Rüstemyan | Tod an der Nordsee | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Küsten Krimi

Rüstemyan Tod an der Nordsee

Küsten Krimi

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Küsten Krimi

ISBN: 978-3-98707-089-1
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Sympathische Charaktere mit norddeutschem Flair.
Spannend, vielschichtig und einfühlsam geschrieben.
Im beschaulichen Küstenstädtchen Norden wird Ella Martens, die Chefsekretärin eines Bauamtleiters, tot aufgefunden. Schnell steht fest: Sie wurde vergiftet. Die Kommissare Onno Schoolmann und Martin Gerdes stellen Nachforschungen an und stoßen auf passwortgeschützte Dateien auf dem Laptop des Opfers. Wusste Ella zu viel über die Geschäfte ihres Arbeitgebers? Dann geschieht ein zweiter Mord, und den Ermittlern wird klar, dass es mehr als einen Täter zu entlarven gilt.
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2
Hinter dem Haus erstreckte sich ein großzügiger Garten, dessen Pracht man von der Straße aus nicht vermutete. Gordi sah sich um. Das Grundstück wurde zu beiden Seiten durch akkurat würfelförmig geschnittene Buchsbaumhecken begrenzt. Die Rhododendronbüsche am hinteren Ende der Rasenfläche hatten erste Knospen gebildet und warteten darauf, in den kommenden Maitagen zu erblühen. Sie erinnerten Gordi an den Garten seines Elternhauses, aber hier war der Rasen perfekt geschnitten. Der Robotermäher summte monoton über die grüne Fläche. Er hatte seinen eigenen Rhythmus, es kümmerte ihn nicht, was hier an diesem Morgen geschehen war. Ein achteckiger Pavillon am rechten Ende des Grundstücks lud zum Verweilen ein. Der Blick über dieses Kleinod beruhigte Augen und Gemüt. Doch die Besitzerin würde dies alles nie wieder sehen. »Komm!«, rief Onno, der schon auf der Terrasse stand. Gordi riss sich von dem Anblick des zarten Grüns der Blätter und des Rasens los und folgte seinem Kollegen durch eine große Glasschiebetür in die Küche, in der unter einer schwarzen Plane ein menschlicher Körper am Boden lag. Die Sonnenstrahlen ließen die Folie glänzen. Beamte durchwühlten die Küchenschränke. Es herrschte geschäftiges Treiben. »Wollen wir mal sehen, wo Berni ist«, sagte Onno. In diesem Augenblick kam ein rundgesichtiger Mann herein. Er war die Treppe aus dem oberen Stockwerk heruntergelaufen und sichtlich außer Atem. »Ich freue mich, euch zu sehen, Jungs. Hab deine Zitrone oben aus dem Fenster erkannt, Gordi, als ich dabei war, das Badezimmer zu durchsuchen.« »Wie immer schon fleißig vor Ort, Berni. Was gibt’s?«, fragte Onno. »Eine alleinstehende Frau wurde tot aufgefunden.« Er deutete auf die schwarze Plane. »Von wem?«, fragte Gordi. »Von Fokko Theilen, dem Briefträger. Er hat den Notruf ausgelöst, der die Polizei benachrichtigte. Er stand auf der Terrasse, als wir eintrafen, und war nicht dazu zu bewegen, auf euch zu warten. Ich habe seinen Bericht aufgenommen und ihn gehen lassen.« »Was hat er ausgesagt?« »Er trägt die Post seit zehn Jahren in diesem Viertel aus. Die Tote, Ella Martens, war berufstätig und pflegte ihre Samstage vormittags zu Hause zu verbringen. Sie hatten vereinbart, Paketsendungen auf der Terrasse abzulegen, wenn sie nicht daheim sein sollte. Dabei hat er sie heute gefunden. Alle Fenster und Außentüren waren verschlossen und sind unversehrt. Es gibt keine Hinweise auf einen Einbruch. Nichts ist durchwühlt worden. Ich habe teuren Schmuck und Bargeld gefunden, alles scheint am richtigen Ort zu sein. Bei der ersten oberflächlichen Untersuchung der Toten habe ich keine Verletzungen festgestellt. Die Extremitäten sind frei von Einstichen. Es gibt keine Quetschungen am Hals oder Prellmarken. Falls die Frau eines natürlichen Todes gestorben ist, seid ihr schon wieder raus aus der Sache. Wenn ihr nichts dagegen habt, gebe ich die Leiche zum Abtransport frei.« »Von unserer Seite ist es okay«, sagte Gordi. Bernhard Holling gab zwei Männern, die auf der Terrasse warteten, einen Wink. Sofort traten sie ein, schoben die Abdeckplane beiseite, legten die Tote in den mitgebrachten Leichensack und hoben ihn gemeinsam auf die Rolltrage. Gordi hinderte sie daran, den Reißverschluss hochzuziehen, um sich die Frau anzusehen. Sie hatte kurz geschnittene ergraute Haare. Tiefe Furchen in ihrer Stirn und Augenfältchen ließen ihr Alter erahnen. Sie wirkte friedlich, wie im Schlaf. Gordi überließ das Opfer den Trägern. Die Männer verschlossen den Leichensack und schoben ihn hinaus. »Und warum holst du uns aus unserem wohlverdienten Wochenende?«, fragte Gordi an Berni gewandt. »Du hast selbst gesagt, dass es keine Anzeichen für Fremdeinwirkung gibt.« »Ich glaube nicht, dass wir den Fall nach der Obduktion abschließen werden.« Der übergewichtige Leiter der Spurensicherung mit rosigem Gesicht und Doppelkinn war ein begabter Kriminaltechniker – einer der Beamten, denen ihre Arbeit wichtig war, die jede Kleinigkeit katalogisierten. Gordi arbeitete gern mit ihm. »Was vermutest du?«, fragte er. Selbstsicher tippte Berni sich mit dem Zeigefinger an die Nase. »Der habt ihr eure Anwesenheit zu verdanken. Nur vierzig Prozent der Menschen können den Geruch von Blausäure wahrnehmen. Und zu denen gehöre ich.« »Hast du nie erwähnt.« »Ihr müsst nicht alles wissen. Es ist gut, wenn ich ab und an mit einer Überraschung aufwarten kann.« Berni grinste. »Die da wäre?«, fragte nun Onno. »Der Fall sah nach einem schnellen Routineeinsatz mit ungeklärter, aber wahrscheinlich natürlicher Todesursache aus. Bis ich mich über die Tote gebeugt habe. Da habe ich einen Hauch von Bittermandel wahrgenommen. Nirgendwo sind Reste von Blausäure zu finden. Gläser und Tassen stehen sauber und ordentlich in den Schränken. Ich konnte kein benutztes Geschirr finden. Die Spülmaschine ist leer.« Gordi hatte sich in der Küche umgesehen, während er Bernis Ausführungen zugehört hatte. »Hast du schon Hinweise auf Angehörige der Toten gefunden?«, fragte er. »Bisher nicht, aber ich habe ihren Schreibtisch noch nicht durchsucht. In ihrem Portemonnaie habe ich ihren Ausweis und ihren Führerschein entdeckt. Ella Martens hat nach unseren ersten Befragungen der Nachbarn äußerst zurückgezogen gelebt. Niemand kannte ihre Herkunft, obwohl sie seit Jahren hier gewohnt hat. Das ist untypisch. Hier leben die Menschen freundschaftlich, fast familiär miteinander.« »Na, so familiär auch wieder nicht, wenn eine Tote unbemerkt in ihrer Wohnung liegt und erst der Postbote sie findet.« »Onno, hör auf.« Gordi versuchte seinen Kollegen zu bremsen. Er kannte seine barsche Art. »Was denn? Dieses scheinheilige Getue. Nachbarn grüßen sich lächelnd und ziehen dann übereinander her, sobald sie sich den Rücken zugekehrt haben. Wenn einer seine Hecke einen Zentimeter zu weit auf dem anliegenden Grundstück anpflanzt, gibt es Krieg. So sind die Menschen, die meisten taugen nicht viel, da sind die Ostfriesen keine Ausnahme.« »Wohnst du deshalb in einer Eigentumswohnung?«, fragte Berni. »Du hast es erfasst. Außerdem bin ich nicht gerade sesshaft.« »Weil du kein Ostfriese bist. Wird noch kommen. Aber jetzt weiter zu Ella Martens. Die Frau liegt noch nicht lange hier, maximal zwei Stunden.« Berni hielt eine Plastiktüte mit Tabletten in die Höhe. »In ihrer Nachttischschublade habe ich eine Packung verschreibungspflichtiger Antidepressiva gefunden. Sie wurde noch nicht angebrochen.« Gordi ließ die beiden in der Küche zurück und lief einen ungewöhnlich breiten Flur entlang zum vorderen Teil des Hauses. An den Wänden hingen kostbar eingerahmte Bilder. Er entdeckte Werke von Malern wie Rizzi und Keith Haring. Allesamt limitierte und handsignierte Ausgaben moderner Künstler, die Tausende von Euros gekostet haben mussten. Während seiner Schulzeit hatte sich Gordi mehrere Jahre in der internationalen Norder Sommerakademie eingeschrieben und Kurse in Landschaftsmalerei belegt. Aus ganz Deutschland kamen jährlich ambitionierte Künstler dorthin, um zwei Wochen lang daran teilzunehmen. Und hier sah er jetzt Rizzis Bild »The Gates of Central Parks Heaven« mit der Originalunterschrift des Künstlers! Er riss sich los und betrat linker Hand ein Zimmer, dessen Wände von Bücherregalen aus Mahagoni bedeckt waren. Durch das Fenster konnte er die Passanten beobachten, die um Lars herumstanden und sich mit ihm unterhielten. Die ersten Kirschblütenblätter rieselten auf die Gehwege. Die Bäume waren alt und verliehen dem Viertel einen altehrwürdigen Charme. Ella Martens hatte von ihrem Schreibtisch aus die beste Sicht nach draußen gehabt. Gordi nahm auf ihrem Stuhl Platz und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. In den Bücherregalen waren Sachbücher, klassische Literatur, aber auch leichte Kost gut sortiert. Alles in diesem Zimmer war teuer. Allein das antike Möbelstück, an dem er saß, war für einen Normalverdiener unbezahlbar. Gordi strich über das polierte Holz des Schreibtischs. Ein Bild in einem silbernen Rahmen stand zu seiner Rechten und zeigte einen sitzenden Mann im Anzug mit grauen Haaren. Die Ähnlichkeit mit dem Opfer war nicht zu übersehen. Vermutlich war es Ella Martens’ Vater. Gordi öffnete die rechte Schublade. Edles Briefpapier mit eingeprägten Initialen lag darin. Dies war eindeutig das Arbeitszimmer einer gebildeten und wohlhabenden Frau. Gordi betrachtete den Füllfederhalter am Kopfende des Tisches, ohne ihn zu berühren. Ella Martens’ Name war darauf eingraviert. Er öffnete die linke Schublade. Ein Laptop und ein dickes Fotoalbum kamen zum Vorschein. Gordi nahm beides heraus. Den Laptop steckte er in eine mitgebrachte Plastikfolie, legte ihn zur Seite und betrachtete danach das Album. Wie vieles im Haus war es sehr alt. Den Einband zierten Intarsien aus Silber. Gordi schlug es auf und sah sich die Fotos an. Unter jedem Bild waren die Namen der Personen, deren Verwandtschaftsverhältnisse und das Aufnahmedatum mit geschwungener Handschrift notiert. Gordi bemerkte, dass Ella Martens auch die Geburts- und Sterbedaten aufgeschrieben hatte. Sie hatte eine große Familie gehabt. Eltern, Onkel und Tanten waren liebevoll in diesem Buch verwahrt worden. Sie alle haben eines gemeinsam, sie sind tot, dachte Gordi. Auf einigen Fotografien konnte man Ella Martens als junges Mädchen sehen. Die Mandelaugen und das fröhliche Gesicht hatte sie im Alter nicht verloren. Wie war dieses freudestrahlende Mädchen zu den Antidepressiva gekommen, die Berni gefunden hatte? »Wer bist du, Ella Martens?«, murmelte Gordi, stand auf und wollte das...


Rüstemyan, Hripsime
Hripsime Rüstemyan hat in Hannover Medizin studiert und arbeitet als Chirurgin in Ostfriesland in der Stadt Norden/Norddeich. 1959 wurde sie in Istanbul geboren, ist armenischer Abstammung und wuchs als Christin in unterschiedlichen Kulturen dreisprachig auf. Mit sieben Jahren kam sie als Gastarbeiterkind der ersten Generation nach Ostfriesland, wo sie mittlerweile wieder lebt und jeden Winkel und Platz kennt.

Hripsime Rüstemyan hat in Hannover Medizin studiert und arbeitet als Chirurgin in Ostfriesland in der Stadt Norden/Norddeich. 1959 wurde sie in Istanbul geboren, ist armenischer Abstammung und wuchs als Christin in unterschiedlichen Kulturen dreisprachig auf. Mit sieben Jahren kam sie als Gastarbeiterkind der ersten Generation nach Ostfriesland, wo sie mittlerweile wieder lebt und jeden Winkel und Platz kennt.


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