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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Rogacin Selenskyj

Die Biografie

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-95890-539-9
Verlag: Europa Verlage
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Wolodymyr Selenskyj – bis dahin ein populärer Schauspieler und Comedian – 2019 überraschend die ukrainische Präsidentschaftswahl gewann, ging die Welt davon aus, dass er ein schwaches Staatsoberhaupt sein und sich vom Kreml mithilfe der Oligarchen leicht lenken lassen würde. Doch das Gegenteil war der Fall: Selenskji erwies sich als Mann mit Rückgrat, als mutig und unbeugsam. Im Angesicht des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde er zu einem wahren Staatsmann, der selbst seinen Feinden Respekt abringt.

Doch wie viel wissen wir von dem charismatischen Präsidenten, dessen standhafter Kampf gegen den russischen Aggressor weltweit Bewunderung hervorruft? Wie sah seine Kindheit aus, sein Elternhaus, sein Freundeskreis? Wie verlief seine Karriere als Schauspieler? Wann und warum beschloss Selenskyj, die politische Bühne zu betreten? Und wer ist seine Frau Olena, die mit ihm Schritt hält und als First Lady der Ukraine die gleiche Hochachtung genießt wie ihr Mann? Was für ein Präsident war er vor Ausbruch des Krieges und welche Eigenschaften haben es ihm ermöglicht, zu dem Staatsmann zu werden, auf den die wichtigsten westlichen Politiker zählen und der Millionen Follower auf Instagram hat?

Unabhängig davon, wie der Krieg verlaufen wird, hat sich Selenskyj bereits jetzt in die Geschichte eingeschrieben als ein furchtloser und standhafter Anführer, der den ungleichen Kampf zur Verteidigung von Würde und Recht auf ein Leben in Freiheit – und nicht unter dem russischen Stiefel – aufgenommen hat.
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WIE LEGENDE UND LEADER GEBOREN WERDEN.
WIRD ER DEN VERLAUF DER GESCHICHTE ÄNDERN?
Für Überraschungen war er schon immer gut. Bei einem Auftritt seines Kabaretts in Berlin schlug er einen provokanten Zuschauer, der rief, die Krim sei russisch. Während der Praktika in seinem Jurastudium, als er erkannte, dass der Prozess im Gerichtssaal langweilig ist, entschied er, er müsse sich im Leben eine »andere Bühne« suchen. Er hätte eine lukrative Anstellung in einer Moskauer Firma bekommen können, doch er lehnte sie ab und wählte die unsichere Zukunft mit der eigenen Künstlergruppe. Und mit der Ankündigung in der Silvesternacht, dass er sich zur Kandidatur als Präsident entschieden habe, überraschte er sogar seine eigene Frau. Übrigens haben sowohl die Entscheidung zur Kandidatur als auch der Wahlsieg nicht nur seine Familie in Erstaunen versetzt. Wie war es möglich, dass der fiktive Präsident aus der Serie Diener des Volkes das Drehbuch im wirklichen Leben wiederholte und es ganz nach oben schaffte? Die Medien auf der ganzen Welt verfolgten diese unerwartete Kandidatur und sparten nicht mit Sticheleien: »Komiker«, »Komödiant«, »Clown«. Seit mehr als 30 Jahren befasse ich mich beruflich mit Osteuropa, aber als Wolodymyr Selenskyj im Frühling 2019 zum Präsidenten der Ukraine gewählt wurde, erstaunte das nicht nur mich gewaltig. Die Welt wusste nur, dass der Kandidat aus der Unterhaltungsbranche die Berufspolitiker geschlagen und nach dem höchsten Amt im Staat gegriffen hatte. Selbstverständlich erinnerte ich mich aus der neuesten Geschichte Polens an ähnliche Unternehmungen – die Polnische Partei der Bierfreunde oder Schauspieler, die für das Parlament kandidierten. Ich erinnerte mich an den noch recht frischen Fall eines anderen Komikers, Beppe Grillo, der nur wenige Jahre zuvor die politische Bühne Italiens erschütterte, als er eine gesellschaftliche Bewegung ins Leben rief und sie ins Parlament führte. Doch diese Initiativen blieben eher Merkwürdigkeiten oder hatten keinen entscheidenden Einfluss auf die Politik. Der Wahlsieg von Wolodymyr Selenskyj hingegen stellte die ukrainische Politik auf den Kopf. Zudem trat der aus dem Showbusiness kommende Präsident von Anfang an energisch auf wie ein erfahrener Politiker, obwohl ihm die Erfahrung fehlte. Die westliche Presse begann ihn mit Emmanuel Macron zu vergleichen – jener ist gerade mal einen Monat älter und war auch nicht bekannt, bevor er 2017 Präsident von Frankreich wurde. Nur war Macron schon mit der Politik vertraut. Aber Selenskyj? Wie mir Aleksander Kwasniewski, der ebenfalls Präsident wurde, als er 41 Jahre alt war, in einem aus Anlass dieses Buches geführten Gespräch sagte, ist das Alter in der Politik kein Hindernis: »Nicht aufgrund seines Alters ist ein Mensch erfolgreich oder muss Niederlagen einstecken.« Deshalb musste das eine interessante Geschichte sein. Überhaupt nicht so einfach, wie sie viele bis heute einschätzen und darstellen, denn Selenskyj ist keine eindeutige Persönlichkeit: Nach seiner Wahl in das höchste Amt verlor er allmählich an Unterstützung, und erst angesichts außergewöhnlicher Ereignisse, dazu zählt auch der Krieg, erwies er sich als der geborene Leader. Auf jeden Fall begann ich mich damals, im Jahr 2019, sehr für Selenskyj zu interessieren. Ich wusste nicht, dass Russland die Ukraine knapp drei Jahre später erneut überfallen würde. Obwohl mich Witalij Portnykow, ein bekannter ukrainischer Politologe und Publizist, in einem der Gespräche, die ich mit ihm während der Arbeit an diesem Buch führte, davon zu überzeugen versuchte, dass Selenskyjs Wahlsieg zu einem Angriff Russlands führen musste. Und zwar deshalb – wie er meint –, weil Putin den neuen Präsidenten der Ukraine unterschätzte, er war falsch über ihn informiert. Er erwartete, dass Selenskyj ein schwacher Leader sein würde, dass er sich mithilfe der Oligarchen direkt aus dem Kreml lenken lassen würde. Doch er erwies sich als ein ganz anderer Mensch, mit festem Rückgrat, was man im Kreml zuvor nicht sah. Wer Selenskyj kannte, der wusste, dass er nicht unterwürfig ist und das zur Konfrontation führen kann. Doch sogar diejenigen, die einen Krieg erwarteten, konnten nicht vorhersehen, dass Präsident Selenskyj auf gänzlich ungewöhnliche Weise die Stirn bieten würde. Dass er zum Symbol des Kampfes der freien Welt mit dem Imperium des Bösen wird. All die Jahre beobachtete ich beruflich und aus persönlichem Interesse das Schicksal und die Regierung Selenskyjs. Nicht ohne eine gewisse Verwunderung sah ich, wie der im Konflikt mit der korrumpierten und von den ukrainischen Oligarchen beherrschten Politik zur Niederlage verurteilte Präsident – und ehemalige Showman – mit heiler Haut davonkam. Auf jeden Fall wurde er nicht gleich am Anfang aufgefressen. Es gab Gerüchte, hinter ihm würde der Oligarch und Patron Ihor Kolomojskyj stehen, doch Selenskyj distanzierte sich seit Beginn der Präsidentschaft von ihm (auch wenn er diese Anschuldigungen nie ganz abschütteln konnte). Er versuchte mehr oder weniger erfolgreich den Staat zu reformieren und die Ukraine zu modernisieren. Manchmal hatte er populistische und wenig realistische Ideen. Gelegentlich handelte er Beifall heischend, chaotisch, übereilt. Und in der Praxis überzeugte er sich schnell davon, dass die Vorstellung von der Macht und das Regieren zwei verschiedene Dinge sind. Im Kontakt mit der Verwaltungsmaschinerie musste er von einigen seiner Wahlversprechen Abstand nehmen – sei es zum Beispiel davon, dass er den Präsidentenpalast zu einem Haus für die Jugend machen wollte, was er letztlich nicht erfüllt hat. Selenskyjs Anstrengungen, den Staat auf einen modernen Kurs zu bringen, waren jedoch so erfolgreich, dass sie zu seinem Unglück das unheilvolle Auge des russischen Sauron auf die Ukraine lenkten. Das konnte er ahnen, aber nicht wissen. Er konnte auch nicht wissen, wie man in einer solchen Situation zurechtkommt. Als ich seinem Lebenslauf auf den Grund ging, verstand ich, dass es kein Zufall ist, wie mannhaft er sich angesichts des russischen Überfalls schlägt. Schon in seiner geschäftlichen Tätigkeit – die Schauspielerei war nur einer von vielen Bereichen – hatte er den Charakter eines Leaders an den Tag gelegt. Glänzend leitete er Firmen, deren Umsätze Dutzende Millionen Dollar erreichten. Er beschäftigte Hunderte Menschen, bei manchen Projekten sogar Tausende, produzierte Filme, die weltweit Preise gewannen. Und wenn man die zeitgenössische Politik – und nicht nur die – als eine Art Aufführung ansieht, als eine Theaterinszenierung, bei der Darbietung, Narration und eine hervorragende PR untrennbarer Teil des Erfolges sind, so hatte Selenskyj alle Trümpfe in der Hand. Sowohl reale Erfolge – es sei betont: nicht selten beruhend auf harter Arbeit – als auch die Meisterschaft bei deren Darbietung. Mit dem Leader-Gen kommt man gewöhnlich auf die Welt. Bei ihm sah man das schon seit den frühesten Jahren. Auf dem Hof des Wohnblocks in seiner von Industrie geprägten Heimatstadt Krywyj Rih, in der Schule, bei der Entscheidung, Ringsport zu trainieren, um sich gegen die Straßengangs der Stadt zur Wehr zu setzen. Bei der Suche nach Informationen aus der Zeit seiner Kindheit und Jugend stieß ich auf ein zauberhaftes, außergewöhnlich ehrgeiziges Kind, einen Teenager und schon reifen jungen Mann, der immer etwas mehr erreichen wollte als die Gleichaltrigen. Er ließ nicht locker, scheute kein Risiko, aber gleichzeitig wollte er Teil der Gruppe sein, der er bis zum Schmerz loyal blieb. Wie immer bei Personen, die sich vom Durchschnitt abheben, wissen wir nicht, wie entscheidend Erziehung und Milieu waren, wie viel angeborene Eigenschaften bewirkten und was auf eine Verkettung von Zufällen zurückzuführen ist. Wenn jedoch die Umstände günstig waren, war Selenskyj bereit und schaffte es, sie vollumfänglich zu nutzen. Was half ihm dabei? Mit Sicherheit die bedingungslose Unterstützung seiner Eltern und Großeltern und die große Klugheit seiner Frau. Eine Liebe, die – wie sie sagen – immer leidenschaftlich geblieben ist. Auf seine Eltern hörte er selbstverständlich nicht immer, aber sie waren es, die ihm beibrachten, sich nicht über andere zu erheben, wodurch er die ukrainischen Wähler so für sich einnehmen konnte. Das Leben schreibt oft überraschende Drehbücher. Für die Welt war zunächst die Wahl Selenskyjs zum Präsidenten der Ukraine eine solche Sensation. Aber definitiv alle – vielleicht auch ihn selbst – verblüfft seine Haltung angesichts des russischen Überfalls. Krisenzeiten, schwere Zeiten, offenbaren an den Menschen Eigenschaften, die das Umfeld zuvor nicht wahrgenommen hat, ja, die sie selbst nicht an sich kannten. Genau das geschah mit Selenskyj. Nach dem Angriff Russlands wurden der Ukraine nur wenige Tage gegeben. Doch unter der Führung Selenskyjs ist das Land nicht nur dazu in der Lage, sich viel...


Wojciech Rogacin, Journalist, befasst sich überwiegend mit den Ländern der ehemaligen UdSSR, den USA und dem Nahen Osten. Während des Irakkriegs 2003–2004 war er Korrespondent von "Newsweek". Er ist Mitbegründer und Chefredakteur der Tageszeitung "Polska Times" und war lange für die Zusammenarbeit mit der britischen The Times zuständig. Darüber hinaus hat er die Presseagentur Polska Press mitgegründet, lehrt an der Universität SWPS in Warschau Journalistik und ist Co-Autor des Buches "Korespondenci.pl" (Korrespondenten.pl) über polnische Kriegsreporter.


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