Rompf | Das Spiel zwischen Licht und Schatten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Rompf Das Spiel zwischen Licht und Schatten


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7751-7652-1
Verlag: Hänssler
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-7751-7652-1
Verlag: Hänssler
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Deutsches Reich, 1945. Als britische Soldaten auf ein Gefängnis der Gestapo stoßen, ahnen sie nicht, dass es sich bei der Inhaftierten um die amerikanische Geheimagentin Margret »Maggie« Nelson handelt. Allerdings erweist sie sich als keine große Hilfe für Craig Brodie, der die Kriegsverbrechen der Nazis dokumentieren soll. Und das, obwohl der Mann, den sie während des Kriegs ausspioniert hat, spurlos verschwunden ist. Doch Maggie selbst kämpft seit ihrer Befreiung mit den gesundheitlichen Folgen ihrer Gefangenschaft – und mit dem Misstrauen, das ihr von allen Seiten entgegenschlägt. Mit Gott hat sie gebrochen und versucht nun, ihren eigenen Weg zurück ins Leben zu finden ... Aber wird sie dort den Frieden finden, den Gott verspricht?

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2
Vier Zellen hatten sie in einem Kellerkomplex unterhalb der Villa entdeckt. Es war ein Zufallsfund gewesen, als die britischen Soldaten das Haus durchsucht hatten. Umso größer war auch das Entsetzen, an einem eigentlich so schönen Ort wie einer Villa auf etwas so Grausames zu stoßen. Zwei Tote. Eine Überlebende. Craig Brodie leuchtete mit seiner Taschenlampe jeden Winkel der Zelle aus, um sich alles genau anzusehen. Die zwei noch unidentifizierten Leichen waren erschossen worden, bevor die Nationalsozialisten vor den anrückenden alliierten Truppen geflohen waren. Er war sich sicher, dass die Frau nicht nur überlebt hatte, weil sie in der letzten Zelle inhaftiert worden war. Die Nazis hätten eigentlich keine Zeugen am Leben gelassen. Sie hatten sich die Zeit genommen, alle Unterlagen zu verbrennen, somit hätten sie sich auch der letzten Person entledigen können, die bezeugen konnte, was hier unten geschehen war. »Warum, warum, warum?«, murmelte Craig. Die Glasscherben glänzten auf dem Boden. Zimperlich waren sie nicht mit ihr umgegangen. Aber aus irgendeinem Grund war etwas an ihr besonders. In den deutschen Konzentrationslagern hatte er viele Opfer des NS-Regimes gesehen – Menschen, die nicht in die Ideologie gepasst hatten. Aber hier ging es ganz speziell um diese eine Frau und es war nicht klar, warum die Gestapo solch ein Interesse an ihr gehabt hatte. Craigs Aufgabe war es, dies herauszufinden. Schritte näherten sich. Wäre die Tür geschlossen, würde man keinen Mucks hören. »Agent Brodie, ich habe etwas gefunden.« Ruckartig erhob Craig sich aus seiner knienden Position. Bereits nach den paar Minuten, die er in diesem Raum verbracht hatte, fühlte er sich eingeengt und konnte es nicht erwarten, schleunigst die Zelle wieder zu verlassen. »Was genau gefunden?«, fragte er und trat in den Türrahmen. Er griff nach dem Dokument, das ihm der britische Unteroffizier, der an der gründlichen Hausdurchsuchung beteiligt war, entgegenhielt. »Ein Ausweisdokument. Sie ist Deutsche. Irma Bender.« Craigs Augen flogen über den Namen, das Alter, den Reichsadler mit Hakenkreuz. Sie war dreiundzwanzig. In der Spalte Beruf stand »Hausmädchen«. »Sie hat hier im Haus gewohnt.« Craigs Kopf fuhr hoch. »Sie hat hier gewohnt? Als Hausmädchen?« Der Soldat nickte. »Der«, er zeigte mit seinem Kinn in Richtung des Ausweises, »war in einer Handtasche in den Zimmern des Dienstpersonals. Wir haben auch überprüft, ob die … anderen Insassen Angestellte waren, doch bisher gab es nichts, was darauf hindeutet.« Craig starrte das Bild der jungen Frau an. Er war nicht hier gewesen, als sie gefunden worden war, aber einige Soldaten hatten ihm ihren Zustand beschrieben. Er erschauderte. Seit Oktober 1942 war er im Rahmen seiner Tätigkeit beim MI6 Teil der United Nations War Crimes Commission (UNWCC), die mit der Aufgabe betraut war, Beweismittel für die Verbrechen der Achsenmächte zu sichern. Und die junge Frau war eine Zeugin – vorausgesetzt, sie würde überleben. »Was können Sie mir über den Besitzer des Hauses sagen?« Sie verließen den Kellerkomplex und Craig hoffte, das Gefühl der Enge in ihm würde auch weichen. Wie viel schlimmer würde es wohl Irma Bender damit gehen. »Erich Heckler. Er ist Kunsthändler.« Craig zog beide Augenbrauen hoch, ließ den Private First Class aber ausreden. Er konnte es kaum erwarten, das Haus mit einem Experten kleinlich genau auseinanderzunehmen, in der Hoffnung, dass sie Raubkunst der Nazis fanden. »Er ist untergetaucht. Weder er noch irgendwelche Angestellten sind gefunden worden.« Während sie zurück zur Haustür gingen, ließen Craig bereits einen Blick über die Gemälde, die im Eingangsbereich hingen, schweifen. Ihm kam nichts bekannt vor, aber Erich Heckler würde wohl kaum einen Monet sichtbar ausstellen und dann auch noch zurücklassen. »Was wissen wir noch über ihn? Es muss doch eindeutige Verbindungen zur Gestapo geben?« »Ein Freund von ihm, Karl Schäfer, ist SS-Obersturmführer. Doch bisher konnte er nicht ausfindig gemacht werden. Er selbst ist NSDAP-Mitglied.« »In Ordnung.« Craig ging durch die offene Haustür nach draußen, während der Private Officer im Türrahmen stehen blieb. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie noch weitere interessante Dinge finden.« Als Beispiel hob er den Ausweis von Irma Bender hoch. »Natürlich.« Der Soldat nickte und kehrte zurück zur Durchsuchung. Craig notierte sich die wichtigsten Informationen aus dem Personalausweis sowie den Namen Karl Schäfer und riss dann das Papier vom Notizblock. Er faltete es und schob es in seine Jackentasche. Später würde er Recherchen anstellen lassen, ob man noch mehr über Irma Bender und die zwei Männer herausfinden könnte. Er sah auf, als ein weiteres Fahrzeug des Militärs sich näherte. Der grüne Ford –GP kam neben ihm zum Halten und der Motor verstummte. Henry Poker schwang sich vom Fahrersitz und mit einem leichten Lächeln hielt Craig ihm die Hand zur Begrüßung hin. »Ich könnte mir keinen besseren Mann wünschen.« Aus Craigs Stimme sprach echte Freude. Auch wenn die Umstände alles andere als erfreulich waren, wusste er es zu schätzen, wenn man Kameraden und guten Freunden begegnete. Henry Poker war einer von ihnen, der US-Amerikaner war auch Teil der UNWCC und für die fotografischen Beweise zuständig. Er würde die Zellen fotografieren, Beweise protokollieren und, wenn sie Kunstschätze fanden, auch diese zur Publikation und Dokumentation ablichten. »Ich habe gehört, es gibt eine Überlebende.« Nachdem er Craigs Händedruck erwidert hatte, lehnte Poker sich über den Fahrersitz und wuchtete sein Equipment über seine Schulter. Eine Tasche drückte er ohne Umschweife Craig in die Hand. »Ja. Aber wir wissen noch nicht, ob sie durchkommt. So oder so werden wir eine Fotografie von ihr brauchen und auch von den toten Insassen.« Mit dem Kinn deutete Craig in die Richtung, in der die Leichen in Säcken aufbewahrt wurden, bevor sie genauer untersucht werden würden. »Mach ich. Ich muss mich aber sputen, das alles scheint kein Ende zu nehmen.« Sowohl kein Ende in Bezug auf die Arbeit, die auf sie wartete, als auch auf den immer schlimmer werdenden Schrecken, der überall langsam ans Tageslicht sickerte. Sie alle hatten die Berichterstattung über die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau mitbekommen. Craig schluckte, um den bitteren Geschmack in seinem Mund loszuwerden. Jetzt fing die Arbeit für ihn und seine Kollegen erst so richtig an. Sie stiegen die fünf Stufen zur Eingangspforte hinauf. Dann ging Craig in Richtung Kellerkomplex voran. 4. Mai 1945 Kurz nach Mitternacht wurde Craig geweckt, weil das Telefon für ihn klingelte. Er hatte es gerade erst vor wenigen Minuten geschafft, einzuschlafen. Er kämpfte gegen die Müdigkeit in seinem Blick an und blinzelte mehrere Male, doch das Schlafbedürfnis ließ sich nicht abschütteln. Er stemmte sich aus der liegenden Position hoch und schwang die Beine über die Kante des Feldbettes. Als er nach oben sah, traf ihn der fokussierende Blick des Unteroffiziers, der ihn geweckt hatte. Craig schüttelte den Kopf und wedelte mit der Hand. »Wollen Sie mich zum Telefon eskortieren, für den Fall, dass mir etwas passiert?«, murmelte er. Der Soldat erwachte aus seiner Starre und verschwand. Craig stand auf und stopfte sich im Gehen das Hemd in die Hose, konnte sich aber nicht erinnern, wann er es das letzte Mal ordentlich gebügelt hatte. Er war es gewohnt, in Anziehsachen zu schlafen, und er war es gewohnt, nach nur wenig Schlaf geweckt zu werden. Die Arbeit forderte auch körperliche Kraft, selbst wenn er den Tag nur mit Berichten verbracht hatte. Er war froh, wenigstens an Weihnachten zu Hause in Schottland gewesen zu sein und dort seine Energiereserven aufgefüllt zu haben. Auch wenn der Krieg vorbei war, würde seine Arbeit und die der anderen noch lange nicht getan sein. Nach Abschluss des Grauens mussten nun der Wiederaufbau und die Installation eines richtigen Systems und ein Umkrempeln der Gesellschaft erfolgen. Es würde noch Jahre dauern, bis man wirklich sagen können würde, dass die sichtbaren Spuren und die Prozesse, die tagtäglich an die Verbrecher und ihre Taten erinnerten, vorbei waren. Um Craig herum ging es zu wie in einem Taubenschlag. Er war in einem Feldlager der britischen Soldaten und teilte sich mit ihnen den Schlafsaal. Manche Männer standen gerade erst auf, manche gingen nun ins Bett, es war ein Kommen und Gehen unabhängig davon, welche Tages- oder Nachtzeit herrschte. Das Telefon befand sich in der Offiziersmesse, die gerade nur von zwei Soldaten besucht war. Craig war froh darum, seine Ruhe zu haben. Es war besser, dass so wenige Leute wie möglich mitbekamen, was er zu besprechen hatte. Es war auf einer Seite einfach eine Sache der Geheimhaltung und auf der anderen die Angst, dass die Soldaten, egal aus welchem Land, noch einmal ausrasten würden, wie sie es in Dachau getan hatten. Es war Craigs Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alles in geordneten Bahnen und nach dem Gesetz verlief. Das Lynchen von Tätern war nichts anderes als Selbstjustiz und nicht die richtige Art, die Sache anzugehen. Er nahm den Hörer ab. »Ja?« Er hörte ein leicht genervtes Seufzen am anderen Ende. Es war verständlich, dass der Arzt ungeduldig war. Obwohl er den Anruf selbst ja kaum hatte erwarten können, hatte es dennoch nicht dazu geführt, dass er zum Telefon gerannt war. »Sie ist stabil«, sagte der Anrufer. »Die Operation hat mehrere Stunden gedauert und es wird noch eine folgen müssen, aber momentan braucht ihr Körper Zeit, um sich zu regenerieren und zu...


Rompf, Tabea
Tabea Rompf (Jg. 2002) lebt in Ludwigshafen am Rhein und schreibt seit ihrem vierzehnten Lebensjahr Geschichten. Sie ist Studentin und besucht regelmäßig eine überkonfessionelle Freikirche in ihrer Region. Wenn sie in ihrer Freizeit nicht gerade selbst schreibt, liest sie gerne. www.tabearompf.de

Tabea Rompf (Jg. 2002) lebt in Ludwigshafen am Rhein und schreibt seit ihrem vierzehnten Lebensjahr Geschichten. Sie ist Studentin und besucht regelmäßig eine überkonfessionelle Freikirche in ihrer Region. Wenn sie in ihrer Freizeit nicht gerade selbst schreibt, liest sie gerne. www.tabearompf.de



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