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Rick Furien in Ferien

Ein Lesbos-Abenteuer

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ISBN: 978-3-89656-649-2
Verlag: Querverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Drei Wienerinnen machen Urlaub in Skala Eressos auf der Insel Lesbos, dem lesbischen Ferienparadies. Heiße 'Wet Pussy Pool Partys', abenteuerlustige Engländerinnen, ruhige Stunden am Strand - es hätte ein wunderbarer Lesbos-Aufenthalt für Klara, Livia und Gini werden können. Doch dann überschattet eine Reihe brutaler Überfälle die heitere Urlaubsstimmung. Auf offener Straße werden einheimische Männer von einer 'weißen Gestalt' angegriffen und mit dem griechischen Buchstaben Sigma gebrandmarkt. Die drei Frauen gehen, ebenso wie Yakis, der Ermittler aus Athen, der Sache auf den Grund. Dabei stoßen sie auf die intriganten Machenschaften des Bürgermeisters Theofilos, der es als seine persönliche Vendetta ansieht, Skala Eressos von 'den Weibern zu säubern'. Aber er hat nicht mit den drei Wienerinnen gerechnet! Ein spannender Showdown ist vorprogrammiert!

Karin Rick, geboren 1955 in Wien, Schriftstellerin und Übersetzerin. 5 Jahre Lehrauftrag an der Universität Nancy; Konzept und Organisation mehrerer feministischer Symposien zu den Themen weibliche Ästhetik, Sexualität, Pornografie, Selbstmanagement von Künstlerinnen; Französische Literaturtage im Wiener Schauspielhaus; Kulturberatung für die Stadt Wien.
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Kapitel 1
Benommen von Schlafmangel und der stehenden Hitze auf dem Rollfeld folgt Klara den anderen Passagieren in die Ankunftshalle des Mitilini Airport. Ein einziges Förderband läuft. Koffer, Reisetaschen und hastig zugeschnürte Pakete von mindestens drei Flugzeugen rattern in halsbrecherischem Tempo an ihr vorbei. Zwischen Klara und dem Band eine fest zusammengeballte Menge griechischer Familien. Neben ihr steht die Germanistikstudentin aus dem Flugzeug, Livia Singer, die sich ausgesucht höflich mit ihr unterhalten hat. Auch sie kommt nicht an ihre Habseligkeiten heran. Die beiden Frauen schauen sich an und verdrehen genervt die Augen. Es scheint aussichtslos zu sein, bis zum Band vorzudringen, an nassgeschwitzten Hemden fettleibiger Männer vorbei. Beim Anblick ihrer nun schon zum dritten Mal vorübergleitenden Tasche wird Klara ungehalten, lässt die Ellenbogen spielen und springt auf das Band. Sie ringt um ihr Gleichgewicht, packt die Tasche und macht todesmutig einen Satz zurück in die Menge, die angesichts des auf sie zugeflogen kommenden Gepäckstückes samt Besitzerin zurückweicht. Geschrei und Fluchen folgen, als Klara etwas weiter entfernt von Livia landet. Ein Mann packt sie wütend am Arm und brüllt ihr ins Ohr. Klara schreit zurück und versucht, sich loszureißen, er aber hält sie weiterhin umklammert, während sie ihre Schritte aus der Menge heraus beschleunigt. Sein graues, von Falten zersägtes Gesicht mit den Zahnruinen kommt immer näher. In Klara braut sich diffuse Angst zusammen, sie verdreht das Handgelenk, um sich aus seinem Griff zu befreien. Gleich werden beide gegen eine Säule prallen, da wird Klara plötzlich von einem metallenen Strahl geblendet, der vom Glasdach der Halle zu kommen scheint. Reflexartig schließt sie die Augen. Der Mann stolpert nach vorne, lässt ihren Arm los und fällt der Länge nach hin. Mit einem Schmerzensschrei fasst er sich im Fallen an die Stirn, und alle Leute drehen sich zu ihnen um. Da liegt er zu ihren Füßen und wimmert, und Klara hat nicht einmal Zeit zu schauen, was passiert ist. Zwei Männer stürzen auf ihn zu, knien sich hin, andere wollen ebenfalls helfen oder einfach nur schauen. Klara wird weggeschoben und gestoßen, der Abstand zwischen ihr und dem Mann am Boden wird größer, und bald nimmt sie nur eine Traube teils kniender und teils gebückt gaffender Menschen wahr. Sie ist vor Schreck willenlos und starrt auf das Bild vor sich. Jetzt bemühen sich zwei der Anwesenden, den Verletzten zu stützen und aufzuheben. Sie hört ihn wimmern und kann gerade noch seine blutende Stirn erkennen. „O mein Gott!“, stöhnt sie und sieht zu ihrer Erleichterung Livia auf sich zukommen. „Was ist da bloß passiert?“ „Ich weiß auch nicht“, sagt Livia mit ängstlicher Stimme. „Möchten Sie sich nicht lieber kurz hinsetzen? Sie sind ganz weiß.“ Klara lässt sich auf einen der Plastikstühle fallen. „Haben Sie das gesehen? Der ist gestolpert, und ich habe Schuld.“ „Ich habe absolut nichts gesehen. Nur einen Schrei gehört, und wie alle zu Ihnen gerannt sind.“ „Irgendetwas hat mich geblendet, und ihn auch, sonst hätte er mich nicht losgelassen. Jemand hat ihm vielleicht ein Bein gestellt. Aber warum blutet er so?“ Livia schaut sie ratlos an, anstatt zu antworten. Aus dem Augenwinkel sieht Klara Sanitäter mit einer Bahre kommen, niemand beachtet sie und Livia. „Vielleicht hat er sich an einer Kofferkante aufgeritzt? Machen Sie sich keine Sorgen“, versucht Livia, sie zu beschwichtigen. „Ich muss wissen, was er hat“, sagt Klara. „Könnten Sie bitte auf meine Tasche aufpassen?“ Dann geht sie den Sanitätern nach. Sie kommt aber nicht weit; zwei Beamte halten die Menge von dem Verunglückten fern, winken sie weiter. Beunruhigt kehrt sie zu Livia zurück. „Ich kann nichts erkennen, und das Komische ist, dass sie nicht an mir interessiert sind. Niemand fragt mich, ob ich etwas gesehen habe. Als ob ich nicht existieren würde. Oder als ob sie mit so etwas gerechnet hätten und es jetzt so schnell wie möglich vertuschen wollten.“ „Na, seien Sie doch froh“, sagt Livia jetzt. „Sonst hätten Sie vielleicht Scherereien. Gehen wir jetzt lieber.“ Sie schultert ihren Rucksack und zieht die Ärmel ihres Sweatshirts hinunter, als ob sie frösteln würde. Gemeinsam gehen sie in Richtung Ausgang. Klara beobachtet ihre Begleitung bewundernd von der Seite. Livia ist klein, zart, aber kompakt, durchscheinend weiße Haut. In ihrem Gesicht ist außer Lethargie auch Wachsamkeit zu lesen. So, als wäre sie altersbedingt zwar weltoffen, aber zu weise, um noch überrascht zu werden. Jetzt lächelt sie Klara unsicher an. „Viel seltsamer finde ich allerdings“, meint sie jetzt, „dass es auf diesem Flughafen offenbar eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt.“ Klara schaut verständnislos. „Was heißt das denn?“ „Na, da gibt es einerseits die Familien. Die gehen durch den Ausgang EU-Bürger, wie wir es eigentlich gewohnt sind. Und da sind dann noch die alleinreisenden Frauen, und die werden von den Beamten zu einer anderen Tür geschleust.“ „Was erzählen Sie da?“ „Das habe ich eben beobachtet.“ „Blödsinn, das bilden Sie sich nur ein.“ „Na gut“, sagt sie. „Sie werden schon sehen.“ Sie folgt Klara zu der Ausgangstür, über der das Schild EU-Citizens prangt. Neben der Tür ist ein Grenzbeamter postiert. Zwei Familien mit Kindern sind eben durchgegangen. Der Beamte lässt die beiden Frauen auf ein paar Meter herankommen, dann versperrt er ihnen den Weg. Klara deutet erstaunt auf das Schild hinter ihm, er weist aber auf eine Tür in der Ecke und bleibt breitbeinig stehen. „Sind Sie auch beim Verlassen der Maschine fotografiert worden?“, fragt Livia. „Da waren ein paar Beamte, die am Rollfeld fotografiert haben, aber muss das auf mich gemünzt gewesen sein?“ „Nicht nur auf Sie. Auf uns, würde ich sagen.“ Die Tür, die Klara öffnet, trägt keine Beschilderung. Fast zur selben Zeit wie Klara und Livia kommt Yakis Kokounos auf Lesbos an, Ermittler aus Athen. Er hat gerade seine Reisetasche geschultert und wendet sich in Richtung Ausgang, als der Verletzte auf eine Bahre gelegt und zum Krankenwagen gebracht wird. Neugierig nähert er sich. Ein Beamter der Flughafenpolizei versperrt ihm den Weg. Yakis lässt sich jedoch nicht einschüchtern. „Was ist hier los?“, fragt er. „Ein Mann ist verletzt worden.“ „Wo und wie?“ „Sind Sie ein Verwandter? Wenn nicht, überlassen Sie das den Behörden.“ „Ich bin selber von der Behörde“, sagt Yakis bescheiden und zeigt seinen Dienstausweis. „Sicherheitsbüro Athen. Aha. Na gut, aber für den Vorfall hier ist Mitilini zuständig“, meint der Beamte, wird aber zugänglicher und erzählt ihm, was vorgefallen ist. „Könnte ich mit dem Arzt sprechen? Ich meine, es ist pure Neugier, ich weiß …“ „Ach, machen Sie nur. Mir ist das egal.“ Der Beamte lässt Yakis durch. Es handle sich um eine tiefe Fleischwunde mit ausgefransten Rändern, erzählt der Bereitschaftsarzt. Außerdem Verdacht auf Nasenbeinbruch und Gehirnerschütterung. Der Verletzte sei ein Gemüsehändler aus Mitilini, der von einem Wochenendausflug in Athen zurückgekommen ist. Es ist noch nicht klar, ob er sich im Fallen verletzt habe oder angegriffen worden sei. „Er behauptet, er habe einen scharfen Gegenstand ins Gesicht geknallt bekommen“, sagt der Arzt, der eben seine Instrumente wegpackt. „Er könnte aber auch bloß hingefallen sein.“ „Bloß hingefallen? Mit einer solchen Wunde?“, fragt Yakis. „Na ja, vielleicht hat er die Kante des Förderbandes gestreift, die ist an manchen Stellen messerscharf.“ Yakis schaut reglos und gedankenverloren zu, wie die Türen des Rettungswagens geschlossen werden, und wundert sich über den Automatismus, mit dem hier alles vor sich geht. Da gibt es einen Verletzten, die Ursache des Unfalls ist nicht geklärt, und die Polizei lässt lediglich die Rettung kommen und entsorgt ihn, als handelte es sich um einen Sport- oder einen Verkehrsunfall. Wa­rum kommt niemand auf die Idee, das Gelände abzuriegeln? Die Reisenden zu durchsuchen? Nach einer Waffe zum Beispiel. Nach Blutspuren an der Kleidung. Oder ist er nach zwanzig Jahren bei der Polizei so berufsgeschädigt, dass er solche Maßnahmen auch bei kleinen Zwischenfällen für notwendig erachtet? Nun gut, es geht ihn wirklich nichts an. Er ist ja wegen eines explodierten Sprengsatzes in Skala Eressos auf Lesbos. Dennoch beunruhigt ihn, dass seine Ankunft von einem mysteriösen Zwischenfall begleitet wird. Er geht zum Förderband zurück und fährt mit den Fingern sachte über die Metallkanten des Rahmens. Reichlich stumpf. Dafür sieht er verwischte Blutflecken am Boden, zu weit weg vom Band, um damit in Verbindung gebracht zu werden. Stimmenlärm schlägt Klara und Livia entgegen. In einem engen Raum befinden sich an die sechzig Frauen, mehrere Gesichter kennt Klara vom Flugzeug. In Aufruhr reden sie in verschiedenen Sprachen auf eine uniformierte Beamtin ein. Diese steht ungerührt da und wiederholt immer wieder dieselben Sätze in gebrochenem Englisch, ohne einer der Anwesenden in die Augen zu schauen. „Regen Sie sich nicht auf. Das ist nur zu Ihrer Sicherheit. Es hat Überfälle gegeben“, sagt sie. „Wir wollen Sie nur jederzeit erreichen können.“ Die Menge verdichtet sich vor einem...


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