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E-Book, Deutsch, Band 51, 64 Seiten

Reihe: Familie mit Herz

Sanders Familie mit Herz 51

Als sie ihr Kind nicht mehr erkannte

E-Book, Deutsch, Band 51, 64 Seiten

Reihe: Familie mit Herz

ISBN: 978-3-7325-8293-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Als sie ihr Kind nicht mehr erkannte
Der kleine Henry wird für seine Mutter zum rettenden Engel
Von Karen Sanders

'Mami, ich bin's doch, Henry. Warum sagst du denn nichts, Mami? Und warum schläfst du so lange? Komm doch endlich wieder nach Hause! Bitte ...!'
Gespannt warten die Ärzte auf eine Reaktion der Patientin. Alle Hoffnung haben sie auf diesen Besuch des kleinen Jungen bei seiner im Koma liegenden Mutter gesetzt. Denn die Medizin scheint an ihren Grenzen. Immer flehender spricht Henry auf seine Mami ein und streichelt ihr vorsichtig über die blassen Wangen.
Nichts! Kristina Hendrichs liegt regungslos da und scheint weit, ganz weit weg zu sein von allen, die sie lieben und brauchen ...
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Als sie ihr Kind nicht mehr erkannte Der kleine Henry wird für seine Mutter zum rettenden Engel Von Karen Sanders „Mami, ich bin’s doch, Henry. Warum sagst du denn nichts, Mami? Und warum schläfst du so lange? Komm doch endlich wieder nach Hause! Bitte …!“ Gespannt warten die Ärzte auf eine Reaktion der Patientin. Alle Hoffnung haben sie auf diesen Besuch des kleinen Jungen bei seiner im Koma liegenden Mutter gesetzt. Denn die Medizin scheint an ihren Grenzen. Immer flehender spricht Henry auf seine Mami ein und streichelt ihr vorsichtig über die blassen Wangen. Nichts! Kristina Hendrichs liegt regungslos da und scheint weit, ganz weit weg zu sein von allen, die sie lieben und brauchen … Das Licht fiel in schmalen Streifen durch die Rollläden der Krankenhausfenster und malte Schatten auf die bewegungslos in ihrem Bett liegende Patientin. Ihr Kopf war bandagiert. Die weißen Binden umhüllten fest ihren Schädel, Stirn und Kinn. Von dem blassen Gesicht waren nur Mund und Nase, die eingefallenen Wangen und die bläulichen Ränder unterhalb ihrer geschlossenen Augen zu erkennen. In ihrem Handgelenk, das auf der Decke lag, steckte eine Kanüle, durch die langsam die Infusion tropfte. Der Pulsmesser zeichnete ein gleichmäßiges Diagramm auf den Monitor. Michael starrte auf die reglos daliegende Gestalt. Er fühlte sich wie ausgelaugt. Mitleid und Trauer, Hoffnung, Niedergeschlagenheit, sogar Zorn – alle Gefühle waren während der vergangenen, endlos währenden Wochen erloschen. Schädelbasisbruch! Ein seidener Faden zwischen Leben und Tod! Die schwierige Operation! Kristina, die nicht mehr aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachte. Und schließlich die entmutigende Nachricht: Koma! Draußen wartete ein kleiner Junge, der endlich seine Mutter sehen wollte. Aber wie würde Henry auf diesen seelenlosen Körper reagieren? Er war doch erst fünf Jahre alt! Einen verzweifelten Augenblick lang wünschte Michael sich, Kristina wäre bei dem Unfall gestorben. Vieles wäre einfacher gewesen. Aber so leicht hatte sie es ihm nicht gemacht. Kristina hatte ihm immer nur Schwierigkeiten bereitet, von Anfang an … Er hatte Kristina durch einen Autounfall kennengelernt. Sie hatte gerade erst ihre Führerscheinprüfung bestanden und war mit ihrem alten Fiat unterwegs gewesen. An einer Kreuzung hatte sie die Vorfahrt missachtet und war mit seinem Fahrzeug zusammengeprallt. Zu allem Unglück war sie nicht angeschnallt gewesen, aber da sie beide nur ein langsames Tempo gefahren waren, war sie mit einer Beule an der Stirn und einer Gehirnerschütterung davongekommen. Michael hatte sie zur Ambulanz ins Krankenhaus gebracht und sich auch später wegen der Schadensmeldung mit ihr in Verbindung gesetzt. Kristina war eine bildschöne Frau. Mit ihrem langen blonden Haar und den blauen Augen verkörperte sie geradezu den hilflosen Unschuldsengel. Jeder Mann wäre angesichts ihrer Ratlosigkeit helfend eingesprungen, und auch in Michael hatte sich sofort der Beschützerinstinkt geregt. Ob es wirklich Liebe war, was sie zusammengeführt hatte, wusste Michael später nicht mehr zu sagen. Er war so jung und sorglos gewesen, und Kristina, eben erst neunzehn Jahre alt, war ein außerordentlich hübsches Mädchen. Ihre Bewunderung hatte ihm geschmeichelt, und bald war aus ihrem harmlosen Flirt mehr geworden. Sie hatten im siebten Himmel geschwebt – bis Kristina plötzlich schwanger geworden war. Was sollte er tun? Michael war aus allen Wolken gefallen. Er hatte so viele Pläne für seine Zukunft gehabt, wollte sein Studium zum Ingenieur beenden und vielleicht für einige Zeit ins Ausland gehen. Aber sein Pflichtbewusstsein war stärker gewesen, und so hatte er Kristina geheiratet. Kurz darauf war Henry zur Welt gekommen, und Michael hatte sein Studium in Abendkursen beendet. Als Kristinas Eltern starben – zuerst ihr Vater und kurz darauf auch ihre Mutter –, hatten sie deren Einfamilienhäuschen geerbt und waren dort eingezogen. Von dem Verlust ihrer Eltern schwer getroffen, hatte Kristina sich mit ausschließlicher Liebe auf Michael und den kleinen Henry fixiert. Sie hatte ja sonst niemanden mehr. Michael hatte schwer an den Fesseln von Ehe und Vaterschaft getragen. Er, der beruflich etwas erreichen wollte, musste nun in erster Linie an seine Familie denken und viele Rücksichten nehmen, was Flexibilität und Arbeitseinsatz betraf. Aber es war ihm schließlich doch gelungen, Karriere zu machen und einen einflussreichen Posten zu bekommen. Kristinas Liebe jedoch war im Laufe der Jahre immer besitzergreifender geworden. Sie, die ihre Lehre als Arzthelferin abgebrochen hatte, interessierte sich ausschließlich für ihre Familie. Michael hatte Kristinas Liebe bald als einengend empfunden. Sie wollte ihn ganz für sich vereinnahmen, ihm keine eigenen Freunde gestatten, seinen Arbeitseifer dämpfen. Streitigkeiten und Eifersuchtsszenen hatten sich gemehrt. Oft schien es, als lasse Kristina ihm keinen Raum zum Atmen. Als Henry alt genug war, um in den Kindergarten zu gehen, hatte Michael seiner Frau zugeredet, sich wieder eine Arbeitsstelle zu suchen oder zumindest an weiterbildenden Kursen teilzunehmen. Kristina aber hatte vorgegeben, mit dem Haushalt und dem Kind genug Arbeit und Abwechslung zu haben, und so waren ihre Interessen weiterhin auf diesen engen Bereich beschränkt geblieben. Den ganzen Tag hatte sich Kristina nur noch auf den Augenblick konzentriert, wenn er von der Arbeit heimkehrte. Oft hatte sie am Abend schon am Fenster gestanden und auf ihn gewartet. Und wenn es einmal später im Büro geworden war, hatte sie ihm schlimme Vorwürfe gemacht. Sicher, sie war eine vorbildliche Hausfrau, fürsorgliche Mutter und hervorragende Köchin. Aber das genügte Michael nicht. Er vermisste anregende Gespräche, er wollte teilhaben am Weltgeschehen, so viel sehen und erleben … Kristina jedoch bremste ihn in seinem Tun. Sie hing mit erdrückender Liebe an ihm und erstickte ihn förmlich. Und dann hatte er Tatjana kennengelernt. Tatjana, eine lebenslustige, unkomplizierte Frau: dunkel, exotisch – ganz anders als Kristina. Tatjana war unternehmungslustig und steckte voller Ideen und Pläne. Sie nahm das Leben leicht und stürzte sich kopfüber mitten hinein. Michael war sofort fasziniert gewesen von diesem Paradiesvogel. Tatjana eröffnete ihm ganz neue Perspektiven und zeigte ihm eine Liebe, die nichts forderte, sondern nur unbeschwertes Miteinander war. Ihre Fröhlichkeit riss ihn mit und holte ihn aus dem grauen Alltagstrott. In seinem Leben hatte sich eine Tür geöffnet, hinter der die Welt lag: bunt, schillernd und sehr verlockend. Michael hatte diese Tür durchschritten und genoss die Liebe mit Tatjana. Er lebte in dem ungezwungenen Verhältnis zu ihr förmlich auf. Seine Gedanken kehrten zu Henry zurück. Er durfte ihn nicht länger warten lassen. Die Ärzte hatten eine Ausnahme gemacht und dem kleinen Jungen, der immer wieder nach seiner Mami verlangte, erlaubt, sie für einige Minuten zu sehen. Michael hoffte, dass es kein zu großer Schock für ihn sein würde. Draußen, vor der Tür zur Intensivstation, saß Michaels Mutter zusammen mit Henry auf den Plastikstühlen. Es war kein angenehmes Warten, denn Henry schwieg mürrisch, schaukelte nur mit den Beinen vor und zurück und weigerte sich, auf die Gesprächsversuche seiner Großmutter überhaupt zu reagieren. Doch als sein Vater erschien, war er blitzschnell auf den Füßen und versuchte, sich an ihm vorbei durch die Tür zu drängen. „Kann ich jetzt zu meiner Mami? Darf ich sie endlich sehen?“, sprudelte es aus ihm hervor, wobei sich die Worte vor Eifer fast überschlugen. Michael nickte. „Ja, ihr dürft hereinkommen!“ Doch als sich nun auch die Großmutter erhoben hatte und mit ihnen eintreten wollte, wurde Henry rebellisch. „Sie soll nicht mitkommen! Ich will allein gehen“, brauste er auf und versuchte, die Frau wegzuschieben. „Aber Dani!“, empörte sich die Großmutter und schaute ihn verständnislos an. „Ich heiße nicht Dani! Henry ist mein Name! Und da drin ist meine Mami! Du sollst weggehen!“ „Benimm dich, Söhnchen“, drohte Michael mit müder Stimme, während er seine entgeisterte Mutter entschuldigend anblickte. In letzter Zeit war besonders schwer mit dem kleinen Jungen auszukommen. Kristina hatte ihm einfach zu viel durchgehen lassen. Henry musste lernen, dass nicht alles nach seinem Willen gehen konnte. Doch dies war gewiss nicht der geeignete Moment dafür. „Schon gut, ich werde draußen warten“, gab Michaels Mutter nach. „Ich kann ja ein andermal zu Kristina gehen.“ „Danke für dein Verständnis, Mutter“, murmelte Michael erleichtert. „Ich wüsste nicht, was ich ohne deine und Vaters Hilfe machen würde.“ Seit Kristinas Unfall kümmerten sich seine Eltern um Henry, solange er arbeiten musste. Irgendwie musste das Leben schließlich weitergehen. Aber auf Dauer war das keine gute Lösung. Und es war nicht abzusehen, wann oder ob überhaupt einmal Kristina ihr Bewusstsein wiedererlangen...


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