loszuwerden. Frank wollte sich schon abwenden, als er wahrnahm, wie sie zusammenzuckte, scharf nach Luft sog und für einen Moment die Augen schloss. Ihre Hand fuhr über den gewölbten Bauch. »Andrea, was ist?«, rief er erschrocken. Mit schwangeren Frauen hatte er keine Erfahrung. Er war ledig. Wohl hatte er in seinen dreißig Lebensjahren eine ganze Reihe schöner Mädchen gekannt, eine Frau zum Heiraten aber nicht gefunden. »Es ist doch nicht …« »Das Baby!«, murmelte Andrea leise und mühte sich zu einem verzerrten Lächeln. »Es geht los?«, fragte Frank entsetzt. »Aber nein!« Jetzt musste Andrea doch lachen. »Es hat mich geboxt, und zwar ganz kräftig. Hier …« Ihre Hand massierte die Stelle ihres Leibes. »Oooh …« Frank atmete auf. Puh!, da war er noch einmal davongekommen. Aber dann siegte seine Neugier. »Du kannst fühlen, wie es sich bewegt?« Andrea nickte, schenkte ihm einen halb misstrauischen Blick und setzte hinzu: »Es scheint in meinem Bauch Fußball zu spielen!« Frank grinste. »Dann wird es ein Junge! Darf ich …?« Eine Antwort nicht abwartend, schob er seine Hand unter die von Andrea. Sie wäre fast zurückgewichen, doch da umschlang sein anderer Arm ihre Taille und stützte sie. »Tatsächlich, ich spüre etwas. Ja, es tritt! Und wie!« Frank war so begeistert, dass er von Andreas Widerwillen nichts zu bemerken schien. Sie war etwas verwundert. Interessierte sich dieser große, auf sie noch immer so fremd wirkende Mann wirklich für das Strampeln eines ungeborenen Babys? Er – der Andrea eindeutig klargemacht hatte, wie wenig er von einer Verbindung zwischen ihr und seinem Bruder Gerald hielt. Der tüchtige Geschäftsmann, der seinem Vater den größten Teil der Firmenleitung abgenommen hatte und nichts als Erfolge erzielte – im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder. Gerald hatte es nie leicht gehabt, gegen Frank anzukommen. Es gab nichts, was Frank nicht besser machen konnte. Selbst bei seiner überstürzten Heirat hatte Gerald falsch gehandelt und seine Familie mit der Wahl eines unbedeutenden Mädchens vor den Kopf gestoßen. Damit war er noch tiefer in Ungnade gefallen. Ein Wunder, dass man den damals Vierundzwanzigjährigen nicht enterbt hatte, sondern ihm sogar die Mitarbeit in der Direktionsetage der Fabrik anbot. Und jetzt fühlte Andrea die Wärme von Franks behutsam tastender Hand auf ihrem Bauch. »Fantastisch!«, murmelte er. »Wie lange dauert es noch, bis mein Neffe das Licht der Welt erblickt?« Sein Neffe! »Mein Baby«, betonte Andrea, »hat noch einen Monat Zeit!« Verlegen sah sie an ihm vorbei. »Würdest du mich jetzt loslassen?« »Oh, Verzeihung«, reagierte er verletzt. »Es tut mir leid, dass ich dich berührt habe. Das nächste Mal werde ich mir vorher die Hände waschen!« Andrea bekam einen roten Kopf. So hatte sie es doch nicht gemeint. Bestimmt wollte sie ihn nicht so hart zurückweisen, aber mit seiner unerwarteten Geste hatte er sie verunsichert. Er konnte auch nichts dafür, dass Andrea sie fast wie eine Liebkosung empfunden hatte. Schon wollte sie ihm einige abschwächende Worte sagen, als sie ein Blick aus seinen funkelnden Augen traf, der sie restlos einschüchterte. Frank Dahlberg hatte es schon immer fertiggebracht, sie völlig aus der Bahn zu werfen. Vielleicht versuchte sie deshalb, ihm aus dem Weg zu gehen. In seiner Gegenwart beschlich sie ein seltsames Unbehagen. Dennoch ließ er sich nicht abschrecken, tauchte immer wieder in ihrem kleinen Zuhause auf, meist dann, wenn ihr Mann nicht zugegen war. Und Gerald war in letzter Zeit viel unterwegs. Endlich wandte er sich zum Gehen. »Sag Gerald, dass ich auf seinen Anruf warte!«, befahl Frank. »Und gib gut auf meinen Neffen acht.« Andrea sah ihm nach, als er den Garten verließ. Wie schützend verschlang sie beide Hände vor ihrem Bauch. Sein Neffe! Damit wollte er sie doch nur wieder ärgern! *** Anstatt gleich in das Haus zu gehen, setzte sich Andrea auf die weitläufige Terrasse, die in den Garten führte. Neben dem Stuhl aus Korbgeflecht lehnte die alte Laute, nach der sie nun griff. Sie war die einzige Erinnerung an ihre Eltern, denn das Instrument hatte ihrer Mutter gehört. Beinahe zärtlich strich Andrea über die...


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