E-Book, Deutsch, Band 6, 170 Seiten
Reihe: Ein Kater-Brown-Krimi
Sander Kater Brown und das Rätsel des Roten Raben
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-4286-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Kurzkrimi
E-Book, Deutsch, Band 6, 170 Seiten
Reihe: Ein Kater-Brown-Krimi
ISBN: 978-3-7325-4286-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Folge 6: In ihrem neuen Fall reisen Alexandra und Kater Brown in den hohen Norden, nach Beekersiel an der ostfriesischen Nordseeküste. Dort soll Alexandra über die Eröffnung des neuen Museums berichten - einem spektakulären Neubau, der auf einem Pier mitten im Wasser gebaut wurde. Doch während der Eröffnungfeier wird Christina Hansen, die Leiterin des Museums, ermordet. Und dann nutzt auch noch jemand das Durcheinander, um den Roten Raben - einst im Besitz des berühmten Piraten 'Schwarzer Hannes' und heute Hauptattraktion des Museums - zu stehlen. Zu allem Unglück ist das Piermuseum durch ein Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten und es ist klar, dass unter den Anwesenden mindestens ein Mörder und Dieb sein muss ... Kater Brown und Alexandra nehmen beherzt die Spur des Täters auf und stoßen gleich auf mehrere Dinge, die lange im Verborgenen lagen. Die Serie: Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist - aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall aufgeklärt haben, weicht der Kater der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Für Alexandras Reportagen vom schönen Landleben kommen sie viel herum - und stellen fest, dass das Verbrechen auch in der größten Idylle zu Hause ist. Humorvoll und spannend erzählt entlarvt das Ermittlerduo scheinbar harmlose Todesfälle und macht sich auf die Suche nach dem Mörder.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Kater Brown machte es sich auf der Friedhofsmauer bequem und beobachtete von dort aus das kleine Cottage, das so dicht neben der Kirche stand, dass zwischen den Außenmauern beider Gebäude bestenfalls noch eine Maus Platz gefunden hätte. Sein Interesse galt aber ohnehin nicht irgendwelchen Beutetieren, er hatte anderes im Sinn. Durch eines der kleinen Fenster sah er den Pastor an einem Sekretär sitzen und schreiben. Im Halbdunkel der herbstlichen Dämmerung war der Kater hingegen für den Geistlichen so gut wie unsichtbar. Der hagere ältere Mann mochte einen harmlosen Eindruck machen, und er strahlte eine Friedfertigkeit aus, die seinem Beruf angemessen war. Doch wenn es darauf ankam, konnte er zur Furie werden und einen Mann erschlagen, der halb so alt war wie er. Kater Brown hatte es gesehen. Plötzlich hörte er ein leises Rascheln aus dem Busch an der Friedhofsmauer. Seine Ohren drehten sich ein Stück weit zur Seite, um das Geräusch genauer wahrzunehmen. Gleichzeitig atmete er tief durch die Schnauze ein, um zu erschnuppern, wer oder was sich ihm von dort aus näherte. Im nächsten Moment schoss etwas Rötliches aus dem Busch und landete nicht weit von ihm entfernt auf der Mauer. Kater Brown nahm die Tatsache gelassen hin, dass es sich bei diesem Etwas um eine getigerte Artgenossin handelte, die ihn argwöhnisch betrachtete. „Wer bist du?“, fragte die rote Katze. „Kater Brown. Und du?“ „Was machst du hier?“ Kater Brown drehte seinen Kopf von der roten Katze weg und sah wieder zum Cottage und zum beleuchteten Fenster hinüber. „Ich warte.“ „Worauf?“, wollte die rote Katze wissen. „Darauf, dass die Menschen mich hier finden und verstehen, dass ich für sie den Mörder aufgespürt habe“, antwortete er gelassen. „Du hast den Mörder aufgespürt?“ Der Tonfall der Tigerkatze hatte etwas Spöttisches an sich. „Tut mir leid, Kater Brown, aber da kommst du zu spät. Ich wusste schon vor dir, dass Father Mulcahy das Ehepaar Witherspoon auf dem Gewissen hat.“ „Tatsächlich?“, gab er zurück. Auch bei ihm war der leicht ironische Tonfall nicht zu überhören. „Was heißt hier ‚tatsächlich‘?“, konterte die rote Katze. „Willst du etwa vor mir davon gewusst haben? Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll. Schließlich sehe ich dich heute hier zum ersten Mal.“ „Ich habe nicht behauptet, dass ich es vor dir gewusst habe“, machte Kater Brown ihr seelenruhig klar. „Mit ‚tatsächlich‘ meinte ich das Ehepaar Witherspoon.“ „Was ist mit den Witherspoons? Willst du jetzt behaupten, dass er die beiden nicht umgebracht hat?“ „Natürlich hat er sie umgebracht. Aber wenn das alles ist, was du weißt …“ „Was sollte ich denn noch wissen?“, fragte die rote Katze neugierig. „Sag mir erst mal, wie du heißt“, wechselte Kater Brown das Thema. „Isabelle.“ „Also, Isabelle, du kannst zwar vermutlich beweisen, dass Father Mulcahy die Witherspoons ermordet hat“, raunte er und ließ eine kurze Pause folgen, „aber ich habe den Beweis, dass er auch der Mörder der Ainsworth-Drillinge ist.“ Isabelles Augen weiteten sich verdutzt. „Die Ainsworth-Drillinge? Das war Father Mulcahy?“ „Ja, er hat ihnen die Fleischpastete gebracht, die er zum Geburtstag von Bürgermeister Shepperton geschenkt bekommen hatte“, berichtete Kater Brown. „Jeder weiß, dass Shepperton Mulcahy hasst, weil der das Grundstück nicht verkaufen will, das für den Bau dieser Chemiefabrik unbedingt erforderlich ist. Mulcahy hat die Pastete mit Gift versetzt und sie den Drillingen gegeben, weil er ahnte, dass der Tod der drei dem Bürgermeister in die Schuhe geschoben werden kann. Schließlich hatte dieser Politiker ein Motiv, den Geistlichen aus dem Weg zu räumen – und der Pastor kann so tun, als hätte er mit der Pastete nur den drei armen alten Witwen helfen wollen.“ „Raffiniert“, sagte Isabelle und wandte den Blick vom Cottage zu Kater Brown. „Und welchen Beweis hast du, Katerchen?“ „Und … wie kann er es beweisen?“, fragte Bettina neugierig, die über Skype mit ihrer Freundin Alexandra verbunden war. Die zuckte mit den Schultern und legte den Text zur Seite. „Das weiß ich noch nicht so genau“, antwortete sie. „Hm“, machte Bettina und grinste sie an. „Ehrliche Worte einer großen Autorin.“ „Ich bin keine ‚große Autorin‘“, widersprach Alexandra sofort und sah nach rechts, wo Kater Brown auf dem Couchtisch lag und die Augen nur einen Spaltbreit geöffnet hatte. Es wirkte so, als wollte er eigentlich schlafen, dabei aber nicht verpassen, wenn irgendetwas Essbares in seine Nähe gelangte. „Da ist halt dieser Verleger, der meinte, ich sollte doch mal einen Krimi mit Kater Brown in der Hauptrolle schreiben, wenn der Kater schon so gut darin sei, Verbrechen aufzuklären.“ „Warum nicht, das ist doch eine gute Idee“, meinte Bettina. „Was sagt denn Tobias dazu?“ „Was soll Tobias dazu sagen? Warum sollte er überhaupt seine Meinung dazu kundtun?“, konterte Alexandra und merkte zu spät, dass ihre Reaktion verräterisch heftig ausgefallen war. Ihr Kollege war seit drei Wochen in Südamerika unterwegs, weil sein Macho-Magazin ihn zu einer Dschungelrallye geschickt hatte. Anders als sonst konnte sie ihn da unten nirgends erreichen – allenfalls über eines der Satellitentelefone, die die Teams mitgenommen hatten. Doch die waren für Notfälle gedacht. Und den bloßen Wunsch, seine Stimme mal wieder zu hören, würde ganz sicher niemand als Notfall anerkennen. Es war eigenartig, aber erst seit sie, außer einer gelegentlichen E-Mail, nichts von ihm hörte, war ihr bewusst geworden, wie sehr sie sich inzwischen an diesen Mann gewöhnt hatte, der ihr anfangs so auf die Nerven gegangen war. „Na, ich dachte, unter Kollegen tauscht man sich in solchen Dingen aus“, erklärte ihre Freundin mit Unschuldsmiene. Die Betonung ihrer Worte ließ keinen Zweifel daran, wie sie gemeint waren. „Also, was hältst du davon?“, wechselte Alexandra das Thema. „Kann man das so schreiben?“ Bettina grinste noch einmal, um deutlich zu machen, dass ihr Alexandras Absicht nicht entgangen war, dann aber wurde sie ernst. „Na ja, ich glaube, so was würde ich lesen wollen. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, was in einem Katzenkrimi passiert. Du weißt ja, Herr der Ringe und Co. Da könntest du mich alles fragen …“ Sie zuckte flüchtig mit den Schultern. „Aber wie läuft das ab, wenn der Kater mal allein ist? Ich meine, wenn du diese Isabelle erst kurz vor der Auflösung auftauchen lässt, dann hat er ja die ganze Zeit über niemanden, mit dem er reden kann.“ „Nein, nein, das ist nicht das Ende“, warf Alexandra ein. „Ich habe dir aus dem ersten Kapitel vorgelesen. Als Nächstes wird dieser Father Mulcahy entführt, und dann gibt es wieder einen Toten. Damit ist dann klar, dass Mulcahy nicht der Mörder sein kann.“ „Ach so, verstehe. Du lässt es so aussehen, als würden sich die Katzen irren, und schickst deine Leser auf die falsche Fährte?“ „Ja, kann man so sagen“, bestätigte Alexandra schnell, ohne ins Detail zu gehen, denn Details kannte sie selbst noch nicht. Bis vor ein paar Sekunden hatte sie ja nicht mal gewusst, dass jemand Father Mulcahy entführen würde. Aber diese Notlüge war gar keine so schlechte Idee. Daraus ließ sich etwas machen. „Redet denn der Kater auch mit Menschen, oder gibt es diese Szenen nicht?“, wollte Bettina wissen. „Ich will ihn nicht so vermenschlichen“, sagte Alexandra. „Meine menschlichen Helden unterhalten sich ganz normal, sie reden auch mit den Katzen, aber sie bekommen keine Antworten, die sie verstehen können. Die Katzen unterhalten sich untereinander, aber die Menschen hören nur ‚miau, miau‘.“ „Find ich gut“, urteilte Bettina. „Du darfst so weitermachen.“ „Zu gnädig“, gab Alexandra zurück und zwinkerte ihrer Freundin zu. In diesem Moment ertönte ein Wecker. „Oh, lass uns Schluss machen, Süße, ich muss zu meinem Termin.“ „Alles klar, meld dich, wenn du wieder zu Hause bist“, sagte Bettina, dann beendete sie das Gespräch. Alexandra fuhr den Rechner runter und stand auf. Kater Brown hob lediglich die Augenlider an und sah ihr nach, ohne den Kopf zu bewegen. „Ja, ich weiß, Kleiner“, sagte sie. „Du hast deinen schwarzen Anzug ja immer an, du musst dich nie umziehen. Weißt du, es gibt Tage, da beneide ich dich um dein Fell. Du musst dir keine Gedanken machen, ob du das rote oder das blaue Oberteil anziehen sollst und …“ Kater Brown kniff demonstrativ die Augen fest zu, als wollte er ihr sagen, dass sie ihn mit ihren banalen Sorgen sooo sehr langweilte. Die einzige Frage, die in seinem Katzenkosmos eine Rolle spielte, war die, wo der nächste volle Fressnapf herkam. „Schon gut, Katerchen, ich habe verstanden“, fügte...