Rosine | Albert Einstein und Elisabeth von Belgien | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Reihe: Biografien

Rosine Albert Einstein und Elisabeth von Belgien

Eine Freundschaft in bewegter Zeit

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Reihe: Biografien

ISBN: 978-3-7917-6096-4
Verlag: Friedrich Pustet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Er war ein Genie und Nobelpreisträger für seine Verdienste um die theoretische Physik. Sie, eine geborene Wittelsbacherin, war Königin von Belgien. Er war Jude, Emigrant und glühender Pazifist. Sie war Kunstliebhaberin, Mäzenin und sorgende Landesmutter. Zwischen Albert Einstein (1879–1955) und Elisabeth von Belgien (1876–1965) entwickelte sich jenseits aller Konvention in gemeinsamer Freude an Musik und Musizieren eine tiefe Freundschaft. Diese blieb auch bestehen, als Einstein 1933 in die USA emigrierte und nie mehr nach Europa zurückkehrte. Der Briefwechsel der beiden ist Zeugnis einer turbulenten Zeit – Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg, Nachkriegszeit, Kalter Krieg – und Brücke zwischen dem "verrückten Genie" und der "Roten" Königin. Eindrucksvoll beschreibt die Autorin zwei Lebensläufe im Kontext der Geschehniss in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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Ein Freigeist
Am 28. Oktober 1911 bestieg Einstein in Prag den Nachtzug und fuhr über Köln nach Brüssel, wo er abends um sechs Uhr beschwingt eintraf, gerade noch rechtzeitig zum festlichen Empfang in der Nobelherberge Métropole. In der belgischen Hauptstadt hatte der umtriebige Mäzen Ernest Solvay zum ersten legendären Conseil Solvay geladen. Albert Einstein war zu der Zeit gerade einmal 32 Jahre alt. Seit er seine spezielle Relativitätstheorie im Jahre 1905 in den „Annalen der Physik“, der bedeutendsten deutschsprachigen physikalischen Fachzeitschrift, publiziert hatte, war der am 14. März 1879 in Ulm geborene Sohn einer liberalen deutsch-jüdischen Familie in Fachkreisen vom Außenseiter zum wissenschaftlichen Star geworden. Der gut aussehende junge Mann mit dem dicht gewellten schwarzen Haar und den großen braunen Augen hatte bereits einen bemerkenswerten Weg hinter sich. Das Schwabenland blieb nicht seine Heimat, denn die Eltern, Hermann und Pauline Einstein, verließen Ulm. Die kleine Familie zog 1880 nach München. Der Vater wurde in der bayerischen Hauptstadt Teilhaber der Firma Jakob Einstein & Cie und erarbeitete mit kaufmännischem Geschick für Frau und Kind einen gewissen Wohlstand. In München besuchte der sechsjährige Knabe, von seiner schwäbischen Mutter zärtlich „Albertle“ gerufen, die Petersschule, eine große katholische Volksschule mit mehr als zweitausend Schülern. Unter siebzig Mitschülern war er der einzige Jude seiner Klasse, gleichwohl übte er fleißig die Lehre des Katechismus. Seine freidenkenden Eltern sahen darin kein Problem. Allerdings fehlte der obligatorische Unterricht in jüdischer Religionslehre nicht, den er zur selben Zeit durch einen Verwandten privat erhielt. Aber die Harmonie währte nicht lange. 1893 geriet die Firma Einsteins in unsicheres Fahrwasser. Die elektrotechnische Fabrik wurde liquidiert. Man suchte Fortune in Italien, die Familie zog nach Mailand. Nur Albert blieb zurück. Er sollte am Luitpold-Gymnasium, in das er am 1. Oktober 1888 aufgenommen worden war, sein Abitur machen. Der rebellische Gymnasiast fühlte sich dort alles andere als wohl. Der Drill und das Auswendiglernen waren ihm ein Graus. Später wird sein Biograf Moszkowski schreiben, Einstein habe gesagt: Die Lehrer in der Elementarschule kamen mir wie Feldwebel vor und die Lehrer am Gymnasium wie Leutnants. Der Querkopf wusste sich zu befreien. Er besorgte sich ein ärztliches Attest, das ihm „nervöse Erschöpfung“ bescheinigte, und hoffte, dass sein Mathematiklehrer bestätigte, er beherrsche bereits den Stoff für das Abitur und sei ein hervorragender Mathematiker. Einsteins Biograf Rudolf Kayser schrieb, der Lehrer habe Einsteins mathematische Kenntnisse und Fähigkeiten lobend erwähnt und ihm ein Studium in diesem Fach empfohlen. Der Knabe war gerade mal fünfzehn Jahre alt, als er die Entlassung aus der Schule beantragte. Den Eltern war das suspekt. Der eigensinnige Schulabbrecher wollte nun an das Eidgenössische Polytechnikum nach Zürich. Dort brauchte man kein Abitur. Aber Albert bestand die Aufnahmeprüfung nicht. Es fehlte ihm der Schulstoff dreier deutscher und in manchen Fächern der Stoff von mindestens fünf Schweizer Schuljahren. Außerdem war er für die Aufnahme fast zwei Jahre zu jung. Schließlich holte er an der Kantonsschule in Aarau das Abitur nach. Keine schlechte Entscheidung, denn der damals widerspenstige Schüler wird später berichten: (…) durch Vergleich mit sechs Jahren Schulung an meinem deutschen, autoritär geführten Gymnasium wurde mir eindringlich bewusst, wie sehr die Erziehung zu freiem Handeln und Selbstverantwortlichkeit jener Erziehung überlegen ist, die sich auf Drill, äussere Autorität und Ehrgeiz stützt. Echte Demokratie ist kein leerer Wahn. 1896 wurde Albert Einstein am Polytechnikum in Zürich immatrikuliert. Er war inzwischen staatenlos, denn ab dem 28. Januar 1896 hatte die deutsche Behörde ihn aus der Staatsbürgerschaft entlassen. Sein Vater hatte den Antrag bereits Monate vorher in Württemberg gestellt. Ob Einstein der verhassten Wehrplicht zu entkommen versuchte? Erst am 21. Februar 1901, nach fünf langen Jahren, bekam er das Bürgerrecht der Stadt Zürich und wurde damit Schweizer. Die achtsemestrige Ausbildung zum Fachlehrer für Physik schloss der Studiosus 1900 mit einer Diplomarbeit ab. Die Entlassung in die Selbstständigkeit gestaltete sich mühsam, denn Einsteins erste Versuche, eine Anstellung zu finden, schlugen fehl, deprimierend für den wissbegierigen Physiker. Anfang Juni 1902 wurde eine Stelle als „Experte III. Klasse“ am Berner Patentamt ausgeschrieben. Mitte Juni wurde Einsteins Bewerbung angenommen und eine Woche später trat er die feste Anstellung an. Jetzt war er endlich finanziell abgesichert, konnte seinen physikalischen Interessen nachgehen und seine Kommilitonin, die Physikstudentin Mileva Maric, heiraten. Das lernbegierige Mädchen aus der Vojvodina, damals zum ungarischen Teil der k.u.k-Monarchie gehörend, war drei Jahre älter als sein Verehrer und nicht gerade eine Schönheit. Die klein gewachsene junge Frau war wegen einer angeborenen Hüftluxation oder -dysplasie stark gehbehindert. Ihre Mutter stammte aus einer biederen aber wohlhabenden serbischen Bauernfamilie. Ihr Vater war ein ehrgeiziger und erfolgreicher Aufsteiger, der seine Kinder von Anfang an stark förderte, aber auch ihr Leben in die ihm passend erscheinende Richtung regelrecht zwang. Aber sie wollte unbedingt studieren. Ihr Studium musste Mileva in Zürich machen, da damals Studieren für Frauen nur in der Schweiz möglich war. …wie stolz werd ich sein, wenn ich gar vielleicht ein kleines Dokterlin zum Schatz hab & selbst noch ein ganz gewöhnlicher Mensch bin, schrieb der verliebte Albert. Aber Mileva fand bei Familie Einstein kein Gefallen. Alberts Mutter meinte: „Sie ist ein Buch wie Du – Du solltest aber eine Frau haben“, und gab sich unversöhnlich bis zum Schluss. Noch vor der Eheschließung bekamen Albert und Mileva 1902 eine Tochter, die in den Briefen ihres Vaters „Lieserl“ genannt wird. Nur aus den Briefen weiß man überhaupt von dem Kind. Die junge Mutter blieb zunächst bei ihren Eltern in Novi Sad. So nahm die Geschichte ihren unseligen Lauf. Warum dieses Töchterchen verleugnet wurde, bleibt bis heute ungeklärt. War es, weil es in den biederen Vorstellungen der damaligen Zeit ein Kind der „Schande“ war? Einstein hat dieses Töchterchen nie gesehen, „Lieserls“ Schicksal verliert sich im Ungewissen. Sie soll bereits 1903 gestorben oder zur Adoption freigegeben worden sein. Trotz schwerer Bedenken und heftiger Proteste seitens Einsteins Mutter wurde geheiratet, wenn auch die Euphorie zwischen den Beiden inzwischen verflogen war. Nach der Heirat wurde 1904 Hans Albert geboren, 1910 folgte Eduard. Die Ehe stand unter keinem guten Stern. Mileva litt an Schwermut und beklagte sich, dass ihr Alberts Liebe abhandengekommen sei. In „Mein Glaubensbekenntnis“, verfasst 1929–1930, notierte Einstein: Ich hatte da mit innerem Wiederstreben etwas unternommen, was eben über meine Kräfte ging. Er habe vornehmlich nur aus Pflichtgefühl geheiratet. Mileva war keine Jüdin. Ob diese Tatsache, Assimilation und Emanzipation hin oder her, eine Rolle gespielt haben mag, sei dahin gestellt. Am 14. Februar 1919 wurde die Ehe am Bezirksgericht Zürich geschieden. Einstein lebte zu der Zeit bereits in Berlin. Dort hatte er mit seiner Cousine, der geschiedenen Elsa Löwenthal, eine Beziehung. Sie sollte seine zweite Frau werden. Ob das Verhältnis zu Mileva und den Söhnen ein Leben lang angespannt blieb? Die Beziehung zwischen Albert und seiner Familie kannte Höhen und Tiefen. Albert blieb ihr verbunden und erfüllte seine Verpflichtungen. Mileva machte sich abhängig von ihm und war es auch de facto, zumindest materiell. Der älteste Sohn Hans Albert machte sich selbständig und unabhängig, haderte aber in jugendlicher Trotzhaltung mit dem Vater, auch als er längst selbst Familienvater und Universitätsprofessor ist. Eduard machte es seinem Vater am leichtesten und zog sich später in seine eigene, „ver-rückte“ Welt zurück. Nach Einsteins Abschied von Europa gibt es keine Hinweise auf ein „angespanntes“ Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Nach der Habilitation im Jahr 1908 begann Einstein seine akademische Laufbahn an der Universität Bern. In Prag verkehrte Albert Einstein 1911 – auch wenn es dafür keine exakten Belege gibt – wahrscheinlich mit Franz Kafka, der mit dem Zionismus und der Assimilation der westlichen Juden haderte, und mit dem deutschsprachigen Schriftsteller Max Brod, dessen Werke zur Zeit des Nationalsozialismus auf der Liste der verbotenen Autoren standen. Die Juden waren in der deutschen Minderheit der tschechischen Hauptstadt stark repräsentiert. Kafka, Brod und Einstein waren gern gesehene Gäste im Salon der geistreichen Bertha Fanta, einer Apothekerin, wo sich ein Kreis überzeugter Zionisten traf. Dort wurde genüsslich über Philosophie und Literatur debattiert und Einstein griff gelegentlich zu seiner Geige. Max Brod begleitete ihn am Klavier.   Abb. 1: Mileva und Albert Einstein     Abb. 2: Mileva Einstein mit den beiden Söhnen Eduard (links) und Hans Albert (rechts) im Jahr 1914.   Für den frisch gebackenen Ordinarius aus der Schweiz spielte es keine Rolle Jude zu sein. Seine Eltern, Hermann und Pauline Einstein, waren schwäbisch-bodenständige Bürger. Sie bekannten sich zwar zum Judentum; eine Konversion zum Christentum wäre für sie nicht infrage gekommen. Sie waren überhaupt nicht fromm, selbst...


Rosine De Dijn,geb. 1941 in Flandern, ist freie Journalistin und Autorin zahlreicher historischer Bücher. Sie lebt in Bergisch Gladbach.

Rosine De Dijn,geb. 1941 in Flandern, ist freie Journalistin und Autorin zahlreicher historischer Bücher. Sie lebt in Bergisch Gladbach.


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