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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 352 Seiten

Reihe: Ein Macy-Greeley-Krimi

Salvalaggio Brennender Fluss

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 2, 352 Seiten

Reihe: Ein Macy-Greeley-Krimi

ISBN: 978-3-8437-1161-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Flathead Valley, Montana: Das nur spärlich besiedelte Tal wird von einer Hitzewelle heimgesucht. Ein Brandstifter bringt die Bewohner in große Gefahr, die Feuerwehr kämpft vergeblich gegen die Flammen an. Dann wird ein toter Soldat gefunden. Die Polizei bittet Detective Macy Greeley um Hilfe. Sie muss gegen das Schweigen der eingeschworenen Gemeinschaft ankommen, die Probleme lieber unter sich löst. Jeder weiß etwas, doch niemand spricht darüber. Zu allem Überfluss taucht auch noch Ray Davidson auf – zugleich Macys Chef und der Vater ihres kleinen Sohnes. Dann wird eine weitere Leiche gefunden. Bald ist nicht nur Macys Karriere, sondern auch ihr Leben in großer Gefahr.
Der spektakuläre neue Fall für Ermittlerin Macy Greeley.
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Kapitel 1
Die Sonne kletterte über die Hügel und umriss die östlichen Hänge des breiten Tals. Granitblöcke, so groß wie Häuser, leuchteten gespenstisch weiß auf, und über den Kiefernwäldern stieg Dampf auf. Im Schatten schimmerte der Flathead River wie ein silbriges Band, schmal, wo er breit sein sollte, ein Rinnsal, wo sonst ein Strom war. Es war Ende Juli, und die Hitzewelle nahm einfach kein Ende. Ein ätzender Dunst verschleierte den weiten Himmel, und weiter oben im Tal stiegen die Rauchschwaden über dem jüngsten Waldbrand fast einhundert Meter hoch in die Luft. Dylan Reed ritt auf seiner Fuchsstute in leichtem Trab den Uferweg hinauf. Bei jedem Ruckeln verzog er das Gesicht. Er hielt die Zügel mit einer Hand, mit der anderen massierte er sich den Oberschenkel. Vor sechs Monaten war er in Afghanistan bei einer Razzia verwundet worden. Er wusste, dass er Glück gehabt hatte. Um Haaresbreite wäre er in einer Kiste zurückgekommen. Er schob seinen Hut zurück und richtete den Blick auf die Böschung. Bis zu den Klippen am Nordufer des Darby Lake war es noch ein halbstündiger Ritt. Über sich hörte er das monotone Brummen einer zweistrahligen Maschine. Der See diente den Löschflugzeugen als Tankstelle. Sie zogen Schleifen über dem Tal, dann glitten sie über das Wasser, um ihre Tanks zu befüllen. Schon den ganzen Sommer waren sie ununterbrochen in der Luft. Dylan trieb seine Stute zu mehr Tempo an. Die Route 93 lag noch in der stillen Kühle des Morgens, doch über ihm surrten die Hochspannungskabel. Er ritt auf die wuchtige Stahlbrücke zu, die den Flathead River überspannte. Die Hufe schlugen auf den Asphalt und schreckten die Stare auf, die in den Brückenbögen nisteten. Der Vogelschwarm erhob sich mit einem Rauschen, dann tauchte er zwischen den Metallstreben ab. Sie flogen tief über dem steinigen Flussufer, bevor sie weiter oben in einem Pappelhain verschwanden. Ein rostiges, verbogenes Tor versperrte den Weg zu einem ehemaligen Aussichtspunkt. Seine Freunde John und Tyler wollten sich um sechs Uhr hier mit ihm treffen, doch von beiden gab es weit und breit keine Spur. Dylan führte sein Pferd in den Wald, um nach etwa zwanzig Metern auf den Weg zurückzukehren, dann folgte er den engen Serpentinen hinauf. Der Boden hatte tiefe Risse, und die trockenen goldenen Grasstellen erinnerten an Bartstoppeln. Weiter oben öffnete sich der Blick ins Tal. Noch lagen die flachen Hügel im Osten völlig im Schatten, doch Lichtsäulen zerschnitten den Nebel über dem Fluss. Durch die Bäume erkannte er das regelmäßige Straßennetz von Wilmington Creek. Ein Streifenwagen raste mit Blaulicht über die Route 93. Er verschwand am südlichen Ende in Wilmington Creek. Nach der letzten Serpentine ritt Dylan auf die offene Kuppe des Steilhangs hinaus und näherte sich der Kante, bis das stille dunkle Wasser des Darby Lake vor ihm lag. Der Weg endete in einem unbefestigten Wendekreis, der einst als Parkplatz des Aussichtspunkts gedient hatte. In den Bäumen flatterten zerfetzte Plastiktüten, zwischen den Zwergkiefern und Felsbrocken sahen die Bierdosen und Whiskeyflaschen wie Wildblumen aus. Vor Jahren war das Geländer abgestürzt, als ein Erdbrocken von der Größe eines Omnibusses in den See gerutscht war. Seitdem standen überall Warnschilder herum. Das ganze Gebiet wurde als unsicher eingestuft. Knapp zehn Meter vor dem Klippenrand stieg Dylan ab, um sein Bein auszuruhen. Es war vom Knie bis zur Hüfte taub, doch der Schmerz würde bald wiederkommen. Er kramte seinen Feldstecher aus der Satteltasche. Tiefe Risse taten sich im felsigen Grund zwischen ihm und dem Klippenrand auf. Er tastete sich vorsichtig über die nackte Erde vor. An manchen Stellen konnte er durch die Spalten den See sehen. Er beugte sich über den Abhang, und Geröll prasselte mehr als zwanzig Meter in die Tiefe, wo blanke Felsen wie riesige Würfel am Nordufer lagen. Er streifte sich den Riemen des Feldstechers über den Kopf und betete, dass die Klippe hielt. Der Wasserstand war noch niedriger als beim letzten Mal. Er konnte die Umrisse auf dem Seegrund erkennen. Vor einer Gruppe von Felsen hob sich ein dunkles Rechteck ab. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Piloten der Löschflugzeuge Ethan Greens Pick-up entdeckten. Dylan legte seine Wange an die warme Erde und lauschte dem leisen Knistern der überhängenden Klippe. Ein Wolf heulte, und er richtete den Feldstecher auf das Ostufer des Sees. Es dauerte eine Weile, bis er das Rudel entdeckte. Ein paar Kilometer weiter kamen die Wölfe aus dem Kiefernwald und verteilten sich am Ufer. Insgesamt waren es sechs ausgewachsene Tiere und drei Welpen. Dylan beobachtete sie, bis sie wieder unter den Bäumen verschwanden. Dann kehrte er auf sicheres Terrain zurück und setzte sich an einen Felsen gelehnt in die aufgehende Sonne. Er war erst gegen eins ins Bett gegangen und saß seit fünf Uhr auf dem Pferd. Ihm war flau im Magen, und sein Kopf tat weh. Aus Gewohnheit klopfte er sein Hemd nach Zigaretten ab, bis ihm wieder einfiel, dass er aufgehört hatte. Er schloss die Augen und wünschte, er hätte es auch geschafft, mit dem Trinken aufzuhören. Er spürte die Sonne auf seinen Lidern. Er lauschte den Geräuschen von fern und nah. Das Land erwachte im heller werdenden Licht. Es dauerte nicht lang, dann lief ein Schauer durch seinen Körper, und sein Kopf fiel nach vorne. Er atmete regelmäßig. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Seine Beine zuckten, und die Stiefelabsätze kratzten im Sand, während er im Schlaf vor sich hin murmelte. Ein weiteres Flugzeug flog vorbei, und seine Lider flatterten kurz, dann schlossen sie sich wieder. Schließlich wurde sein Atem langsamer, die Beine kippten nach außen, eins angewinkelt, das andere steif. Eine vertraute Stimme drang in seine Träume. »Wach auf, fauler Sack.« Instinktiv griff Dylan nach dem Gewehr, das auf seinem Schoß hätte liegen müssen, und erschrak, als er es nicht fand. Er hob seine Hände hoch, aber im blendenden Licht konnte er nichts sehen. Ein Schatten trat zwischen ihn und die aufgehende Sonne, und blinzelnd erkannte er das Gesicht, das ihm seit der Kindheit vertraut war. Tylers Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Raus aus den Federn, du Penner.« Dylan trat mit dem gesunden Bein nach ihm. »Tyler, das war echt scheiße, Mann.« Tyler stand mit den Händen in den Hosentaschen da und beobachtete seinen Freund. Er war kleiner, aber doppelt so breit. Seine massigen Arme waren mit Tätowierungen und Brandnarben übersät. Sein kahler Schädel hatte so viele Granatsplitter abbekommen, dass er aussah wie ein gesprenkeltes Ei. Er hockte sich vor Dylan und zog an seiner Zigarette. »Bei dir sollte ich mir meine Witze wohl lieber sparen.« Dylan konnte das Zittern in seiner Stimme kaum verbergen. »Ja.« Er sah sich um. »Wo ist John?« Noch ein Zug, gefolgt von einem festen Blick. »Ich hatte gehofft, er wäre bei dir.« »Wahrscheinlich schläft er noch.« Dylan zog das Kinn an und verschränkte die Arme. Ihm war nicht kalt, aber er konnte das Zittern nicht abstellen. »Hast du gesehen, was ich mit dem Wasserstand gemeint habe?« »Ja, wir haben ein Problem. Wie lange, schätzt du, haben wir noch?« »Weniger als eine Woche, bevor man es aus der Luft sehen kann.« Er stand umständlich auf und zeigte zum Himmel. Ein Löschflugzeug kam genau auf sie zu. Es zog eine Schleife über dem Steilhang, bevor es zur Wasseroberfläche abtauchte. »Einer der Piloten könnte es melden.« »Das glaube ich nicht. Ich schätze, es ist nicht der erste Truck, der im See gelandet ist. Er könnte seit Jahren da unten liegen.« »Wir sollten kein Risiko eingehen.« »Es soll bald regnen.« »Das sagen sie seit Wochen.« Tyler warf einen Stein in Richtung See. »Ich wusste, dass uns dieser Scheiß noch mal einholt.« »Es war eine Reihe von falschen Entscheidungen.« »Ich erinnere mich nicht, irgendwas entschieden zu haben.« Tyler zupfte sich einen Tabakkrümel von den Lippen, dann stellte er sich an den Klippenrand. Seine Stiefelspitzen ragten über den Abgrund hinaus. Kurz sah es aus, als wollte er springen. »John hat recht. Wir müssen den Rest der Klippe sprengen.« Er hüpfte ein paarmal auf und ab, als testete er, wie viel Gewicht der Vorsprung aushielt. »Ein paar gut platzierte Ladungen in den Spalten, und unser Problem ist für immer begraben.« »Die Detonation hört man kilometerweit.« »Na und? Die graben bestimmt nicht den ganzen See um.« Tyler schwieg einen Moment und sah dann zu Dylan. »Und dann ist da noch Jessie.« »Was ist mit ihr?« »Du musst mit ihr reden. Rausfinden, was sie sagt, falls uns das alles um die Ohren fliegt.« »Jessie war blau in der Nacht. Sie hat keine Ahnung.« Tyler kam auf Dylan zu, bis ihre Nasen fast zusammenstießen. »Das hab ich ihr nie abgekauft. Ich glaube, sie hat Spielchen gespielt. Sie wusste, wie ihr Vater reagiert hätte, wenn er rausgefunden hätte, dass sie mit Ethan rumhing.« Er zog lange an seiner Zigarette. »Wir müssen dafür sorgen, dass sie den Mund hält, auch wenn sie unter Druck gesetzt wird.« »John sagt, sie redet nicht.« »John hat keine Ahnung. Er will nicht, dass sie sich aufregt.« »Jessie hat recht, wenn sie die Sache hinter sich lassen will.« Tyler packte Dylan am Kragen. »Hör zu, es ist mir scheißegal, was sie angeblich durchgemacht hat«, knurrte er und griff noch fester zu, als Dylan versuchte, sich loszumachen. »Entweder du kümmerst dich um sie oder ich mach es.« Dylan riss sich los. »Wenn du Jessie...


Zeitz, Sophie
Sophie Zeitz, geboren 1972 in Frankfurt am Main, übersetzt zum Beispiel die Romane von John Green, Matt Haig, Jilliane Hoffman und Marina Lewycka. Sie war Verlagslektorin, bevor sie sich als Übersetzerin selbstständig machte, und lebt heute mit ihrer vielsprachigen Familie in Berlin.

Salvalaggio, Karin
Karin Salvalaggio wurde in den USA geboren und ist in Alaska, Florida, Kalifornien und im Iran aufgewachsen. Seit zwanzig Jahren lebt und schreibt sie in London. Sie hat zwei Kinder und einen Schnauzer namens Seamus. Weitere Informationen finden Sie auf www.karinsalvalaggio.com

Karin Salvalaggio wurde in den USA geboren und ist in Alaska, Florida, Kalifornien und im Iran aufgewachsen. Seit 20 Jahren lebt und schreibt sie in London. Sie hat zwei Kinder und einen Schnauzer namens Seamus. Brennender Fluss ist der zweite Teil ihrer Serie um die Ermittlerin Macy Greeley.


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